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Damasippus. | ||
Sparsam schreibst du so sehr, daß im Jahrumlaufe nicht viermal Pergament du verlangst, da du stets dein Geschriebenes tilgest, Zornig dir selbst, weil, schwelgend in Wein und Schlummer, du gar nichts Singst, was Rede verdient. Wie endet das? Doch an den ruchbarn |
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5 | Saturnalien flohst du hierher. Jetzo denn nüchtern Schaffe, was würdig sei der Verheißungen! Dran nur! Es hilft nichts. Unrecht schmähst du die Feder, es büßt unschuldig die arme Wand, die im Zorn aufwuchs der Unsterblichen und der Poeten. Doch war ganz die Gebärd', als viel und herrliches drohend, |
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10 | Wenn dich das Hüttchen entspannt aufnähm' in das lauliche Obdach. Sprich, für welcherlei Zweck ward Platon gepackt zu Menandros? Was sollt' Eupolis dir im Geleit, und Archilochos? Wie nun? Hast du, den Neid zu versöhnen, im Sinn, durch verleugnete Tugend? Armer, dir folgt Mißachtung! Entreiß dich der bösen Sirene |
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15 | Trägheit; oder das alles, was besserer Wandel dir eintrug, Sei zu verlieren gefaßt! |
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Horaz. |
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Der Götter und Göttinnen Lohn sei Dir für den redlichen Rat ein Barbier, Damasippus, woher denn Kennst du mich so genau? |
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Damasippus. |
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Seitdem mein Gut an dem mittlern Janus mir alles gestrandet, besorg' ich fremde Geschäfte, |
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20 | Eigenen völlig entrückt. Denn vormals sucht' ich begierig, Was für Erz wohl gedient zu des listigen Sisyphus Fußbad, Wo mißlungen der Schnitt, wo hart und spröde der Guß sei; Kennerisch setzt' ich dem Bilde die Tausende seiner Sesterzen; Gärten und stattliche Häuser mir anzukaufen mit Vorteil, |
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25 | Das verstand ich allein; daher den Mercuriustitel Mir das Gewühl beilegt' auf der Steigerung Plätzen. |
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Horaz. |
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Ich weiß es; Und wie genesen du seist der Krankheit, wundert mich. |
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Damasippus. |
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Nun denn, Aus ward die alte gejagt von der neueren, wie es zu gehn pflegt, Wenn auf die Brust aus der Seite sich warf und dem Haupte das Übel, |
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30 | Wie, wer in Schlafsucht lag, an dem Arzt ausübet die Fechtkunst. | |
Horaz. |
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Nur nichts ähnliches mir; sonst was dir beliebt. | ||
Damasippus. |
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O du Guter, Täusche dich nicht: Unklug bist auch du, toll alle beinah wir, Wenn ja Stertinius wahr uns prediget: wo ich gelehrig So ausbündige Lehr' aufzeichnete, als er einmal mich |
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35 | Stärkend mit Trost anmahnte, den Weisheitsbart zu erzielen, Und von Fabricius Brücke zu gehn unbeängstiget heimwärts. Denn da verflogen das Gut, und verhülleten Haupts in den Fluß mich Stürzen ich wollt', erschien er zum Heile mir: Hüte dich, sprach er, Dein unwürdig zu thun; falsch nenn' ich die Scham, die dich ängstigt, |
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40 | Daß du im Schwarm Unkluger dich scheust zu gelten für unklug. Erst sei erkundiget: Was ist Tollsinn? Wenn dir allein dies Zukommt, soll kein Wort am tapferen Tode dich hindern. Wen sein thörichter Wahn und wen Unkunde der Wahrheit Blind umtreibt, den schätzt des Chrysippus Schul' und Genossen |
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45 | Unklug. Schau, wie das Volk, wie die Großen der Welt die Erklärung, Ausgenommen den Weisen, umfaßt. Nun höre, warum sie Alle verrückt vollkommen wie du sind, welche das Beiwort Unklug dir anheften. So wie, wenn in Waldungen ringsum Schweifende Männer die Irr' ablenkt vom sicheren Bergpfad, |
