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Wenn der Vorhang aufgeht, sitzt die Bäuerin in der Bauernstube todkrank im Lehnstuhl.
Bub öffnet die Tür und ruft zurück
So eil dich doch, Ahndl! Komm!
Bauer eintretend
Ich komm ja schon.
Bub zur Bäuerin
Ahndl, er ist schon da. Gelt, ich war geschwind!
Bäuerin streichelt ihn – mühsam
Ja, Seppl, brav bist. Aber wieder ohne Atem – und ganz erhitzt vom Rennen.
Bauer
Ist's dir schlechter, Mutter, weil du mich rufen lässt?
Bäuerin macht eine hilflose Geste
Bauer
Wenn du dich doch ins Bett legtest!
Bäuerin
Das Einfahren? Werdets fertig damit?
Bauer
Gegen Abend haben wir's Hast Schmerzen heut?
Bäuerin
Gar keine Schmerzen! Aber so viel matt bin ich – und mir ist so elend – – ich mein – – es geht zu End heut – –
Bauer
Ob ich nit doch noch einmal zum Doktor fahr?
Bäuerin
Der hilft mir nimmer, Vater. Bis du einspannst und wiederkommst, ist's vorbei.
Bauer
Soll halt nit heißen, ich hätt was versäumt.
Bäuerin
Ist schon alles recht, Vater – brauchst doch die Ross heut hoch. Die Arbeit darf nit liegen bleiben wegen mir.
Bauer
Ich nehm halt nur den Blässen, Mutter. Der Schwarze macht die Arbeit allein.
Bäuerin
Nein, Vater, lass 's gehn! (Sie stöhnt)
Bauer
Wenn dich doch legen möchtst!
Bäuerin
Meine Buben haben auch kein Bett gehabt zum Sterben.
Bauer
Daran darfst nit alleweil denken, machst dir's ja nur noch schwerer.
Bäuerin lächelnd
's Sterben? – – Nein, o nein – –
Bub
Ahndl! Was ist denn, Ahndl? ( will zu ihr auf den Schoß)
Bauer wehrt ihn ab
Lass die Ahndl jetzt in Ruh!
Bäuerin
Ja, Seppl. Wirst die Ahndl nimmer lang haben.
Bub
Wo gehst denn hin?
Bäuerin leise lächelnd
Weit – – weit fort
Bub
Bringst mir was mit?
Bauer
Sei still, Seppl! Lass die Ahndl in Fried!
Bäuerin
Setz ihn zu mir her, Vater!
Bauer setzt den Buben auf die Armlehne
Bub
Wo gehst denn hin? Gehst weit fort? Weißt, was du mir mitbringst? Einen lebzelternen Reiter! Ja? Magst?
Bäuerin ist in den Buben vertieft
Wie der selig Sepp ist er.
Bub plötzlich
Ahndl, ich weiß ein Vogelnest.
Bäuerin
Aber nit ausnehmen! Gelt, Seppl. Das wir eine Sünd.
Bub
Ah, ausnehmen tu ich's nit.
Bäuerin stöhnt
Bauer nimmt den Buben herab
Geh, Sepp, renn draußen ein bissel herum!
Bäuerin zieht den Buben noch einmal an sich, segnet ihn gleichsam
Behüt dich Gott, Kindl! – – Bist auch nit 's mein', bist doch der Seinige. ( löst langsam die Hände vom Kind)
Bub
Jetzt spiel ich im Heu – juch – juch – (schon in der Tür) Ahndl, vergiss nit mein lebzelternen Reiter! ( ab)
Bauer
Ich fahr doch um den Doktor!
Bäuerin
Lass, Vater, es lohnt sich nimmer.
Bauer
Mutter – – –
Bäuerin
Was tät ich denn noch da? Hindern tät ich euch und im Weg sein. – Ich gehör schon auf den Friedhof. ( Sie stöhnt)
Bauer
Der Seppl soll die andern holen, dass sie mitbeten.
Bäuerin
Zu was denn? (
mühsam)
Versehen bin ich – – – der Herrgott – –
Bauer
Wenn ich dich doch ins Bett traget – –
Bäuerin
Lass mich da. – – – . 's Fenster mach auf – – d' Sonn – –
Bauer öffnet das Fenster
Bäuerin schaut hinaus
– – grad fahren s' am Bergacker eine Weizenfuhr weg schau – schau – und ich kann keine Garbe mehr binden – – und kann – – – nimmer
Bauer will hinaus vor Weh
Bäuerin
Wo gehst hin?
Bauer
Um die Leut –
Bäuerin mit letzter Kraft
Lass sie bei der Arbeit – – mich erbeten s' ja nimmer – ( Sie röchelt)
Bauer
Resl! – – Mutter!
Bäuerin kaum hörbar
Soll ich, einen Gruß ausrichten – – von dir? – Gib – auf – den Seppl – acht! – – Jetzt ist – alles gut.
Bauer
Red! Was willst denn sagen?
Bäuerin
Du – – weißt es ja so – – – ( dreht sich zurück) der Seppl – – –
Bauer
Resl! – – Mutter! – – Hörst? – Hörst mich nimmer? ( horcht auf ihren Atem, lehnt sich an die Wand und weint)
Bub stürmt herein
Ahndl! Darf ich mir ein Holz nehmen, dass ich mir einen Bogen machen kann? Ja, Ahndl? ( zupft ihn) Hörst nit? Warum weinst denn?
Bauer
O mei, Seppl, jetzt ist uns die Ahndl gestorben.
Bub
Ahndl! Ahndl! Hörst mich nit? Warum sagst denn nichts, Ahndl? ( zupft sie)
Bauer
Lass gehen, Bub! Die sagt nichts mehr.
Bub
Warum weinst denn, Ahndl? – Ich wein nit. Wenn man stirbt, kommt man in den Himmel – und die Ahndl ist jetzt im Himmel. – – – Du, Ahndl, jetzt kriegen wir eine Leich. Werden da die Musikanten spielen? (
Er spielt mit den Händen der Toten) Wann werden sie die Ahndl denn eingraben?
(Man
hört das Geräusch von Pferd und Wagen. Er läuft zum Fenster)
Ahndl; mit der Weizenfuhr sind s' da.
Bauer
Sag ihnen, sie sollen alle hereinkommen!
Bub läuft hinaus
Bauer steht still ergeben
Magerl kommt hastig herein
Der Sepp sagt, die Ahndl ist gestorben. ( Sie sieht die Tote)
Bauer nickt zur Toten bin
Magerl macht das Kreuzzeichen und faltet die Hände. Das tun auch die Dienstboten, die nach ihr kommen.
Bauer nach einer Weile entschlossen zur Magd
Geh, Marie, schau zur Leichenwaberl nüber, dass sie zum Waschen und Anziehen herkommt. (Marie geht)
Knecht
Schnell ist's gangen mit der Bäuerin.
Bauer rafft sich auf einmal auf
Ja, aber jetzt nutzt alles nichts. Magen, du bleibst in der Stuben – und wir laden den Weizen ab. (
Alle geben ab.
Der Bauer steht allein)
Bauer beinahe feierlich
Ein Herz kann aufhören zu schlagen, ein Leben kann stehenbleiben – nur die Bauernarbeit geht weiter ewig weiter. ( mit festen Schritten ab)
Der Vorhang sinkt