Anastasius Grün
Nibelungen im Frack
Anastasius Grün

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Intermezzo als Arabeske.

                  Es ist der Knabe Moritz ein Mann im Fürstenorden,
Rothgeiglein Violine in seiner Hand geworden,
Und Cello dann, das Herzen wie Menschenstimm' erweicht,
Baßgeige zuletzt, die tapfer der Herzog bis an sein Ende streicht.

Doch Spiel nun und Concerte verlaß, o Fürst, ein Weilchen,
Dir duften doppelt würzig Narzissen, Glöcklein, Veilchen,
Nun sie getraut dir haben ein schön, ein fürstlich Gemahl;
Dir zaubre Honigmonde Schloß Dobriluk im Blüthenthal!

Des Turteltaubers Girren ist ja doch auch Musik
Und Kuß ein süßes Schallen und Harmonie ein Blick
Und in Damastgardinen, in Busch und Laubenwand
In düstren Baumverließen wohnt Wohlklang, den du nie geahnt.

Hoch fliegt ihr, Sonnenlerchen, – sein Herz nochmal so hoch!
Ihr flüstert süß, Boskette, – er flüstert süßer noch!
Du lächelst froh, o Vollmond, – sein Blick noch froher, voller!
Das Flügelroß der Zeiten geht durch indeß, gleichwie im Koller.

Allein, allein, Herr Moritz, Eins fehlt doch, will mir ahnen,
Dich zupft am Rock bisweilen ein Rückerinnern, Mahnen;
Füllt denn die Lebensschale nicht Liebe zu Genügen?
In Einsamkeit was sinnst du, was bei der Feste rauschenden Zügen? – –

Sie wandeln durch den Garten. Baumwipfel überwallend
Wogt dort im Doppelschafte der Springquell, steigend, fallend;
Ihm dünkt's ein Geigenbogen, gespenstisch, ungemessen,
Er schwankt, als droht' er fragend: Und hast du mein denn ganz vergessen?

Zwei weiße Schwäne steuern stumm im Bassin vor ihnen,
Ihm sind's, gebaut von Silber, zwei schwimmende Violinen;
Dort um's Parterre die Wände gestutzter Baumalleeen,
Ihm sind's nur Notenpulte, die des Orchesters harrend stehen.

Im Cirkus die straffen Seile, draus springende Gaukler fliegen,
Ihm sind's gespannte Saiten, drauf tanzend die Töne sich wiegen;
Im Hoftheater der Mime, den Dolche niederzwingen,
O tragisch Ende, im Solo ist's einer Saite kläglich Springen!

Ein Feuerwerk gibt's Abends; Leuchtkugeln, Raketenflug!
Hell im Brillantenfeuer des Paares Namenszug!
Das zischt und sprüht und prasselt! – O sieh gen Himmel fahren
In Flammen die Kreise, die Haken, geschwänzter, gestrichner Notenschaaren!

Ei sieh, ei sieh, Herr Moritz, das ist das schlimmste Zeichen:
Mit ihren Locken spielend, welch keck, gewagt Vergleichen!
Ach, diese blonden Ringlein, so kraus zur Schulter fallend,
Ein schlängelndes Saitengeringel, des Cello's Nacken blond umwallend!

Ausfüllt die Lebensschale nicht Liebe zur Genüge!
Ist Liebe fern, zu ihr führen all Steg' und Straßenzüge:
Ist Liebe nah, manch Pfadlein wird doch hinweg sich finden,
Doch bangt nur nicht, bald wieder wird sich's zurück holdselig winden.


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