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Noch weit weniger als in der humanistischen Bewegung traten die Frauen in der reformatorischen, d. h. in der gegen die Mißbräuche in der abendländischen Kirche gerichteten Bewegung hervor. Freilich, wollte man den Feinden dieser letzteren glauben, welche behaupten, der Wunsch zu heirathen habe die Reformatoren geleitet, so wären die Frauen allerdings ein, wenn auch unfreiwilliges Hauptmotiv der Kirchentrennung gewesen. Aber auch dieser den Reformatoren gemachte falsche Vorwurf wäre, wenn berechtigt, vielmehr ein Lob im Hinblicke auf die Leichtigkeit, mit welcher die sinnlichen Gelüste vor der Reformation ohne Ehe befriedigt werden konnten, und auf die tatsächliche Lüderlichkeit, in welcher sich damals die Geistlichkeit, namentlich die höhere, großenteils gefiel, so daß die Ehe gewiß ein sittlicher Fortschritt gegenüber dem allgemein üblichen Konkubinate und der arg grassirenden Prostitution gewesen wäre. Bezold, Friedrich v., Geschichte der deutschen Reformation, S. 37 f., 80, 83 f. In Wahrheit aber war die Kirchentrennung lediglich der Schlußpunkt einer durch das ganze Mittelalter sich hinziehenden oppositionellen Bewegung im Namen des urchristlichen Geistes gegen die heidnische Verweltlichung der herrschenden Kirche, welche von niemanden schärfer gegeißelt worden ist, als von ihren treuesten Anhängern, wie Bernhard von Clairvaux u. a. Dieser urchristliche Geist lebte in einer Anzahl religiöser Genossenschaften, welche verschiedene Namen führten, wie Waldenser, Arnoldisten, Begharden, Lollharden, Fratricellen u. a., sämmtlich aber von der herrschenden Kirche als »Ketzer« verfolgt und unterdrückt wurden. Vergl. L. Keller, die Reformation und die älteren Reformparteien, Leipzig 1885, und des Verf. dieses Buchs Aufsatz: »die evangelischen Gemeinden vor der Reformation«, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue Folge I. 2, S. 161 ff. Unter den Gliedern dieser verfolgten Gemeinden stand das weibliche Geschlecht hinter dem männlichen ebensowenig zurück, wie in Ausübung der gleichzeitigen kirchlichen Ueberspanntheiten, des Geißlerunfugs, der übertriebenen Wallfahrten, Heiligen und Reliquienverehrung. – Als eines der verbrannten Opfer der nach der Mitte des 14. Jahrhunderts ausbrechenden Glaubenswuth wird 1366 in Straßburg, einem Hauptsitze der »Ketzer«, Mechtildis von Westhofen genannt. In Steier wurden 1397 etwa hundert Männer und Frauen verbrannt, und so an vielen anderen Orten. Auch zur Zeit der Reformation selbst gab es zahlreiche, »Ketzer« genannte, urchristlich gesinnte Leute, die sich weder der alten, noch der neuen Kirche unterordnen mochten und unter dem Namen der »Wiedertäufer« zusammengeworfen wurden; unter ihnen gab es sowohl »Brüder« als »Schwestern«, und unter den an vielen Orten, sowohl von Katholiken als Protestanten verbrannten und ertränkten Opfern dieser Richtung waren stets zahlreiche Mädchen und Frauen.
Erst spät nach Ausbruch der reformatorischen Bewegung und nicht als ein hervorragendes Moment derselben, tritt das Streben nach Aufhebung des Cölibates hervor. Luther sprach sich gegen denselben zuerst 1520 in der Schrift »an den christlichen Adel deutscher Nation« aus. Aber er beeilte sich keineswegs, diesen Standpunkt ins Werk zu setzen. Der erste, der die Priesterehe förmlich forderte und auch bald darauf einging, war 1521 der radikale Schwärmer Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt. Denselben Schritt that 1523, noch sehr vereinzelt, der Vikar Wenzeslaus Link. Erst am 13. Juni 1525, also acht Jahre nach dem Beginne seines Werkes, verehelichte sich Luther mit der ausgetretenen Nonne Katharina von Bora und lebte mit ihr eine Ehe, deren Glück die Lästermäuler jener Zeit nicht leugnen konnten. Der schweizerische Reformator Huldreich Zwingli schloß den Ehebund mit der nicht mehr in der Blüthe der Jugend stehenden geachteten Witwe Anna Reinhard.
