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Margo und Emanuel traten drei Treppen tiefer gemeinsam ein, Schattich war davon unangenehm berührt. Er kleidete seinen Ärger in allgemeine Betrachtungen.
»Die Gleichberechtigung der Frau haben wir schwer genug erobert«, sagte er, die Stirn in Falten. »Die berufstätige Frau ist im zwanzigsten Jahrhundert für sich selbst verantwortlich« – mit unfreundlichem Blick auf den begleitenden Gatten.
»Herr Schattich«, begann Emanuel, und jener erstaunte noch mehr. War er nicht Generaldirektor für den dreisten Jungen? Nicht Reichskanzler, nicht einmal Doktor? Er zog seinen seidenen, geblümten Schlafrock über dem Bauch enger, und zwar mit einem unwilligen Ruck.
»Herr Schattich, ich komme nur zufällig in Begleitung meiner Frau. Der Anlaß meines Besuches ist geschäftlich.«
»Herr Rapp – das ist doch Ihr Name? Und Sie sind doch Angestellter des Konzerns? Geschäfte, sagen Sie? Bedaure, Sie sind nicht verhandlungsfähig.«
»Weil er grade Rapp heißt?« fragte Margo.
»Nein, gnädige Frau«, erwiderte Schattich ernst. »Sondern als Angestellter unseres Konzerns. Der Konzern verhandelt mit keinem seiner Angestellten, weil es gegen Ordnung und Disziplin wäre. Außerdem, was könnte er uns bieten!«
»Wollen Sie es nicht wissen?« fragte Margo. »Wirklich nicht? Gestern waren Sie viel neugieriger.« – »Gestern?«
»Im Krankenhaus.«
Schattich sah dumm aus. Plötzlich begriff er – jetzt aber auch alles auf einmal.
»Die Bombe! Ich meine das runde Päckchen. Es war schwer – das war nicht Schokolade! Sie hatten Angst, daß es hinfiele – das war etwas Gefährliches. Was war es?« fragte er scharf.
Emanuel übernahm die Antwort.
»Eine Erfindung. Eine ganz große Sache.«
»Sagen wir ein Giftgas«, entschied Schattich. »Dann hauen Sie nur gleich ab, junger Mann! Mein Konzern hat nichts zu tun mit Giftgasen. Er hält sich an die Verträge und stellt keine Kriegsmittel her.«
»Es ist auch kein Giftgas.«
»Es ist wohl nur Schwindel?« fragte Schattich.
Emanuel ging hoch, wie Margo mit Vergnügen sah.
»Wenn ich Ihnen etwas bringe, Herr Schattich –«
»Geben Sie mir ruhig meinen Titel!«
»Exzellenz« – er nahm die Hacken zusammen. »Exzellenz werden schon vermuten, daß ich nicht selbst der Erfinder bin, sondern eine mir nahestehende Seite.«
»Dann warte ich, bis Ihr Schwiegervater persönlich mir seine Erfindung anbietet.«
»Wie Exzellenz wünschen«, sagte der Junge und suchte seinen Hut.
»Ich gehe an meine Arbeit?« bemerkte Margo, sah aber ihren Chef überaus vielsagend an. Er entnahm der Miene seiner Angestellten, daß er einen ungeheuren Fehler begehe. Er selbst war da, um seinem Konzern jede wichtige Information zu verschaffen. Jemand gehen lassen, der eine Erfindung des Oberingenieurs Birk brachte? … Aber erstens, war sie von Birk?
»Herr Rapp!« rief Schattich, und Emanuel, der ohnedies die Tür so langsam wie irgend möglich öffnete, war sofort wieder zur Stelle.
»Sie wissen wohl nicht, Herr Rapp, daß die Erfindung Ihres Schwiegervaters dem Konzern sowieso gehört?«
»Wie meinen Sie das?« fragte der Junge, und Margo wandte sich schnell herum.
»Er hat unsere Apparatur dazu benutzt.«
»Wie bitte?« fragte Margo.
»Klar. Unsere Laboratorien haben ihm alle technischen Mittel geliefert.«
»Haben sie ja gar nicht. Vater erfindet zu Hause. Wie, Margo? Sein Arbeitszimmer ist voll von Instrumenten.«
Schattich nickte befriedigt.
»Er ist bei uns angestellt und in der Lage, sich unserer Werkstätten zu bedienen. Das genügt.«
»Sie haben ja nichts, womit man ein Sprengmittel herstellen kann«, behauptete Emanuel darauflos.
Schattich nickte grimmig.
»Ein Sprengmittel – das wüßten wir nun auch.«
Die beiden Kinder warfen einander hilflose Blicke zu. Sie hatten sich verraten.
Schattich ging streng, aber gutgelaunt weiter.
»Mein alter Freund Birk hat einen neuen Sprengstoff erfunden. Ich muß leider feststellen, daß er es mir bei meinem gestrigen Besuch verheimlicht hat.«
»Sie beschuldigen einen Schwerkranken!« rief Margo empört.
