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Frau Frosch und Frau Vespa.

Es war ein paar Tage so warm gewesen, daß mein Froschblut förmlich zu kochen anfing. Das war ein schönes Gefühl, weißt du, aber am allerschönsten war es, plötzlich mit dem ganzen heißen Körper in den See zu plumpsen. Hast du das schon einmal versucht? Das Wasser kühlt so prächtig. Vor der trocknen Sonnenhitze habe ich ein bißchen Angst – viel Sonne und wenig Wasser macht mich ganz dürr und mager und runzlig. Trocknest du vielleicht auch ein und wirst runzlig, wenn du in der Sonne sitzest? Aber wie es auch sein mag, wir waren alle unbeschreiblich froh über die schönen Frühlingstage. Es war wirklich lustig, zuzusehen, wie das kleine Volk aus allen Kräften wuchs. Und auf der Erde, in der Luft und im Wasser war ein Gewühl ohnegleichen und ein Geplauder und Geschnatter ohne Ende. Das Ehepaar Hirundo hatte gar keine Zeit mehr für mich. Ich sah sie nur blitzschnell hin und her fliegen. Ich vermute, es handelte sich um die Tonschalen, die gebaut und ausgeschmückt werden sollten. Zum Plaudern und Zwitschern hatten sie doch immer Zeit, man hörte sie beständig, früh und spät.

Nach ein paar Tagen war jedoch die schöne Frühlingswärme wieder verschwunden, ein kalter Nordwind pfiff, und es regnete in Strömen.

Kommt Zeit, kommt Rat, sagte ich zu mir selbst, während ich frierend und mit knurrendem Magen umher hüpfte. Aber plötzlich bemerkte ich ein fliegendes Geschöpf.

Na, warte nur, sagte ich zu mir selbst, gleich wirst du einen großen, fetten, leckeren Bissen haben.

Und so wartete ich geduldig, wie dies bei mir der Brauch ist, bis das fliegende Ding mir näher kam. Die Zunge hielt ich in Bereitschaft, die ist mein Fanggerät, meine prächtige, klebrige Zunge, die ganz vorn im Mund angewachsen ist, mit der Spitze nach rückwärts, wie eine Zunge eben sein soll. Ich kann mich nicht genug wundern, wenn ich die Zungen anderer Leute sehe, und manchmal frage ich sie auch:

»Wie kommt es denn, daß deine Zunge so verkehrt angewachsen ist, du armes Ding?«

»Verkehrt? Was meinst du?« lautet dann die Antwort.

»Ja, ist das vielleicht nicht verkehrt, wenn einem die Zunge ganz rückwärts angewachsen ist? Was tut man denn überhaupt mit einer solchen Zunge? Kannst du sie vielleicht so wie ich mit einem Knall herausschnellen?«

Und damit pflege ich meine Zunge mit großer Kraft ganz weit hinauszuschleudern. Dann sind sie ganz starr und stumm, und ich sage auch weiter nichts mehr, denn ich prahle nicht gerne mit dem, was ich besser habe als andere Leute.

Aber deine Zunge ist doch wohl hoffentlich richtig in deinem Mund befestigt? Nicht wahr?

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Ja, also mein fliegender Braten, auf den ich wartete, kam immer näher, und als er so in der richtigen Entfernung war, machte ich einen Satz, zielte, schleuderte die Zunge heraus, fing die Beute ein und beförderte sie in den Mund.

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Aber ach, ach, wie das stach und brannte! Geschwind, geschwind spuckte ich meinen Fang wieder aus. Aber dann mußte ich noch lange mit offenem Munde dasitzen und keuchen und pusten und schlucken, bis ich mich nur so halbwegs wieder erholte. Mein Opfer war auch übel zugerichtet, es lag auf dem Gras und zählte seine Beine und Fühlfäden und Flügel, ob auch noch alles vorhanden war. Ich rief ganz wütend:

»Wer bist du denn? Und warum machst du mir weis, daß du zu etwas taugst?«

»Warum sieht du nicht besser zu!« war die Antwort. »Deine eigene Gefräßigkeit hat dir etwas weis gemacht, nicht ich. Kannst du denn nicht die Augen aufmachen? Ich trage doch die richtigen Farben! Siehst du nicht, daß ich schwarz bin, mit gelben Streifen und Flecken? Weißt du nicht, daß mit mir nicht zu spaßen ist? Wenn ich gereizt werde, dann gebe ich mit meinem Giftstachel einen Stich, den man nicht so leicht vergißt. Hörst du, du pustende, pfauchende, dumme Frau Frosch!«

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Vespa hatte zuerst ganz ruhig gesprochen, aber nach und nach wurde sie ganz wild. Ich hatte hingegen meinen ersten Aerger schon ganz vergessen und sagte gelassen:

»Aber weshalb regst du dich so auf, liebe Vespa? Alles ist ja noch ganz gut ausgegangen. Du hast einen kleinen Schrecken und ich einen großen Schmerz, aber bald ist beides vorüber. Beruhige dich nur.«

»Ja, du hast leicht reden,« sagte Vespa und sah etwas friedlicher aus. »Du hast ja nur an dich selbst zu denken, aber ich habe das Haus voll Kinder, die alle darauf warten, daß ich ihnen ihr Essen bringe.«

»Nein, was sagst du da?« rief ich eifrig. »Du hast das Haus voll Kinder! Wo hast du sie denn? Baust du ihnen Tonschalen, oder wohnen sie im Wasser?«

»Wo denkst du hin?« sagte Vespa und vergaß ihren ganzen Zorn, sowie von den Kindern die Rede war. »Glaubst du, ich würde meine Kinder ins Wasser legen? Wo hast du nur deinen Kopf? Und Tonschalen passen auch nicht für sie, Ton ist zu hart und grob. Nein, aus ganz fein gekauter Holzmasse baue ich ihnen Wände und Dach, und unter das Dach hänge ich einen Kuchen voll kleiner, kleiner Kammern, und in diese lege ich meine Eier. Eines in jede. So mache ich es.«

»Wieviel Eier hast du denn?« fragte ich.

»Ja, weißt du, die zähle ich nicht. Wenn eine Kammer fertig ist, dann lege ich ein Ei hinein, und so halte ich es den ganzen Sommer. Bald wimmelt es überall von meinen Kindern. Aber jetzt muß ich fortfliegen, die Larven piepsen daheim sicherlich vor Hunger.«

»Warte noch ein bißchen, warte,« rief ich. »Kannst du mir nicht mehr erzählen, da wir uns nun einmal getroffen haben.«

»Ja, weißt du, Frau Frosch, einmal kannst du wohl sagen, denn ich glaube nicht, daß wir zwei uns wiedersehen werden. Wenn meine ältesten Kinder so weit sind, daß sie aus dem Hause fliegen können und ein bißchen arbeiten gelernt haben, dann bleibe ich daheim und lege Eier.«

»Das würde mir keinen Spaß machen,« sagte ich.

»Kann schon sein, der Geschmack ist so verschieden,« sagte Vespa und wollte eben davon fliegen, als sie eine Fliege erspähte, die ich auch schon mit sehnsüchtigen Blicken betrachtet hatte, denn der Hunger begann sich wieder zu melden. Aber Vespa wartete nicht, bis die Fliege näher kam, sondern sie stürzte sich auf sie, packte sie und machte ihr flugs den Garaus. Dann biß sie ihr Kopf, Flügel und Beine ab und ließ das alles zur Erde fallen. Das übrige behielt sie und flog damit davon.

»Essen die Kinder das?« rief ich ihr nach.

»Ja, freilich,« sagte sie, »bis ich es zu Grütze zerkaut habe, – zu Fleischgrütze.«

Und fort war sie. Ich blieb hungrig und einsam sitzen, während mein erstes Abendbrot mit meinem zweiten davonflog. Zum Glück bemerkte ich nach einer Weile eine prächtige Erdschnecke, und die entschädigte mich für alles ausgestandene Leid.

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