Frauen, welche selbst an der reformatorischen Bewegung theilnahmen, kommen nur ausnahmsweise vor. Die hervorragendste unter ihnen war Argula von Staufen, Gattin des herzoglich baierischen Pflegers Friedrich von Grumbach; ihre Bibelfestigkeit bewog sie, der katholisch gesinnten Universität Ingolstadt, dem Rathe dieser Stadt und sogar der bairischen Regierung im Geiste der Reformation gegenüberzutreten. Ihr eiferten nach Ursula Weydin zu Eisenberg (1524) und die Gattin des Predigers Zell in Straßburg. Eine entschiedene Freundin der Reformation war auch Katharina, Gräfin von Schwarzburg (1509-1567), die es 1547 wagte, dem später so blutigen Alba die Spitze zu bieten.
Wie jede Bewegung, so hatte auch die der Reformation ihre Ausschreitungen zu verzeichnen, und zwar auch in dem Kapitel der Frauen und der Ehe. Dahin gehört namentlich das Treiben einer ausgearteten Partei der sonst harmlosen sog. Wiedertäufer in der westfälischen Stadt Münster. Nachdem dieselbe seit 1531 erst lutherisch, dann zwinglisch und endlich täuferisch geworden, bei welcher Umwandlung die Frauen am eifrigsten waren, verfiel sie zu Anfang des Jahres 1534 völlig der Gewaltherrschaft einer Rotte holländischer Fanatiker, welche unter der Anführung ihres Propheten Matthys und des Schneiders Jan Beukelszoon aus Leiden die gesammte Einwohnerschaft zur Wiedertaufe zwangen. Es wurde eine kommunistische Organisation eingeführt, welche bald das Regiment des Rathes durch eine Hierarchie von »zwölf Aeltesten« ersetzte und dann die Ehelosigkeit verpönte, woraus, da das weibliche Geschlecht stärker vertreten war, als das männliche, die Vielweiberei mit Nothwendigkeit erfolgte. Die Frauen, welche sich derselben nicht willig ergaben, wurden dazu gezwungen. Eine junge Friesländerin aber, Hilla Feycken, war der Schreckensherrschaft so sehr ergeben, daß sie es unternahm, den Tod des Matthys, der im Kampfe gegen das die Stadt belagernde Heer des Bischofs gefallen war, zu rächen, aber (eine neue Judith) im Begriffe, den Bischof zu ermorden, verhaftet und hingerichtet wurde. Der erst 25 Jahre alte Schneider von Leiden wurde nun Oberhaupt der Stadt, nahm bald den Königstitel an, umgab sich mit großem Prunke, veranstaltete glänzende Umzüge und Festlichkeiten und nahm 16 Frauen, die schönsten Mädchen der Stadt. Zur Heirath genügte in seinem Reiche, das freilich nur die belagerte Stadt umfaßte, die bloße Willenserklärung und Handgebung vor zwei Zeugen. Man nahm gemeinsame Mahlzeiten ein, die zugleich das Abendmahl vorstellten, wobei der »König« das Brot und die Königin, die Witwe des Matthys, den Wein austheilte. Eine seiner Frauen, die ihn hatte verlassen wollen, enthauptete er eigenhändig und tanzte mit den übrigen um den Leichnam. Endlich, am Johannistage 1535, fiel das wahnwitzige »Reich«, und seine Machthaber wurden eine Beute des Henkers.