»Wieder falsch. Ich beschuldige ihn nicht. Ich durfte nur persönlich mehr Vertrauen erwarten. Sonst kann er mit seinem Geheimnis machen, was er will. Verkaufen kann er es nicht.«
Emanuel war plötzlich verändert, er gab sich leicht und jungenhaft.
»Herr Schattich! Ich hatte unrecht, Ihnen so zu kommen. Dann sind Sie natürlich im Vorteil. Ich wollte nur fragen, wieviel der Konzern freiwillig bieten würde.«
»Geht Sie gar nichts an.« Das Gesicht des früheren Reichskanzlers war gestrafft wie bei geschichtlich bedeutenden Verhandlungen, und auf seinem runden Schenkelchen lag eine Faust.
»Der Erfinder hat laut Anstellungsvertrag seine Erfindung der Firma, die ihn beschäftigt, zur Verfügung zu stellen. Wir melden sie an, das Patent läuft auf unseren Namen, wir verwerten es.«
»Und der Erfinder ist ocke?«
»Er darf auf eine Gratifikation hoffen, manchmal auf Beförderung. Hier handelt es sich um meinen alten Freund Birk, ich werde natürlich für ihn eintreten.«
»Ergebensten Dank, Exzellenz, ich werde mir erlauben, Ihnen was zu – malen.«
Emanuel fing leise an, zum Schluß schrie er. Das Gehörte schien ihm unglaubhaft, so abscheulich war es. Aber seine Erinnerungen sagten ihm, daß es gerade darum glaubhaft sei. Er schrie weniger aus Entrüstung als vor Entsetzen. Seine Frau beschwor ihn mit den Händen. Sie bereitete sich vor, dazwischenzuspringen, wenn er über Schattich herfiel. Er war dazu imstande, Margo kannte dies Erblassen und dies Anschwellen der Adern an den Schläfen.
Zum Glück kam der Junge auf einen Gedanken, der ihn von körperlichen Betätigungen ablenkte.
»Das alles gilt nur für Ihre Angestellten, wie, Schattich?« fragte er höhnisch.
»Jawohl, frecher Bengel!« keifte der Generaldirektor und erhob sich. Er blieb viel kleiner als sein Gegner, sah aber mit der harten Miene des Siegers zu ihm hinauf.
»Dann kann ich Ihnen etwas verraten«, sagte Emanuel hinunter. »Mein Schwiegervater hat einen Vertrag mit Ihrer Konkurrenz, I. G. Chemikalien. Seine Erfindung hat er bei denen gemacht, und die sind nicht so, die kaufen sie richtig. Dann sehen Sie mal zu, was Sie gegen Ihre Konkurrenz anfangen.«
Schattich, dies hören und in eine schaurige Lache ausbrechen. Margo wunderte sich, daß jemand in der Stimmlage eines Tenors schaurig wirken konnte. Es kam gewiß von den Mächten, für die Schattich lachte; diese waren schaurig. Margo hatte den bestimmten Eindruck, daß der Teufel aus ihm lachte.
Alle drei wurden in ihren Gefühlen gestört, denn es klopfte. Schattich wandte sich unwillkürlich nach der Tür im Hintergrunde, daher kam dann wohl das Klopfen. Zuerst zögerten alle, sie waren so schön im Zuge gewesen. Einem Achselzucken ihres Arbeitgebers entnahm Margo, daß sie öffnen solle. Sie ging hin.
Herein schritt eine großgewachsene Dame reifen Alters mit rötlich schillernden Haaren und in einer glänzenden Matinee. Nora Schattich war über die innere Treppe gekommen und leicht außer Atem. Sie musterte die Lage.
»Ich befand mich gerade in den Gesellschaftsräumen des zweiten Stockwerkes«, erklärte sie; »und deutlich hörte ich, wie lustig es zuging. Auch ich lache gern. Herr und Frau Rapp? Unsere Hausgenossen, wie nett! Man sieht sich mal.«
»Sie werden mich jetzt öfter sehen, gnädige Frau«, erklärte Margo. »Ihr Gatte wünscht, daß ich hier arbeite.«
»So? Das wünschest du?« fragte die Dame.
»Ich wünsche gar nichts«, beteuerte Schattich zurückweichend.
Für den Augenblick war er gebändigt; so hatte Margo es auch vorherberechnet.
»Was soll ich wünschen?« Schattich ließ machtlos die kurzen Ärmchen gegen den Körper fallen. »Ich bin nur überlastet. Hier muß wieder mal jemand sitzen.«
»Wieder mal«, bestätigte seine Frau. Ihr Gesicht drückte aus, was alles an peinlichen Zwischenfällen hier schon gespielt hatte und wieder mal anfangen sollte.
Ihr Blick traf den jungen Mann.
