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Dänemarks Entstehung

Wenn leiser Donner die dänischen Inseln kaum merkbar erschütterte, war es wie eine leise Mahnung an die Geburt des Landes, als die Gletscher mit seufzendem Getöse ihre Lawinen talwärts sandten. Wo jetzt Wolken mit weißen Zinnen über die Ostsee schritten, lag einst Eis und Schnee wie ein zusammenhängendes Gebirge, eine einzige Masse vom Nordpol bis tief ins Innere von Mitteleuropa hinunter.

Nachdem der Schnee geschmolzen war, hob Dänemark sich wie kahle Sandbänke aus dem Meere; Lehm und Steine, die die Gletscher von den Bergen im Norden mitgebracht und zwischen ihren Mahlsteinen gemahlen hatten, waren auf den Grund des aufgetauten Meeres gesunken, und schließlich war es so viel geworden, daß der Grund aus dem Wasser ragte und zu Inseln wurde; wahrlich, hier hatten die Gletscher eine gehörige Umzugsarbeit geleistet, hatten von dem einen Lande genug abgeschrabt, um ein anderes damit aufzubauen.

Luftig war es dort draußen, nachdem das große Tauwetter eingesetzt hatte, nasse Sintflutwinde strichen über die vielen neugeschaffenen, vollständig kahlen Inseln und Holme; meilenweit nur Ebenen von Kies bedeckt, mit großen Steinen gespickt, von Wasser triefend, mit einem Netz von Sunden und Strömen zwischen den Inseln und einem Netz von Seen und fließenden Wassern im Innern; Wasser auch von oben, ewige Regenfälle in den ersten Jahrhunderten nach der Eisschmelze, während die Erde noch kalt war, dann, als die Witterung milder wurde, das ganze Jahr hindurch Nebel; schließlich aber bekamen Sonne und Wind die Oberhand und trockneten die Inseln, so daß als erste die Möwe an Land trippeln konnte, ohne in dem nassen Schlamm einzusinken, und dann begannen die kahlen Sandbänke draußen im Meere sich langsam und mit vieler Hilfe in Land zu verwandeln.

Zuerst kamen die Watvögel, in riesigen Scharen, blendend weiß in der rauhen, klaren Luft, so weiß wie der Schaum auf den schwarzblauen Wogen, wie der letzte Aprilschnee an Land und wie die schwellenden Wolkengipfel, durch die die Sonne brach; sie ließ er; sich auf den Inseln nieder, um zu brüten, vermischten ihre Eier mit den runden, bunten Steinen, so daß sie kaum davon zu unterscheiden waren; dort wurde der neue Möwenwurf ausgebrütet, runde, bunte Junge, die mit den Steinen verwandt schienen; das waren die ersten Bewohner, die etwas von der Farbe des Bodens annahmen und nur so weit flogen, daß sie zurückkehren konnten, um zu brüten, wenn sie selbst Möwen geworden waren.

Das Wasser in den Seen und auf den überschwemmten Landstrecken war lange sehr kalt und so klar, daß man den kleinsten Stein auf dem Grunde unterscheiden konnte; in der Nachtkälte gefror es und bildete luftige Brücken über der Tiefe; noch lag Eis unter dem Kies, und dieses hielt sich dort durch Jahrhunderte. Als die Sonne aber mehr Macht bekam und das Wasser sich erwärmte, begann es Leben zu beherbergen, eine unsichtbare, sich vermehrende Fruchtbarkeit, Algen und Infusorien, die vom Winde gesät wurden; die ersten Insekten kamen, durch einen Frühlingssturm vom Festlande herübergefegt; sie legten ihre Eier auf die Wasserspiegel, und bald wimmelte es von Puppen, und jede Wasserpfütze wurde eine Lebenswelt im Kleinen, noch kalt, noch nackt; doch waren die Pflanzen jetzt im Begriff ihren Einzug zu halten, Flechten und Moos kleideten die vielen Steine und gaben den weiten Kiesfeldern einen grünen Überzug; Vögel ließen hin und wieder Samenkörner fallen, andere wurden von fernen Küsten herübergeweht, Schilf und Riedgras keimten mit kalten Wurzeln in dem lehmigen Boden, Schachtelhalme breiteten ihre dünnen, blassen Haine über die Kieswälle, und im Schutze eines lehmigen Abhanges blühte der erste Huflattich, dessen Stäubchen im vorhergegangenen Jahre an einem Sonnentag herübergeschwebt waren und ihre Keimkraft den ganzen Winter über in der Erde bewahrt hatten.