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50 | Dieser sodann links geht, der rechtshin, aber ein gleicher Irrtum beide verlockt, nur in anderen Richtungen, ganz so Achte dich selbst unklug, daß um nichts verständiger jener, Der dich verlacht, auch schleppet den Schwanz. Von besonderer Gattung Ist der Thor, der sich fürchtet, wo nichts ihm droht, daß er Feuer, |
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55 | Felsengeklüft und Ström' auf ebenem Felde zu sehn klagt. Ganz abweichender Art, doch um nichts verständiger, ist der, Welcher durch Glut und Ströme dahinstürzt. Rufe die teure Mutter, die edele Schwester, die Sippschaft, Vater und Gattin: »Dort ist ein großer Kanal! Gieb acht! Ein gewaltiger Fels dort!« |
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60 | Nicht mehr hört er darauf, als Fufius, wann er berauscht einst Schläft in Iliones Roll', ob tausend und mehr Caliene: »Mutter, ich rufe dich an!« ihm zuschrein. Solcher Verrückung Ähnliches rase das Volk in jeglichem Stande, beweis' ich. Rasend erscheint Damasippus im Ankauf alter Gebilde. |
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65 | Ist unverletzt im Gehirn Damasippus Gläubiger? Gut denn! Nimm in Empfang, nie wieder verlang' ich es: sag' ich dir also; Bist du etwa verrückt, wenn du annimmst? oder vielmehr dumm, Falls du die Beut' ablehnest, die hold Mercurius darbeut? Zehnmal sei er verschrieben dem Nerius, hundertmal jenem |
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70 | Knotenstricker Cicuta, ja tausend Verkettungen schmied' ihm; Dennoch entschlüpft der Verruchte den sämtlichen Banden, ein Proteus Wann du ihn schleppst vor Gericht, wie mit grinsenden Backen er lächelt; Schnell wird er Eber und Stein und Baum nach Belieben und Vogel. Halten wir gut wirtschaften für klug, schlecht aber für unklug, |
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75 | Weit unrichtiger steht es im Kopf des Perillius wahrlich, Welcher dem Buch einträgt, was dir wohl schwerlich er abschreibt. Ihr auch vernehmt, euch stellend mit wohlgefalteter Toga, |
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80 | Oder ein anderes Fieber das Herz kocht: näher heran mir, Daß ich beweis', unsinnig seid all' ihr, kommt nach der Ordnung. Geizigen giebt man den Fug des Helleborus reichlichste Gabe, |
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85 | Thaten sie's nicht, so gebührten, in Kraft der Verhandlung, hundert Fechterpaare dem Volk, und ein Schmaus, nach Arrius Willkür, Und an Getreide, was mäht ganz Afrika. »Hab' ich mit Unrecht, Oder mit Recht es verlangt, nicht sollst du mir spielen den Oheim!« So wohl blickte voraus des Staberius Klugheit. Allein was |
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90 | Meinet' er, als er befahl, daß der Erbschaft Summe die Erben Einhaun sollten dem Stein? So lang' er lebte, war Armut Stets ihm großes Verbrechen, und nichts so eifrig vermied er; Daß, wenn weniger reich um den kupfernen Heller er abschied, Selber er sich ansähe für liederlich. Jegliches Ding ja, |
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95 | Tugend und Ruf und Ehre vor Gott und Menschen ist schönem Reichtum untergestellt. Wer Reichtum sammelte, der ist Tapfer, berühmt und gerecht. Auch weis'? Auch! Selber ein König; Und was er immer verlangt. Drum, als wie der Tugend Erwerbnis, Hofft' er, würd' es den Ruhm ihm verewigen. Diesem wie ungleich |
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100 | That der Griech' Aristippus, der Gold wegwerfen die Knechte Hieß im Libyersande, dieweil langsamer sie gingen, Wegen der Last mutlos! Wer nun ist dümmer von beiden? Doch kein Beispiel taugt, das mit Streitigem Streitiges auflöst. Wenn ein Mann sich Lauten erkauft und vereiniget ringsher, |