»Und Sie, Herr Rapp? Sie sind wohl hier, um Ihre kleine Frau einzuführen?« fragte sie im gesellschaftlichen Ton. Dies fand Emanuel ungewappnet.
»Was meinen Sie damit, gnädige Frau? Ich komme in einer ganz großen Sache.«
»In einer noch größeren?« Immer gleich damenhaft.
»Fragen Sie Herrn Schattich!« Erhitzt fuhr er fort. »Das nennt man Wirtschaftskampf, meine Dame. Es gibt solche, die drin sind, und andere, die erst noch ran wollen. Darüber versuchen die ersteren dann zu lachen.«
»Ich habe wirklich gelacht«, sagte Schattich.
»Das hat er«, gab Margo zu. Sie erinnerte sich ihrer Gänsehaut.
»Ich habe es gehört«, bestätigte Nora Schattich. »Herr Rapp dagegen schrie.«
»Ich schrie, weil ich enteignet werden soll«, behauptete Emanuel.
»Wer im Recht ist, bleibt vornehm«, behauptete Nora Schattich.
»Er wollte mir einreden, mein alter Freund Birk betrüge uns mit der Konkurrenz.« Schattich sagte es mitleidig. Tatsächlich erreichte er, daß der Junge sich vor der Dame seiner armseligen Lügen schämte. Daher äußerte Emanuel auch jetzt wieder Dinge, die er nicht verantworten konnte.
»Mit I. G. Chemikalien verhandle ich sogar schon. Die Erfindung meines Schwiegervaters begegnet dort allseitigem Interesse, wir stehen vor dem Abschluß. Zu Ihnen, Herr Schattich, kam ich nur noch zur Sicherheit. Ich weiß jetzt, wie Sie eingestellt sind.« Verbeugung vor der Dame. »Erlauben gnädige Frau, daß ich gehe.«
»Das ist nicht gut«, entschied Nora Schattich. »Sie sollten jetzt nicht den Rücken wenden. Wir leben nun einmal im selben Hause, ja, was noch wichtiger ist, in derselben Welt. Daher kann ich nicht finden, daß geschäftliche Stellungnahme entscheiden sollte über unsere menschliche Haltung. Die Gesellschaft, an deren Bestand wir alle gleichmäßig interessiert sind, verlangt, daß jeder wenigstens das Gesicht wahrt.«
Sie hielt ihre Rede im leichtesten Plauderton. Die beiden Rapp staunten. Schattich schien es gewohnt zu sein; in seiner Miene lag eine, wenn auch oft geübte Anerkennung.
Schon plauderte die Dame weiter.
»Ihre Lage, Herr Rapp, gegenüber denen, die, wie Sie sagen, ›schon drin sind‹, wird nicht immer dieselbe bleiben, und mancher von jenen war einst in Ihrer Lage. Ich, die ich keine alte Frau bin, erinnere mich sehr wohl, daß von meinem Vater, der über Einfluß verfügte, junge Leute abgewiesen wurden, und heute können sie andere abweisen.«
Ein unmißverständlicher Blick auf Schattich.
»Wenn ich sage ›junge Leute‹, meine ich nicht Ihr eigenes Alter, Herr Rapp. Auch beträchtlich Ältere gelangen noch zum Start, wenn jemand mit ihnen Mitleid hat …«
Ihr Gesicht war furchtbar vor höflicher Grausamkeit. Weder Margo noch Emanuel wagten ihren Gatten anzusehen. Es schien ihnen wohl, daß Schattich nicht wankte, aber was geschah in diesem Augenblick hinter seiner ehernen Fassade? Beide Kinder fühlten sich eingeschüchtert von dem, was sie ahnten, den Kämpfen der älteren Leute, den so viel härteren, nicht mehr zu schlichtenden, auf immer hoffnungslosen Kämpfen.
Waren aber andere beschämt, der Dame Nora machte es nichts. Mit ihrer bisherigen Leichtigkeit und mit erhobener Stirn bedeutete sie dem jungen Mann, er möge sie erwarten.
»Sie verabschieden sich von mir unten. Nur noch ein Wort an Ihre liebe kleine Frau!«
Indessen Nora Schattich über Margo geneigt stand, nahm der Generaldirektor seine Rache an dem ganz unvorbereiteten Emanuel. Dieser sollte erst nachträglich begreifen, was vorgegangen war. Emanuel befand sich im Abgehen und dachte nicht daran, seinem hohen Vorgesetzten mehr als eine kühle Neigung des Kopfes zu widmen. Nun zeigte aber Schattich, an dem er vorbei mußte, ein einladendes Lächeln. Einladend war es zu deuten, und auch die Hand bewegte sich mehrere Zentimeter weit vom Körper fort. Das Ganze sah aus, als wären Händedruck und ein verbindliches Wort erwünscht gewesen.
