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Die vierte Vision: Von der Firmung.

1. Dann sah ich einen großen runden Turm, der ganz aus weißen Steinen bestand und an seiner Spitze drei Fenster hatte. Aus ihnen leuchtete solcher Glanz, daß auch das Dachgewölbe in jener Helligkeit zu erblicken war. Die Fenster selbst waren mit schönsten Smaragdsteinen geschmückt. Dieser Turm schien gleichsam mitten auf den Rücken der weiblichen Gestalt gelegt, und auch diese konnte wegen seiner Stärke nicht fallen. Dieser Turm ähnelte solchen, wie sie eine Stadtmauer krönen. Jene kindlichen Gestalten, die aus dem Leibe der weiblichen Figur hervorgingen, sah ich in großer Klarheit leuchten, denn manche von ihnen waren von der Stirne bis zu den Füßen in goldene Farbe gehüllt, andere waren nur hell, wieder andere entbehrten auch dessen. Einige von ihnen untersuchten den rein und klar leuchtenden Glanz, andere aber wanderten mit dem unruhigen und rötlichen Schimmer nach Osten. Die den rein und klar leuchtenden Glanz betrachteten, hatten zum Teil klare Augen und. starke Füße und schritten mutig in den Leib jener Gestalt. Die kranke Augen und Füße besaßen, wurden hier und dorthin vom Wind geschleudert. Aber sie hielten Stäbe in den Händen, drehten sich vor der Gestalt und schlugen sie zuweilen ein wenig. Es waren auch solche da, die heitere Augen und schwache Füße hatten; diese liefen vor der Gestalt hier und dorthin auseinander. Langsam bewegten sich jene vor der Gestalt, die kranke Augen, aber kräftige Füße hatten. Einige von ihnen betrachteten den unruhigen rötlichen Glanz, wieder andere gingen wohl geschmückt in die Gestalt hinein, andere enteilten ihr, ja griffen sie an und brachten ihre Einrichtungen in Unordnung. Mehrere solche kehrten bußfertig in Demut zu ihr zurück, andere blieben aber wegen ihrer Mißachtung in der sich überhebenden Verhärtung des Todes zurück. Wiederum hörte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sprechen: »Die neue Braut ist geschmückt in der feurigen Glut des hl. Geistes und befestigt für die Vollendung ihrer Schar. So ist es auch mit dem gläubigen Menschen, der die Wiedergeburt im hl. Geiste und Wasser erlangt hat und durch die Salbung des himmlischen Lehrers geschmückt und bestärkt werden muß.

2. Der Turm bedeutet die lodernde Glut der Gaben aus dem hl. Geiste, welchen der Vater auf die Welt sandte aus Liebe zu seinem Sohne; dieser ließ sich auf die Herzen seiner Jünger gleich feurigen Zungen nieder, und sie wurden gestärkt im Namen der heiligen und wahrhaftigen Dreifaltigkeit. Durch seine Ankunft sind sie so stark geworden, daß sie vor keiner Strafe mehr zurückschreckten, sondern sie starkmütig ertrugen. Die Kraft dieses Turmes ist so groß, daß er die Kirche so sehr stärkt, daß keine Raserei teuflischer Wut sie überwinden kann.

3. Der Turm ist groß und rund, ganz besetzt mit weißen Steinen; denn unermeßlich groß ist die Wonne des hl. Geistes und reicht an alle Geschöpfe mit ihrer Gnade heran. Keine Verderbnis schwächt die Fülle ihrer Gerechtigkeit, denn sie gleicht einem Gießbach, die Ströme der Heiligkeit brechen in leuchtender Klarheit aus ihr hervor. Nie fand man in ihr eine Makel, weil der hl. Geist die brennende und leuchtende Klarheit selbst ist.

4. Was bedeuten die drei Fenster an der Spitze, die mit ihrem Glanz auch das gewölbte Dach des Turmes mit hellem Glanze erleuchten? Die unaussprechliche Dreifaltigkeit zeigt sich in der Ausgießung ihrer Gaben aus dem erhabenen hl. Geiste; aus dieser glückseligsten Dreieinheit geht der Glanz der Gerechtigkeit in der Lehre der Apostel hervor, damit die mächtigste Kraft der Gottheit, welche unbegreiflich in der Höhe ihrer allmächtigen Majestät herrscht, dem sterblichen Menschen offenkundig werde. Die Fenster haben herrlichsten Smaragdschmuck, weil die seligste Dreifaltigkeit in jugendlichster Kraft und Mühsal der Apostel niemals die träge Glaubensdürre gefühlt hat, wie es in der ganzen Welt offenbar ist. Weil nun die Kirche durch das Wehen des hl. Geistes so von ihnen gestärkt wurde, deshalb will sie auch und fordert es, daß ihre Söhne mit dem Zeichen des hl. Geistes in dieser Salbung geschmückt werden. Er kam in feurigen Zungen durch den Willen von Gott, dem Vater, in die Welt. Daher muß auch der Mensch nach der Taufe des Heils mit der Salbung des Lehrers gestärkt werden, wie auch die Kirche auf einem festen Felsen aufgebaut ist.

5. Der Turm lagert sich mitten auf dem Rücken der weiblichen Gestalt und ähnelt einem Stadtturm; und die Gestalt konnte wegen seiner Schwere nicht fallen. Auch der hl. Geist hat in der höchsten Stärke der Menschwerdung jenes, der der wahre Bräutigam der Kirche ist, wunderbar seine Herrlichkeiten gewirkt. Die Kirche ist so stark in ihrer Verteidigung, daß sie nie wegen dieser Stärke, mit der sie von dem Feuergeist begabt wurde, in irgendeinen Irrtum fallen kann. Vielmehr wird sie stets durch himmlischen Schutz in der Liebe ihres Bräutigams ohne Fehl und Makel sich freuen.