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105 | Der kein Lautener ist und kein Liebhaber der Tonkunst, Wenn Schuhahlen und Leisten, wer nicht ist Schuster, wenn Segel, Wer Meerhandel verwünscht: wahnwitzig fürwahr und vernunftlos Nennten ihn alle mit Recht. Wodurch von solchen entfernt sich, Wer sein Silber und Gold einschließt, unfähig zu brauchen, |
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110 | Was er gespart, ja wer ängstlich es kaum wie Geheiligtes anrührt? Wenn nun einer beständig am mächtigen Haufen Getreides Hingestreckt fortwachte mit langem Knittel und dorther Hungrig nimmer ein Korn als Eigener wagte zu nehmen, Nein sich kläglich vielmehr abspeiste mit bitterem Feldkraut; |
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115 | Wenn man, lägen von Chier daheim und altem Falerner Tausend Gefäß', o hinauf! dreihundertmal tausend, des sauern Essiges tränke; noch mehr, wenn auf Stroh sich bettet' ein neunund- Siebzigjähriger Greis, der Deckgewande mit Stickwerk Ließe den Schaben und Motten zum Schmaus' in der Kiste vermodern: |
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120 | Traun wohl wenigen möcht' er für unklug gelten, darum weil Siech sind alle die Menschen beinah an der selbigen Krankheit. Daß dein Sohn, ja sogar der Gefreite prasse vom Erbgut, |
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125 | Wenn du mit besserem Öl den Salat zu netzen beginnest, Und das zerzausete Haupt voll ekligen Grindes? Warum denn, Wenn jedwedes genügt, mißschwörest du, raubest du, raffst du Ringsher? Du bei Verstand? Wenn das Volk du zu werfen mit Steinen Anfingst, oder den Knecht, den mit eigenem Gelde du kauftest, |
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130 | Unklug würden gesamt dich ausschrein Knaben und Mägdlein. Wann mit dem Strang du das Weib umbringst und mit Gifte die Mutter; Bist du im Kopfe gesund? – Nun wieso? Nicht thust du's in Argos, Noch mit dem Schwert, wie rasend die Zeugerin mordet Orestes! Meinst du, er hab' erst nach der Gebärerin Morde geraset? |
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135 | Nicht sei zuvor er geflohn vor den schrecklichen Furien sinnlos, Eh' im Busen der Mutter ihm lau der spitzige Stahl ward? Ja, seitdem man vermißte den richtigen Geist des Orestes, Gar nichts hat er gethan, was du mißbilligen könntest. Weder den Pylades greift er mit Stahl noch die Schwester Elektra |
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140 | Mörderisch an; Schmähworte nur ruft er beiden und nennet Furie sie, den anders, wie tragische Gall' es ihm eingab. Jener Opimius, arm bei verschlossenem Silber und Golde, |
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145 | Sank einmal in Betäubung der Schlafsucht, sodaß der Erbe Schon um Kassen und Schlüssel umher mit seligem Jubel Hastete. Aber der Arzt, der fertigen Kopfs und getreu war, Weckt ihn solcher Gestalt. Er heißt herstellen den Tisch und Beutel darauf ausschütten mit Geld; dann ruft er zum Zählen |
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150 | Mehrere; durch das Geräusch erhebt er den Mann und beginnt nun: Hütest du nicht dein Geld, gleich trägt es der gierige Erb' hin. »Weil ich leb'?« – Um zu leben sei wach, hier gilt es! – »Was soll ich?« – Bald wird Atem und Puls dir erschöpft sein, wo du des Magens Flauigkeit nicht brav steifest mit Kost und stärkender Nahrung. |
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155 | Zauderst du? Hurtig wohlan! nimm hier die Tisane von Reißbrei. »Sage, wie teu'r?« – Wohlfeil – »Nun wie teu'r?« – Acht Pfennige. – »Weh mir! Was denn verschlägt's, ob Krankheit, ob Raub mich tötet und Plündrung?« Wer nun ist bei Vernunft? – Wer Thor nicht ist. – Und der Geizhals? – |
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160 | Hat man Vernunft? – Noch nicht. – Und warum nicht, Stoiker? – Hör' jetzt! Nicht ist der Kranke beengt, (Nimm an, daß Kraterus rede:) Frei um das Herz. – Wohl also, und darf aufstehen? – O nein doch! Weil ihm Seit' und Nieren von stechendem Schmerze gequält sind. Nicht ist der meineidig noch knickerig. – Bring' er den guten |
