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Fünfzehntes Kapitel.

Am nächsten Morgen trat Richelieu als der Erste, noch vor den eifrigsten Höflingen, in das Vorzimmer des Königs. Die Thüre nach dem Zimmer Seiner Majestät war bereits geöffnet, doch war in diesem Zimmer nur Lebel, welcher mit unhörbar leisen Schritten auf und nieder ging.

Als er den Herzog von Richelieu eintreten sah, blieb er stehen und begrüßte denselben ehrerbietig.

»Ah, Lebel, mein Freund, Sie suchte ich,« sagte der Marschall mit vertraulicher Herablassung.

»Ich stehe zu den Befehlen des Herrn Herzogs,« erwiederte Lebel, – »Seine Majestät sind schon früh auf gewesen. Sie nehmen den Kaffee in Ihrem Schlafzimmer und haben allein sein wollen, – ich erwarte jeden Augenblick den Ton der Glocke –«

»Nur wenige Worte, Lebel,« sagte Richelieu, – »die großen Entrées werden sofort zum Lever erscheinen, – ich war gestern ermüdet und bin früh nach Hause gegangen – der König hat sich so bald zurückgezogen, das Fest war unvermuthet schnell beendet – ich bin in äußerster Spannung – wie ist der König zurückgekehrt, in welcher Stimmung befindet er sich heute?«

»Der Herr Herzog können beruhigt sein,« antwortete Lebel, »Seine Majestät eilten strahlenden Blickes in Ihr Schlafzimmer und säßen lang in tiefen Gedanken da, leise mit sich selbst sprechend –«

»Vortrefflich, vortrefflich,« flüsterte Richelieu händereibend, – »die Flamme brennt in heller Glut –«

»Seine Majestät waren ernst und bewegt–,« fuhr Lebel fort.

»Die Kleine hat ihm von Choiseuil gesprochen,« sprach Richelieu für sich selber, »es peinigt ihn, einen Entschluß zu fassen, – o, sie ist gelehrig und geschickt –«

»Endlich,« sagte Level, »schrieben Seine Majestät einige Zeilen auf ein Papier, versiegelten dasselbe mit dem königlichen Siegel und ließen einen der diensthabenden Gardes du Corps rufen, dem Seine Majestät unverzüglich mit diesem Brief nach Paris zu reiten befahlen.«

»Ein Brief?« fragte Richelieu eifrig, – »mit dem königlichen Siegel? – nach Paris? – am späten Abend? – Lebel – ich bin überzeugt, daß Sie ein wenig neugierig waren – und daß Ihre Geschicklichkeit Mittel fand, diese Neugier zu befriedigen – an wen war der Brief? – die Adresse ist mir diesen Diamant werth.«

Er zog einen Ring von seinem Finger, reichte ihn Lebel und ließ die Lichter des Edelsteines vor seinen Augen spielen. Lebel nahm mit tiefer Verbeugung den Ring und sagte:

»Der Herr Herzog weiß, daß ich sein ergebener Diener bin – der Brief trug die Adresse: An den Chevalier d'Éon de Beaumont.«

»Chevalier d'Éon de Beaumont?« sagte Richelieu sinnend. – »Was kann das sein? Ich finde keinen Platz für diesen Namen in meinem Gedächtniß – jener unbedeutende kleine Advokat, den Choiseuil gestern vorstellte, – das kann es nicht sein –«

Man hörte eine Glocke im Schlafzimmer des Königs.

»Seine Majestät rufen mich,« sagte Lebel, – »ich habe die Ehre, den Herrn Herzog zu grüßen.«

Und schnell glitt er wie ein Schatten, fast ohne daß man das Geräusch der sich öffnenden und wieder schließenden Thüre hörte, in das Schlafzimmer seines königlichen Gebieters.

Während Richelieu noch über die Mittheilung Lebel's nachdachte, erschien allmälig der Hof, das heißt Diejenigen, welche das Recht der großen Entrées hatten und zum Eintritt in das königliche Zimmer bei dem Lever befugt waren. Die Uebrigen mußten, um Seiner Majestät ihren Hof zu machen, die Stunde erwarten, zu welcher der König sich durch die große Galerie zur Messe begab.

