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Lärmende Bajaderen im Chor, Heilmittelverkäufer, Bettelpropheten und Tänzer und Gaukeler, all das Gesindel Ist voll Kummer und Gram ob Tigellius Tode, des Sängers. Ach ein so gütiger Mann! – Der hier, um ja des Verschwenders |
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5 | Namen zu fliehn, würd' auch dem dürftigsten Freunde verweigern, Was ihm den Frost abwehrte zur Not und den bitteren Hunger. Wenn man jenen befragt, warum er dem Vater und Ahnherrn Undankbar mit der Gurgel verschwelg' ein so herrliches Erbgut, Ringsher leckere Kost mit geliehenem Gelde sich kaufend: |
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10 | »Nicht verrufen zu sein als Filz von niedriger Denkart« Sagt er darauf. Lob wird ihm von dem und Tadel von jenem. Jener Fufidius scheut des lockeren Wüstlinges Leumund, Reich an Geländ' und reich an wuchernden Posten des Geldes. Monatlich fünf von hundert entschneidet er gierig dem Hauptstuhl, |
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15 | Und je verdorbener einer ihm kommt, je grausamer drückt er. Namenverschreibungen liebt er von Söhnlein strengerer Väter, Neulingen noch im Männergewand'. »Allmächtiger König Jupiter!« ruft, wer solches nur anhört. »Aber auf sich doch Seinem Gewinn nach, wendet er was?« Kaum glaublich erscheint's, wie |
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20 | Sich unfreundlich er ist; so daß auch der grämliche Vater, Der, wie Terenz ihn gezeigt, elend nach des Sohnes Entweichung Lebete, wohl nicht ärger sich selbst abquälte, denn dieser. Wenn nun einer mich fragt: Wo hinaus doch gehet das? Dorthin: |
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25 | Seht, da wallt Malthinus mit tief abhangendem Leibrock; Gauchhaft gürtet ihn jener empor bis über den Wohlstand. Bisam duftet Rufillus umher, Gargonius Bocksdunst. Nichts hält mittlere Bahn. Der will nur Weiberchen annahn, Deren Knöchel der Rock mit gekräuselter Borte bedecket; |
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30 | Der mag keine, die nicht im dumpfen Gewölbe zu Kauf steht. Als ein bekannter Gesell dem Gewölb' entschlüpfete: »Bravo! Fahre so fort!« rief ihm die erhabene Stimme des Cato; »Denn sobald ungezähmt aufbrausete Feuer der Jugend, Besser, daß es hier im Winkel verlodere, als daß man fremden |
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35 | Gattinnen schände die Zucht.« Ich verbitte mir solcherlei Lobspruch! Ruft Cupiennius aus, ein Bewunderer weißer Gewande Anzuhören verlohnt es sich wohl, die ihr glücklichen Fortgang |
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40 | Und wie die seltene Kost sich gesellt oft harten Gefahren. Dieser entschwang kopfüber vom Dache sich; jener mit Geißeln Ward bis zum Tode gestäupt; den führt in der nächtlichen Räuber Grimmige Bande die Flucht; der löste den Leib mit Bezahlung; Manchen benetzt' unehrbar das Stallgesinde; sogar auch |
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45 | Jenes geschah, daß einem die Hoden und üppige Rute Mähte der Stahl. »Ganz recht!« schrie jeglicher; Galba verneint' es. Wie viel sicherer ist in der folgenden Klasse der Einkauf, |
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50 | So weit Hab' und Vernunft anriet, in geordneten Grenzen, Wo Freigebigkeit galt, sich mild erweisen und gütig; Dann verschenkt' er so viel, wie genug wär', ohne des Gutes, Ohne der Ehr' Abbruch. Doch hierin herzt er sich einzig; Dies ist Freud' ihm und Ruhm: Der Edelen keine berühr' ich! |
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55 | Grade wie einst Marsäus, ein Freund der schönen Origo, Der an die Mimin verwandte sein Vatergefild' und den Hauslar: »Hab' ich nie,« so sprach er, »zu thun mit verehlichten Weibern!« Aber mit Miminnen hast du, mit käuflichen Dirnen: woher noch Schwerer der Ruf, denn die Habe verletzt wird! Ist es denn völlig |
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60 | Dir genug, die Person, nicht das, was immer und wo auch, Nachteil bringt, zu vermeiden? Die Ehr' einbüßen des Namens, Väterlich Gut ausstreun, ist Unglück immer. Was macht's denn, Ob dich edele Frau, ob Freimagd bethör' in der Toga? Villius, der durch Fausta sich Eidam dünkte des Sulla, |
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65 | Armer! vom Namen getäuscht, ward mehr, denn genug und zu viel war, Abgestraft, mit Fäusten geklopft, mit Stahle verwundet, Und aus der Thüre gesperrt, weil Longarenus darin war. Wenn dem nun, im Namen des Dings, das so Trauriges ansah, Also sagte das Herz: »Was willst du denn? Fordere wohl ich |
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70 | Je von dir zu Trautchen die Tochter des mächtigen Konsuls, Vornehm prangend im Schmuck, wann rasende Wut dich empöret?« Was wohl sagt' er dagegen? Das Weib ist hoher Geburt doch? Wie weit Besseres lehrt, wie ganz Mißhelliges jenem Lehrt die so reiche Natur an eigenem Gute, wofern du |
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75 | Recht anwenden nur willst und nicht Fliehbares Erwünschtem Stets einmengst! Ob durch dich, ob durch äußere Dinge du leidest, Solches verschlägt dir nichts? Drum, ehe dich Schaden gereuet, Ende der edelen Weiber Verfolgungen, welche der bösen Mühsal mehr zum Genuß als Frucht dir gewähren und Vorteil. |
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80 | Auch nicht mehr, ob in Perlen sie blink' und grünen Smaragden, Ist ihr zart, o Cerinth, als deine die Hüft' und das Bein nicht Rundlicher; oft gar zeigt es die üppige Tänzerin schöner. Nimm noch, daß sie die War' ungeschminkt dir träget und offen, Was zu verkaufen sie hat, vorzeigt: nicht alles, was hübsch ist, |
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85 | Prahlerisch leget zur Schau, und Unachtbares verheimlicht.