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165 | Laren ein Ferkel zum Dank. – Jedoch ehrsüchtig und tollkühn. – Auf, nach Anticyra stracks! Denn was machet es, ob in den Abgrund Alles du wirfst, was du hast, ob nie des Erworbnen genießest? Einst in Canusium teilt' Oppidius Servius, reich nach |
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170 | Zwei Landhöf' und sterbend, nachdem er ans Bett sie gerufen, Redet' er: »Seit ich gesehn, daß du mir Knöchel und Nüsse, Aulus, im lockeren Busen herumträgst, schenkest und spielest, Du sie, Tiberius, zählst und ernst aufhebest in Winkeln: Bin ich besorgt, ihr rennet in zwei Abwege der Tollheit, |
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175 | Daß du Nomentanus hinfort wirst, du ein Cicuta. Drum hört beide mein Flehn bei der Gottheit dieser Penaten! Du, nicht mindere je, du aber vergrößere niemals, Was für genug der Vater euch hält, in den Schranken der Notdurft. Weiter annoch, daß nie euch Ehrsucht kitzele, sollt ihr |
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180 | Schwören den heiligen Eid: wer je von beiden Ädilis Oder ein Prätor wird, der sei mir verfluchet und ehrlos. Was? in Lupin' und Kicher und Bohn' ausstreuen dein Erbgut, Daß du breit in dem Cirkus einhergehst oder in Erz prangst, Rasender, nackt an den Gründen und nackt an den Summen des Vaters? |
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185 | Traun, daß lautes Geklatsch, wie vernimmt Agrippa, vernehmst du, Willst du listiger Fuchs dem edelen Löwen es nachthun!« Warum wehrst du des Ajax Beerdigung, Held Agamemnon? – |
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190 | Straflos, was er nur denkt; ihm erlaub' ich's!« – Mächtigster König, Schenken die Ewigen dir Heimfahrt nach Eroberung Trojas! Soll denn fragen und dann dem Bescheid' antworten vergönnt sein? »Frage!« – Warum liegt Ajax, der würdigste Held nach Achilles, Modernd im Staub, der so oft durch Danaerrettung berühmt ward? |
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195 | Daß froh Priamus Volk und Priamus schau' unbestattet Ihn, der manchem der Troer entriß sein väterlich Grabmal? – »Tausend der Schafe ja würgt' er, und daß er den edlen Ulixes, Samt Menelaus und mir, hinmetzele, schrie er im Wahnsinn!« – Stellst nun du für die Kalbe die liebliche Tochter in Aulis |
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200 | Vor den Altar und bestreuest ihr Haupt, Liebloser, mit Salzschrot, Bleibt unverrückt der Verstand? – »Wieso?« – Was that doch im Wahnsinn Ajax, der Vieh hinstreckte mit Stahl? Nicht übt' er Gewalt aus Gegen das Weib und den Sohn; viel wünschend des Weh's den Atriden, Hat er doch weder den Teukrus noch selbst den Ulixes beschädigt. – |
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205 | »Aber damit ich die Flotte vom hemmenden Gegengestade Lösete, weiht' ich bedachtsam den Ewigen Blut der Versöhnung.« – Deines, o Rasender du! – »Ja meins, doch ohne zu rasen.« – Wer nach Erscheinungen hascht, die unwahr sind, in des Frevels Wildem Tumulte gewirrt, der heißt ein Zerrütteter, aber |
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210 | Ob er aus Thorheit irr', ob aus tobendem Zorne, verschlägt nichts. Ajax, indem er erschlägt unschuldige Lämmer, ist sinnlos. Wann mit Bedacht du Frevel begehst um eitele Titel, Zeigst du Vernunft? Rein ist, von dem Fehl aufschwellend, das Herz dir? Wenn wer trüg' in der Sänfte zur Lust ein zierliches Lämmlein, |
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215 | Ihm, wie der Tochter, Gewand' anschafft' und Zofen und Goldschmuck, Rufa sogar und Posilla es nennt', und dem weidlichsten Eh'mann Vorbestimmte zur Braut; ihm nähm' einsprechend der Prätor All sein Recht und bestellte den klügeren Vetter zum Vormund. Was? wer die Tochter anstatt des verstummenden Lammes dahinwürgt, |
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220 | Der ist ganz bei Vernunft? Nicht rede so! Drum wo verkehrte Thorheit, da ist die höchste Verrücktheit; und wer ein Frevler, Wird auch ein Rasender sein. Wen anzog gläserne Ruhmsucht, Den umtobt blutlechzend mit donnernder Stimme Bellona. Laß zu der Üppigkeit nun und Nomentanus uns fortgehn. |
