Adolf Glaßbrenner
Komischer Volkskalender für 1849
Adolf Glaßbrenner

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Juli

Die keusche Sonne küßt ihre Schwester Erde um 3½ Uhr; ihr Auge strahlt Liebe. Nach 8 Uhr abends sieht sie Lieutenants baden, erröthet und versteckt sich in ihr Wolkenbett. Papa Mond ist am 5. voll Sorgen, ob nach dem letzten Viertel der Freiheit (13), ein neu (19) Deutschland sich erheben und am 27. dessen erstes Viertel zu sehen sein wird. Nach den langjährigen, unermüdlichen Forschungen vieler deutschen Gelehrten dürfte es in diesem Monate sehr warm werden. Wenn es, meinen sie, nicht gegen Sitte und historisches Recht wäre, könnte man in Hemdsärmeln spazierengehen. Donnerwetter, einige; vom 19. bis 22. sanfter, weibmilder Regen.

27. Woche.       DENKST DU DARAN, MEIN TAPFERER etc.
S 1. Fünfzig baierische Jünglinge werden von der Königin Lola Montez I. mit der Reitpeitsche zu Rittern geschlagen.
M 2. Ein Fischer fängt in der Havel bei Potsdam einen munter zappelnden Gensd'armen.
D 3. Der Prinz von Preußen besteigt den Thron seiner Väter und seines Sohnes.
M 4. Mehrere Mißverständnisse.
D 5. Mehrere sehr schöne Gegenden.
F 6. Fr. Hecker wird nach St. Helena gebracht.
S 7. Wellingtons letzter Sieg. Victoria zieht in London ein und hebt mit Hülfe von Alberten das Parlament auf.
28. Woche.       STEH' ICH IN FINSTRER MITTERNACHT ETC.
S 8. Sehr viel Kirche. Morgens trübes Wetter, gegen 10 erheitert sich der Thronhimmel.
M 9. Das Berliner Opern- und Schauspielhaus werden zu Casernen eingerichtet. Wrangel wird Intendant, Louis Schneider Dramaturg.
D 10. Der Berliner Kreuzberg wird plötzlich feuerspeiend und schleudert das Monument auf den Hausvoigteiplatz.
M 11. Acht Millionen preußischer Naturforscher unternehmen eine wissenschaftliche Reise nach Amerika.
D 12. Varnhagen v. Ense schifft sich bei Stralau nach St. Helena ein, um die Memoiren Fr. Heckers zu schreiben.
F 13. Die Deutschen erhalten das Recht, sich drei Mann hoch friedlich und ohne Waffen zu versammeln.
S 14. Der Kaiser von Süddeutschland, Rothaan I., wird von einer Rotte Aufrührern todtgeprügelt.
29. Woche.       FORDRE NIEMAND MEIN SCHICKSAL ZU HÖREN.
S 15. Aeußerst viel Kirche. Die Gläubigen setzen sich rechts.
M 16. Excellenz Graf von Hengstenberg, preußischer Cultusminister, heben die Universitäten und Theater auf.
D 17. Der Kölner Dom stürzt sich in den Rhein und ward nicht mehr gesehen.
M 18. Eröffnung des Berliner Hoftheaters im Zeughause. Der Andrang nach Sperrsitzen ist ungeheuer.
D 19. Tzkwang-Strank-Hepsi, der neue Kaiser von China, beehrt Deutschland mit einem Besuche. Sein Karbatschenminister Auu-Wö begleitet ihn.
F 20. Die vereinigten Staaten erobern England.
S 21. Ein deutscher Gelehrter stirbt in seinem 42sten Jahre nach langen Leiden an der Philologie.
30. Woche.       GUTER MOND, DU GEHST SO STILLE!
S 22. Ein Mißvergnügen-Aufregender wird zu Zehn Jahr Ordenstragung verurtheilt.
M 23. Fallissement mehrerer guten Handlungen.
D 24. Der preußische Arbeitsminister, Roth von Schreckenstein, fordert die Stadt Mainz auf, preußisch zu werden.
M 25. Mainz übergiebt sich.
D 26. Der Kaiser von Oestreich zeigt seinen Unterthanen an, daß sich sein Zustand gebessert, und er sich wieder so stark fühle, sie ohne alle Hülfe von Vertretern glücklich zu machen.
F 27. Der Ludwigs-Kanal enthält plötzlich bairisches Bier.
S 28. Dieser Tag wird ohne alle Störung, durchaus langweilig sein.
31. Woche.       ACH, WÄR' ICH DOCH FRÖHLICH SO GERNE!
S 29. Stille Seligkeit in Alexisbad. Mord und Todtschlag in Teplitz.
M 30. Abfall der Niederlande von Limburg.
D 31. Zur Befestigung der Monarchie wird in verschiedenen deutschen Staaten eine freiwillige Anleihe ausgeschrieben. Einnahme 3½ Silbergroschen.

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