Georg Heim
Heitere Geschichten
Georg Heim

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35 Das erste Mal im Weltbad

3½ Monat Ferien, von Ende Juli bis Mitte Oktober. Wer kann sich einer so langen Erholung erfreuen wie ein Student. Bei manchen, besonders jüngeren Semestern, wäre entsprechend der vorher geleisteten Arbeit eine Ruhepause überhaupt nicht notwendig.

Für mich krassen Fuchs war diese Zeit die schönste Zeit. In meiner Heimat war es Sitte, daß drei, vier gleichgesinnte Freunde während der Herbstferien große Fußwanderungen machten; das Radfahren war noch wenig verbreitet.

Die Mittel, die uns Söhnen von Kleinbürgern und Beamten zur Verfügung standen, waren sehr bescheiden. Das zwang zur Sparsamkeit beim Wandern und erhöhte den Genuß. Wie oft haben wir im Heu übernachtet. Die Freude am Gesehenen und Erlebten wurde dadurch nur noch größer.

Es freut mich von ganzem Herzen, wenn ich jetzt diesen Wandertrieb in unserer Jugend, verbunden mit schlichter Sparsamkeit und Einfachheit, in einer großen Reihe von Jugendverbänden organisiert sehe. Wir mußten das auf eigene Faust 36 machen, was heute der Jugend durch ihre Organisationen gezeigt, gelehrt und geboten wird.

Aber einmal hatte ich doch eine Anwandlung zu höherem Genuß und kühnerem Unternehmen. Ich wollte in ein Weltbad, es anderen Leuten gleichtuend. Der Entschluß war rasch gefaßt. Ich fuhr von meiner Heimatstadt Aschaffenburg mit der Bahn bis Gemünden, einem bekannten Eisenbahnknotenpunkt. Von da wanderte ich zu Fuß die Saale aufwärts nach Bad Kissingen, mein Ränzel am Rücken, in der Tasche 20 Mark, die Einnahmen für ein Hochzeitsgedicht, das ich gemacht hatte, und begleitet von einem riesigen Biest, einer dänischen Dogge, außerordentlich intelligent und kühn und zu allem abzurichten. Er gehörte meiner Verbindung.

So landete ich in den frühen Nachmittagsstunden in dem Weltbad Kissingen, zu jener Zeit berühmt geworden durch die alljährigen Besuche Bismarcks. Zuerst suchte ich mir eine Wohnung. Ich sah Kissingen zum erstenmal, aber ich war mir sehr rasch darüber klar, daß die schönen Hotels in der sogenannten Kurlage bei meinem Etat als Absteigequartier ausschieden.

Bei meiner Expedition lenkte ich somit meine 37 Schritte mehr in die Außenlagen und gewisse Straßen mit kleinen Häusern, Überbleibseln des alten Kissingen. Verschiedentlich waren Zettel ausgehängt mit der Überschrift »Zimmer zu vermieten«. Ich faßte Mut und ging in ein kleines Häuschen am Viehmarkt. Zimmer zur ebenen Erde mit Frühstück, wöchentlich 11 Mark. Ich versicherte der alten Matrone, die mir das Zimmer zeigte, voller Lebhaftigkeit, mit dem Aufgebot außerordentlicher Liebenswürdigkeit, daß das für meinen Freund, für den ich suche, zuviel wäre. Die gute Alte wurde darob nicht erbost, im Gegenteil, sie gab mir einen Fingerzeig, wo man billiger landen könne. Ich fand das Haus, einen niederen Sandsteinbau, wie sie heute noch in Kissingen zu finden sind, bergauf gegen den Sinnberg, außerhalb der Stadt . . .

Ich trat an, ließ aber zur Vorsicht meinen Hund draußen; ich hatte den Eindruck, als ob mein Cäsar mir bei Abschluß des Geschäftes hinderlich wäre.

