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Eh ich weggehe, muß ich Dir noch, mein Liebchen, ein Wort sagen, daß ich Dich liebe und an Dich denke. Donnerstag früh gehe ich weg und küsse Dich und den Kleinen in Gedanken. Hier geht mirs wohl. Lebe wohl und denke mein. Aus dem Karlsbad schreib ich Dir gleich.
Jena, den 2. Juli 1795.
G.
Nachdem ich leidliche und böse Wege zurückgelegt, bin ich glücklich in Karlsbad angekommen. Die ersten Tage waren sehr regnicht, jetzt fängts an besser zu werden. Ich habe angefangen den Brunnen zu trinken und habe viel Bekanntschaft gemacht. Äugelchen setzts auch genug, dabei wünsche ich mir, daß ich Dir die Felsen und Gegenden zeigen könnte. Einige Spaziergänge sind sehr schön. Hier schicke ich euch eine Schachtel getrocknetes Obst. Grüße den Kleinen. Ich freue mich schon, das Haus wieder recht ordentlich zu finden. Lebe wohl und behalte mich lieb.
Karlsbad, den 7. Juli 1795.
G.
Dem Fuhrmann, der Herrn von Oppels Küch und Keller hergebracht hat, gebe ich dieß Blatt an Dich mit. Es ist mir bisher recht wohl gegangen, der Brunnen bekommt mir gut und fegt alles Böse aus; ich hoffe, recht ausgespült zu Dir zu kommen. Die Gesellschaft ist sehr zahlreich und angenehm, es gibt manchen Spaß und Äugelchen die Menge, wobei ich mich immer mehr überzeuge:
Von Osten nach Westen,
Zu Hause am besten.
Ein schöner Taft wird meinen kleinen Schatz erfreuen, sie sind so schön hier, daß einem die Wahl weh thut. Und noch was, das Du gerne hast.
Lebe wohl, grüße und küsse Gusteln. Adieu. Liebe mich, wie ich am Ende aller Dinge nichts Bessers sehe, als Dich zu lieben und mit Dir zu leben.
Hier kommt gleich etwas zum Vorschmack.
Karlsbad, den 15. Juli 1795.
G.
Grüße Meyern.
Nun bin ich vierzehn Tage hier und sehne mich herzlich wieder nach Hause. Die Cur schlägt sehr gut an, obgleich das Wetter ganz abscheulich ist. Ich lebe sehr zerstreut, den ganzen Tag unter Menschen, es werden viel Äugelchen gemacht, die Dir aber keinen Abbruch thun, denn man sieht erst recht, wie sehr man Ursache hat, seinen treuen Hausschatz zu lieben und zu bewahren.
Alle Hoffnung auf Arbeit, und was ich hier vornehmen wollte, muß ich aufgeben und bringe meine Papiere zurück, wie ich sie mitgenommen habe. Dagegen will ich im August in Deiner Nähe desto fleißiger sein. Lebe wohl. Ich freue mich auf Dich, aufs Bübchen und auf unser Haus und Hauswesen, und damit der Brief nicht ganz leer geht, lege ich Dir etwas bei. Adieu, liebe mich.
Karlsbad, den 19. Juli 1795.
Nun fängt, mein liebes Herz, die Sehnsucht nach Dir und dem Kleinen mich wieder an zu beunruhigen, und ich zähle die Tage, nach denen ich euch wiedersehen werde. Das Wasser bekommt mir sehr wohl, und ich hoffe alles hinwegzuspülen, was mich künftigen Winter quälen könnte. Ich habe auch keinen Augenblick hier gehabt, in dem ich die mindeste Unpäßlichkeit gespürt hätte. Die notwendigen Sachen sind hier sehr wohlfeil, am meisten gebe ich aus, weil ich, wegen der Gesellschaft, nicht von Conzerten, Bällen und dergleichen mich ausschließe. Ich sehe viel Menschen, und das macht mir viel Vergnügen. Dafür wollen wir denn auch wieder recht allein sein. Der Taffent ist gekauft, ich hoffe, er soll Dir gefallen. Die Äugelchen nehmen sehr ab, denn es kann von beiden Seiten kein Ernst werden. Behalte mich nur recht ernstlich lieb. Wenn ich nach Jena komme, schicke ich Dir einen Boten und frage, wie es zu Hause aussieht? ob ich kommen kann, oder ob Du mich in Jena besuchen willst? Lebe wohl, küsse den Kleinen, grüße Meyern und behalte mich recht lieb. Karlsbad, den 26. Juli 1795.