Mit dem Winde und den Vögeln, mit dem Strom im Meere kamen auch Keime und Pflanzen zur Insel, die robustesten zuerst; und die Tiere kamen in der Reihenfolge, wie das Leben sie bedingte, zuerst die Larve, die ihre Atemröhre aus dem Wasser steckte und leben wollte, dann Lurch und andere Tiere, die sich von ihnen nährten, und darauf die beschwingten Wesen, die sich wiederum vom Lurch nährten. Der Salamander bewegte sich in den lehmigen Gräben wie ein kleiner Drache, die Kröte richtete sich einen Winkel unter den feuchten Steinen ein, und die Teiche füllten sich mit Fröschen, die die ersten warmen Nächte und den Sommerregen mit einem einstimmigen Brutchor begrüßten – und wahrhaftig, klapperte es in der Höhe nicht frühlingsmäßig? Der Storch war gekommen!

Der Fischotter ging an Land und tauchte zur Veränderung mal in Süßwasser, lüstern auf Krebse, und draußen auf den Steinriffen vor den Küsten lagen Scharen von Seehunden wie Würmer und vermengten ihr Gebell mit dem Toben der Brandung; eine Herde Meerschweine schwamm durch das Fahrwasser, langsam auf den Wellen schaukelnd. So lag das Land im Wechsel der Jahreszeiten da, unter Vogelbrausen, in Regen und Schnee, monatelang in Nebel begraben und dann wieder seine Nacktheit sonnend, wenn der Wind wehte und die Wolken trieben. Mit jedem Winter schien die Eiszeit wiederzukehren, dann lagen Seen, Kies und Stein zu einer einzigen harten Masse gebunden, von der Oberfläche bis tief in den Grund hinein, nichts als Felsgestein. Mit jedem Frühling aber taute alles wieder auf, und mit jedem Frühling wurde es wärmer, die Erde trocknete mehr und mehr aus und war bereit, Pflanzen und Tiere zu nähren.

Moos und Wasserpflanzen füllten die Teiche und verwandelten unfruchtbare, überschwemmte Landstrecken zu schlammigen Mooren, die Zugvögel kamen, Enten in ganzen rauschenden Heerscharen, um hier zu schnattern, Schwäne und Gänse, Watvögel mit ihren dünnen Schnäbeln, die sich dafür eignen, Schlamm nach Würmern und Schnecken zu durchsuchen; Brachvögel, Bekassine und Strandläufer wollten hier ihren Sommer verbringen, der Kibitz kam mit seinem zerzausten Schopf und setzte ein für allemal den frühzeitigen Lenz ein – und auch die Lerche kam, unter sich die kahle, neugeschaffene Erde, und über ihrem singenden Kopfe die Sonne in großen lichtbrechenden Fächern und Wolkensäulen.

Wo Vögel gedüngt, und verwehtes Moos und Flechten feuchte, schwarze Erde gebildet hatten, kamen Blumen und Kräuter und breiteten ihren kühlen Teppich auf die Erde; die Zwergweide fand Nahrung, die Weidenkätzchen entzündeten ihr kaltes Feuer an den ersten kalten Sonnenstrahlen, wie sie es seitdem stets getan haben; um jene Zeit war die Erde nach dem Tauwetter fast trocken geworden.