Im Bunde der gegen die Wiedertäuferstadt zu Felde ziehenden Fürsten beider Konfessionen befand sich auch der Landgraf Philipp von Hessen, genannt der Großmüthige (geb. 1504, † 1567), der, obwohl überzeugter Protestant, auf dem Punkte stand, seine Glaubensgenossen an den Kaiser und sein Vaterland an Frankreich zu verrathen. Auf ihn setzte der Schneiderkönig von Münster ein großes Vertrauen, hoffte auf seine »Bekehrung« und nannte ihn im Briefwechsel seinen »lieben Lips«. Zwar ließ sich der »liebe Lips« von dieser Freundschaft nicht rühren, scheint aber an einer der Einrichtungen des Täuferreiches ein solches Gefallen gefunden zu haben, daß er den Gedanken einer Doppelehe faßte. Seine Gattin Christine, Tochter das katholischen Herzogs Georg von Sachsen (verm. 1523, † 1549), hatte ihm bereits sieben Kinder geboren und erschien ihm so wenig reizvoll mehr, daß er sich von seinem gefälligen Hofprediger Melander rathen ließ, ein Hoffräulein seiner Schwester, der Herzogin von Rochlitz, Margaretha von der Saale, die er liebte, zur zweiten Gattin zu erheben. Die Reformatoren Luther, Melanchthon und Butzer, denen die Moral tiefer stand als der Bibelbuchstabe, fanden in den heiligen Schriften kein Hinderniß der Bigamie und erklärten sie als erlaubt, worauf der hohe Wüstling am 4. März 1540 in Rothenburg seine zweite Ehe einging. Melanchthon (dessen tiefe Reue über die Sache diese nicht besser macht) und Butzer wohnten der Ceremonie bei und Luther erhielt ein Faß Rheinwein. Melander verteidigte sogar die Bigamie auf der Kanzel. Das Abstoßendste aber ist, daß des Landgrafen rechtmäßige Gattin nicht nur in die Doppelehe willigte, sondern ihm – noch drei Kinder schenkte! Die Kinder Margarethens (welche 1566 starb) hießen Grafen von Dietz.
Heinrich VIII. von England (geb. 1491, reg. 1509, † 1547) war von gewinnenden und stattlichem Aeußern, gewandt in Rede und Betragen und in ritterlichen Uebungen und dabei der Pracht und dem Glanze ergeben, aber ohne Herz und Gewissen. Als jüngerer Sohn ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, hatte er in gewissem Maße eine gelehrte Erziehung genossen. Er sprach und schrieb lateinisch, französisch und spanisch, war bewandert in Mathematik, Mechanik, besonders aber Theologie, sammelte gern Kunstwerke, und beschäftigte viele Maler, darunter unsern Holbein. Seine erste Gattin Katharina, seines früh verstorbenen älteren Bruders jugendliche Witwe, die Tochter Ferdinands und Isabellas von Spanien (geb. 1483, † 1536), war ebenfalls reich an Kenntnissen. Der Ueberdruß des Königs an der acht Jahre älteren Gattin und die politischen Plane des allmächtigen Kardinals Wolsey verbanden sich zu dem Gedanken einer Scheidung, der aber nicht nach dem Plane des Kirchenfürsten verlief, indem Heinrich seine Augen auf die Hofdame Anna Boleyn warf. Die Lossagung des Königs und Parlaments vom Papstthum (doch mit Beibehaltung des katholischen Kultus) und Wolseys Sturz halfen den Willen Heinrichs erfüllen. Die Trauung mit Anna (1533) ging sogar der förmlichen Scheidung mit Katharina voran, die ihr Leben, sich stets fort als Königin benehmend, in frommen Uebungen schloß. Anna wurde im Beisein der (katholischen) Geistlichkeit Englands gekrönt.