Der junge Emanuel wurde schnell warm, er neigte zum Entgegenkommen wie zum Kampf, und noch soeben hatte er Mitleid gefühlt. Seine förmliche Miene belebte sich denn auch, die Hand öffnete sich; sie wird, während er auf Schattich zugeht, unverkennbar ausgestreckt, der Oberkörper macht im Gehen schon die versöhnliche Wendung. Jetzt wäre er da; die Muskeln wollen haltmachen, vielleicht tun sie es wirklich eine Sekunde lang; sie können die Anordnungen Emanuels nicht so plötzlich stoppen, wie sein Geist es möchte. Denn Emanuel erblickt einen veränderten Schattich. Das einladende Lächeln war Hohn oder ist auf nicht nachweisbare Art höhnisch geworden. Die Hand hat den Körper nur verlassen, um vom Schreibtisch ein Lineal zu nehmen. Es ist ein sehr biegsames Lineal und schnellt bei jedem Druck der Schattichschen Hand auf und nieder, wie die klassische Reitgerte.
Emanuel dachte an keine Reitgerte, weil er erst zur Zeit des Autos ins Leben getreten war. Nur Schattich verband einen bestimmten Gedanken mit der Spielerei seiner Hand. Daher schnaubte und kicherte er auch sieghaft, als der Junge an ihm vorbei war. Emanuel dagegen konnte nichts weiter tun, als daß er leicht auftrat, größer ward und in die Luft sah. So gelangte er aus der Tür.
Nora Schattich sprach zu Margo Rapp mit reizender Vertraulichkeit. Sie hielt ihr den Gemeinsinn der Frauen vor Augen. Margo möge ihren Mann mäßigen, wie Nora den ihren an Übertreibungen seines Machtwahnes verhindern werde. Sie sprach einigermaßen wegwerfend von Schattich.
»Was will der alte Mann noch machen, er hat seine Zeit gehabt. Ich glaube an die Jugend. Wenn ein Junge kommt und ihn stürzen will – Ich sage stürzen! Glauben Sie mir, Kind, die Alten sind im Grunde wehrlos; da hilft nicht Kapital noch Gesetz – wenn sie alt sind.«
So redete die Dame zum Erstaunen Margos mit Anmut und einer Art herablassender Zärtlichkeit. Margo nahm es übrigens, trotz Erstaunen, hin wie geschuldet.
»Er wird natürlich auftreten wie die Allmacht«, sagte die Dame noch. »Ihr dürft euch nur nicht verblüffen lassen. Ihr Emanuel soll ruhig, aber fest bleiben, seine Stunde kommt von selbst. Auch Sie, mein Kind, gewähren besser gar nichts. Ich warne Sie nicht aus Eifersucht«, erklärte sie überaus hochmütig. »Ich bin nur der Meinung, daß die Tage vorbei sind, als dieser Liebling des Glückes Erfolg haben durfte.«
Hier verschwand einen Augenblick jede Anmut, Margo sah in das wahre Gesicht des Hasses. Sogleich beherrschte die Dame sich wieder.
»Wir werden künftig noch engere Hausgenossen sein, liebe Margo. Außerdem sind wir Geschlechtsgenossinnen« – den Arm um den Nacken der jungen Frau. »Ich finde es selbstverständlich, daß du mir alles erzählst, was hier vorkommt … Ich will euch helfen«, schloß sie leise, weil Schattich endlich aufhorchte.
Er legte Arbeiten für seine Sekretärin zurecht. Der Gedanke, daß seine Frau die Kleine gegen ihn einnehme, kam ihm erst spät, und auch dann noch ließ er die gefährliche Dame sich lieber aussprechen, als daß er ihr entgegentrat.
Nora küßte Margo auf den Mund. Dann sagte sie, vorüberrauschend an Schattich: »Überanstrenge dich nur nicht, du Ärmster!«
Margo dachte noch, daß dies Gespräch einen einzigen Zweck verfolgt hatte; sie sollte veranlaßt werden, den Mann zu überwachen zugunsten der Frau, die ihn haßte. Warum nicht, wenn es der Sache Emanuels nützen konnte! Margo war entschlossen, für Emanuel ohne alle Bedenken zu arbeiten … Sie dachte dies noch, da fuhr Nora Schattich mit Emanuel, der sie geduldig erwartet hatte, im Aufzug hinauf in das dritte Stockwerk.
Als sie hinaustraten, stand die Zofe Marietta da. Sie begrüßte Emanuel mit einem kurzen Aufreißen ihrer schwarzen Augen, und auch dies bedeutete nicht Verwunderung, eher bewies es ihm ihr Einverständnis.
