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Vorwort.

Adolf Kußmaul entschlief am frühen Morgen des 28. Mai 1902 nach halbstündigem Todeskampfe an Verkalkung der Schlagadern und des Herzens. Obgleich er sich bis zum letzten Abende der vollen Geistesfrische erfreuen durfte, machte sich doch die Last seiner achtzig Jahre in mannigfacher Weise fühlbar und seinen Wunsch verständlich, es möge ein sanfter Tod ihn vor langem Siechtum bewahren.

Unser Titelblatt zeigt ihn, befreit von den Bürden des irdischen Daseins, ausruhend von fruchtbringender Lebensarbeit, welche stets einem inneren Drange entsprossen, ihm Freude und Befriedigung gewährt hat. Seine Jugenderinnerungen eines alten Arztes haben ihm so viele neue Freunde erworben, daß es nicht an Anregungen fehlte, dieselben fortzusetzen. Das war seine Beschäftigung in den letzten Jahren, welche ihm über manchen Kummer und Sorge hinweghalf. Gewohnt, alle seine Arbeiten auf breitester Basis anzulegen, und möglichst zu vertiefen, fesselten ihn gleich seine experimentellen Arbeiten aus der Heidelberger Zeit und führten ihn in das schwierige Kapitel der Epilepsie. Durch das Studium der ausgedehnten Litteratur des Gegenstandes angeregt, wollte er eine Monographie über diese wichtige Krankheit in gemeinverständlichem Sinne herausgeben. Leider ist dieselbe nicht zur vollen Reife gediehen Deutsche Revue 1902 Oktober u. ff. und auch die Fortsetzung seiner Jugenderinnerungen ist nicht soweit vorgeschritten, als er es gewünscht hatte. Die Kapitel aus der Heidelberger Dozentenzeit umfassen aber eine so wichtige Periode in der Entwicklung des Gelehrten Kußmaul und beleuchten eine so interessante Zeit in dem Universitätsleben Heidelbergs, daß sie sicher vielen willkommen sein werden. Ein vollständiges Verzeichnis der Arbeiten Kußmauls und seiner Schüler, welches er selbst angefertigt hat, habe ich hinzugefügt, weil es einem zukünftigen Historiker, der seine Stellung in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft feststellen will, die Arbeit wesentlich erleichtern wird und weil es das vorliegende Lebensbild wenigstens in wissenschaftlicher Beziehung ergänzt.

Vinzenz Czerny.

 


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