Ein altes Ehepaar fragte mich nach meinem Begehren. »Ich habe gehört, man könne bei Ihnen wohnen.« »Das schon, aber wie lange wollen Sie denn bleiben?« Jetzt dachte ich an meine 38 zwanzig Mark, und das Blut schoß mir in den Kopf, aber kühn gab ich zur Antwort: »Vierzehn Tage!« Die Leute musterten mich von oben bis unten und fragten mich, ob ich denn Kurgast sei, was ich für einen Beruf hätte und woher des Wegs. Meine flotte Antwort, ich sei Student und Kurgast, machten auf sie Eindruck. Offenbar waren Studenten als Kurgäste im Weltbad Kissingen seltene Gäste. Nach diesem Vorgefecht wurde ich eine schmale Stiege hoch unter das Dach, Mansarde, hinauf geleitet. Von der Treppe weg fiel man sofort durch eine Türe in die zu vermietende Stube. Das Zimmer gefiel mir. Es hatte den kolossalen Vorteil, daß, wenn mich am Kopf eine Fliege belästigte, ich sie sofort, ohne mich zu strecken, an der Decke zerdrücken konnte. Ich sah aber dann noch eine weitere Türe, drückte auf die Klinke, und die Tür war offen. »Da wohnt ein Kurmusiker bei uns, der geht durch Ihr Zimmer.« Ich dachte mir, was liegt daran. Dortmals hatte ich einen Schlaf, daß ein ganzes Infanterieregiment durch mein Zimmer ziehen konnte, ohne mich zu belästigen, außerdem war ja mein Cäsar bei mir, der meine Habseligkeiten beschützte. Die übliche, letzte Frage: Was kostet die Bude? Diese 39 burschikose Ausdrucksweise hatte sichtbar keinen guten Eindruck gemacht, aber der Preis war erträglich, neun Mark mit Frühstück per Woche. Ich erlaubte mir die Frage, was das Zimmer ohne Frühstück koste, ich sei nicht gewohnt zu frühstücken, das widerspräche meinen Kuranordnungen.

Das wollte den Leutchen gar nicht einleuchten, denn der Frühstückskaffee mit dem vorzüglichen Kissingergebäck war ja in Kissingen wie in Karlsbad und in allen anderen Bädern die Hauptsache. Heute verstehe ich ganz gut, wenn die Leutchen bemerkten: »Das haben wir noch von keinen Kurgast in Kissingen gehört«, und sie versicherten übereinstimmend, daß sie ohne Frühstück nicht vermieten könnten.

Ich vereinbarte, daß ich bis um 5 Uhr Bescheid geben würde; wenn ich nicht käme, so dürften sie ruhig das Zimmer vermieten. Sie sagten mir zu, das Zimmer bis 5 Uhr zu reservieren, und wir stiegen die Hühnerstiege wieder hinunter; aber, o Schrecken, im Hausgang stand mein Cäsar.

»Gehört der Hund Ihnen?«

»Selbstverständlich!«

»Soll der auch da wohnen?«

»Ach, der ist wie ein Lamm.«

40 Aber die Partie war verloren, besonders die Alte entwickelte plötzlich eine Beredsamkeit sondergleichen, sie könne sich keinen Dreck ins Haus tragen lassen. Sie hatte für Lämmer kein Verständnis. Das Geschäft ging daneben.

Ich war etwas niedergeschlagen, als ich, am äußeren Ende von Kissingen stehend, vollständig obdachlos, begleitet von meinem treuen Cäsar, die Erfolge meiner Expedition zusammenfaßte. Jenseits dieses Häuschens waren Felder und Wiesen. Was nun? In der Erkenntnis einer gewissen Gesetzmäßigkeit zog es mir durch den Kopf, jenseits der Berge wohnen auch noch Menschen, je weiter draußen, um so billiger. Da gibt es ja auch noch Ortschaften. Für deinen Kurerfolg ist es doch viel besser, wenn du möglichst weit draußen wohnst und jeden Tag früh und abends einen Spaziergang durch die frische Luft machst. Ich ging in die Stadt zurück.

Am Schaufenster eines Buchhändlerladens war eine Karte von Kissingen und Umgebung ausgehängt. Hier machte ich gebührenfrei meine Studien, und so entdeckte ich jenseits der Saale das Bierdorf Garritz.

