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Nürnberg, Selbstverlag: Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. Erster Band. 1798. 222 S. Zweiter Band. 1800. 222 S. 8.
Die Einquartierung der Franzosen. Der sechzehnwöchige Aufenthalt der Franzosen in Nürnberg. 1801. 46 S. 8.
Die Grübelschen Gedichte verdienen wohl neben den Hebelschen gegenwärtig genannt zu werden: denn obgleich schon länger gedruckt, scheinen sie doch den Liebhabern nicht, wie sie verdienen, bekannt zu sein. Um sie völlig zu genießen, muß man Nürnberg selbst kennen, seine alten, großen, städtischen Anstalten, Kirchen, Rat- und andere Gemeinhäuser, seine Straßen, Plätze, und was sonst öffentliches in die Augen fällt; ferner sollte man eine klare Ansicht der Kunstbemühungen und des technischen Treibens gegenwärtig haben, wodurch diese Stadt von Alters her so berühmt ist, und wovon sich auch noch jetzt ehrwürdige Reste zeigen. Denn fast nur innerhalb dieser Mauern bewegt sich der Dichter, selten ist es eine ländliche Szene, die ihn interessiert, und so zeigt er sich in seinem Wesen und Gesinnung als das, was er wirklich ist, als rechtlichen Bürger und Klempnermeister, der sich freut mit dem alten Meister Hans so nahe verwandt zu sein.
Wenn der Dichter überhaupt vor vielen andern darin einen Vorzug hat, daß er mit Bewußtsein ein Mensch ist: so kann man von Grübeln sagen, er habe einen außerordentlichen Vorsprung vor andern seines Gleichen, daß er mit Bewußtsein ein Nürnberger Philister ist. Er steht wirklich in allen seinen Darstellungen und Äußerungen als ein unerreichbares Beispiel von Geradsinn, Menschenverstand, Scharfblick, Durchblick, in seinem Kreise da, daß er demjenigen der diese Eigenschaften zu schätzen weiß, Bewunderung ablockt. Keine Spur von Schiefheit, falscher Anfoderung, dunkler Selbstgenügsamkeit, sondern alles klar, heiter und rein, wie ein Glas Wasser.
Die Stoffe, die er bearbeitet, sind meist bürgerlich oder bäuerisch, teils die reinen Zustände als Zustände, da er denn durch Darstellung das Gedicht an die Stelle des Wirklichen zu setzen, und uns ohne Reflexion die Sache selbst zu geben weiß, wovon das Kränzchen ein unschätzbares Beispiel geben kann. Auf diese Weise versteht er die Verhältnisse der Männer und Frauen, Eltern und Kinder, Meister, Gesellen und Lehrbursche, Nachbarn, Nachbarinnen, Vettern und Gevattern, so wie der Dienstmägde, der Dirnen, in Gesprächen oder Erzählungen auf das lebhafteste und anmutigste vor Augen zu stellen.
Manchmal ergötzt er sich an mehr oder minder bekannten Vademecums-Geschichten, bei welchen aber durchgängig die Ausführung des Details im Hinschreiten zu der letzten Pointe als das Vorzügliche und Eigentümliche anzusehen ist.
Andere Gedichte, wo er sein persönliches Behagen bei diesem und jenem Genuß ausdrückt, sind höchst angenehm, und sehr gefällig ist es, daß der Dichter mit dem besten Humor, sowohl in eigener als dritter Person, sich öfters zum besten gibt.
Daß ein so geradsehender, wohldenkender Mann auch in das, was die nächsten Stände über ihm vornehmen, einen richtigen Blick haben, und manchmal geneigt sein möchte, diese und jene Verirrungen zu tadeln, läßt sich erwarten; allein sowohl hier als überhaupt, wo sich seine Arbeiten demjenigen nähern, was man Satire nennen könnte, ist er nicht glücklich. Die beschränkten Handelsweisen, die der kurzsinnige Mensch bewußtlos mit Selbstgefälligkeit ausübt, darzustellen, ist sein großes Talent.
Hat man nun so einen wackeren Bürger mit leidlicher Bequemlichkeit, bald in, bald vor seinem Hause, auf Märkten, auf Plätzen, auf dem Rathause immer heiter und spaßhaft gesehen: so ist es merkwürdig, wie er in schlimmen Tagen sich in gleichem Humor erhält, und über die außerordentlichen Übel, so wie über die gemeineren, sich erhaben fühlt.
Ohne daß sein Stil einen höheren Schwung nähme, stellt er den bürgerlichen Zustand während der Teuerung, anhaltenden Frostes, Überschwemmung, ja während eines Krieges vor, selbst die Spaltung der Meinungen, dieser fürchterliche innere Krieg, gibt ihm Gelegenheit zu heiteren treffenden Schilderungen.
Sein Dialekt hat zwar etwas unangenehmes breites, ist aber doch seiner Dichtart sehr günstig. Seine Sylbenmaße sind ziemlich variiert, und wenn er dem einmal angegebenen, auch durch ein ganzes Gedicht nicht völlig treu bleibt: so macht es doch bei dem Ton der ganzen Dichtart keinen Mißklang.
Als Beispiel setzen wir eins der kürzern hieher:
Der Rauchtobak
Su bald ih fröih vom Schlauf derwach,
Souch ih mei Pfeifla scho;
Und Oabends, wenn ih schlaufn geih,
So hob ihs Pfeifla noh.
Denn wos ih denk und treib'n will,
Und alles wos ih tou,
Dös geiht mer alles nit so gout,
Mei Pfeifla mouß derzou.
Ih brauch ka rara Pfeif'n ih,
Su eitel bin ih nit.
A Pfeif'n döi su teuer iß,
Wos tat ih denn nau mit?
Dau möist ih jo, su lang ih rauch,
Ner immer putz'n droh;
Und zehamaul in ahner Stund
Nau wieder schaua oh.
Doch mouß mei Pfeifla reinlih seih,
Und innawendi putzt;
A schöina Pfeif'n, und verstopft,
Döi sich ih nit, wos nutzt.
Verlöihern kohn ih kahna nit,
Döß koh scho goar nit seih;
Denn kamm iß leer und kohlt a weng,
So füll ihs wieder eih.
Wenn ih a Böier trink'n sollt,
Und rauchet nit derzou,
Ih könnt ka Mauß nit trink'n ih,
Su langa oft nit zwou.
Und wenn ih fröih mein Kaffee trink
Und zünd mei Pfeifla oh,
Dau glab ih, daß ka Mensch nit leicht
Wos bessers hob'n koh.
Und wenn ih af der Gass'n geih,
Su fröih und Oabendszeit,
Rauch ih mei Pfeifla a derzou,
Und scher mih nix um d' Leut.
Denn kurz, wenn ih niht rauch'n tou,
So wörds mer angst und bang.
Drum wörds mer a, verzeih mers Gott!
Oft in der Körich z' lang.