»Der Tee ist serviert, gnädige Frau«, sagte sie und öffnete die Tür in ein großes helles Zimmer. Als Nora schon drinnen war, flüsterte Marietta dem Jungen schnell noch zu: »Das Schlafzimmer ist links.«
Worauf sie flüchtig die Zunge ausstreckte. Dann goß sie den Herrschaften den Tee in die Tassen. Nora sagte solange: »Ihre Angelegenheit mit Herrn Schattich ist symptomatisch. Fällt es Ihnen nicht auf, Herr Rapp? Zwei Generationen berühren einander: erstens die Lebensstufen, außerdem die sozialen Zeitalter.«
Sie legte ihm hierbei Eier auf Schinken vor. Ihre Bewegungen waren so gut gepflegt wie ihre Ausdrucksweise, ihm blieb nur schweigende Bewunderung übrig.
»Sie haben noch nicht gefrühstückt; und wenn Sie es auch schon hätten, jetzt leisten Sie mir Gesellschaft. Sie sitzen auf dem Platz meines Gatten – der wahrscheinlich in diesem Augenblick seinem Diener aufträgt, das Tablett heraufzuholen für zwei Personen.«
Wobei sie ihn mit kühnen blauen Augen ansah. Was konnten ihre Worte daher viel bedeuten. Sie plauderte nur.
»Ich bin erfreut, einmal wieder mit Ihnen zu plaudern«, äußerte sie tatsächlich. »Übrigens glauben Sie nicht, wie sehr die Auseinandersetzung zweier Männer mich spannt. Ich fühle wohl eigentlich, wie die richtigen Frauen immer fühlten – vor Erfindung der Kameradschaft. Wenn ihr kämpft, glauben wir immer, es geschehe unseretwegen.«
Grade hierbei machte sie ihr damenhaftestes Gesicht, dadurch wurde es unmöglich, ihren letzten Satz persönlich zu nehmen. Emanuel fühlte sich dennoch warm werden. Bevor er es wußte, hatte er gesagt: »Ich bin schon längst Ihr Bewunderer, gnädige Frau.«
Kaum war es heraus, sah er hinter der Dame die Zofe eine große Anstrengung machen, um nicht zu lachen. Sie krümmte sich, drückte die Faust vor den Mund und gelangte mit einem Anlauf grade noch aus der Tür.
Emmanuel war beunruhigt, daß man ihn verhöhnte, und auch, weil hier keine klaren Verhältnisse herrschten. Er zwang sich, ruhig zu urteilen. Die plaudernde Dame hatte Porzellanfarben, wie er sah. Dies war ihre unverkennbare Schönheit; ihren Kopf, ihren Hals, ihre Arme tönten ein Weiß, ein Rosa, ein zartes Blau, wie auf dünnen, teuren Schüsseln. Im übrigen sprangen die Backenknochen zu weit vor, das Gerüst der großen Person schien auch sonst grob, und die Nase näherte sich der Form, die sie beim Skelett hat. Nora Schattich ließ das Gerippe, an das man sonst gedacht hätte, vergessen durch Glanz: den Glanz des Fleisches, gelben Haares und wunderbar schillernden Gewandes.
»Das höre ich gern, mein Junge«, sagte sie so gelassen und förmlich, als ob es statt »mein Junge« »Herr Direktor« hieße. »Ich gestehe, daß man mich nie zu viel bewundern kann. Ist dies Zimmer hell genug?«
Er begriff, daß sie sich in ihrem sehr hellen Frühstückszimmer zeigte wie nur eine ganz junge Frau.
»Und ich bin fünfunddreißig«, sagte sie als Antwort auf seinen Blick. Er verbesserte für sich: vierzig. Das wurde verraten von der nächsten Umgebung der sorgfältig gemalten Augen, und auch am Hals sprachen Zeichen.
»Wer für mich Verständnis hat«, sagte sie, »kann auf meine Sympathie rechnen – wenn nötig, auf meine Hilfe.«
»Meine Sache mit Herrn Schattich kämpfe ich durch«, behauptete er.
»Ihnen glaube ich es« – hierbei musterte sie eingehend zuerst seine Schultern, dann seine energiegeladene Miene. Er ließ sich bewundern. Allmählich ward er unruhig. Als sie ihn vergebens nach Worten suchen sah, bemerkte sie in aller Ruhe: »Sie sollten in Ihrem Kampf um Ihre Erfindung in den Vordergrund das Recht des geistigen Arbeiters stellen. Hier Ihr Geisteskind drüben nichts als eine rohe Macht, die es rauben will! Ich drücke mich romanhaft aus?« fragte sie reizend.
Emanuel hörte nicht ohne Verlegenheit: Ihr Geisteskind; aber er wandte nichts ein. Er fragte sogar: »Glauben Sie, daß ich das öffentlich schreiben sollte?«
»Und ich werde dafür sorgen, daß es in eine große Berliner Zeitung kommt«, bestätigte Nora ihm. Hier wallte ihm viel Blut zum Kopf.
»Mögen Sie mich denn?« fragte er schnell und töricht. Sie überhörte es, sie schälte gerade Obst. Ihr Ton wurde trotzdem warnend.
