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Ein bitteres Heilmittel.

Hartmann war eigentlich sein rechter Name, aber niemand aus dem Volke nannte ihn so, wenn man in seiner Abwesenheit von ihm zu reden hatte. Haarwichser war dafür sein allgemein bekannter Spitzname, weil er von seiner Militärzeit her nach dem Muster eines seiner Vorgesetzten die Gewohnheit angenommen hatte, an den Feiertagen nicht bloß den Schnurrbart zu einer langen Spitze mit Bartwichse auszuzwirbeln, sondern auch mit Pomade die Scheitelhaare so zu behandeln, daß sie glatt anlagen wie frischgeflochtenes Mädchenhaar. Dieser Brauch mißfiel aber allgemein an dem sonst so kräftigen und munteren Burschen und ward darum Anlaß zu dem Spottnamen, der in aller Mund überging.

Seine Militärpflicht leistete er ab bei den Kürassieren in der Kreishauptstadt, wo neben dem Reiterregimente auch noch Infanterie lag und zwischen diesen beiden Truppengattungen gab es ständig überlieferte Rivalität. Jede Truppe hielt sich für die bessere und wertvollere, hatte deshalb für die andere nur verächtliche Beinamen und Bezeichnungen und wenn sie sich je einmal in gewissen Gasthäusern trafen, so durfte man sicher sein, daß es zu mehr oder minder ernsten Reibereien kam, bis die eine Truppengattung freiwillig oder gezwungen das Feld räumte. Um solch unliebsamen Vorkommnissen möglichst zu steuern, waren ja wohl durch die Oberbehörde die gewöhnlichen Wirtshäuser nur für den Besuch der einen oder der andern Truppengattung bestimmt worden, aber wenn eben gewisse Elemente sich nach einer kleinen Abwechslung sehnten, weil der Übermut sie zu arg plagte, oder auch der Alkoholteufel ihre Geister schon zu sehr beeinflußte, so war gerade diese Scheidung der Gasthäuser ein sicherer Wegweiser, um den Gegner leichter zu finden. Zu diesen streitlustigen Gesellen gehörte nun auch unser Haarwichser bald, nachdem er die straffere Zucht des Rekrutenlebens hinter sich hatte und die Folge davon war, daß seine Führungsliste trotz aller Tüchtigkeit in rein militärischen Dingen immer ungünstiger sich gestaltete durch die vielen Strafen, welche er sich zuzog, weil er der Anschauung lebte, ein Sonntagsvergnügen wäre nicht ganz ausgekostet, wenn es nicht mit einer kleineren oder größeren Hatz endete.

Gegen das Ende seiner Dienstzeit kam der Krieg mit den Franzosen von Anno 70 und freudig zog er mit ins Feindesland. Man hätte nun meinen sollen, der harte Kriegsdienst mit seinen Mühen und Strapazen aller Art würde ihn mürbe machen und seine Kampfesgier hätte Genüge gefunden in den vielen kleineren und größeren Reitergefechten, wo er nach Kräften dareinschlagen durfte und mußte; doch mit nichten – seine alte Untugend durchbrach auch da noch so manches Mal die strenge Manneszucht und er holte sich dafür nur um so schwerere Strafe. Dies entsprang aber vornehmlich zwei ganz verschiedenen Ursachen. Einmal war er ein echter Altbayer, der die Kraft des Weines nicht so recht kannte und sie deshalb unterschätzte. Wenn ihm nach heißen Mühen die Gelegenheit ward, sich einige Flaschen des roten Traubenblutes zu verschaffen, so trank er davon, wie er es daheim am Maßkrug schäumenden Bieres gelernt hatte und prickelten dann die Weingeister durch seine Glieder und krabbelten hinauf bis unters Schädeldach, dann war es für ihn schier unmöglich, sich stille zu verhalten; alles in ihm gärte und drängte nach Lösung und Befreiung durch Kraftentfaltung und zu solchen Stunden wäre es ihm ein leichtes gewesen, mit fünf und sechs Feinden anzubinden und seiner Arme Kraft zu messen. Da durfte dann nur noch die zweite Ursache dazu kommen, die ihm verhaßten Laute Berliner Sprechweise, dann war es um seine Selbstbeherrschung gefehlt; unbekümmert um alle Folgen suchte er Gelegenheit, sein Mütchen zu kühlen, indem er solang stichelte und reizte, bis die Geduld des andern zur Neige ging und ebenfalls mit scharfen Worten entgegnete. Dann schnallte er den langen Reitersäbel ab, um die Füße davor freizuhalten und stellte sich mit der dem »Preußen« wohl unverständlichen Frage: »Hat dir ebba ebba ebbs ton?« kampfbereit ihm gegenüber und da sich der Gegner zumeist nicht als feige erweisen wollte, gab es ein kleines Handgemenge inmitten des vom Großkampfe ruhenden Lagerlebens.

