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XV.

Die Große Kommission des Komitates, die von der Gemeinde verlangt worden war, erschien im Dorfe. Der Oberstuhlrichter Olay war auch angemeldet. Und er wußte besser, warum die Schwaben solchen Lärm geschlagen hatten, mitten im Sommer. Sie waren angestiftet worden durch den Izé, den Trauttmann aus Rosenthal. O, dieser Pangermane, dieser Agitator, der die friedlichen Leute aufwiegelte gegen die Behörden! Er sei sehr ungnädig gesinnt gegen Karlsdorf, berichtete der Notär, den er zu sich zitiert hatte. Und der Gergely Vilmos lächelte gar boshaft, als er das hörte. In seiner Abwesenheit hatte man so etwas gemacht! Nur aus Haß, weil er einen Lümmel des Dorfes hatte einsperren lassen. Na, die werden sich wundern, was solch' eine Kommission kostet. Eine eigens verlangte »Große« Kommission.

Der Notär, ein schlauer Streber, der die Welt zu nehmen wußte, schlug dem Richter vor, etwas zu tun, um den Oberstuhlrichter zu versöhnen. Man müsse ihn empfangen wie einen Obergespan oder einen beliebten Abgeordneten bei der Wahl. Berittene Banderien, Musik und Fahnen sollten zeigen, daß Karlsdorf so patriotisch gestimmt sei als irgendeine Gemeinde des Landes. Und ein Festessen im Großen Wirtshaus sollte den Beschluß machen.

Und der Klugsbaltzer ließ sich bereden, das anzuordnen. Er lud die männliche Jugend ein, die Große Kommission an der Hottergrenze zu Pferde zu erwarten, und er schickte die besten Wagen des Dorfes, jene, die Ledersitze mit Sprungfedern hatten, an die Eisenbahnstation, die Herren zu holen. Und er selbst spannte auch sein bestes Gefährte ein. Und die Häuser der Hauptstraße wurden beflaggt.

Das Wetter war günstig, und es ging alles wie am Schnürchen; außer den beiden Haffner weigerte sich niemand mitzutun. Die reichsten Bauern hatten eingespannt. Alles fuhr vierspännig; die großen Buben, vierzig an der Zahl, setzten ihre buntbedänderten Kirweihhüte auf, schmückten die Mähnen ihrer Pferde mit Bändern in den ungarischen Nationalfarben und ritten hinaus bis zur Grenze, wo der Hotter von Josefsfeld an den von Karlsdorf stößt. Mit Eljenrufen, als wären sie ungarische Csikos, begrüßten sie die herankommenden Viererzüge und schwenkten die Hüte. Ein Banderium von zehn Reitern flog voraus, zwanzig verteilten sich zu beiden Seiten der Wagen und zehn bildeten den Abschluß des festlichen Zuges.

So zog die Große Kommission, die aus zehn Komitatsherren bestand, in fünf vierspännigen Wagen in das Dorf ein. Beim Großen Wirtshaus, wo die Herren abstiegen, spielte die Musikbande, und auf dem Platz hinter der Kirche knallten die Böller. Vor den Häusern aber standen die Schwäbinnen im Sonntagsstaat und lächelten den Herren zu. Die Männer hinter ihnen rückten Hüte und Kappen.

Der Notar, der der Kommission mit dem Richter und Gergely bis zur Bahnstation entgegengefahren war, sollte recht behalten mit seinem klugen Rat. Der Oberstuhlrichter, der sich zuerst sehr zugeknöpft verhielt und wortkarg, war schon beim Anblick der berittenen Banderien höchst angenehm überrascht, und der festliche Einzug in das große Schwabendorf heiterte ihn vollends auf. Er wurde immer freundlicher und leutseliger, und sein feistes Gesicht strahlte. Auch bequemten sich die Herren, deutsch zu reden. Das war schon viel. Vor dem Pfarrhause, wo die Fenster auch besetzt waren und die Juliska den Herren lebhaft zuwinkte, zogen sie alle die Hüte. Einige sahen sich flugs nach dem hübschen Mädchen um, das jeder schon einmal irgendwo gesehen zu haben meinte.

