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Wiederum jagen die Ätherwellen in blitzschnell aufkreisenden Ringen rund um den Erdball, durchschneiden, verschlingen sich in lautlosem Wirbelspiel. Durch tausend Menschenohren, -hirne zuckt neue Botschaft, wühlt eine Welt von Seelen auf, macht Augen leuchten, Münder sich staunend öffnen, formt sich zu einem Ruf, der im Widerhall des Widerhalles fortklingt über Länder und Meere.

Aber weit langsamer als vordem die Schreckenskunde wirkt sich der Widerruf aus. Zerrissen sind die Fäden der Verständigung, verlassen die Stätten des Verkehrs, die Fernschreiber und -sprecher, verödet die Bahnhöfe, erstarrt liegen Kraftwagen und Flugzeuge. Und noch eilt wochenlang durch die Steppen Sibiriens, über die Inselgruppen des Stillen Ozeans, durch die Urwälder des innersten Afrikas die Neuigkeit, daß die Welt untergehe, bevor die Gegenbotschaft sie einholt.

*

Die aber diese vernehmen, denen löst sich nicht allen sofort das Bangen in eitel Freude. Viele schütteln den Kopf. Mißtrauisch die einen, betäubt die anderen von der Qual dieser Tage, zerrüttet die Sinne, unfähig umzudenken. Zu tief eingebohrt ist in manches Gemüt der Stachel der grimmen Erwartung, als daß er sich schnell wieder herauszöge. Ja, manchen bereitet der neue Gedanke Schmerzen. Entleert war ihnen die Welt von allen Bildern der Zukunft, erloschen der Ausblick über den nächsten Tag hinaus, das Leben ausgelebt. Nun wieder anfangen? Aber wie? Und zu welchem Ende?

Wie ein aus schwerem Traume Wachgerüttelter blickt die Menschheit zum Himmel – zur Erde – und wieder zum Himmel. Noch hat sie das erste kaum gefaßt – wie soll sie das zweite fassen?

Regen, wie seit Menschendenken nicht. Aus dem endlos treibenden Wolkenmeere rauschen die Wasser, fegen über die Dächer, verwandeln die Straßen in Bäche. War vorhin Feuerhölle – ist dies die Sintflut? Aber dankbar begrüßt man sie. Überall offene Fenster, die erfrischende Luft einströmen zu lassen. In Fässern und Eimern fängt man das kostbare Naß. Der Riesenbrand erlischt. Ja, dieses himmlische Bad scheint auch das Arge hinwegzuspülen, das da draußen sein Spiel getrieben. Still empfängt die hinsterbende Stadt diese letzte Gnade. Die aber tausend Obdachlosen die dem Feuer entflohen, im Freien genächtigt, kehren in die Ruinen zurück, wo irgendein schützender Raum geblieben. Nur hier und da sieht man Nackende in Sturm und Regen umhertollen, wie ein letztes Aufzucken krampfigen Irrsinns, dessen Gelächter bald die strömende Flut erstickt. Wenige haben das Seltsame bemerkt, das diesen Morgen die Stadt durchquerte: ein dahersprengendes Roß mit schaumbedeckter Brust und zitternden Flanken, unter dessen wuchtigen Hufschlägen Funken sprühten; darauf eine weiße Gestalt mit fliegendem Haar, umfaßt von einem dunklen Reiter, der mit Schlägen das Tier zu äußerster Eile trieb. – Scheu sprangen die Fußgänger zur Seite, staunten der vorüberdröhnenden Erscheinung nach. Ist das der gespenstischen Vorboten einer, Ankündiger der letzten Dinge? ...

Zwei Stunden darauf schmettern in allen Teilen der Stadt Trompetensignale. Auf Kraftwagen stehen die Bläser, halten beschriebene Tafeln hoch. Langsam fahren sie, daß jedermann lesen kann, halten an Straßenkreuzungen, auf den Plätzen und rufen das Geschriebene aus: »Der Kanzler kündigt an: Der gefahrdrohende Stern weicht aus der Sonnennähe! Die Erde geht nicht unter! Erwartet in einer Stunde Weiteres!«

In einer Stunde sind alle Straßen von Menschen erfüllt, die trotz strömenden Regens aufgeregt durcheinanderlaufen und -reden. Nachbarn, die sich seit jener ersten Botschaft nicht gesehen, grüßen sich wie vom Tode Erstandene, winken zu den Fenstern hinauf. Einander Fremde sprechen sich an; die Schirme haben, halten sie über die Ungeschützten. Kinder tanzen in den Pfützen herum, man lächelt und läßt sie gewähren. Tritt fröstelnd von einem Fuß auf den andern und weicht doch nicht von der Stelle.