Zur seelischen Begründung dieser zweiten Streitursache muß man bedenken, daß die Zuneigung der Bauern gegen die »Preußen« 1870 eben noch nicht sonderlich groß war. Der Krieg von 1866 war noch in zu frischer Erinnerung und gerade die Soldaten, welche in demselben gekämpft hatten, waren mit seinem für Bayern ungünstigen Ausgange so ganz und gar unzufrieden. Keiner wollte glauben, daß nur der Vorteil der Zündnadelgewehre gegenüber unsern alten Vorderladern die Entscheidung gebracht hatte, weil sie in den wenigen Gefechten fast gar nicht dazu gekommen waren, die schweren Gewehrkolben als Handwaffe zu gebrauchen und so schwirrten denn allerlei Gerüchte von Verrat und ähnlichen Dingen in Heer und Land herum und hatten nur die eine sichere Folge, daß die Sieger von 1866 gehaßt waren und ihr Name selten anders genannt wurde als mit Beifügung einer nicht ehrenden Zugabe. So war es nicht zu verwundern, daß unsere Soldaten 1870 anfangs mit gemischten Gefühlen an der Seite der Preußen fochten und erst als Sieg auf Sieg gemeinsam errungen wurde, schwand diese Abneigung mehr, aber ganz wollte sie noch lange Jahre nicht untergehen, weil das Naturell der beiden Volksstämme und besonders das Gebaren einzelner Vertreter derselben in etwas gar grellem Kontraste sich gegenüberstand.