Ein kurzes Frühstück im Großen Wirtshaus, bei dem die schönsten Bauernmädchen des Dorfes die Herren bedienten, der Richter und Gergely die Honneurs machten, sollte die gute Stimmung noch befestigen. Nach einer Stunde bestieg man endlich die bereitgestellten, zweigspännigen Wagen und fuhr hinaus zu den Schutzdämmen. Gergely hatte sich der Kollegen vom Komitat bemächtigt, die in ihm den Neffen ihres Chefs, des Vizegespans, ehrten. Der Richter fuhr mit dem Oberstuhlrichter voraus und suchte ihm schonend und vorsichtig zu erzählen, was Georg Trauttmann ihnen im Sommer gesagt habe. Herr Gergely sei mit Unrecht erbost auf den ihm unbekannten Fremden; er lasse nichts gelten, was jener gesagt habe, und der Herr Oberstuhlrichter sollte da doch ein Machtwort sprechen.

»Hat der Izé, der Trauttmann, auch gefragt, wer Euer Abgeordneter ist? Hat er sich hier auch um Politik gekümmert, wie in den anderen Dörfern?« fragte der Oberstuhlrichter.

»Keine zehn Wort' häwe m'r davon gered't,« sagte der Klugsbaltzer.

»Denken Sie nur nach, Herr Richter. Was hat er darüber gesprochen?« fragte forschend und mißtrauisch Herr von Olay.

»Na ja, Herr Oberstuhlrichter, er hot uns gerate, immer nur ein' deutsche Mann zu wähle,« entgegnete Klug.

»Gazember!« Schuft rief der Oberstuhlrichter gereizt. »Das tut er überall. Als Ingenieur schleicht er sich ein und ist ein Agitator. Was geht ihn das an? Ich werd' ihn schon erwischen.«

Man fuhr auf dem Kopf des Donaudammes dahin, und der Wind blies rauh und kalt über die Eisfläche. Ganze Ketten von Wildgänsen flogen kreischend auf.

Daß die schüttere Pflasterung des Dammes schadhaft war, voller Löcher und Senkungen, spürte man an dem Holterpolter. Aber es stieg niemand aus. Erst bei der Hütte, in der die schwere Dampfpumpe untergebracht war‚ verließ Gergely den Wagen und mit ihm drei Komitatsingenieure. Der Richter stieg auch aus; doch blieb der Oberstuhlrichter sitzen und hüllte sich nur besser in seinen Pelz. Klug begab sich zu der Gruppe. Die Herren besahen sich die alte Bruchstelle des Dammes, wo die große Pumpe auch im Frühjahre gearbeitet hatte. Wie ein Fragezeichen krümmte sich da die Donau, und ihr mächtigster Anprall war immer dort zu verspüren. Das Hinterland des Dammes blieb dort auch stets naß; Kanäle und Abflußrohre führten durch den Damm. Sie entwässerten den Grund, wenn die Donau sank, und sie milderten den Anprall, wenn sie hochging, weil sie freiewillig Wasser aufnahmen. Dieses Opfer mußte gebracht werden; viele Joch Hutweide waren unbrauchbar und hatten sich in Auen verwandelt.

Der Richter erlaubte sich zu bemerken, daß an dieser Ecke ein englischer Damm mit einem Tegelkern eingefügt werden müßte. Die Hutweide wäre zu retten, die Kanäle und Röhren müßten verschwinden. Und der ganze Damm könnte überhaupt um einen Meter höher sein.

»Amerikanische Weisheit!« rief Gergely den Kollegen zu.

»Ach so!« sagten diese. Und einer, ein bebrillter, dicker Herr meinte, wenn die Gemeinde sehr viel Geld habe, könne sie ja um die Erlaubnis einkommen, das machen zu dürfen. Auf Landeskosten könne man solche Luxussachen nicht empfehlen. Und er notierte sich einiges, was zu machen wäre, und redete madiarisch mit Gergely. Der Richter verlangte wasserseitige Steinpackungen als Dammsicherung an dieser Stelle. Und wieder rief Gergely: »Amerikanische Weisheit!«

»Es tut's auch ein neues Weidenflechtwerk,« meinte der frühere Sprecher. »Wir müssen mit landesüblichen Mitteln arbeiten. Sie wollen zu hoch hinaus, Herr Richter. Das hat Ihnen wer in den Kopf gesetzt.«

Und damit ließ er den Klugsbaltzer stehen.