Diese Vorfälle beschleunigten das Ende des größten englischen Gelehrten jener Zeit, des Thomas More (Morus). Den edeln Charakter desselben zeichnet besonders der Zug, daß er, der ein Mädchen innig liebte, nicht dieselbe, sondern dessen ältere Schwester heirathete, um sie nicht zu kränken; er lebte aber glücklich mit ihr und unterrichtete seine drei Töchter und seinen Sohn in den alten Sprachen. Die älteste Tochter Margaretha schrieb lateinisch in Prosa und Versen, kommentirte und übersetzte Klassiker, trieb auch Mathematik und Astronomie. Als diese vier Kinder sich verheiratheten, behielt der Vater sie mit ihren Gatten und elf Enkeln in seinem gastlichen Hause, in dem auch Holbein und Erasmus verkehrten. Nach dem Tode seiner ersten Frau nahm er eine zweite, die klein, alt und häßlich, aber eine treffliche Hausfrau war. Den vorher unabhängigen Geist des Denkers erschreckten die allerdings zum Theil wilden Vorgänge beim Anbruche der Reformation so sehr, daß er zur strengsten katholischen Richtung zurückkehrte und die in diesem Sinne fanatisch wirkende Schwärmerin Elisabeth Barton beschützte. Da aber diese auch gegen den König eiferte, ließ der Minister Thomas Cromwell sie und ihren Anhänger, den 80 jährigen Bischof Fisher von Rochester festnehmen und hinrichten. More (seit 1529 als Wolseys Nachfolger Großkanzler) ging für diesmal frei aus, aber nicht für lange. Er, welcher in seinem größten Werke, der »Utopia« nicht nur die Scheidung, sondern auch die Wiederverehelichung Geschiedener befürwortet hatte, gab sein Amt auf, um sich nicht den Wünschen des Königs fügsam zeigen zu müssen; der letztere aber verlangte trotzdem von ihm, und zwar von ihm allein unter den Personen weltlichen Standes, daß er des Königs Scheidung und die Thronfolge Elisabeths, der Tochter Anna Boleyns, eidlich anerkenne. More weigerte sich und wurde auf Betrieb der gekränkten neuen Königin eingesperrt. Als er aber noch weiter ging und dem Könige die Huldigung als Oberhaupt der evangelischen Kirche nicht leisten wollte, kostete ihm dies (1535) den Kopf, der an der Londonbrücke aufgesteckt, aber von seiner Lieblingstochter erbeten wurde. Die Nemesis traf aber Anna, die nach drei Jahren der Herrlichkeit unter der falschen Anklage des Ehebruchs dasselbe Schicksal erlitt.
Der blutige Tyrann, der indessen eine neue Kirche erfunden hatte, die zwar Papstthum und Klöster verwarf, in allem übrigen aber katholisch blieb, heirathete sofort die Hofdame Johanna Seymour, die aber an der Geburt des späteren Königs Eduard VI. starb, dann, um sein Bündniß mit den deutschen Protestanten zu befestigen, Anna von Kleve, die ihm aber nicht gefiel und von der er sich scheiden ließ, hierauf die den Katholiken nahestehende Katharina Howard, durch welche der energisch-protestantische Thomas Cromwell den Kopf verlor, die aber bald wegen wirklicher Untreue das Schaffot bestieg, endlich als sechste Gattin Katharina Parr; aber die schauerliche Tragikomödie endete zum Glücke mit dem Tode des Unmenschen, der durch seine gewissenlose Willkür das Land in Wirren gestürzt hatte, die, wie wir sehen werden, nicht sobald endeten.
