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Siebentes Kapitel

Umstände, die dem Zeugungsakt hinderlich sind

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, zahlreich sind die Übel, die durch die Begattung verursacht werden. Einige von diesen, deren Kenntnis wichtig ist, will ich dir aufzählen, damit du imstande seist, sie zu vermeiden.

 

Vor allen Dingen laß mich dir sagen, daß der Coitus im Stehen die Kniegelenke angreift und ein nervöses Zittern verursacht; der Coitus von der Seite kann leicht Gicht und Hüftweh zur Folge haben.

Besteige kein Weib, wenn du seit längerer Zeit nichts gegessen hast, und besonders nicht unmittelbar vor einer Mahlzeit; sonst wirst du Rückenschmerzen bekommen, du wirst deine Kraft verlieren, und dein Augenlicht wird schwächer werden.

Wenn du dagegen das Weib dich besteigen läßt, so wird dein Rückenmark leiden und dein Herz Schaden nehmen; und wenn in dieser Stellung auch nur das kleinste Tröpfchen der gewöhnlichen Scheidenabsonderung in deine Harnröhre eindringt, so kann eine schmerzhafte Verengung derselben die Folge sein.

Nach dem Samenerguß darfst du dein Glied nicht in der Scheide lassen; denn dies könnte Steinbildung oder Rückenmarkserweichung oder Lungenentzündung zur Folge haben, oder es könnte ein Blutgefäß springen.

Zu starke körperliche Bewegung unmittelbar nach dem Coitus ist schädlich.

Die Begattung alter Weiber wirkt wie ein tödliches Gift, und es ist gesagt worden: »Stöpsele keine alten Weiber, wären sie auch so reich wie Karun.« Und ferner ist gesagt worden: »Hüte dich davor, alte Weiber zu besteigen, und wenn sie dich mit Geschenken überhäufen.« Und ein drittes Wort lautet: »Der Coitus mit alten Weibern ist giftige Speise.«

Ein Mann, der ein Weib beschläft, das jünger ist als er selber, erlangt dadurch neue Kraft. Ist sie von demselben Alter wie er, so wird er von dem Beischlaf keinen Vorteil haben; ist aber die Frau älter als er, so wird sie alle Kraft aus ihm ziehen und für sich gewinnen. Wie es in den Versen heißt:

Sei auf der Hut und liebe kein altes Weib:
In ihrem Busen trägt sie der Natter Gift.

Ferner lautet ein Sprichwort: »Deine Liebesdienste erweise keinem alten Weib, selbst wenn sie sich erbietet, dich mit Weizenbrei und Mandelbrot zu füttern.« Übermäßig häufiger Geschlechtsgenuß ist schädlich für die Gesundheit, weil dadurch der Mann zuviel Samen herausgibt. Denn wie die Butter, die aus dem Rahm gemacht ist, die Quintessenz der Milch darstellt – wenn der Rahm abgeschöpft ist, hat die Milch ihre besten Eigenschaften verloren –, so ist der Same die Quintessenz der Nahrung, die der Mensch zu sich genommen hat, und sein Verlust bedeutet zugleich einen Kräfteverlust. Andererseits hängt die Gesundheit des Körpers, und damit auch die Qualität des Samens, unmittelbar von der genossenen Nahrung ab. Wenn also ein leidenschaftlicher Mann sich den Wonnen der geschlechtlichen Liebe ergeben will, ohne dadurch seine Kräfte allzu sehr anzustrengen, so muß er stärkende Nahrung zu sich nehmen: in Zucker eingekochte Früchte, aromatische Kräuter, Fleisch, Honig, Eier und andere Speisen ähnlicher Art. Wer diese Vorschriften befolgt, ist sicher vor folgenden Unannehmlichkeiten, die sonst durch übermäßigen Geschlechtsgenuß leicht herbeigeführt werden können:

Erstens – Verlust der Zeugungskraft.

Zweitens – Verringerung der Sehkraft; wer meinen Rat nicht befolgt, wird zwar vielleicht nicht gänzlich erblinden; jedenfalls aber an Augenkrankheiten zu leiden haben.

Drittens – Verlust der körperlichen Kräfte; er kommt sich vor wie ein Mensch, der fliegen möchte, aber nicht kann; der jemanden verfolgt, aber ihn niemals einholt; der vom Arbeiten oder vom Tragen einer Last bald ermüdet und erschöpft ist.