»Mit I. G. Chemikalien seien Sie vorsichtig! Sie sind nicht besser – ich meine nicht fortschrittlicher gesinnt. Ein Anfänger könnte bei den Verhandlungen sonderbare Dinge erleben.«
Da sie sich auf ihre nur wenig geschminkte Lippe biß, erfuhr er nicht, welche Dinge, und war gespannt. Sogar eine sachliche Falte bekam der junge Mann.
»Wir beide gründen lieber selbst eine I. G. oder Interessen-Gemeinschaft«, sagte sie plötzlich mit klarer Stimme. »Für eine andere dürfen Sie nicht arbeiten.«
Wie die Frau dasaß und blickte, war sie unmöglich mißzuverstehen, so doppelsinnig sie schien. Er sprang vom Stuhl, körperlich getroffen von ihren Worten – machte mehrere Schritte zu ihr hin, bog plötzlich ab und trat vor ein Fenster. Als er sich wieder hinwandte, hielt sie noch immer eine Wange auf dem Handrücken. Die von Steinen blitzenden Finger hingen herab, der Blick war leicht verwundert, aber gelassen.
Er kam in Wut über seinen Irrtum. Diese Frau schwatzte, sie nannte es plaudern, und nichts berührte sie selbst. Immer wieder forderte sie ihn heraus, und schon im gleichen Augenblick war sie es nicht gewesen. Er fand sie abscheulich heuchlerisch – im Erotischen wie in allem übrigen. Er hielt sich an das übrige, trotz seiner Wut suchte er die geringere Gefahr.
»Was Sie da vom Kampf reden! Kampf sieht anders aus. Wenn einer alles hat und der andere nichts, dann kenne ich keinen Kampf. Als wir mal nicht aufpaßten, weil es hierzulande überhaupt kein festes Geld mehr gab, da haben Industrie und Banken alles, was Geldwert hat, an sich gebracht. Es war wie der Einbrecher, der im Dunkeln Ihre Perlen klaut, während Sie schlafen.« Nora Schattich zog an ihrer langen Perlenschnur, daher kam er auf den Vergleich.
»Jetzt fehlt ihnen nur noch der Anteil an der politischen Macht, den wir behalten haben. Nach dem giepern sie. Dafür bezahlen sie bewaffnete Räuberbanden, und dafür richten sie absichtlich die Reichsfinanzen zugrunde, damit sie nachher die Retter spielen können. Das wird ihnen auch gelingen. Die paar reichen Leute werden in Deutschland noch mal die ganze Macht haben, wie früher die paar Fürsten – aber nicht so lange. Das geb ich Ihnen schriftlich, nicht mehr so lange! Wir haben immerhin etwas gelernt.«
»Also doch«, sagte Nora Schattich. »Sie sind Bolschewist. Außerdem sind Sie ein dummer Junge, denn reiche Leute, was Sie reiche Leute nennen, das gibt es gar nicht mehr. Wir arbeiten alle.«
»Sie arbeiten?« fragte er und überflog ihre Gestalt. Gelockert durch seine eigenen großen Worte, betrachtete er mit offener Begehrlichkeit, was sie zu bieten hatte, Porzellanfarben, Gerüst, Glanz des Haares und Gewandes, ja, auch die Totennase. Sie indessen bezog in diesem Augenblick seinen funkelnden Blick ausschließlich auf ihre Perlenkette. Sie ließ die lange Schnur in ihrem Brustausschnitt verschwinden. Er beugte sich unbewußt vor, um dem Kleinod nachzusehen. Dort drinnen war es milchig weiß, hügelig, und ein beschleunigter Atem bewegte die Gegend.
Um seine Fassung wiederzuerlangen, trat der Unglückliche hinter die Dame, da kam er vom Regen in die Traufe. Ihr Rücken war ausgesprochen schön, und das Morgenkleid entblößte ihn bis dorthin, wo sie saß.
»Mein Mann arbeitet nachweislich so viel wie dreißig Angestellte. Sein Gehalt ist aber nur das Zwanzigfache.«
Sie sprach zu ihm vernünftig belehrend, während er hinten seine Wunder erlebte. Schnell und undeutlich führte er irgend etwas ins Feld, Beteiligungen, Aktien, Aufsichtsratsposten, die Schattich außer seinem Gehalt besitzen sollte. Sie erklärte in überlegenem Ton dies alles für wertlos, worauf er seine unwirksamen Versuche auch schon aufgab.
»Was machen Sie dort eigentlich?« fragte sie klagend, ohne sich im geringsten zu rühren.
Er überlegte unruhig, was geschehen würde, wenn er ihr einfach den großen nackten Rücken küßte. Klar, daß sie grade dafür den Körperteil hinhielt.
›Ich bin jung‹, dachte er, um sich anzufeuern, aber es half nichts, er blieb eingeschüchtert.
»Haben Sie mir gar nichts mehr zu sagen?« fragte die Dame auf ihrer vorderen Seite.