Jetzt war das Land überall wegbar, bestand aus steinigen Heidestrecken und weiten Mooren mit Schilf- und Weidengestrüpp; Hasen, Mäuse und allerhand Nager fanden ihren Lebensunterhalt in der Landschaft, wurden aber von dem Fuchs belauert, und die Raubvögel kreisten über ihren Nestern. So vergingen wohl an die tausend Jahre; die Renntiere hielten ihren Einzug im Land und verschwanden wieder, als es ihnen zu warm wurde; denn die Sommer wurden immer länger, und jetzt, langsam und geduldig, begann der Wald seinen Einzug.

Zuerst kam die Zwergbirke, konnte sie doch sozusagen mit den Füßen im Eise wachsen, und sie duckte sich, daß der Wind ihr nichts anhaben konnte, sie kroch vorwärts; nach ihr, als es noch milder geworden war, kam die Birke, der helle, zarte Baum, der das Wetter durch seine offene Krone streichen ließ, wie ein Vorposten einrückte und allein stehen konnte, bis er sich vermehrte; wenn der Wind meinte, daß er eine Birke verjagte, zerstreute er nur ihre Samen, bald standen die Birken dicht beieinander; in ihrer Gesellschaft wagte die Espe sich hervor, sie bebte von Kopf bis Fuß, ließ aber nicht locker, und zusammen bildeten sie den ersten Laubwald, luftig und offen, mit unruhigen Wipfeln, unter den hellen Stämmen aber bereits sonnige, windstille Winkel darbietend; dort stand das Elentier, und seinen Spuren folgte der Wolf. Auch der Bär kam angetrottet, suchte nach Mäusen unter den Steinen und fraß sich im Herbst an Blaubeeren satt, bevor er unter einer Schneewehe zwischen den Steinblöcken seinen Winterschlaf antrat.

Später kam die Kiefer, dunkel und zäh, mit knorrigen Wurzeln, die sie um Steine schlang, um sich festzuhalten. Der Wachholder kroch im Winde und richtete sich auf, wo es geschützt war; wo nichts anderes wachsen wollte, bedeckte das Heidekraut die langen, dem Winde preisgegebenen Anhöhen.

Schließlich aber, als Sonne, Wind und Regen die richtige Mischung hatten, kam die Eiche. Sie kam langsam, machte keine größeren Schritte als ihr knorriger Arm reichte und eine Eichel fallen lassen konnte, aber sie hatte auch Zeit, denn sie sollte alt werden; respektvoll zogen Birken und Espen sich zu den Mooren zurück, und die Kiefer zu den magersten, steinigen Gegenden; wo aber gute, schwarze Erde war, breitete die Eiche sich und bildete mit den Bäumen, die ihr folgten, den Wald: Linden, Vogelbeerbäumen, wilden Apfelbäumen, und im Unterholz Haselstauden, Kaprifolien und Hagedorn.

Am Strande errichtete der Eichenwald einen Hain von verkrüppelten Bäumen, die sich opferten, um Schutz gegen den Wind zu bieten, landeinwärts aber richtete der Wald sich mit seinem Dickicht und schattigen Kammern höher und höher auf; es war die Geschichte des Waldes, von ihm selbst erzählt, von dem ersten kriechenden Zwergbäumchen am Rande bis zu den hohen, luftigen Säulen tief drinnen im Dickicht. Der Wind wurde ausgeschlossen und war nur wie ein fernes Brausen oben in den unerschütterlichen Kronen zu hören, das Gehölz stand fest und bedeckte die Inseln als eine einzige zusammenhängende Waldung von Küste zu Küste, Zufluchtsstätte für alle Tiere des Waldes: Hirsch und Wildschwein, Eichhörnchen und Dachs und alle kleinen Singvögel; wo ehemals der Steppenwind herrschte, schloß der Wald sich um seine eigene Stille und sein Geheimnis.

So war das Land, als das Steinzeitvolk einzog.


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