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Drüben am Waldesrand wiehern zwei Rappen –
scharrende Hufe im wolligen Moos,
raschelnde Blätter um nervige Beine,
Köpfe gemeißelt, die Glanzaugen groß,
zerren sie unwirsch die knirschende Leine,
tauchen die Nüstern in sinkende Sonne,
knabbern die Rinde und schnauben vor Wonne,
harren des Herrn gleich verzauberten Knappen –
... Ganz so, wie einst ...
Wir ritten zu Zweien,
Du nur und ich – ritten zwei Rappen.
Spätsommer war's. Auf den Birkenreihen
lag des Tages entschlummernde Süße,
machte uns schweigsam, entlockte uns Rufe
hellen Entzückens. Wir trieben im Strome
zeitlosen Glückes. – Der Wald ward zum Dome.
Moosmatten warfen sich weich vor die Füße
Teppiche tranken die Stimme der Hufe,
Laubwolken trugen der Schwebenden Flug.
Hin und wieder ein freudiges Schnauben,
Lederknirschen, ein fliehendes Wild,
ein raschelnder Busch, ein Vogelzug,
ein äugendes Reh, wie ein lebendes Bild
in seiner eigenen Anmut gefangen –
sonst rings kein Laut –, nur die Herzen sangen.
Blaugolden der Himmel, die Sonne im Neigen,
schwarzgoldene Bogen von schattenden Zweigen,
dazwischen ein Blitzen, – und wieder zerflossen
die Wipfel zusammen, und rauschend schlossen
sich droben die Siegestore des Walds ... –
– Könige reiten so durch die Zeiten. – – –
– Ich träumte Dein Bild, Du träumtest das meine.
Aus schillerndem Schwarz wuchs sonnwärts Dein Leib,
schlank, biegsam, gemeißelt,
rank, rassig, gestrafft,
Dein Rappe darunter gemeisterte Kraft.
Verschmolzen im goldenen Abendscheine
das herrlichste Tier und das göttlichste Weib.
Dein Reiten war Schweben, Dein Schweben war Tanzen.
Du selber, Gebieterin jedes Tritts
der Pferdebeine, im Herrensitz.
Dein Reiten war Tanzen, Dein Tanzen war Lust –
Der Rappe, des tanzenden Spieles bewußt,
entzog sich Dir fliehend
und bog sich Dir glühend
von neuem entgegen in zärtlichem Ruck.
Du warfst Dich im Bügel
und gabst ihm die Zügel,
Dein Schoß hob und schloß sich mit schmiegendem Druck.
Kein törichter Schwätzer, der täppisch uns störte,
kein Lauscher, der unsre Gedanken hörte,
beredter als Worte der schimmernde Blick –
Die Jugend im Blute, die Sehnsucht im Schweigen,
die Antwort errötend im Stirneneigen –
so reitet kein König, so reitet – das Glück!
Jäh scheute Dein Rappe, – ein Zweig fiel zur Erde,
da gabst Du die Zügel dem schnaubenden Pferde,
und jauchztest vor Jugend und Übermut.
»Leb wohl!« riefst Du neckend,
und jubelnd Dich streckend
warfst Du eine Kußhand mit lautem »Juchu!«
Hei, war das ein Jagen!
Die Waldsträucher lagen
erschreckt in den Gräben und lachten uns zu.
Die Waldwipfel schossen vor Staunen zusammen,
die Baumkronen standen in rosigen Flammen,
der Moosteppich rollte wild fluchend sich auf –
Die Waldstraße warf sich uns flehend entgegen,
von seitwärts lief endlos das Waldvolk von Wegen,
die Wegweiser reckten die mageren Arme
und winkten uns drohend, wie tote Gendarme,
voll mürrischer, neidischer, machtloser Wut –
So reitet kein König, so reitet – das Blut!
– Wir jagten dahin, wie ein rasendes Heer,
wir fingen die stürmenden Sinne nicht mehr,
ich sah nur Dein Bild, das mir lachend entfloh,
wie Walküren reiten im Hojotohoh,
die Haare gelöst, wie ein Mantel im Wind,
die Lippen geöffnet, die Glücksaugen blind –
– so griff ich die Zügel mit meisternder Hand,
so fing ich den Rappen wie lodernden Brand,
ein Ruck noch, ein Bäumen und taumelnd vor Lust,
sankst mit Deinem Jauchzen Du mir an die Brust –
»Du Wilde!« – »Du Starker!« – Ein Kuß –
»und mein Lohn?!«
– da bogst Du den Nacken mit schluchzendem Ton,
die Schläfen umloht von gewährender Scham,
sahst Du mir ins Auge: »komm, Liebster!«
– ich nahm
die Zügel und schlang sie zum Knoten am Baum
und trug Dich hinein in den dämmernden Traum – –
– – – Und wiegende Waldwipfel küßten das Wort,
und sonnige Waldwinde trugen es fort,
das Wort, dem kein zweites an Seligkeit gleich,
das süßeste Wort, das an Liebe so reich,
wie ein Treuschwur so stark, wie ein Segen so fromm,
dies eine, verhauchende, dürstende: »komm!« –