Unternehmermut beflügelte meine Schritte. In 41 ¼ Stunde war ich in Garritz, mitten im Dorf, links ein großer Dorfweiher, rechts eine Wirtschaft namens Buscham. Flott hinein. Wenn ich mich recht erinnere, empfing mich eine Tochter vom Haus, jedenfalls war es ein Mädchen, das meine Billigung fand.

Mein Cäsar bewedelte sie, er war Menschenkenner. Um dem Frage- und Antwortspiel zu entgehen, bekannte ich der Jungfrau sofort meine ganzen Lebensumstände, Student, Begleitung Hund, ohne Frühstück, von den ärztlichen Anordnungen sagte ich nichts. Ich sprach auch nicht davon, daß ich zum Kuraufenthalt da sei, das schien mir in Garritz und angesichts der freundlichen Aufnahme unnötig.

»Sie werden des Tags über sehr wenig zu Hause sein?«

»Sehr richtig!« bemerkte ich. »Führt mich die Treppe hinauf.« »Zimmer rückwärts, 80 Pfennig die Nacht.« Bescheidener Einwand: »Haben Sie nicht noch ein Zimmer höher?« »Ja, in der Dachkammer, 40 Pfennig die Nacht.« »Bitte, zeigen Sie mir das Zimmer; ich schlafe sehr gerne hoch.« Sie lächelte mehr wie verständnisinnig. Es war kein Zimmer, nur eine Kammer, aber ein Bett 42 war da und unmittelbar über mir das Dach, denn diese Kammer war am Dachboden eingebaut. Mit wahrer Wonne entdeckte mein Auge lange Schnüre mit Dörrobst, luftgetrocknet, nach fränkischer Sitte. Alles für 40 Pfennig und Trinkgeld für Stiefelwichsen. Ich schloß den Handel ab nur mit der Abmachung, daß ich meine Stiefel selbst wichsen würde. Ich ergriff sofort Besitz von meinem neuen Heim. Cäsar war müde geworden, er rekelte sich am Boden aus. Ich machte Toilette, denn um 6 Uhr war Kurmusik. Ich mußte bereits am ersten Abend siegreich erscheinen.

Kleiderbürste, Schuhbürste, Wasser, neuer Kragen, und nunmehr als Clou für mein erstes Auftreten, das Neueste am Garderobeschaustück: linke äußere Brusttasche ein seidenes Fullah! Offen gesagt, es war nicht Seide, aber es glänzte wie Seide, es war das Futter aus meinem Strohhut, den ich mir um 1,20 Mark für meinen Kuraufenthalt im Weltbad noch zu Hause beigelegt hatte. So erschien ich auf der Kurpromenade an der Saale, zu jener Zeit noch einfach, schlicht. Auch das Mitnehmen von Hunden war zu jener Zeit noch nicht so verpönt wie kurze Zeit später, wo ein bekannter Kissinger Badearzt jeden 43 Hundebesitzer sportsmäßig zur Anzeige brachte, der mit einem Hunde auf der Kurpromenade erschien.

Es dauerte nicht lange, so traf ich einen Studienfreund, Gardemaß 1,93 Meter, wie ich. Mein Freund war ein Lehrersohn aus der Nachbarschaft, vorzüglicher Musiker und Sänger, wie sein Vater und seine Brüder alle. Wir zwei Siebenmonatskinder genügten, um Eindruck zu schinden. Mehr noch war es unser Cäsar, der uns manchen Blick eintrug; ich meinte natürlich, es wäre mein seidenes Fullah.

Cäsar konnte Wache stehen, apportieren, ins Wasser gehen. Das Saaleufer, hart an der Promenade, war durch einen Drahtzaun abgeschlossen, von da ging es 2½ Meter die Böschung hinunter. Für meinen Cäsar eine Kleinigkeit. Ich warf meinen Stock ins Wasser, Cäsar setzte über das Hindernis und fand sofort den Weg außen herum, um mir nach zwei Minuten den Stock zu Füßen zu legen.