Es war eine fromme Zeit; alle Lebensverhältnisse drehten sich um die Religion wie die Planeten um die Sonne. Den weltlichsten und unbedeutendsten Dingen suchte man einen religiösen Anstrich zu geben. Dies finden wir z. B. in dem freundschaftlichen Briefwechsel der Kurfürstin Sibylla von Sachsen, Gattin Johann Friedrichs I. (verm. 1527, † 1554), in welchem Gott in jedem Satze erscheint. Steinhausen, Geschichte des deutschen Briefes. Berlin 1889, I. S. 139 f. Damit geht indessen rührende Familienliebe Hand in Hand. Kurfürst Friedrich von der Pfalz verglich sich, als seine Gattin verreist war, mit der »Turteltaube, die ihren Gesellen verloren hat«. Die genannte Sibylla erkundigte sich nach dem Befinden von Luthers Frau; rührend aber ist die Bekümmerniß, die sie über das Schicksal ihres gefangenen Gemahls empfindet, und die Sehnsucht, wieder mit ihm vereinigt zu werden. All dies aber ist wieder mit prosaischer Sorge für das Hauswesen gemischt. Unter den Frauen des Adels war noch selbsteigenes Schaffen zum Hausgebrauche häufig. Ursula von Frundsberg spann selbst Hemden für ihre Tochter zum Kindbett. »Hauswirthin« war die gewöhnliche Benennung der Hausfrau; auch »Ehewirthin« kommt vor. Herzliche Verhältnisse verbanden meist die Familienglieder, und wenn die stark beschäftigte Mutter dem abwesenden Sohne nicht schreiben konnte, thaten es für sie die Töchter oder andere weibliche Verwandte. In Ermangelung dieser ließ es sich aber die Frau nicht nehmen, dem reisenden Manne zu schreiben, den sie »herzallerliebster Schatz« nennt. Immer jedoch blieb das Verhältniß der Frau ein untergeordnetes; sie bat, der Mann aber befahl. Mutter und Schwester warnten den Sohn vor »schönen Weibern«. War auch die Kunst des Schreibens noch nicht übermäßig verbreitet, so wußten doch diejenigen Frauen und Mädchen, welche derselben mächtig waren, »im Briefe anmuthig zu plaudern«, so daß ihnen »der Brief für alles, was sie auf den Herzen haben, zu eng erscheint«. Auch waren die Frauen sehr gastfreundlich, ja sogar eifrig, zu Hochzeiten oder Taufen, an Festtagen u. s. w. zu Gaste zu laden. Ebenso liebten sie Lustfahrten zu Wagen und Schlitten, sowie die Vergnügungen der Fastnacht, und sie ärgerten sich, wenn die Freude nicht nach Wunsch ausfiel. Auch liebten sie die Erörterung von Stadtneuigkeiten und den Genuß von Schaustellungen. Vielfach wurde über das »Lügen« oder »böse Maul« einer Frau geklagt. Der Verkehr war in den noch kleinen Städten ein viel engerer als später, und man nahm an allen Familienereignissen den lebhaftesten Antheil; man freute sich namentlich über Hochzeiten und ärgerte sich über das Ausbleiben solcher. Die Heirathen wurden »geradezu gemacht«, die Ehe galt als Geschäft, man verhandelte und »handelte«, Neigung gab selten den Ausschlag, und wenn es einer durchsetzte, sie geltend zu machen, so überwarf er sich mit seiner Familie. Daß die Neigung der Herzen sich aber nicht unterdrücken ließ, zeigen die Liebesbriefe der Zeit. Vielfach ist in denselben ein Herz gezeichnet, und als Datum kommt vor: »Geschrieben im Jahr, da die Liebe Feuer war.« Philipp von Hessen schrieb an seine »zweite Frau« (oben S. 284 f): »Will dich hiemit dem Allmächtigen empfehlen, und vergiß mein nit, und laß mich dein Liebsten bleiben. Ich denk' stets an dich, hab' gute Nacht.« Magdalene Paumgartner aus Nürnberg schreibt an ihren Bräutigam Balthasar: »Ich hab' zu thon, was ich wil, so feiern doch Gedanken nit nach dir, mein allerliebster schacz.« Mit der Zeit wurde jedoch der Liebesstil gezierter und förmlicher, und man hielt es für passend, an die Braut zu schreiben: »Ehrbare, tugendreiche, getreue freundlich herzliebe vertraute Braut.« Jungfrauen oder Witwen wünschte man zum neuen Jahre einen »jungen Mann«, ledigen Männern eine schöne Jungfrau mit »krausem Haar«. Die traurigen Zeitverhältnisse stimmten jedoch die Heirathslust vielfach herunter. Ja noch mehr, es griff eine trübe Lebensanschauung Platz, so daß die genannte Sibylle wünschen konnte, Gott möchte sie aus dieser vermaledeiten Welt zu seinem ewigen Reich nehmen.