Wer den Drang nach Geschlechtsgenuß nicht zu verspüren wünscht, der brauche Kampfer. Ein halbes Gramm in Wasser aufgelöst, macht den Mann, der es trinkt, gleichgültig gegen die Freuden der geschlechtlichen Liebe. Manche Weiber machen von diesem Mittel Gebrauch, wenn sie auf Nebenbuhlerinnen eifersüchtig sind oder wenn sie nach allzu leidenschaftlichen und anstrengenden Liebesnächten Ruhe zu haben wünschen. Dann suchen sie sich Kampfer zu verschaffen, der bei Begräbnissen übriggeblieben ist; sie scheuen keine Geldausgabe, um ihn von den alten Weibern zu erlangen, die die Leichen zu waschen haben. Zu gleichen Zwecken benutzen sie auch Hennablüten, die sie in Wasser liegen lassen, bis dieses gelb wird; dadurch erlangen sie ein Getränk, das beinahe die gleichen Wirkungen wie der Kampfer hat.

Ich habe von diesen Mitteln schon an dieser Stelle gesprochen, obgleich sie hier eigentlich nicht am richtigen Platz stehen. Ich glaubte indessen, daß diese Belehrung manchem von Nutzen sein könnte.

Gewisse Handlungen wirken schädlich und beeinträchtigen die Gesundheit, wenn sie öfter vorgenommen werden. Hier ist zu nennen: zu viel Schlaf; lange Reisen zu ungünstiger Jahreszeit; besonders in kalten Ländern können dadurch Schwächezustände und Krankheiten des Rückenmarks hervorgerufen werden. Dieselbe Wirkung hat häufig auch beständiges Umgehen mit kalten und nassen Gegenständen, wie zum Beispiel Mörtel und dergleichen.

Männern, die nur mit Mühe ihr Wasser lassen können, verursacht der Coitus Schmerzen.

Wenn man das Glied in der weiblichen Scheide läßt, nachdem der Samenerguß erfolgt ist, so schwächt man dadurch sein Organ, und die Zeugungskraft wird dadurch beeinträchtigt.

Wenn du bei einem Weibe liegst, so kannst du es ihr wohl mehrere Male besorgen, wenn du dich dazu aufgelegt fühlst. Hüte dich aber vor Übertreibung; denn es ist ein wahres Wort: »Wer das Spiel der Liebe nur um seiner selbst willen und zur Befriedigung seiner Begierden treibt, der empfindet die stärkste und dauerhafteste Wonne; wer es aber nur tut, um der Wollust einer anderen Person gefällig zu sein, der wird schwach werden, seine Begierden werden erlöschen, und er wird schließlich überhaupt nicht mehr imstande sein, einen Beischlaf zu vollführen.«

Diese Worte wollen besagen: wenn ein Mann sich dazu aufgelegt fühlt, kann er, je nach dem Höhengrade seiner Begierde, mit größerer oder geringerer Glut und zu jeder beliebigen Zeit den Coitus ausüben, ohne eine künftige Impotenz fürchten zu müssen; nur muß dabei lediglich das Bedürfnis, ein Weib zu beschlafen, für ihn maßgebend sein.

Wer aber einer anderen Person zu Gefallen den Beischlaf vollzieht – also nur um die Leidenschaft seiner Geliebten zu befriedigen – und dabei alle seine Kräfte aufbietet, um das Unmögliche zu vollbringen, der handelt gegen seinen eigenen Vorteil und bringt seine Gesundheit in ernstliche Gefahr.

Als schädlich kann es gelten, im Bade oder unmittelbar nach Verlassen des Bades der Liebe zu frönen; auch soll man sich des Coitus enthalten nach einem Aderlaß oder wenn man Abführungsmittel eingenommen hat. Auch nach einem schweren Zechgelage ist der Coitus zu vermeiden. Ein Weib zu gebrauchen, während sie die Regel hat, ist ebenso schädlich für den Mann wie für das Weib selber; denn während der Menstruation ist ihr Blut unrein und ihre Gebärmutter kalt, und wenn auch nur ein Tropfen von diesem Blut in die Harnröhre des Mannes eindringt, können zahlreiche Krankheiten entstehen. Das Weib selber hat während der Regel kein Vergnügen von der Sache und hat daher zu dieser Zeit eine Abneigung gegen den Coitus.