So kam die erste Nacht. Ich träumte von Sieg, Eroberung, Heldenhaftigkeit, ein Himmel voller Baßgeigen. Am anderen Morgen eigenhändig Schuh wichsen, Abzug ohne Frühstück zur Frühpromenade. Vorher ein Griff in die Luft, 44 Dörrobst . . . Während ich meine Schuhe wichste, requirierte Cäsar. Ich konnte leider seinem Beispiel nicht folgen. Er fand in der Küche offenbar gute Ausbeute. Er war alsbald sehr beliebt. Majestätischen Schrittes zogen wir zur Promenade. Die Musik spielte lustige Weisen. Neuester Clou: ich ließ Cäsar nach dem Takt über den Stock springen, höher und höher. Der Erfolg war riesenhaft. Als Erste näherte sich eine zarte Gestalt, seidenen Matinee, Promenadekleid, und gab meinem Cäsar ein Biskuit. Sie war aber sehr erstaunt, daß mein Cäsar es nicht annahm. Das hatte aber ein gutes Bewandtnis. Er war darauf dressiert, bei einem gewissen Zeichen nichts zu nehmen.

Das Dämchen sprach mich französisch an, warum der Hund es nicht nehme, worauf ich ihr hoheitsvoll entgegnete, daß er ohne meine Erlaubnis von niemand etwas nehme.

Ich garnierte meine Rede mit sehr feinen Phrasen, so daß auch endlich ich Beachtung fand. Ein kleines Zeichen, Cäsar nahm das Biskuit. Es entspann sich eine Unterhaltung, die Dame war aus Kairo. Ich ließ auf ihren Wunsch Cäsar apportieren. Ich gewann durch Cäsar eine zweite, 45 dritte und vierte Bekanntschaft, und ich mußte mit meinem frühstücklosen Magen zusehen, wie Cäsar, die Schandbestie, mit Biskuit und sonstigen guten Dingen gefüttert wurde. So wiederholte sich das Spiel Tag für Tag, früh, abends. Schon zur Morgenpromenade kam mein Freund. Ich hatte eine Feldflasche, füllte mir dieselbe unentgeltlich mit Maxbrunnen, kaufte mir um drei Pfennig ein Brot und ließ mich durch meinen ortsbekannten Freund zu einer Einkehrwirtschaft vor dem Städtchen führen. Wir setzten uns in den Garten. Ich kaufte mir um 5 Pfennig einen Schoppen Apfelwein und bereitete mir mit meinem Maxbrunnen ein Schorlemorle. Erster Genuß vom Tage, Aufwand 8 Pfennig. Da wir uns zu den besseren Honoratioren rechnen durften, gingen wir bisweilen in das Nebenzimmer; behagliche Stimmung. Mein Freund zupfte die Guitarre, und wir sangen zweistimmig. Auch hier hatten wir bald wieder Publikum. Den Stamm bildeten die Töchter des Hauses. Mittagtisch in einer Brauerei, billige Gelegenheit, Etat 60 Pfennig, alles auf 14 Tage eingestellt.

So könnte ich noch lange erzählen, es waren schon fast drei Wochen vergangen, und ich war immer 46 noch in Garritz-Kissingen. Nach Tisch hatte ich täglich mit bekannten Würzburger Bürgern auf einem Bier- und Kaffeekeller (Sukfüll) Treffpunkt, und wir machten jeden Mittag unser Spielchen. Das verlängerte meinen Etat, und am 19. Tage Weltbadaufenthalt, angetreten in Begleitung meines Cäsar mit 20 Mark in der Tasche, hatte ich immer noch 6,80 Mark.

Als ich am zwanzigsten Tage morgens gerade eben meine Stiefel wichste und mein seidenes Fullah in neue Falten legte, da es den Schädigungen der Witterung nie recht lange standhielt, hörte ich ein furchtbares Gänsegeschnatter, untermischt mit kreischenden Weiber- und Kinderstimmen. Mir wurde angst und bange, mir schwante etwas.