Da war es nun in den schweren Tagen um Metz, daß unser Hartmann mit zwei Dutzend Kameraden unter Führung ihres Leutnants auszogen zu einer wichtigen Erkundung über die neue Stellung des Feindes. Nach langem vergeblichen Suchen erspähten sie endlich eine feindliche Reitertruppe am Saume eines Wäldchens. Diese mochte ihnen wohl etwas an Zahl überlegen sein, aber das machte ihr Herz hinter dem eisernen Harnisch nicht bange, im Gegenteil, sie freuten sich, einen Gegner vorzufinden, mit dem es ordentlich der Mühe wert schien, die Klingen zu kreuzen und mit frohem Kampfesrufe stürmten sie an. Ihr Wagemut hatte sie jedoch in eine schlimme Falle gelockt. Hinter dem Wäldchen standen nämlich weitere Feinde und der Kampfeslärm rief auch diese herbei, so daß unsere Bayern einer weit überlegenen Zahl gegenüberstanden. Wenn sie sich auch wütend wie gereizte Löwen wehrten, einer nach dem andern sank von ihnen zur Erde und zuletzt kämpften ihrer nur mehr fünfe, die sich schützend um ihren Führer geschart hatten, weil auch ihm ein Säbelhieb den Arm verletzt hatte und die kleine Heldenschar wäre wohl auch bald sicher unterlegen, wenn ihnen nicht unerwartet Hilfe durch preußische Kameraden geworden wäre; die Brust ging ja bereits schwer unter dem lastenden Küraß und die Arme waren müde von dem vielen Dreinschlagen, so daß die Hiebe nicht mehr ganz kräftig niederfielen. Doch als von der Seite her deutscher Schwerter Klang unter reichem Hurra einsetzte, da rafften sie noch einmal die letzte Kraft zusammen und hieben ein auf die durch den neuen Angriff verwirrten Franzosen, so daß sie bald von der feindlichen Umklammerung frei waren. Die weitere Verfolgung des Feindes mußten sie allerdings den Preußen überlassen; sie selbst hatten ja redlich das ihre geleistet, aber ihre Kraft war auch erschöpft. So lenkten sie denn schweigend und trübgestimmt über den Verlust so vieler lieber Kampfgenossen ihre müden Rößlein der Lagerstätte zu, von der sie so frohgemut ausgezogen waren und als nur mehr das kleine Häuflein zurückkehrte, erkannten wohl alle Regimentskameraden, daß sie einen schweren Strauß würden ausgefochten haben; hatte doch selbst der Oberst schon wegen des langen Verweilens um die mutige Schar gebangt und kam ihnen entgegen. Als nun ihr Führer entsprechenden Rapport erstattet hatte, da hielt der Oberst mit seinem offenen Lobe für die Tapferkeit der Fünfe nicht zurück und diese Anerkennung straffte ihre müden Glieder und brachte ein frohes Leuchten in ihre Augen. Während nun die übrigen vier abtreten durften, mußte unser Hartmann allein noch bleiben; das machte ihn stutzig, da er sich für die letzte Zeit keiner Untat bewußt war und sein Ahnen, daß etwas Unangenehmes seiner harrte, täuschte ihn nicht, denn wenn der Oberst auch unter dem Eindrucke der gemeldeten Waffentat nicht wie der Gebietende zum Untergebenen sprach, sondern vielmehr in der Art des mahnenden Vaters zum Sohne, so traf ihn dennoch die Strafpredigt bis ins Mark. »Hartmann,« sprach nämlich der Oberst, »Sie haben gerade gehört, wie ich Sie und Ihre Kameraden wegen der bewiesenen, heldenmütigen Tapferkeit gelobt habe und nach dem Berichte Ihres Leutnants waren gerade Sie der Beste von allen, aber dennoch kann ich Sie nicht wie Ihre Kameraden für die Tapferkeitsmedaille in Vorschlag bringen, weil Ihre