Der Herzog von Ayen erschien zuerst, begrüßte Richelieu vertraulich und nahm seinen Platz in der Nähe der Thüre des königlichen Schlafzimmers ein, welche sich heute selbst den Vertrautesten nicht öffnete, da der König erklärt hatte, bis auf weitere Befehle allein bleiben zu wollen.

Die Crème des Hofes war da. Auch die Herzogin von Guéménée mit strenger, würdiger Miene, aber mit siegesfreudig funkelnden Blicken, – neben ihr Louise, blaß und angegriffen von der unruhig durchwachten Nacht, – bald aber lächelte sie ganz glücklich und hoffnungsvoll, denn sie erblickte ihren Gaston, der, von Richelieu unbemerkt, in militärischer Haltung seinen Platz an dem Eingange der Galerie einnahm. Auch die Gräfin von Rochefort war da, schön und anmuthig wie immer, doch lag ein sinnendes Nachdenken in ihren sonst so muthwillig blitzenden Augen, deren Ausdruck heut an die Zeit erinnerte, als sie neben ihrem kranken Gemahl saß und auf dessen Unterhaltung mit dem kleinen Chevalier lauschte. Die Marquise war nicht da, sie erschien fast niemals bei dem Lever des Königs, der, wenn er besonders gut aufgelegt war, ihr in den Morgenstunden einen Besuch machte und bei ihr eine kleine vertrauliche Plauderstunde verbrachte, oder den sie während des Vortrags der Minister besuchte, um, scheinbar gleichgültig zuhörend, die Fäden der Politik in ihren Händen zu vereinen, wie es einst Frau von Maintenon zur Zeit des großen Königs so geschickt gethan hatte. Auch Choiseuil war nicht da, – er setzte sich stolz über die kleinen Höflingspflichten hinweg und erschien nur bei dem König, um ihm über die Staatsangelegenheiten zu sprechen, wodurch er für sich vielleicht nicht die Sympathie, doch aber die Achtung Ludwig des Fünfzehnten erhöhte, welchem kühnes Selbstbewußtsein um so mehr imponirte, je weniger er dasselbe in seiner Umgebung zu finden gewohnt war.

Richelieu bemerkte die Herzogin von Guéménée und ihre Nichte.

»Ah,« dachte er ganz freudig, – »da ist der neue Stern, der diesem Hof aufgehen wird und dessen leuchtende Bahn noch Niemand kennt als ich – wie bescheiden und schüchtern die Kleine aussieht – die Kunst der Verstellung haben sie doch Alle von der Natur empfangen.«

Er näherte sich der Herzogin, begrüßte sie mit besonders auszeichnender Höflichkeit und sagte:

»Wie glücklich bin ich, Herzogin, daß Sie der einsamen Zurückgezogenheit entsagen und Seiner Majestät die Freude gewähren, Sie hier zu sehen.«

»Sie wissen, Herzog,« sagte die Herzogin mit feierlicher Würde, »daß ich dem Wohl des Staates und der Kirche ein schweres Opfer bringe –«

»Ein Opfer, Herzogin,« fiel Richelieu ein, »dessen Preis wir in Händen halten, – den Sieg über Choiseuil und die Marquise – und das Ihnen Frankreich – das Ihnen Rom danken wird. – Ich begrüße die holde Königin der Herzen,« sagte er zu Louise, »und hoffe, daß sie auf der goldenen Höhe, die sie mit neuem Reiz verklären wird, ihren unterthänigsten Diener nicht vergessen möge, – daß sie,« fügte er leise hinzu, »den gestrigen Abend nicht vergessen möge, unter dessen Sternen ihr vergönnt war, so viel Glück zu spenden und zu empfangen.«

»Ach ja, Herr Herzog,« sagte Louise mit naiver Freude, – »der gestrige Abend hat mir viel Glück gebracht, – viel Hoffnung wenigstens – ich war erst recht traurig, – daß der König meine Bitte so kurz abgeschlagen –«

» Ihre Bitte?– kurz abgeschlagen?« fragte Richelieu erstaunt. »Sie wissen ja, Herr Herzog,« sagte Louise verlegen und zögernd, – »Sie haben mich Ihrer Diskretion versichert, – wegen Gaston – ich hatte den König um die Erlaubniß gebeten, ihn heirathen zu dürfen –«

»Ja, ja – ich weiß das – welcher Gedanke!« rief Richelieu lachend.