Dieser ging voraus, zum Wagen des Oberstuhlrichters, der schon Auftrag gegeben hatte, daß man weiterfahre, hinüber zu dem Schutzdamm an der Theiß. Ihn fror, und er langweilte sich.

Der Dorfrichter stieg in den Wagen, und man fuhr auf dem Kopf eines Querdammes nördlich weiter. »No hát, wie steht die Sache?« fragte der Oberstuhlrichter.

»Is schon der Fene drin!« rief mißmutig der Klugbaltzer. »Wenn Ihr Euch nit annehmt um uns, Herr Oberstuhlrichter, die Herre sin all' uf d'r Seit' des Gergely.«

»Lieber Fraind, ich verstehe doch davon gar nichts. Ich bin nur gekommen, weil das Komitat es gewünscht hat, daß ich Ihre Gemeinde visitiere und sehe, was da vorgeht. Mehrere Anzeigen liegen bei mir. Ein fremder Agitator, der nichts hier zu suchen hat, hetzt Euch auf. Er hat nicht umsonst beim Haffner gewohnt, den der Gergely hat einsperren lassen. Daher kommt alles.«

»Er ist doch ein Schwab von hier, der Herr Trauttmann.«

»Dehogy Bewahre!, ist er ein Schwab. Wer zwanzig Jahre fort war, hat hier nichts mehr zu suchen. Und auch sonst … Der Postmeister rebelliert gegen die patriotischen Lehrer, der Herr Oberlehrer lehrt den Kindern pangermanische Lieder. Bizony Isten Bei Gott, es ist nicht alles, wie es sein soll in Ihrer Gemeinde.«

»Herr Oberstuhlrichter, glaube Se nit, was die Spione sage!« erwiderte Klug betroffen.

»Lieber Fraind,«. fuhr der Oberstuhlrichter jovial fort, »Ihr Empfang heute hat mir bewiesen, daß Sie wissen, was ungarische Sitte ist. Das war sehr schön. Ich will gar nichts weiter wissen und hören, will ein Auge zudrücken. Machen Sie jetzt keine weiteren Geschichten und schauen Sie, daß wir zum Essen kommen, ich habe großen Appetit.«

»Ja, ja,« fiel Klug rasch ein, »äwer redde muß m'r doch über all's.«

»Aber nain, lieber Fraind, ich will nicht. Der Postmeister wird ein bißl eingesperrt, den Oberlehrer werden Sie nächstes Jahr pensionieren, und die Dämme werden geflickt, wo sie ein Loch haben. Und dann bleiben wir gute Frainde.«

Dem Dorfrichter stand der Schweiß auf der Stirn. Das sollte das Ergebnis der Großen Kommission sein, auf die man die Gemeinde ein halbes Jahr warten ließ? Er sah sich um, als sie sich jetzt nördlich wendeten, und zählte die Anwesenden ab. Da fehlten ja drei Herren! Es waren nur sieben anstatt zehn und er machte den Oberstuhlrichter darauf aufmerksam. Ein Wagen war offenbar zurückgeblieben. War denn eine Achse gebrochen oder sonst etwas geschehen? Er saß mit dem Oberstuhlrichter im ersten Wagen und hatte sich nicht um die anderen gekümmert. Daß sie folgten, war doch selbstverständlich.

Nun wendete auch der Oberstuhlrichter den Kopf. »Wer fehlt denn?« fragte er. Und er lachte laut auf, als er dies festgestellt hatte. »No ja, der Schriftführer. Was soll er hier? Protokoll wird doch dort diktiert werden, im Wirtshaus. Aber die anderen zwei … Énye, Énye Schau, schau, hätt' ich nicht gedacht.« Und er lächelte in sich hinein. »Macht nichts. Drei Ingenieure sind doch genug. Was sain muß, wird gemacht. Main Wort darauf.«

Und die Fahrt über den Theißdamm wurde noch rascher beendet als die über den Donaudamm. Es gab auch dort zwei alte Bruchstellen, die immer schweißten und nie ganz zuverlässig waren; der Kopf des Hauptdammes aber war nur beschottert. Und auch, was Trauttmann ganz besonders bemängelt hatte, um einen Fuß niederer war er als der Wasserstand von 1868. Das dürfe nicht sein. Man müsse sich solches Wissen zunutze machen. Was vierzig Jahre nicht war, könne morgen wieder sein. Die dort in Reserve stehenden Pumpmaschinen aber waren alt und noch auf Handbetrieb angewiesen. Lauter Fragen, die Trauttmann auf geworfen, lauter Gespenster, vor denen er gewarnt. Der Dorfrichter war wieder ausgestiegen und zu den Ingenieuren zurückgegangen. Sie redeten madjarisch miteinander und hörten nicht weiter auf ihn. Was er vorbrachte, wurde belächelt. Der eine, der bebrillte, machte sich aber doch wenigstens Notizen für das Protokoll.