Strafliste viel zu groß ist. Wenn der König einen seiner Soldaten vor aller Welt ehrt wegen seines ausgezeichneten Verhaltens vor dem Feinde, so muß er verlangen, daß dieser auch sonst sich so führt, daß er dieser Ehre wert erscheint. Lassen Sie also Ihre Raufhändel bleiben und dann gebe ich Ihnen die Versicherung, bei der nächsten Gelegenheit, die Ihnen ihr bekannter Wagemut gewiß bringen wird, sollen auch Sie das Ehrenzeichen erhalten und in Ehren tragen können. Das möchte ich Ihnen mit allem Ernste ans Herz legen, folgen Sie meinem Rate und dann Glück auf tapferer Reitersmann!« Damit ließ er diesen wie einen begossenen Pudel abziehen, sein Blick suchte beschämt den Erdboden, aber in seinem Gemüte wühlte und bohrte es, daß er Mühe hatte, den Tränen zu wehren. Damit führte er sein Streitroß zur Futterstelle, versorgte es treulich mit allem, was er ihm bieten konnte, auf daß dieses wenigstens von ihm belohnt sein sollte für die Mühe und Schwere des überstandenen Kampfes; dann aber suchte er sich ein einsames Plätzchen; Hunger und Durst waren vergessen und er konnte jetzt nicht seine Kameraden sehen und nicht reden hören von der Tat, sein Herz war wund von tiefstem Schmerze. In dieser leidvollen Stunde legte er sich vor seinem eigenen Gewissen zum erstenmal Rechenschaft ab über sein bisheriges Tun und Treiben; seine Raufhändel und die dadurch erwirkten Strafen hatten ihn bisher nicht sonderlich berührt, war die Strafe überstanden, so war sie auch bald wieder vergessen, er blieb der schneidige Kerl wie vorher. Nun aber fing er zu rechnen an und wenn er auch nicht mehr genau alles nachzählen konnte, das war ihm bald klar, daß sein Oberst recht gehabt hatte, wenn er von einer langen Liste schwerer Strafen gesprochen. Damit brach sich aber auch eine bessere Erkenntnis Bahn und der gute Kern in seinem innersten Wesen gewann den Sieg über seine Leidenschaft und schließlich bekräftigte er mit einem kernigen Altbayernfluche sich selbst seinen Vorsatz. »Es muß gehen, wenn auch tausend Teufel mich verleiten wollen; die Medaille, welche ich jetzt so schön gekriegt hätte, muß ich noch erhalten, das läßt sich der Hartmann nicht zweimal sagen.« Damit hatte er seinen Gleichmut wieder erlangt oder vielmehr sein Leben hatte ein höheres Ziel gefunden als die bloße Betätigung roher Kraft im Kampfe mit einzelnen oder vielen und sein Herz brannte nach der Gelegenheit, sich so auszuzeichnen, daß man ihm seine volle Ehre wieder geben könnte und es bestätigen müßte durch die öffentliche Verleihung der Tapferkeitsmedaille. Dieses ernste Streben machte ihm das Niederringen der alten Rauflust nicht einmal gar so schwer, als er gefürchtet hatte. Anstrengende Aufgaben erforderten ohnehin großen Kraftaufwand, die böse Macht der Weingeister hatte er übel genug erfahren und war dadurch vorsichtiger geworden und Berliner Laute reizten ihn auch nicht mehr so stark zum Widerspruche seit jener Stunde, da preußische Kameraden als höchst willkommene Helfer und Retter in schwerer Not erschienen waren. So vergingen über zwei Monate zu eigener Befriedigung wie zur Genugtuung seines Vorgesetzten, der ihn still und unauffällig stets im Auge behielt, ohne daß sich Hartmann auch nur das geringste zuschulden kommen ließ, ja sogar in allem ein musterhafter Reitersmann genannt werden konnte.

