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Ich bin irr.
Doch ich kenn meines Wahnsinns
Ursprung und Wesen.
Ich bin irr, und jetzt will ich singen;
Doch ich weiß, daß ich stumm bin
Und daß die Saiten, die ich schlage,
Die Eisenstangen meiner Zelle sind.
– Ich singe alles das hinaus,
Und es kommt in Klang und Farbe:
Doch der lächelnde Wächter
Sieht nur die Lippen beben,
Die Finger tasten.
So leicht, so begeisternd leicht,
Geht meiner Geliebten Tanz
Wie Libellenflug
Über bräunlichen Schilfkolben.
Und wie das Laub, das in spiegelklare Seen fällt,
Das Wasser erregt, sich zu wiegen
In wachsenden Kreisen und wieder zu fallen,
In des Laubes eigenem, wiegendem Falle –
So fühlte jeder, der meiner Geliebten Tanzschritt sah
Sich seltsam leicht
Und ahnte unbekannte Harmonie
In seinem eignen Gang –
Doch weh! Ihr Fußtritt klingt jetzt schwer,
Die Rhythmen wanken,
Die Glieder ersteifen –
Bürde fiel auf alle nieder,
Und ich ward zu Stein.
O, ich hasse Rhythmen,
Ich liebe, was in Unsicherheit ruht,
Am meisten hasse ich des Sturmes sichren Flug,
Am meisten liebe ich den Nebel –
O! Seht ihr es, seht ihr es!
Mein Paradies kommt näher:
Über dem weißen Sande
Liegt dichter Nebel;
So matt, so tot und glanzlos,
So sinnlos unverständlich
Plätschert das Meer;
Wie Schatten eines Feuers
Flammt die zackige Düne
Dunkel durch des Nebels Rauchwirbel.
Vor mir lauert der glatte, glatte Sand,
Hinter mir gähnen meine Stapfen im Sande,
Meiner schwindenden Kräfte Gräber,
In langer, langer, gleicher Linie.
Du kleine Welt, vom Nebel umgrenzt,
Zu deiner Mitte nahten meine Schritte.
Hinter mir sind kleine Welten
Voll von meinen Stapfen,
Doch auf der andern Seite der Gefängnismauer
Liegt eine Welt, die ich nicht sah und nicht betrat,
In der geht jetzt der Tod;
Und an der Mauer wird er mir begegnen,
Doch ich will es nicht wissen,
Denn mein enttäuschender Blick
Verschiebt sie mit jedem Schritte.
Und wenn der Tod mich bei der Mauer findet
Und mich zu Boden wirft,
Werde ich glauben, daß ich aufgehalten wurde
In der Mitte einer neuen Welt. ...
O, wie matt ich bin, so selig matt!
Und! Das Meer plätschert,
Die Düne wankt,
Und der Nebel ... weh! weh! Der Nebel flüchtet
Vor dem festen Flügelschlage des Sturmes!
Fest steht die Düne,
Glanz zeigt das Meer,
Und auf, auf, nieder, auf, auf, nieder
Wiegt es sich in starken Wogen!
Und der Sturm ist Gottes Gedanke,
Sein starker, klarer Gedanke,
Und ich bin es, den er sucht
In der Stärke und der Klarheit
Doppeltem Grauen!
Doch ich will nicht den Tod, will ihn nicht!
Verbeben meine Seele soll
Wie einer Höhle wirres Echo,
Und an sich ziehen wird er sie
In starkem, vollem, tönendem Gedröhn. ...
O klinget, meine Saiten, klinget
Röchelnd und rasselnd!
Saiten, Saiten, seid ihr aus Eisen?
Ja, ja, es sind Stangen aus Eisen.
Stangen vor meiner Zelle,
Denn ich bin irr!