Hans Leifhelm
Hahnenschrei
Hans Leifhelm

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Die Wespe

            Wespe du, auf mein Gewand verflogen,
Sag, aus welchem Land kommst du gezogen,
Fremd wie ich in dieser Flut von Stein –
O dein Blick ist blind vom grellen Schein,
Schwer vom Staube ist dein Flug beschattet,
Und vom Lärme ist dein Herz ermattet.

Du versankst in dem Genuß der süßen
Frucht und mußt nun mit Verbannung büßen –
Aus dem fernen Dorfe kam die Fracht –
Und verstört hast du dich aufgemacht,
Willst vertraute Stätte wieder finden
Und den Honigduft der Heimatlinden.

In der Stadt wird dir das Herz verbrennen,
Nimmermehr kannst du den Pfad erkennen,
Wie verlornes Blatt mußt du verwehn –
Nimmer wirst du taumelnd stille stehn
In dem heißen Sommermittagglanze,
Wenn du sirrend ruhst vom Sonnentanze.

Aus den Wiesen stieg der Duft berauschend,
Aus der Wabe strecktest du dich lauschend,
Tief versteckt im hohlen Eichenbaum,
Und du wandeltest am Borkensaum,
Noch vom Schlaf beschwert die zarten Schwingen
Und gegürtet mit den goldnen Ringen.

Hoch im Wipfel ging das Morgensausen,
Aus dem grünen Grunde scholl ein Brausen,
Wo das Wasser schäumte im Gestein.
Flügelnd ging dein Weg entlang den Rain
Zwischen Glockenblumen, Skabiosen
Und dem Junirausch der wilden Rosen.

Und du segeltest mit deinen schnellen
Schwingen weit hinaus auf Windeswellen,
Wo der Acker heiß in Blüte stand
Und die Ähren neigte übers Land,
Wo du tanztest in der Mittagstunde
In der Einsamkeit der weiten Runde.

Wespe du, auf mein Gewand verschlagen,
Ich will eilends dich von hinnen tragen,
Eh der Tod an unsre Herzen rührt.
Dich hat ein Geschick zu mir geführt,
Daß wir fliehn aus diesen dürren Gassen,
Daß wir uns der Freiheit überlassen.

 


 


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