»Nun,« fuhr Louise fort, – »seit gestern Abend bin ich wieder voll freudiger Hoffnung, – ich habe das Versprechen, mit Gaston vereinigt zu werden.«

»Das Versprechen?« rief Richelieu, erstaunt zurückfahrend, – »und wer, mein Fräulein – wer hat Ihnen dieses Versprechen gegeben?«

»Mein Vetter, Herr Herzog,« sagte Louise ganz stolz, – »der Chevalier d'Éon de Beaumont.«

»Der Chevalier d'Éon de Beaumont?« rief Richelieu, – »schon wieder dieser Chevalier, – welches Räthsel! Und Sie wissen nicht, mein Fräulein, daß Herr von Aurigny, – daß,« sagte er spöttisch, »Ihr Gaston, den jener geheimnißvolle Chevalier Ihnen versprochen – sich auf dem Wege nach Wien befindet? –«

»Das war ein Irrthum, Herr Herzog,« sagte Louise, – »er ist hier – dort –«

Sie deutete auf Gaston von Aurigny, der in der Nähe der Ausgangsthüre stand.

»Was ist das? – Wie ist das möglich?« fragte Richelieu, starr vor Erstaunen und Zorn.

Er trat zu Gaston und fragte streng und drohend:

»Sie hier, Herr von Aurigny? So erfüllen Sie die Pflicht Ihres Dienstes? Haben Sie nicht die Ordre erhalten, sich noch gestern Abend ohne Aufenthalt nach Wien zu begeben?«

»Ich habe die Ordre erhalten, Herr Herzog,« erwiederte Gaston ruhig, – »aber ebenso auch einen Gegenbefehl, der mich bestimmte, meine Abreise aufzugeben.«

»Und wer, mein Herr,« rief Richelieu, »wer hat es gewagt, Ihnen einen Gegenbefehl gegen die Ordre Seiner Majestät zu ertheilen?«

»Der Chevalier d'Éon de Beaumont, Herr Herzog.«

Richelieu blieb sprachlos.

»Es ist zu toll!« dachte er, – »wieder der Chevalier! Wer ist der Träger dieses Namens, den Jeder im Munde führt? Ich verstehe nichts mehr – und kenne doch diesen Hof wie mich selbst.«

In diesem Augenblick öffnete Lebel die Flügel der Thüre des Schlafzimmers.

»Der König!« rief der Herzog von Ayen und eilte Seiner Majestät entgegen.

Ludwig der Fünfzehnte trat ein und grüßte mit der ihm eigentümlichen, anmuthigen Würde die sich tief verneigende Versammlung.

Sein Gesicht hatte nicht jenen gleichgültig gelangweilten Ausdruck, der sonst auf demselben zu liegen pflegte. Der König schien im Gegentheil lebhaft bewegt und blickte unruhig suchend umher.

»Sie ist nicht da,« sagte er leise, – »und ich erwarte so voll Ungeduld sie wieder zu sehen.«

»Guten Morgen, Frau Herzogin,« sagte er leicht und flüchtig. – »Guten Morgen, Richelieu –

»Der Falsche,« murmelte er vor sich hin, – »auf dessen Freundschaft ich baute und der mich verrieth, – er soll es büßen.«

Richelieu trat mit strahlendem Lächeln heran und sagte halblaut:

»Ich hoffe, Sire, daß Eure Majestät gestern Abend die Erfüllung Ihrer Wünsche gefunden, – daß die jugendfrische Blume der Liebe Eurer Majestät ihren duftenden Kelch erschlossen hat –«

»Ja,« erwiederte der König, – »ich habe gestern Abend gesehen – klar gesehen –fügte er mit scharfer Betonung hinzu, – »wie ich geliebt werde!«

»Aber, Sire,« fragte Richelieu, der den Doppelsinn dieser Worte nicht verstehen konnte, – »haben Eure Majestät kein Wort, keinen Blick für Fräulein Louise – die, schöner und reizender als je, einen Sonnenstrahl der königlichen Huld ersehnt?«

Der König blickte ungeduldig umher. Ein Lakai nähert sich dem Herzog von Ayen und flüstert ihm einige Worte zu. Der Herzog ging in die Galerie.