Infolgedessen begann er wieder von der Übermacht des Konzerns, der Aussichtslosigkeit, sein eigenes, verantwortliches Leben zu führen, der Sklaverei des Geistes. »Der verfallen alle mit der Zeit, und unsere Gebundenheit führt zu Minderwertigkeitsgefühlen. Ich kann doch nicht einmal die Stadt verlassen, wenn ich es wollte!«
»Wollen Sie es denn?« fragte Nora Schattich und wandte sich zum erstenmal nach ihm um.
»Sie sind egoistisch wie alle Männer, von welcher Generation auch immer. Sie unterhalten mich nur von Ihren eigenen Sorgen, und sogar fortgehen wollen Sie. Als ob ich meinerseits das könnte! Ich bin hier eine Gefangene.«
Sie sagte mit zerbrechlicher Miene: »Ein goldener Käfig ist auch noch ein Käfig. Haben Sie mich denn richtig angesehen?«
»Ich sehe Sie zu viel an«, antwortete er hierauf.
Sie behielt den Ausdruck von Zerbrechlichkeit und Schonungsbedürftigkeit.
»Ich leide unter den Erfolgen eines mittelmäßigen Mannes, an den ich ebenso gebunden bin wie Sie an Ihren Konzern, und mein menschlicher Mehrwert, denn ich bin mehr wert, wird auch im ganzen Leben nicht realisiert. Begreifen Sie das? Ich liege da wie totes Kapital, und meine Zeit vergeht. Noch wäre ich für Berlin geeignet – und dann hier festgehalten sein! Begreifen Sie das?«
»Ich verstehe Sie«, behauptete er bereitwillig.
»Aufregungen am Vormittag sind für mich Gift« – wobei sie in die geheime Gegend ihres Herzens griff. »Läuten Sie meiner Zofe!«
Auf was wartete sie, die Klingel war unter der gläsernen Tischplatte.
»Oder helfen Sie mir, mich niederzulegen!«
Dies wurde stillschweigend vorgezogen. Der junge Mann führte die schöne Vierzigjährige auf ihren Wunsch nach links, und als er die Tür aufstieß, war es wahrhaftig das Schlafzimmer. Ein kleiner Raum, worin der Diwan stand, trennte noch davon, aber wer wartete schon an dem grünseidenen Vorhang, der das Bett nicht verdeckte? Die Zofe Marietta, sie machte ein keusches und ehrfürchtiges Gesicht, wie ihre Dame am Arm des Jungen ihren Einzug hielt.
Besorgt legte sie ihr die Kissen zurecht. Das Bedecken der Beine dagegen deutete Marietta nur an, in Wirklichkeit unterblieb es. Da Nora Schattich die Augen schloß, folgte ihr Bewerber dem klugen Mädchen bis hinter den Vorhang.
»Was ist jetzt zu machen?« fragte er.
»Nur behutsam«, flüsterte Marietta. »Manchmal schreit sie.«
Schon war das kluge Mädchen verschwunden. Den jungen Mann überließ sie seiner schwierigen Lage. Er dachte grade daran, sich gleichfalls zu drücken, da bemerkte er, daß die Dame ihn eigentlich ansah. Ihr Blick lag nur unter ungewöhnlich langen und dichten Wimpern. Oh, sie hatte Schönheiten – auch die unbedeckt gebliebenen Beine … Sie stellte fest, was ihn beschäftigte, und sie fragte harmlos: »Für wie alt würden Sie meine Beine halten?«
»Wenn ich nicht wüßte, daß Sie dreißig sind, ich würde sagen: achtzehn.«
Die Antwort befriedigte sie, sie lächelte leidend. »Rücken Sie mir die Kissen höher! Ich will Sie im Auge behalten, es ist besser für uns beide. Mit wem betrügen Sie übrigens Ihre Frau?«
Er wurde rot. Erbittert mußte er fühlen, daß das Blut sogar seine Ohren färbte. Er stand vor Nora Schattich als dummer Junge, weil er zur unrechten Zeit sich Inges erinnerte. Sie lag ein wenig weit zurück, aber ihr Bild befiel ihn mit erstaunlicher Kraft. Es geschah gradezu körperlich, Inge war so gut wie eingetreten. Eine ganze Weile hörte er Nora Schattich gar nicht sprechen.
Sie mußte etwas erzählt haben von einem Direktor der I. G. Chemikalien – vom Präsidenten sogar, und es bezog sich auf ihre Beine. Oder ein anderer Körperteil war im Spiel, vielleicht der Busen. Sie schien ihn dem Präsidenten zu Ehren hervorgeholt zu haben, wobei sich aber ergab, daß er den Rücken vorzog. Es machte den Eindruck, als würde über einen Braten gesprochen, so sachlich erklärte die Dame dies alles.