Die geschlechtliche Vereinigung im Bade vermag nach der Meinung mancher Leute keinen Genuß zu bereiten; und dies muß wohl zutreffen, wenn, nach der allgemeinen Annahme, die Intensität des Genusses von der Wärme der weiblichen Scheide abhängt; im Bad kann natürlich die Scheide nur kalt sein und daher keinen Genuß gewähren. Außerdem ist nicht zu übersehen, daß das Eindringen des Wassers in die Geschlechtsteile des Mannes und des Weibes bedenkliche Folgen haben kann.

Es soll schädlich für die Augen sein, wenn man sich das Innere der Scheide ansieht. Dies ist nun freilich eine Frage, die der Arzt zu entscheiden hat und nicht ein Schriftsteller, der einen Ratgeber für Liebende schreibt.

Man erzählt indessen, daß der Sultan von Damaskus, Hassan ben Isaak, die Gewohnheit hatte, sich das Innere der weiblichen Geschlechtsteile anzusehen. Als man ihn warnte, er könnte dadurch zu Schaden kommen, antwortete er: »Gibt es einen Genuß, der diesem vorzuziehen wäre?« Es dauerte nicht lange, so war er blind.

Der Coitus nach einer reichlichen Mahlzeit kann einen Leistenbruch zur Folge haben. Zu vermeiden ist er auch nach großer körperlicher Anstrengung, bei sehr heißem oder sehr kaltem Wetter.

Unter den Unfällen, die in heißen Ländern durch den Geschlechtsgenuß verursacht werden können, erwähne ich nur plötzliche Erblindung ohne vorhergegangene Symptome.

Eine Wiederholung des Coitus ohne Waschung der Geschlechtsteile sollte vermieden werden; denn dadurch kann die Manneskraft geschwächt werden.

Wenn ein Mann sich im Zustande der Unreinheit im Sinne der religiösen Vorschriften befindet, so hat er sich des Umganges mit seiner Gattin zu enthalten; denn sollte sie infolge eines solchen Coitus schwanger werden, so könnte ihr Kind nicht gesund sein. Nach dem Samenerguß bleibe man nicht auf dem Weibe liegen; denn dadurch würde die Fähigkeit, den Geschlechtsakt zu wiederholen, beeinträchtigt werden.

Man hüte sich davor, schwere Lasten auf dem Rücken zu tragen oder den Geist zu überanstrengen, wenn man nicht will, daß die Liebesfähigkeit Schaden nimmt. Auch ist es nicht zu empfehlen, beständig seidene Kleider zu tragen. Denn diese legen den Drang zur Begattung lahm. Auch die seidenen Kleider, die das Weib trägt, sind schädlich für die Erektionsfähigkeit des männlichen Gliedes.

Andauerndes Fasten schwächt die geschlechtlichen Begierden; im Anfang aber erregt es sie.

Man enthalte sich fetter Flüssigkeiten, denn sie vermindern im Laufe der Zeit die Kraft, die der Mann für den Coitus nötig hat.

Eine ähnliche Wirkung hat Schnupftabak, und zwar parfümierter sowohl wie unparfümierter.

Es ist nicht gut, unmittelbar nach dem Beischlaf die Geschlechtsteile mit kaltem Wasser zu waschen; im allgemeinen kann man sagen, daß durch Waschungen mit kaltem Wasser die Begierde herabgesetzt wird, während sie durch warmes Wasser gestärkt wird.

Plaudern mit einem jungen Weibe ruft beim Manne Erektion hervor, und der Grad seiner Leidenschaft entspricht der Jugend der Geliebten.

Ein Araber gab seiner Tochter, als er sie ihrem Gatten zuführte, die Empfehlung mit: »Parfümiere dich mit Wasser!« Dies will sagen: sie solle ihren Körper häufig mit Wasser waschen, anstatt ihn mit Wohlgerüchen zu parfümieren, da diese sich nicht für jedermann passen.

Ferner erzählt man von einer Frau, die zu ihrem Gatten sagte: »Du bist ja ein Lumpenkerl, denn du parfümierst dich niemals!« Er antwortete ihr: »Du Schlampe! Sache des Weibes ist es, einen lieblichen Duft auszuströmen.«

Übertreibung des Geschlechtsgenusses rächt sich, indem man den Geschmack an dessen Freuden verliert. Wer von diesem Unglück betroffen wird, reibe sein Glied mit einer Mischung von Bocksblut und Honig ein. Er wird davon wunderbare Wirkung verspüren.

Auch das Lesen des Koran soll die Fähigkeit des Begattens günstig beeinflussen.