6. Kinder siehst du den Leib der Gestalt unter großer Helligkeit betreten; dies sollen jene bedeuten, die in der Unschuld eines reinen Herzens durch den Bronnen der Wiedergeburt Kinder ihrer Mutter, nämlich der Kirche, geworden und als Kinder des Lichts nach der Abwaschung ihrer Sünden lebten. Einige von ihnen tragen von ihrer Stirn bis zu ihren Füßen eine goldene Farbe an sich, weil sie vom Anfange guter Werke bis zum Ende ihrer Heiligung durch die leuchtenden Gaben des hl. Geistes in der Salbung wahrer Gläubigkeit durch die Hand des Bischofs mit dem Chrisma geschmückt sind. Wie das Gold mit kostbaren Steinen ausgezeichnet wird, mit denen man es besetzt, so wird auch der geschmückt, der mit dem Chrisma durch die Hand des Bischofs in Treuem getauft wurde und nun in der Salbung der Taufe geschmückt erscheint.

7. Andere Kinder hatten nur einen goldenen Glanz, weil sie zwar in der Taufe abgewaschen und gereinigt wurden, nicht aber die Salbung mit Chrisma durch den Bischof erlangten, die das Zeichen des heiligen Feuergeistes ist. Die Salbung zur Stärke durch die Gabe des hl. Geistes bleibt nur bischöflichem Amte vorbehalten, das dem gläubigen Volke nach der Wiedergeburt aus dem Wasser und Geiste zugewandt werden muß, wenn der gläubige Mensch auf dem festen Felsen gestärkt werden soll.

9. Einige dieser Kinderschar schimmern in reinem und hellem Glanz, andere aber wandten den unruhigen und rötlichen Schimmer nach Osten. Dies bedeutet, daß von den Söhnen der Kirche, welche sie in Unschuld durch Gottes Kraft hervorbringt, einige in Reinheit des geistlichen Lebens in heiterster Kraft glänzen, indem sie Irdisches zertreten und aus Liebe zur wahren Sonne in Erwartung sind, einige aber fleischliche Wege wandeln und durch mancherlei Laster verwirrt werden. Dennoch erglühen auch sie in rechtem Glauben und seufzen zum Ewigen, weil sie himmlische Vergeltung ersehnen. Die Betrachter des reinen und hellen Glanzes haben teils klare Augen und kräftige Füße. Mit Macht schreiten sie in den Leib der Gestalt; die Himmlischem nachfolgen, richten ihre Betrachtung und ihren Fortschritt auf die göttlichen Gebote und wandeln gleichsam in innigster Umarmung mütterlicher Liebe, weil sie weder in Vergänglichem noch in Irdischem ihre Hingabe sicher stellen. Andere sind krank an Augen und Füßen, weil sie weder eine klare Einstellung noch kraftvolle Ausführung des Werkes zur Vollkommenheit besitzen, deswegen werden sie auch jetzt vom Geist hier und dorthin geworfen, denn durch vielfache Versuchungen zur Überhebung werden sie zu verschiedenen Sitten verleitet. Sie halten Stöcke in ihren Händen und bewegen sich vor der Gestalt herum und schlagen sie zuweilen ein wenig. Dies ist so, weil sie schändliches Vertrauen auf ihre eigenen Werke setzen, der Kirche sich in falscher Meinung zeigen, durch Verstellung weise erscheinen wollen vor den Menschen, töricht aber vor Gott in eitlem Ruhm sind. Andere haben heitere Augen, aber kranke Füße und wandeln hier- und dorthin in der Luft vor der Gestalt; mit den Augen erspähen sie die Gebote durch schauende Betrachtung. Die Füße hinken, und die Braut Christi sieht sie in ihrem unbeständigen Durcheinanderlaufen; sie suchen die Weisheit im Schatten und glauben sie schon unter ihrer Macht zu haben, bevor sie in ihren Geist einging, und sie irgendwie ihrer mächtig sind. Wieder andere besitzen kranke Augen, aber kräftige Füße und schwanken dennoch vor der Gestalt, weil ihre Einstellung auf das gute Werk gar schwach ist. Sie eilen nicht einfältigen Herzens in den kirchlichen Einrichtungen, weil sie ihren Geist mehr an das Irdische als an das Himmlische heften. Sie gelten töricht vor Gott, weil sie mit weltlicher Klugheit begreifen wollen, wozu sie nicht gelangen können. Die Betrachter jenes unruhigen rötlichen Glanzes sind zum Teil weltlich geschmückt und wandeln kraftvoll daher. Obwohl sie mancherlei irdisches Gut besitzen, so tragen sie dennoch ebenfalls in der Kirche den Schmuck ihrer Mühen, da sie es nicht verschmähten, ihren Fuß im göttlichen Gesetz gerade wandeln zu lassen und nehmen gehorsam den Geboten Gottes Fremdlinge auf, kleiden Nackte und nähren Hungrige. Es gibt aber auch solche, die sich von der Gestalt losreißen und sie sogar bestürmen samt ihren rechtmäßigen Einrichtungen. Diese haben die mütterliche süße Nahrung der Kirche verlassen und ermüden sich in verschiedenem Irrtum. Deshalb zerstören sie die aufgestellten Gesetze durch vielfältigen Angriff. Sie kehren erst demütig zu der Gestalt zurück, nachdem sie würdige und schwere Buße zur Wiederherstellung des Lebens auf sich genommen haben. Andere verharren aber aus Mißachtung in der Überhebung, die zum Tode führt.


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