G.
Dieser Brief kann noch vor mir bei Dir ankommen, ich werde ihm aber bald folgen. Es geht mir sehr wohl, und das Wasser ist mir ohngeachtet des abscheulichen Wetters gut bekommen. Ich habe nun zu trinken aufgehört und bereite mich zur Abreise. Die Gesellschaft ist sehr angenehm, und ich gebe vielleicht noch einige Tage zu. Ich freue mich herzlich, Dich wiederzusehen und Dir zu sagen: daß zu Hause, bei seinem Liebchen, das Beste in der Welt ist, denn am Ende wers nicht hat, sucht ein Zuhause und ein Liebchen. Grüße das Kind, ich weiß noch nicht, was ich ihm mitbringe, fürs Mütterchen war schon eher gesorgt. Ich hoffe, ihr werdet wohlsein, im Hause wird die Arbeit zurucken, und ich werde euch vergnügt antreffen. Lebe recht wohl, grüße Herrn Meyer und behalte mich lieb. Karlsbad, den 29. Juli 1795.
G.
Wir kommen, meine Liebe, nicht zurück, wie Du uns erwartest. Es finden sich der Geschäfte so viele, daß ich wohl noch acht Tage hier bleiben muß. Ich behalte den Kleinen bei mir, er ist so artig, als sich nur denken läßt. Er hat schon vieles gesehen: den Schacht, das Pochwerk, die Porzellanfabrik, die Glashütte, die Mühle, worauf die Marmorkugeln zum Spiele der Kinder gemacht werden, und überall hat er etwas mitgenommen und spricht gar artig von den Sachen. Dann hält er sich zu allen Leuten und ist schon überall bekannt. Hier schickt er Dir einen weißen Pfefferkuchen, den er selbst gern gegessen hätte. Grüße Herrn Meyer und sage ihm: er möchte das Wasser recht fleißig trinken. Wenn etwas an mich angekommen ist, so schicke es mir durch Venten, der Dienstag herausfährt. Gustel grüßt Dich recht schön; er sitzt eben auf dem Canapee, ich habe ihn ausgezogen, und wir sind die besten Freunde. Lebe wohl, behalte uns lieb. Ilmenau, den 29. August 1795.
Nun, mein Liebchen, werde ich bald wieder bei Dir sein, Sonntag früh gehe ich hier ab. Es ist mir und dem Kleinen recht wohl gegangen. Wir haben gutes Wetter und mitunter recht schönes gehabt, heut ist ein herrlicher Tag. Der Kleine ist gar zu artig und freut sich über die vielen Sachen und Arbeiten, die er sieht, er behält alles recht gut und fragt gar vernünftig. Er hält sich mit allen Leuten. Ich hab ihm einen Berghabit machen lassen, und morgen, da die Bergleute einen Aufzug haben, soll er mitgehen. Das macht ihm großen Spaß, aber in die Kirche will er nicht mit hinein. Er bringt Dir eine Tasse mit, die man ihm geschenkt hat, und füttert sich überhaupt aufs beste. Des Morgens um 5 Uhr sind wir wach, Abends aber gehts auch bald zu Bette. Lebe wohl, ich hoffe Dich wohl und das Haus in guter Ordnung zu finden. Ich bringe einen Wildpretsbraten mit und will nächste Woche Gäste darauf bitten. Lebe wohl und liebe uns. Ilmenau, den 2. September 1795.
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Nur so viel, mein liebes Kind, daß ich in Eisenach bin und wohl so bald nicht fortkomme; ich hatte nicht ohne Grund gesorgt, denn die Österreicher sind mit 60 tausend Mann über den Main gegangen und werden sich wohl um Frankfurt herum mit den Franzosen balgen.
Lebe wohl, schicke, was an mich kommt, nur Herrn Geh. Rath Voigt; die Sachen treffen mich noch hier. Küsse den Kleinen. Eisenach, den 12. October 1795.
G.