Im Großen Wirtshaus gab es eine Festtafel für die Kommission und die Honoratioren des Dorfes, und die Dorfmusik spielte auf. Aber ehe man sich setzte, ging der Oberstuhlrichter selbst und suchte die verlorenen drei Kollegen. Lachend kam er aus einem Seitenzimmer zurück; er hielt sich den Bauch und brüllte. Die drei saßen da drin und färbelten. Sie wollten noch nachkommen und wunderten sich sehr, daß man schon zurück war.

Nun lachten die Herren alle mit. Aber wenn ein Bauer in die Nähe kam, machten sie »Pst! Pst!« und suchten die Sache zu vertuschen.

Bei Tisch war alles vollzählig, und es ging hoch her. Der Oberstuhlrichter hielt eine Rede, dankte für den Empfang und versicherte, daß alle billigen Wünsche der Gemeinde erfüllt werden sollten. Aber er warnte auch vor den fremden Emissären. An ihn möge man sich halten und an das Komitat; dieses werde eine so fleißige, wohlhabende Gemeinde, die so steuerkräftig sei und immer so patriotisch war, nie verlassen. Sein Eljen galt dieser Gemeinde.

Die Gerichtsbeisitzer und sonstigen Würdenträger der Gemeinde tranken alle dem Klugsbaltzer zu, gewissermaßen um ihn, der ihnen verstimmt vorkam, aufzumuntern und seine Schwarzseherei zu verspotten. Der aber murmelte nur immer in sich hinein: »Is schun der Fene drin … Is schun der Fene drin …«

Der Herr Pfarrer und Oberlehrer Heckmüller saßen auch an der Tafel, und der Lehrer Halmos machte sich sehr bemerkbar. Er hatte seinen Knabenchor herbestellt und ließ den Herren ein paar madjarische Lieder vorsingen. Der Oberstuhlrichter belobte das, winkte aber ab. Er erinnerte sich, vor Jahren einmal eine schwäbische Musikbande gehört zu haben, die wunderschöne, alte Liedertänze spielte und dazu sang. Ob es das noch gebe, fragte er die Leute.

»Des is aus er Modi kumma,« antwortete man ihm.

»Das sei aber sehr schade,« meinte er.

Der Oberlehrer Heckmüller hörte von der Frage des Oberstuhlrichters und ging erfreut zu den Musikanten. Sie berieten untereinander und verständigten sich. Dann meldete der Oberlehrer dem Herrn Oberstuhlrichter, daß man »eine Polka mit Gesang« spielen werde. Und alsbald begannen die Bauernmusikanten zu spielen und sangen dazu im Polkatakt:

Mei guter Michel liewet mich
Aus deutscher Redlichkeit,
So wie er liebt, liebt sicherlich
Koi' Schätzle weit und breit.

Er sitzt bei mir die halwi Nacht
Und spinnt mei' Garn so fein,
Daß herzlich oft mei' Motter lacht,
Sie denkt, ich spinn's allein.

Nochb'rsch Gretl ärgert sich, ärgert sich,
Denkt wunnerscht, wer er sei.
Ich denk' mir: Gretl ärger' dich,
Es gilt mir einerlei.

Du kriescht mei' Michle doch net d'ran,
Ich kenn' ihn zu genau.
Wann Fasching kimmt, werd er der Mann
Und ich wer' halt sei' Frau.

Das gefiel den Herren vom Komitat ganz ausnehmend. Der Oberstuhlrichter gab das Zeichen zum Beifall, und alles klatschte und trommelte mit den Füßen. Da Heckmüller diese Wirkung sah, ging er wieder zu den Musikanten und berief auch einige junge Paare hin. Man verständigte sich, und die Buben machten eine Seite des Saales frei, indem sie ein paar Tische verschoben und Bänke entfernten.

