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(Offne Gallerie im Hause.)
Hochmuth, Mstrs. Otter, Amsel, Dohle, Amorous La Foole, Centaur, Epicoene.
Hochmuth. Wir konnten nicht begreifen, warum Ihr so schriet, Mistreß Otter.
Mstrs. Otter. O Gott, Madam, da kam er herunter mit einem langen bloßen Degen in seinen beiden Händen, und sah so erschrecklich aus! Ganz gewiß ist er nicht bei sich selbst.
Amsel. Was machtet Ihr denn aber hier, Mstrs. Otter?
Mstrs. Otter. Ach, Mstrs. Amsel, ich bestrafte meinen Unterthan und dachte mit keinem Gedanken an ihn.
Dohle. Bei Gott, Gebieterin, das müßt Ihr auch thun. Lernt es, ihn zu bestrafen. Mistreß Otter züchtigt Ihren Gatten so, daß er gar nicht sprechen darf, als unter Züchtigung.
Amor. La Foole. Ja, und den Hut untern Arm; es würde Euch erquicken, es mit anzusehn.
Hochmuth. Ernsthaft gesprochen, es ist ein guter und heilsamer Rath, befolgt ihn, Morose. Ich nenne Euch letzt bloß Morose, wie ich Centaur und Amsel sage, wir vier wollen nur eine Person ausmachen.
Centaur. Ihr wollt also doch in unser Kollegium kommen und mit uns sein?
Hochmuth. Bringt ihn dahin, daß er Milch und Honig giebt.
Amsel. Wie Ihr ihn Euch anfangs erzieht, so werdet Ihr ihn nachher haben.
Centaur. Er muß Euch Eure Kutsche und vier Pferde halten, Eure Gesellschafterin, Eure Kammermädchen, Pagen, Kammerdiener, Euren Französischen Koch und vier Stallbediente.
Hochmuth Und geht mit uns nach Bedlam, nach den China-Häusern und auf die Börse.
Centaur. Das wird Euch die Thore des Ruhms eröffnen.
Hochmuth. Hier ist Centaur, die ist dadurch unsterblich worden, daß sie ihren wilden Gatten gebändigt hat.
Amsel. Ja, sie hat das größte Wunder im Königreiche gethan.
Clerimont und Gutwitz treten ein.
Epicoene. Aber Lady's, haltet Ihr es denn für rechtmäßig, so viel Diener zu haben und mit allen freundlich zu sein?
Hochmuth. Warum nicht? Warum sollten die Frauen den Männern nicht ihre Gunst bezeigen? Werden sie dadurch ärmer oder schlechter?
Dohle. Wird die Themse durch die Kanäle etwa kleiner, Gebieterin?
Amor. La Foole. Oder eine Fackel, wenn sie andre Fackeln anzündet?
Gutwitz. Gut gesagt, Amorous!
Centaur. Das sind nur schwache armselige Weiber, die sich davor fürchten.
Hochmuth. Man muß außerdem immer an das herannahende Alter denken und jede Zeit zu ihrem bestimmten Gebrauche anwenden. Das beste unserer Tage geht zuerst vorüber.
Amsel. Wir sind Flüsse, Madam, die man nicht wieder zurück rufen kann; diejenige, die jetzt ihre Liebhaber abweist, wird nachher wie ein einsames Mütterchen in einem eiskalten Bette liegen müssen.
Centaur. Sehr wahr, Amsel, und wer wird uns alsdann in unsre Kutsche helfen? Wer wird uns Neuigkeiten schreiben oder erzählen! Anagramme auf unsre Namen machen und uns in's Theater führen, um da das ganze Stück hindurch unsre Hand zu küssen und für unsre Ehre blank ziehn?
Hochmuth. Niemand.
Dohle. Meine Gebieterin ist auch nicht eben so gänzlich in dergleichen Dingen unerfahren, es dürfte wer zugegen sein, der ihre Gunstbezeugung gekostet hat.
Clerimont. O du jämmerlicher Narr!
Epicoene. Doch dürft Ihr dergleichen nicht wieder ausplaudern, Diener. Und habt Ihr denn wirklich dergleichen herrliche Recepte, Madam, um Euch vor Schwangerschaft zu bewahren?
Hochmuth. O ja, Morose, wie sollten wir sonst unsre Jugend und Schönheit erhalten? Viele Geburten machen eine Frau alt, so wie das Feld durch viele Ernten ausgesogen wird.