»Auch Sie haben, solange Sie irgend konnten, meinen Rücken betrachtet. Ich wußte, was Sie taten.«
Sie hatte hierbei ein Gesicht wie eine Schauspielerin in einer Szene schwerster Seelenkämpfe, denen sie nicht gewachsen ist. Der Junge begann schon wieder seine Sinne zu spüren. Inge, noch soeben gradezu körperlich anwesend, trug zu seiner Erregung eher bei, als daß sie ihr entgegenwirkte. Ihn empörte dies Durcheinander, daher näherte er sich der Dame in feindlicher Absicht. ›Jetzt Prügel!‹ sann er, indes er die Hand an eins ihrer Beine legte.
Sie schien es nicht zu bemerken, sie erzählte vielmehr, daß sie Schattich jeden Augenblick betrügen könne. Was hätte daran gelegen – bei einem solchen Grade innerer Entfremdung und wenn die Frau ihre Freiheit zurückbekam, weil ein Mann ohne inneres Zentrum kein Recht auf ihre Treue hatte!
Das »innere Zentrum« war ihr zur rechten Zeit eingefallen. Sie warf den Mangel daran ihrem Gatten noch einige Male vor. Schattich war ihr zufolge nichts anderes als ein geschickter Macher und eine verkannte Unfähigkeit. Um so schlimmer für seine Frau! Wahrhaftig nicht seinetwegen verzichtete sie auf eine echte Gemeinschaft … Das Bein, auf dem die Hand des Jungen lag, zitterte.
Sondern sie hatte einstmals seelische Verpflichtungen eingegangen – mit einem Mann, den sie selten sah, nie zu erhören gedachte, oft sogar vergaß. Aber es war ein Mann – Nora Schattich konnte an so viel Vornehmheit nur unter Tränen denken. Der Mann, den sie meinte, hatte auf alle gemeinen Vorteile längst verzichtet. Er lebte gerecht und weise. Er hatte viele Kinder und kein Vermögen, ergänzte sie der größeren Deutlichkeit wegen. Hier erkannte der Junge, daß sein Schwiegervater Birk der Mann war. Auch ihn hatte die Unermüdliche in Arbeit gehabt vor wer weiß wie langer Zeit. Endlich nahm der Junge die Hand von ihrem Bein.
Manchmal schrie sie, wie die Zofe Marietta ihm warnend mitgeteilt hatte. Heute hatte sie vorgezogen, eine feinere Musik auf seinen Nerven zu spielen. Aber die Wirkung machte sich fühlbar, ihm war nachgrade ganz schwach. Der Junge von 1929 erprobte zum erstenmal, was Frauen mit erotischer Tradition zu leisten imstande waren. Er sah, daß seine Altersgenossinnen unerfahren und in der Liebe ohne die Lehren der Geschichte waren, genau wie er selbst in anderer Hinsicht. Nora Schattich mußte, wie ihm einfiel, die »Dame von 1880« sein. Von dieser hatte er reden gehört. Die Jahreszahl stimmte nicht, nur der Begriff traf zu.
Dies einmal erkannt, rüstete er sich mit der ganzen Überlegenheit seiner Zeit.
»Oberingenieur Birk hat Sie nicht gehabt«, sagte er klar. »Der Präsident der I. G. Chemikalien hat Sie auch nicht gehabt und ein anderer ebensowenig. Das ist richtig; aber es ist auch das einzige, was ich Ihnen glaube.«
»Schrecklich, wenn man alles glauben müßte«, erwiderte sie. »Es wäre vor Langeweile nicht auszuhalten.«
Sie verriet in diesem Augenblick ein Gesicht, das vielleicht nur vorkam, wenn sie allein war, ein denkendes Gesicht.
»Soll lieber niemand glauben, was von dem allen vielleicht doch wirklich war – und was du versäumst, mein Junge«, sagte sie zu tief für ihn. Bevor er seine Schlüsse gezogen hatte, war sie aufgestanden.
»Ich habe mich doch ausgeruht«, hörte er sie sagen und begriff nicht, warum »doch«. Aber er vermutete, daß es ihn demütigen sollte. Sie fragte auch sofort: »Wer sind Ihre Freunde?«
Jetzt war es klar, Nora Schattich wünschte für ihre erotischen Versuche ergiebigere Teilnehmer; nach dem Stündchen mit ihm selbst fühlte sie sich zu ausgeruht. Trotz gekränkter Eigenliebe sagte er mit viel Kaltblütigkeit:
»Ich habe besonders drei Freunde. Der erste ist ein Boxer, das ist der am wenigsten interessante. Aus einem anderen werde ich nicht klug, den sollten Sie in Arbeit nehmen. Der dritte hat Anlage zum Mörder – sagt er.«
»Bringen Sie die lieben jungen Leute doch alle mal her. Morgen zum Beispiel fährt mein Mann nach Berlin, soviel ich weiß. Ich soll zu einem Tanztee gehen, aber vielleicht werde ich Kopfweh haben.«