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225 | Darthun wird die Vernunft, toll sein auch die thörichten Prasser. Jener, sobald er empfangen des Erbguts tausend Talente, Kündiget an, daß Fischer gesamt, Obsthändler und Vogler, Balsamkrämer gesamt und der tuskischen Gasse Gesindel, Stopfer, und lustiger Rat, Fleischmärkt', und das ganze Velabrum, |
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230 | Früh in das Haus ihm kommen. Da nun sie gekommen in Heerschar, Führt der Kuppler das Wort: »Was mir, was jeglichem dieser Heget das Haus, dein acht' es und hol' es dir heute wie morgen.« Höre, wie drauf antwortet der menschenfreundliche Jüngling: »Du im lucanischen Schnee liegst nachts ein Gestiefelter, daß ich |
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235 | Schmause des Schweins; du zerrest mir Fisch' aus der stürmischen Meerflut. Ich Unthätiger sollte so viel inhaben? Hinweg! nimm! Du zehn Hunderte, du gleichviel, du hebe sie dreifach, Dessen geladene Gattin bei finsterer Nacht mir daherrennt.« – Jener Sohn des Äsopus entnahm aus dem Ohr der Metella |
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240 | Eine der köstlichsten Perlen, und schau, zehn hundertmal Tausend Schlürft' er, in Essig verdünnt. Wodurch wohl klüger, denn ob er Grad' in den reißenden Strom es hinwegwürf' und in den Abzug? Quintus Arrius Söhn', ein edles Paar von Gebrüdern, |
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245 | Schmausten um teueren Preis oft Nachtigallen zum Frühstück. Gehn sie für klug, mit Kreide gemerkt? darf's etwa der Kohl' hier? Binsene Häuschen erbaun, Lastwägelchen fahren mit Mäusen, |
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250 | Zeigt nunmehr die Vernunft, weit kindischer sei, sich verlieben, Und es verschlage da nichts, ob du noch im Sande, wie vormals Als Dreijähriger, spielst, ob der grausamen Buhlerin jetzo Du vorklagest und girrst: ich frage dich, thätest du, was einst Polemon that, der Bekehrte? die prunkenden Zeichen der Krankheit, |
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255 | Halstuch, Bind', Armpolster, verließest du? so wie im Weinrausch, Sagt man, jener vom Halse geheim abzupfte den Festkranz, Als die Ermahnung ihn traf aus dem nüchternen Munde des Lehrers? Reichst du dem zornigen Kinde zur Sättigung Apfel; es sträubt sich. – »Nimm, mein Wieselchen! – Nein!« – Wenn du weghebst, will es. Wie gleicht ihm |
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260 | Ausgeschlossen ein Jüngling, der wankt, ob gehen, ob nicht gehn, Wo er gewiß hinginge, wenn nicht sie gerufen, und haftet Stets an der leidigen Thür. »Ich nun, da sie selber mich nötigt, Hingehn? oder vielmehr mit Entschlossenheit enden den Kummer? Sie wies ab, ruft wieder. Gefolgt? Nein, flehte sie knieend!« |
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265 | Siehe der Knecht, nicht wenig verständiger: »Herr, wo ein Ding nicht Maß hat oder Vernunft, da will's mit Maß und Vernunft auch Nimmer gehandhabt sein. In der Lieb' ist das Übel einmal: Krieg. Friede darauf. Wenn solchem, was gleich abwechselndem Wetter Schwankt unstet und nach Laune veränderlich, einer sich anstrengt |
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270 | Festen Bestand zu verleihn, nichts bringet er weiter heraus, als Wenn unsinnig zu sein nach Maß und Vernunft er sich mühte.« – Was? wann etwa du, Kerne picenischen Äpfeln entklaubend, Froh bist, flog an die Deck' ein geschnelleter, bist du bei dir wohl? Was? wann kosende Wort' am ältlichen Gaume du lallest, |
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275 | Ist, wer Häuschen erbaut, wohl kindischer? Blut zu der Thorheit Füge hinzu, und Feuer mit Stahl durchwühle doch, sag' ich! Marius, als er die Hellas erstach und herab vom Geklipp sprang, War ihm geschlagen der Geist von Unsterblichen? Oder erkennst du Frei der Verrückung den Mann und verdammst ihn lieber des Frevels, |
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280 | Nach dem Gebrauch den Dingen verwandte Benennungen leihend?