»Sollte er Alles geheim halten wollen?« dachte Richelieu. Die plötzliche Veränderung in dem Wesen der Kleinen seit gestern ließ es ihn fast vermuthen, es galt Vorsicht und Geschicklichkeit, um das Spiel in den Händen zu behalten.

»Wenn Fräulein von Beaumont wünscht, Sire – « sagte er.

»Gut, Richelieu, gut,« unterbrach ihn der König ungeduldig, – »ich habe keine Zeit – ich erwarte –«

»Wer erkühnt sich, Sire,« rief Richelieu emphatisch, »die Geduld des Königs auf die Probe zu stellen und sich von Eurer Majestät erwarten zu lassen?«

»Ich erwarte den Chevalier d'Éon de Beaumont,« sagte der König umherblickend, – »er sollte hier sein –«

Richelieu fuhr zurück.

»Ist denn der ganze Hof verzaubert? Steckt der Teufel in diesem Chevalier?« flüsterte er.

Das Räthsel, welches ihn umgab, nahm immer größere Dimensionen an, es mußte da ein Geheimniß vorhanden sein, das er nicht kannte, und an diesem Hof voll Intriguen war jedes Geheimniß eine Gefahr.

Er begann unruhig zu werden.

Der Herzog von Ayen kehrte aus der Galerie zurück und näherte sich dem König.

»Sire,« sagte er, »der Chevalier d'Éon de Beaumont wünscht Eurer Majestät gemeldet zu werden, – er behauptet, ein Befehl Eurer Majestät –«

»Wo – wo ist er,« rief der König lebhaft, – »warum ist er noch nicht hier?«

»Ich habe Bedenken getragen, Sire,« erwiederte der Herzog von Ayen, – »der Chevalier hat nicht das Recht der großen Entrées –«

»Wieder diese ewige Fessel der Etikette!« rief der König unwillig. »Er hat das Recht der großen Entrées nicht?« sagte er stolz. – »Nun, Herzog, ich ertheile ihm dieses Recht! – Führen Sie ihn sofort hieher!«

Der Herzog von Ayen eilte in die Galerie.

Mit höchster Spannung folgten ihm die Blicke des ganzen Hofes.

Nach wenigen Augenblicken führte der Herzog den Chevalier d'Éon ein.

Der kleine Chevalier trug die kleidsame weiße Uniform der Dragoner mit blauen Aufschlägen und silbernen Schnüren, das Haar militärisch frisirt und gepudert, den kleinen silberbordirten Hut in der Hand.

Seine Gestalt erschien in dieser militärischen Kleidung noch zierlicher und knabenhafter, aber seine Miene und seine Haltung waren völlig verändert. Stolz und kühn blitzten seine Augen, hochmüthigen Blickes musterte er diese ganze Versammlung, die ihn in höchster Verwunderung betrachtete, und näherte sich mit sicheren Schritten dem König.

»Dieß Kind? unbegreiflich!« sagte Richelieu, der immer noch keinen Schlüssel zu dem Geheimniß finden konnte, das ihn beängstigte.

Mit nicht minderem Erstaunen blickte die Gräfin Rochefort auf den kleinen, schüchternen Advokaten, der sich so plötzlich in einen Dragonerkapitän verwandelt hatte, den der König so hoch auszeichnete und der mit so überlegener Sicherheit hier in den Kreis des Hofes trat. Sie sah nicht mehr diese schmächtige Mädchengestalt, über welche sie so oft gespottet, – sie sah nun die kühn erhobene Stirn, das blitzende Auge, die lächelnd aufgeworfene Lippe, und sie mußte sich im Grund ihres Herzens gestehen, daß dieser kleine Chevalier sehr viel schöner und reizender sei als alle die großen Herren des Hofes, unter denen er plötzlich eine so sichere und so ausgezeichnete Stellung einnahm.