Nach dieser Zeit war auch sein früherer Leutnant wieder heil zurückgekehrt und hatte als Rittmeister die Führung der Eskadron übernommen. Das einst gemeinsam überstandene Fährnis hatte zwischen dem Offiziere und dem Soldaten ein festeres Band geschmiedet; der eine hatte sich neuerdings gelobt, dem geliebten Vorgesetzten nur Ehre zu machen und ihm, wenn es darauf ankäme, bis zum letzten Atemzuge beizustehen, der andere wußte, daß er in Hartmann einen der mutigsten Kerle unter sich hatte, auf den man auch in der schwierigsten Lage fest und sicher bauen konnte bis zur Drangabe des Lebens.

Bald ergab sich auch die heißersehnte Gelegenheit, sich neuerdings auszuzeichnen und zwar so sehr, daß sein Verlangen nach der Tapferkeitsmedaille noch übertroffen ward. Zwei größere Heeresabteilungen standen sich wieder in blutigem Ringen gegenüber, das Kürassierregiment stand weit vorgeschoben in der Flanke, bereit jeden Augenblick eingreifen zu können. Während nun allgemein die Blicke dem Gange des Gefechtes folgten, überschaute sich unser Hartmann auch einmal das übrige Gelände ringsum und sein adlerscharfes Auge entdeckte weit drüben auf einer Hügelkette, wo nach Lage der Schlachtlinie weder Feind noch Freund stehen sollte, verdächtig auftauchende und rasch wieder verschwindende Reitergestalten. Sofort teilte er dem Rittmeister, der neben ihm hielt, seine Beobachtung mit und als dieser durch das Fernglas die Sachlage bestätigt fand, ließ er die Meldung sogleich an den Regimentsstab weitergehen. Dort erschien die Mitteilung wichtig genug, daß sofort der Befehl zurückging, durch einen Aufklärungsritt Näheres zu erforschen. Hartmann wurde mit zwei Kameraden damit betraut und in möglichster Eile ging es vorsichtig dem hügeligen Ziele zu, wo er dann allein weiterschlich, bis er von der Höhe aus das jenseitige Tal übersehen und feststellen konnte, daß eine feindliche Abteilung von Artillerie unter starker Reiterbedeckung einen Umgehungsversuch anstrebte. Diese wichtige Entdeckung mußte selbstverständlich in möglichster Eile an das Hauptkommando weitergegeben werden und wieder bot sich Hartmann freiwillig an, die Meldung allein überbringen zu dürfen und trotz aller Gefahren der tobenden Schlacht brachte er es schnell und glücklich fertig. Dort blieb ihm nur soviel Zeit, um sein vom harten Ritte dampfendes Rößlein etwas verschnaufen zu lassen, als er bereits wieder den Auftrag erhielt, in Eile den neuen Befehl an sein Regiment und zwei andere, die an seinem Wege stehen sollten, zurückzubringen; damit ward aber der Heimritt noch gefährlicher als der Herritt, doch sein kühnes Reiterherz zagte nicht im geringsten. »In Gottes Namen, trab trab Rößlein,« sprach er beim Aufsitzen, »mögen die Kugeln uns umpfeifen, unser Herrgott wird uns schützen, es gilt einer wichtigen Aufgabe.« Der überbrachte Befehl aber führte diese Regimenter in den Rücken der feindlichen Truppe, während andere von vorne angriffen und dank der Schnelligkeit, mit der sich die Meldungen abgewickelt hatten, gelang es, die feindliche Artillerie noch vor der Aufstellung zu überraschen und nach kurzem, hartem Kampfe ward dieser Teil besiegt und gefangen. Damit war der ganze Schlachtenplan des Feindes vernichtet und auch das Hauptheer konnte sich nicht mehr halten, es mußte weichen und siegreich drängten deutsche Reiter noch weit nach, bis sie sich endlich die verdiente Ruhe gönnen durften. Noch an demselben Abende suchte der Rittmeister unsern Helden auf und in der Vollfreude des glücklichen Sieges sprach er kameradschaftlich zu ihm: »Hartmann! zu diesem Siege hast du ein gut Teil beigetragen, es war ein heißer Tag für dich, aber ich gratuliere dir, das muß vergolten werden.« Das war ein Wort aus liebem Munde, welches wohl tat bis ins Herz hinein und auch die Müdigkeit nach des Tages Last fast vergessen ließ und als gar am nächsten Morgen, wie das Regiment marschbereit aufgestellt war, der Oberst selbst daherkam und der Befehl erging: »Gefreiter Hartmann vor!«, da wußte er nicht recht mehr, wie ihm geschah. Er war doch nur einfacher Soldat und sogar einer, der manche Straftat hinter sich hatte, aber es konnte niemand anderer gemeint sein als er und so folgte er vorschriftsmäßig der Anordnung und vernahm nun aus demselben Munde, der ihm einst so weh hatte tun müssen, frohe, beglückende Kunde: »Hartmann,« hörte er in seine sich überstürzenden Gedanken hinein, »Sie haben gestern wahrhaft Großes geleistet, das soll Ihnen gedankt sein. Sie sind hiermit zum Gefreiten ernannt und außerdem werde ich Sie für die Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuze vorschlagen, das Sie redlich verdient haben. Weiter, Kamerad, auf diesem Wege und alles frühere soll vergessen sein!« Da reckte sich die ganze Gestalt auf seinem Rößlein auf, gleich als wollte er direkt in den Himmel hineinreiten, sein Auge blitzte in leuchtendem Glanze und seine Rechte zuckte, als ob sie sich zum Schwur erheben möchte für den letzten Satz des Vorgesetzten. Das einfache, militärische: »Zu Befehl, Herr Oberst!« erschien ihm fast nichtssagend für sein frohjauchzendes Herz, am liebsten hätte er nichtmilitärisch seinen Helm hochgeschwungen und einen Juhschrei getan, den das ganze Regiment hätte hören müssen. Und heilig hielt er fortan noch mehr sein Versprechen, so daß er bald weiter zum Unteroffizier befördert wurde.

Aber auch dann noch, als er nach dem Friedensschlusse Streitroß und Küraß mit dem Bauerngewande und dem Ochsengespanne seines Vaters vertauscht hatte und nur mehr der aufgedrehte Schnurrbart und der glatte Haarscheitel an seine Militärzeit erinnerte, durfte er nur an das eiserne Kreuzlein denken, das ihm daheim hinter Glas und Rahmen über seinem Bette hing, wenn es ihn wieder einmal im Kreise froher Zechgenossen so recht juckte, auch mitzutun, wenn andere ihre gegenseitige Stärke erprobten, und die Erinnerung daran, was er darum gelitten und was er dafür versprochen, machte ihn wieder zum Sieger über sich selbst und alle derartigen Gelüste. Der Heiltrank, der ihm einst so bitter geschmeckt hatte, war von Segen gewesen und sein Wirken dauerte heilvoll weiter.

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