Merke dir, o Wesir: ein vernünftiger Mann wird sich hüten, dem Liebesgenuß in übertriebener Weise zu frönen. Der Same ist das Wasser des Lebens; wenn du haushälterisch damit umgehst, wirst du allezeit für die Freuden der Liebe bereit sein. Er ist das Licht deiner Augen; darum verschwende ihn nicht, sobald dich irgendeine Laune anwandelt; denn wenn du nicht sparsam damit bist, setzest du dich mancherlei Krankheiten aus. Weise Ärzte sagen: »Eine kräftige Körperbeschaffenheit ist eine unerläßliche Vorbedingung für die Ausübung des Beischlafes. Wer damit begabt ist, kann sich der Wonne der Liebe ohne Gefahr hingeben; anders aber steht es mit schwächlichen Männern; diese begeben sich in Gefahr, wenn sie nach ihrer Laune mit Weibern verkehren.« Der weise Es Sahli hat die Grenzen festgestellt, die der Mann in bezug auf den Geschlechtsgenuß einhalten muß: Kein Mann, einerlei, ob von phlegmatischem oder von sanguinischem Temperament, sollte mehr als zwei- oder dreimal im Monat sich der Liebe ergeben; melancholische oder hypochondrische Männer nicht mehr als ein- oder zweimal monatlich. Leider ist es aber eine unumstößliche Tatsache, daß heutzutage Männer jedes Temperamentes unersättlich in der Begierde nach Liebesgenuß sind und sich Tag und Nacht demselben hingeben, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß sie sich zahlreichen innerlichen wie äußerlichen Krankheiten aussetzen.

Weiber haben es in dieser Beziehung besser als Männer. In der Tat: der Coitus ist ihre Spezialität. Sie finden darin nur Genuß, während die Männer mancherlei Gefahren ausgesetzt sind, wenn sie sich rückhaltlos den Wonnen der Liebe überlassen.

Nachdem ich also die Gefahren behandelt habe, die aus dem Geschlechtsgenuß erwachsen können, erscheint es mir angebracht, dir die folgenden Verse mitzuteilen, in denen einige in diesem Kapitel erteilte hygienische Ratschläge enthalten sind. Diese Verse wurden auf Befehl Harun el Raschids von den berühmtesten Ärzten jener Zeit verfaßt. Er hatte sie ersucht, ihm die Mittel anzugeben, um mit Erfolg die nachteiligen Wirkungen des Coitus bekämpfen zu können. Ihre Antwort lautete:

Iß langsam, soll dein Essen dir nützlich sein,
Und trage Sorge, daß du es gut verdaust –
Vor schwer verdaulichen Sachen hüte dich,
Denn solche haben als Nahrung wenig Wert.
Trink niemals gleich, sobald du gegessen hast –
Sonst kämst der Krankheit halbwegs entgegen du.
Selbst in der feinsten Gesellschaft genier dich nicht,
Was du nicht gebrauchen kannst – heraus damit!
Heraus damit, eh' du in das Bett dich legst –
Denn willst du schlafen, mußt du erleichtert sein.
Vor Medizinen hüte dich, hüte dich!
Bist du nicht sehr krank, brauche sie lieber nicht.
Zur Vorsicht raten wir dir stets, denn die
Wird deinem Körper immer von Vorteil sein.
Sei nicht zu wild auf die Weiber mit runder Brust!
Zu viel Vergnügen macht dir die Beine schwach,
Und manchen Mann schon machte die Liebe krank!
Der fand zu spät dann, daß der Begattungsakt
Die Manneskraft in des Weibes Scheide lenkt.
Vor allem aber hüte vor Alten dich –
Ein altes Weib zu lieben ist Gift! Ein Bad
An jedem zweiten Tag empfehlen wir.
Nun sei vernünftig und folge unserm Rat.

Dies sind die Regeln, die die weisen Ärzte dem Herrscher voll Wohlwollen und Güte, dem edelsten und freigebigsten aller Menschen, gaben.

Alle Gelehrten und Ärzte stimmen darin überein, daß die meisten Krankheiten, die den Mann befallen, ihren Ursprung in übertriebenem Geschlechtsgenuß haben. Wer sich also seine Gesundheit, und besonders sein Augenlicht, zu erhalten wünscht, wer ein angenehmes Leben führen will, der wird mäßig im Liebesgenuß sein, denn er weiß, daß das Gegenteil die übelsten Folgen haben kann.


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