Ein Sprung auf die Straße, und richtig, stolz durchschnitt mein Cäsar die Fluten des gegenüberliegenden Dorfweihers mit einer Gans im Maul. Ein Schauer durchrieselte mich, ein Pfiff, ein Ruf, Cäsar herein, und die Gans lag zu meinen Füßen. Im selben Augenblick war ich von Weibern, Kindern und schließlich auch Männern umzingelt, und alle gaben sie einer Frau recht, der Besitzerin der Gans. Es war die beste Gans im ganzen Dorf, die mein Cäsar, dieses 47 Schandvieh, herausgesucht hatte, und der Preis hiefür konnte mit den üblichen Preisen nicht gemessen werden. 6 Mark verlangte die Frau.

Ich setzte mich auf das äußerste zur Wehr, anerkannte die Zahlungspflicht und spielte mich als Gänsesachverständiger erster Güte auf, untersuchte die Gans, hob sie in die Höhe, um ihr Gewicht festzustellen und erklärte, es sei eine ganz junge Gans, von einer Leggans könne keine Rede sein, und ich wäre nicht gesonnen, 6 Mark zu zahlen. Da kam der blonde Engel meiner Herberge. Sie sprach den Leuten zu, und schließlich erhoben sich auch noch andere Stimmen und fanden die Gans mit 3 Mark glänzend bezahlt. Ich erlegte den Betrag und bemerkte, daß die Gans auch mir gehöre. Ein neuer Sturm, das Weib wollte gewaltsam die Gans an sich reißen. Da hatte sie aber mit meinem Cäsar nicht gerechnet. Im nächsten Augenblick hatte er sie wieder in der Schnauze.

Es bildeten sich zwei Parteien, aber die Gerechtigkeit siegte. Die Gans blieb mir, und so endete mein erster Aufenthalt im Weltbad, in dem herrlichen, lieblichen Saalestädtchen Kissingen.

Ich machte die Rechnung mit dem Wirt, zahlte 48 noch meine sechs Tage Nachtquartier, und was mir verblieb, waren noch 20 Pfennige. Selbst bei meinem Wagemut erschien mir ein weiterer Aufenthalt im Weltbad mit 20 Pfennig doch eine gewagte Sache. Ich schnürte mein Bündel, befestigte meine Gans an einer Schnur, trug sie sichtbar über der Achsel und ging nun mit meinem Cäsar querfeldein der Heimat zu.

Da fiel mir ein Dorf ein, wo ein Jugendfreund als Schulverweser Gastrollen gab. Ich besuchte ihn, er war ledig, ich traf ihn zu Hause, er war sehr niedergeschlagen, es waren die letzten zwanzig Tage vom Monat, er hatte Luft. Meine heuchlerische Versicherung, daß ich ihn schon lange besuchen wollte, und daß ich ihm eine Gans mitgebracht hätte, machte ihn frohen Mutes. Seine Hausfrau bereitete uns den Vogel zu. Durch ausgiebige Beigabe von Kartoffeln und Gemüse wurden wir annähernd satt. Morgens noch im kühlen Wasser, abends im Magen der schlemmenden Prasser. Vornehm, wie ich einmal war, hinterließ ich das Gansjung meinem Freund. Am anderen Morgen trat ich auf Schusters Rappen den Heimweg an, unterwegs noch einmal bei einer verheirateten Schwester Station machend.

49 Als ich abends in heiterer Gesellschaft die Geschichte von meinem ersten Weltbad-Aufenthalt erzählte, schüttelte sich die ganze Gesellschaft vor Lachen.

Es war in Bad Kissingen im Mai 1923. In heiterer Gesellschaft, Männer. die während des Weltkrieges sich einen unsterblichen Namen gemacht haben, Literaten und Künstler . . . Da forderten mich meine Freunde auf, die Geschichte von meinem ersten Badeaufenthalt in Kissingen zu erzählen. Ich hatte es nicht leicht, denn es war noch ein anderer, vorzüglicher Erzähler unter uns, Graf Luckner, der verwegene Seepirat, der Kommandant des Seeadlers. Heute löse ich mein Versprechen ein, das ich an diesem Abend gegeben habe, die Geschichte von meinem ersten Aufenthalt im Weltbad zu veröffentlichen.


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