Der Chevalier blieb nach einer ehrerbietigen Verbeugung vor dem Könige stehen.

»Wie schön sie ist!« flüsterte der König, der ihn mit entzückten Blicken betrachtete, – »und wie stolz sie auftritt.«

»Ich komme, Sire,« sagte der Chevalier, »um Eurer Majestät meinen Dank zu Füßen zu legen für die gnädige Verleihung des Patents, das mir das Recht gibt, diesen Degen für meinen König zu führen.«

»Ich bin erfreut, Chevalier,« erwiederte der König, »einen so vortrefflichen Kavalier für meinen Dienst gewonnen zu haben – und,« fügte er ganz leise hinzu, – »glücklich, Diejenige Wiedersehen, die ich nie mehr von mir lassen möchte!«

»Mein Herz, Sire,« sprach der Chevalier, nur dem König verständlich, »ist immer bei meinem König.«

Schnellen Schrittes kam der Herzog von Choiseuil durch die Galerie, er trug sein Portefeuille in der Hand und begrüßte den König, ohne, auf die übrige Gesellschaft einen Blick zu werfen.

»Guten Morgen, Choiseuil,« sagte der König überaus gnädig, – »Sie kommen zur rechten Zeit.«

»Eure Majestät,« erwiederte Choiseuil, »hatten mir gestern befohlen, heute Morgen meinen Vortrag wieder aufzunehmen, – neue wichtige Nachrichten –«

»Ganz recht,« sagte der König schnell, – »wir wollen arbeiten! Apropos – Sie haben mir gestern den Chevalier d'Éon de Beaumont vorgestellt, – ich habe Ihrer Empfehlung gern entsprochen – und werde für seine weitere Carrière sorgen!«

»Ich danke Eurer Majestät unterthänigst!« erwiederte Choiseuil.

Er erblickte den Chevalier in Dragoneruniform und sah ihn voll Erstaunen an.

»Herzog von Ayen,« sagte der König, – »der Hof ist entlassen – ich will mit Choiseuil arbeiten!«

Er neigte den Kopf gegen die Versammelten, die sich unter tiefen Verbeugungen nach der Galerie zurückzogen.

»Bleiben Sie, Chevalier!« rief der König.

Ein neues, unerhörtes Ereigniß! Dieser Chevalier, den Niemand kannte, von dem Niemand wußte, woher er kam, sollte im Zimmer des Königs bleiben, während derselbe mit seinem Minister, mit dem stolzen und unnahbaren Choiseuil, arbeitete. Wie ein aufgescheuchter Taubenschwarm flog dieser ganze Hof auseinander, um die Lösung dieses Räthsels zu suchen.

Träumerisch blickte die Gräfin Rochefort aus den kleinen, zierlichen Dragoner, während sie an ihm vorbeiging, – er hatte wahrlich sein Wort erfüllt und sie begann zu ihm aufzublicken, – aber er hatte keinen Blick für sie, – er sprach mit dem Herzog von Choiseuil, dem er leise zuflüsterte:

»Muth, Herr Herzog, – wir werden siegen.«

Richelieu war, was ihm selten widerfuhr, völlig außer Fassung. Der König hatte keinen Blick für Louise gehabt, – dieser räthselhafte Chevalier war, wie der König selbst erklärt, eine Kreatur von Choiseuil – sollte der Faden, den der aller Ränke kundige Marschall so fest zu halten glaubte, seiner Hand entschlüpfen?

Er stand einen Augenblick in tiefem Nachdenken in der Galerie.

»Ich muß den Pater Linière aufsuchen,« sagte er dann in schnellem Entschluß, und mit jenem spöttischen Humor, der ihn niemals verließ, fügte er, vor sich hin lachend, hinzu:

»Die Kirche ist gewohnt, mit Mysterien umzugehen, – der Pater muß auch in dieß Geheimniß Licht zu bringen wissen.«

Und ohne die Herzogin von Guéménée, die an ihm vorüberging, zu beachten, eilte er davon.

*


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