Dein Brief, mein Lieber, hat mich wieder getröstet, denn hier spricht man schon, als wären die Truppen schon in Eisenach, und noch nie ist mir ein Abschied schwerer worden als dieser. Ich habe mich die paar Tage gar nicht beruhigen können, aber daß Du mir schriebst, danke ich Dir herzlich. Daß ich weiß, daß Du mir noch so nah bist, macht mich wieder etwas froh. Ich dächte, wenn es nicht besser wird, käme der Schatz bald wieder, ich will einstweilen alles in Ordnung bringen lassen. Aber der Koffer und die arme Frau Räthin kommt mir den ganzen Tag nicht aus den Gedanken. Der Kleine lernt sehr artig und spricht immer von Dir. Er läßt Dich recht schön grüßen und bittet auch, das Väterchen möchte bald wiederkommen. Laß nur manchmal ein paar Worte von Dir hören, wo Du bist, mein Lieber. Leb wohl und [behalt] mich recht lieb.
Weimar, den 16. O[ktober 1795].
Du kommst um den Muff und das Kind um die Pelzmütze, denn ich gehe nicht nach Frankfurt, sondern komme bald wieder. So viel habe ich Dir nur melden und Dich schönstens grüßen wollen. Eh ich von hier abgehe, schreibe ich Dir wieder, vielleicht bleibe ich einige Tage in Gotha. Lebe wohl. Küsse den Kleinen. Eisenach, den 16. October 1795.
G.
Lieber, daß Du so fleißig an mich denkst, freut mich sehr. Hier spricht man, Du kämst wieder zurücke. Eine große Freude wär es für mich, wenn es wahr wär; im Hause sollst Du alles in Ordnung finden. Es ist auch Wein angekommen. Ich bin leidlich wohl und gräble noch immer herum. Das Bübchen ist gesund und munter, fragt aber immer nach Dir und spricht: »Wenn ich nur mit dem Vater wär!« Er ist gestern zu dem Prinz Bernhard geladen worden und dagewesen, und es hat ihm sehr wohl gefallen und er hat sich auch gut aufgeführt und wird soeben wieder eingeladen, das auf heute Nachmittag. Da ist er sehr glücklich. Herders August ist hier und läßt sich bestens empfehlen, er hat mich schon 2 mal besucht.
Aus diesen Briefen, die hier folgen, wirst Du sehen, was angekommen ist, ich habe es in gute Verwahrung genommen, mein Wunsch ist, Dir es recht bald überliefern zu können. Leb wohl und behalt mich lieb.
Weimar, den 16. O[ctober 1795].
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Ich bin hier recht vergnügt und fleißig, wenn ich nur auch wüßte, daß Du und der Kleine recht wohl bist. Laß mir doch so bald als möglich ein Wort schreiben. Vielleicht bleibe ich bis zu Ende der Woche hier, denn im stillen Schloß läßt sichs recht gut denken und arbeiten. Abends bin ich bei Schillern, und da wird bis tief in die Nacht geschwätzt. Ich wünsche Dich recht wohl zu wissen, und daß der Kleine brav trinkt, ißt und zunimmt. Lebe recht wohl und behalte mich lieb.
Jena, den 9. November 1795.
Es thut mir leid, daß ich Dir nicht schreiben kann, daß wir beide wohl sind. Ich bin recht wohl, so daß ich außer Bette sein kann. Aber das Kleine ist seit 2 Tagen sehr matt und schläft den ganzen Tag. Und wenn es essen und trinken soll, so muß man es aufwecken. Und da ißt es auch. Der Doctor und die Liebern trösten zwar gut, aber ich läugne es nicht, ich bin sehr ängstlich dabei. Ich wollte Dir, mein Lieber, erst nichts schreiben, aber es ist doch besser, Du weißt es, und deßhalb schicke ich Dir einen Boten. Herzog hat heute schon 2 mal geschicket, ob Du noch nicht zurück wärst. Der Gustel läßt Dich schönstens grüßen und freut sich, Dich bald wiederzusehen. Sei so gut und schreibe mir ein Wort zu meinem Trost. Leb wohl, zu Ende der Woche erwarte ich [Dich]. Behalte mich lieb.
Weimar, den 10. N[ovember 1795.]
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