Mächtigen ist der Gebrauch, wenn sie Ross' einkaufen, umhüllt sie |
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90 | So thun jene mit Recht. O nicht scharfäugig wie Lynkeus Mustre des Baus Schönheiten, und blind, noch mehr denn Hypsäa, Schaue, was unschön ist! »Welch Bein! welch reizender Arm!« Doch Lendenlos, großnasig, am Leib kurz ist sie, am Fuß lang. Nichts der edlen Matron' ist sichtbar außer dem Antlitz; |
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95 | Sonst, ist sie Catia nicht, hüllt alles das lange Gewand ein. Wenn du Verbotenes suchst, was die Schanz' einhegete (denn das Ist's, was rasend dich macht); wie viel dann hemmt dir den Zugang! Wächter des Gangs, Tragbett, Haarkräuseler, Tafelgesellin, Wallendes Kleid zum Knöchel hinab, einhüllender Mantel, |
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100 | Mehreres noch, was neidisch den offenen Blick dir verwehret.
Jen' ist ganz ungehemmt: im koischen Flore sie anschaun |
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105 | Offen die Ware gezeigt? »Wie dem flüchtigen Hasen der Weidmann Tief durch den Schnee nachjagt, wenn er dasitzt, ihn unberührt läßt:« Singt er, und füget hinzu: »Dem gleich ist unsere Lieb' auch; An Vorliegendem schwebt sie vorbei und Entfliehendes hascht sie.« Und mit solchem Gesang', erwartest du, werde der Schmerz dir, |
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110 | Werde die Glut und der Sorgen Tumult aus dem Herzen gebannet? Ist nicht, welcherlei Maß den Begierden gestellt die Natur selbst, Was sie ertrag' und was sie mit Schmerz sich fühle geweigert, Heilsamer das ausspähn und die Hüls' abtrennen vom Kerne? Sprich, wann den Hals dir brennet der Durst, nach goldenen Bechern |
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115 | Suchest du? sprich, im Hunger ist alles dir widerlich, außer Pfau und Butte des Meers? Wann nun die Begier dich entflammet, Willst du die Magd, und den Sproß der Familie, welche zur Kühlung Stracks dir bereit sind, lieber verschmähn, und bersten vor Sehnsucht? Ich nicht: leicht mir verschafften Genuß und willigen lob' ich. |
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120 | Jene mit: »Bald! Nein, höher hinauf! Wenn der Mann nicht daheim ist!« Gönnt Philodem den Verschnitt'nen, sich selbst die, welche zu hoch nicht Stehet im Preis' und zu lang' ausbleibt, wenn ein Liebender einlud; Blank und grade dabei und geschmückt so, daß sie nicht länger, Auch nicht weißer sich wünscht von Ansehn, als die Natur gab. |
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125 | O wenn diese vertraulich mir links an die Seite sich anschmiegt; Ilia nenn' ich sie dann und Egeria und was mir einfällt. Nicht in der Lust auch fürcht' ich, daß komme der Mann vom Gefilde, Plötzlich die Thür' anfkrache, der Hund bell', alles umher laut Dröhn' in dem Hause von Lärm und Tumult, bleichgelb aus dem Lager |
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130 | Springe das Weib, elend die Vertraute sich nenne mit Angstschrei, Diese der Beine besorgt, die Ertappte des Gutes, ich selbst mein. Hastig entfliehn muß einer, den Rock ungegürtet und barfuß, Daß nicht das Geld umkomme, der Steiß gar, oder der Ruf doch. Schlimm hat's, wen man ertappt: ob auch Fabius richte, behaupt' ich's! |