Jener Gefreiete pflegt' um die Wegkapellen noch nüchtern |
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285 | Völlig an Augen gesund; das Gehirn nur nennte sein Herr wohl, Scheut' er Zank, im Verkauf mit Bedenklichkeit. Solches Gezücht auch Zählet Chrysipp in des tollen Menenius fruchtbare Sippschaft. »Jupiter, der du das Wehe den Krankenden sendest und abnimmst!« |
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290 | Hütete:) »wenn mein Sohn frei wird vom wechselnden Fieber, Soll er am Morgen des Tags, den dir mit Fasten wir feiern, Nackt in dem Tiberis stehn!« Wenn Zufall oder der Arzt ihn Herstellt aus der Gefahr: die alberne Mutter entseelet Ihn, der am frostigen Ufer erstarrt, und erneuet das Fieber: |
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295 | Wirr im Geiste, woher? Aus törichter Furcht vor den Göttern.
So hat Stertinius mir, mein Freund, von den Weisen der achte, |
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Horaz. |
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300 | Stoiker, nach dem Verlust sei jeder Verkauf dir ein Vorteil! Welcherlei Thorheit, meinst du, (da vielfach deren Geschlecht ist) Macht wohl mich unsinnig? Mir scheint doch gesund die Besinnung. |
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Damasippus. |
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Was? wenn das blutige Haupt sinnlos herträget Agaue, Ihres zerrissenen Sohns, hält dann sie sich etwa für rasend? |
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Horaz. |
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305 | Thöricht bekenn' ich mich selbst, (man darf bekennen die Wahrheit) Auch unsinnig sogar. Nur melde mir dieses, an welchem Übel du glaubst, daß die Seele mir krank sei. |
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Damasippus. |
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Höre denn: erstlich Bauest du, nämlich du spielst langleibige, du von dem untern Ende zum oberen kaum zweifüßiges Wichtlein; und dennoch |
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310 | Lachst du, wenn größer zum Kampf, denn der Wuchs ankündiget, Turbo Atem und Gang herträgt. Wodurch du lächerlich minder? Soll ein jegliches Thun des Mäcenas dir auch gerecht sein, Du so durchaus ungleich, so durchaus zu winzig dem Wettstreit? Fröschlein, ferne der Mutter. zertrat ein wandelndes Stierkalb; |
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315 | Eines entfloh zur Mutter und meldet ihr, wie ein gewaltig Ungeheuer zermalmet die Brüderchen. Jene befraget: Kind, wie groß? War's wohl (da sie sich aufblähete) so groß? – »Größer noch halbmal wohl!« Nun so groß? Als sie noch mehr sich, Immer noch mehr aufblies: »Nie, Mütterchen, wenn du auch platzest, |
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320 | Wirst du ihm gleich!« – Da nimm dir ein nicht unpassendes Gleichnis. Thu' die Gedichte dazu, das heißt, thu' Öl in das Feuer; Schrieb jemand mit Vernunft ein Gedicht, schreibst du's mit Vernunft auch; Nichts von der rasenden Hitze! |
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Horaz. |
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Genug schon! | ||
Damasippus. |
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Nichts von dem Aufwand Über Vermögen und Rang. |
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Horaz. |
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Bei dir selbst, Damasippus, gefeget! | ||
Damasippus. |
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325 | Und von der wütenden Sucht für rosige Knaben und Mägdlein! | |
Horaz. |
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Endlich, o Größerer du an Verrücktheit, schone des Kleinern! |