Dann trat Heckmüller wieder vor und sagte bescheiden: »Herr Oberstuhlrichter, wir möchten Ihnen noch einen schwäbischen Ländler vorführen aus alten Zeiten.«

»Bravissimo!« rief Herr von Olay.

Und die schwäbischen Bauernmusikanten huben an, während sich acht junge Paare zum Tanze aufstellten. Es war ein biedermeierischer Großmuttertanz, das wußten sie; aber sie hatten ihn auf Wunsch Heckmüllers erst zum Kirweihfest neugelernt und waren ihrer Sache ganz sicher.

Sie tanzten und sangen mit den Musikanten:

Rosenstock, Holderblüt,
Wann i mei' Mädscha siech,
Lacht mer vor lauter Freud'
's Herzle im Leib.
La la la
La la la, la la la, la, la la la la, la.

G'sichterl wie Milch und Blut,
's Mädscha is gar so gut,
Um und um tockerlnett,
Wann i's nur hätt'!
La la la
La la la, la la la, la, la la la la, la.

Armerl so kugelrund,
Goscherl so frisch und g'sund,
Fußerl so hurtig g'schwind
's tanzt wie der Wind
La la la
La la la, la la la, la, la la la la, la.

Wann i ins Dunkelblau
Funkelhell Äugle schau,
Maan' i, i schau
In mei' Himmelreich nei'.
La la la
La la la, la la la, la, la la la la, la.

Die ganze dörfliche Tischgesellschaft hatte allmählich mitgesungen und sich im Geiste mit den Paaren gedreht, die ihre Sache vortrefflich machten. Es herrschte heller Jubel, und Heckmüller bedankte sich beim Oberstuhlrichter, daß er ihn heute so kräftig unterstützt habe bei seinen bescheidenen Bestrebungen zur Erhaltung alter Sitten und Bräuche.

Herr von Olay machte ein gar seltsames Gesicht. Aber er war ehrlich – das hatte ihm gefallen. Viel besser als der lächerliche ungarische Papageiengesang der Schwabenbuben. Sagen durfte er das freilich nicht.

Indessen hatten sich die Komitatsingenieure mit Gergely zurückgezogen, und der Bebrillte diktierte das Protokoll der großen Kommission. Der Klugsbaltzer war hinzugeeilt, doch er verstand keine drei Worte von dem ganzen Text. Er verlangte, daß es auch deutsch abgefaßt werde, doch der diktierende Ingenieur weigerte sich, das zu tun. Der Notär mußte den Dorfrichter beschwören, die Ruhe zu bewahren. Er werde ihm schon eine Übersetzung machen.

Und alle Beteiligten unterschrieben das Protokoll, ohne es weiter zu lesen. Der Oberstuhlrichter als erster. Aber als es dann zum Klugsbaltzer kam, versagte der seine Unterschrift.

Die Herren waren bereits im Aufbruch begriffen; man hatte es eilig zur Bahn, es dämmerte schon. Dem Oberstuhlrichter mußte der Zwischenfall aber doch gemeldet werden.

Er trat auf Klug zu: »Was höre ich, Herr Richter? Sie wollen uns diesen schönen Tag verderben? Lieber Fraind, was sain das für Geschichten?«

»Ich konn nit!« sagte dieser schroff.

»Az ebadta, warum?«

»Weil ich nit waaß, was drin steiht.«

»Sie werden bekommen die Abschrift. Und die übernsetzen Sie sich!«

»Dann hat's ja Zeit, Herr Oberstuhlrichter.«

»Jólvan Gut ist's, Herr Dorfrichter, jólvan. Ich werde Sie vorladen, und Sie werden bei mir unterschreiben,« sagte der Zürnende.

»Wann ich's galesa häbb, valleicht ‚« entgegnete Klug. Dann erhob er die Stimme: »Und wann die ausgschstrecha sein, die do im Wertshaus Karta gschpeelt häwa, anstatt mit uns zu geihn«, rief er; und alles an ihm zitterte.

Herr von Olay sah ihn betroffen an und ging dann rasch davon.

So endete die große Kommission mit einem groben Mißton, und die schwäbischen Musikanten bemühten sich vergeblich, zum Abschied den Rakoczymarsch recht feierlich zu blasen. Es war einmal der »Fene« drin in der Geschichte.


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