»Herrgott, war das eine Zeit!«

»Ich hätte Sie kaum erkannt. Wie aus dem Grabe –«

»Unglaublicher Leichtsinn der Astronomen.«

»Alles verbrannt, wir sind Bettler.«

»Wenn der Kanzler nicht heute noch Brot schafft –«

»Wieviel Tote habt Ihr im Haus?«

»Mir stieg die Bande ins Fenster – ausgeplündert.«

»Der Mensch ist ein Tier.«

»Und kein Arzt wollte kommen, die Apotheken ausgeräumt.«

»Ob mein Sohn in Hamburg noch lebt?«

»Daß die Regierung so versagte –!«

»Wenn das nur nicht wieder ein Bluff ist.«

» Der Regen acht Tage früher – und alles kam anders.«

»Mir war's gleich, ich hatte mit allem abgeschlossen.«

»Ach, in der Kirche! Bloß das Lamentieren.«

Wieder die Trompeten. Diesmal kommen die Wagen in schneller Fahrt. Wie Schwärme weißer Tauben flattert es um sie her: Zettel! Zettel! Man hascht nach ihnen, hebt sie aus Schmutz und Wasser auf, verschlingt die gedruckten Worte, liest sie laut inmitten zusammengeballter Gruppen vor.

Noch einmal zeigt der Kanzler das große Ereignis an. Dann fährt er fort: »Die Astronomen aller Länder trifft kein Vorwurf. Die Gefahr war riesengroß. Ein winziger Beobachtungsfehler, den zu vermeiden die derzeitige menschliche Kraft nicht ausreichte, dessen Möglichkeit offen zugegeben war, führte zu falschem Ergebnis. Daß diesmal kein Irrtum vorliegt, dafür verbürgen sich, die es wissen können. – Auch die Regierung ist sich keiner Schuld bewußt. Sie sagte, was sie kraft ihrer Verantwortung sagen mußte, wie es in allen Staaten der Erde geschah. Daß die Menschheit im ganzen der ungeheuren Eröffnung nicht gewachsen war, daß allerorten Zucht und Sitte zerbrachen, war zu befürchten, aber nicht zu verhüten. – Nun, liebe Volksgenossen, laßt uns einen Strich ziehen unter die Geschehnisse dieser letzten Tage. Was davon menschlicher Irrtum war, das kränke uns nicht mehr. Was Verzweiflung und Lebensgier in der Annahme des Weltendes gefrevelt, was ein Ausbruch von Massenwahn im Fieber angerichtet, möge die erwachte Vernunft nach Kräften gutmachen.

Haß und Rache mögen schweigen und einer dem anderen gegenseitige Schuld erlassen. Die aber in schwerster Prüfung ein reines Gewissen bewahrten, denen danken wir, daß sie die Würde der Menschheit hochhielten. Geirrt haben wir alle und werden alle die Folgen tragen. Jetzt gilt schleuniges Rettungswerk. Die Natur, die uns feindlich schien, kommt uns mit Wasser zu Hilfe. Für den immer denkbaren Fall, daß die Erde den heutigen Tag überlebte, habe ich beizeiten die Nahrungsspeicher des Staates geschlossen, die nun geöffnet werden. Inzwischen, bis Brot vorhanden, teile jeder mit den Hungernden sein Letztes. Ich rufe die Bürger auf, mit gewaffneter Hand in den Dienst des Gemeinwesens zu treten. Gesetze gelten wieder und strafen den Übertreter. Ich rufe die Ärzte zu ihrer Pflicht. Entfernt die an Seuchen Erkrankten, die Toten aus euren Häusern. Melde sich jeder zu seinem Berufe, wirke mit verdoppelter Kraft. Die Führer des handarbeitenden Volkes habe ich besonders zu mir geladen. Das Schiff der Menschheit war aus dem Fahrwasser geraten; zu Hilfe alle, um es zurückzusteuern! Es lebe die Zukunft!«

Der Vorleser faltet den Zettel zusammen und blickt sich wie nach einer Antwort um.

Man muß doch etwas dazu sagen ...

»Worte machen – das versteht er. Hätt' er lieber zuerst den Mund gehalten!«

»Also Mehl hat er versteckt. Ja, die Herren werden inzwischen gelebt haben!«

»Fort mit der Regierung!«

»Jetzt regieren nur noch die Arbeiter, die waren die Schlauen!«

»Gutmachen! Wie ich zugerichtet bin – da ist nichts gutzumachen.«

»Man ist eben dumm gewesen. Ich kenne einen, der hat acht Tage von Schinken und Schmalz gelebt, daß er platzte.«

»Und einer hat kistenweise Juwelen beiseitegebracht.«

»Mensch, du sollst doch verzeihen, hahaha ...«

»Vielleicht war er aus dem Irrenhause entsprungen, die Leutchen sind ja sämtlich losgelassen.«

»Von unserm König Philander.«

»Ob sie den wenigstens hängen?«

»Bewahre, der kriegt sein Ruhegehalt.«

»Meine Herren, es ist mir noch gar nicht sicher, ob die Geschichte da oben in Ordnung ist. Dieser Wolkenbruch –!«

»Es lebe die Zukunft! Hahaha ...«

Da klingen durch das Rauschen und Brausen verwehte Glockentöne, von allen Teilen kommen sie wie aus den grauen Wolkenflören herab.

»Kinder, wir sollen beten gehn.«

»In den nassen Stiefeln?«

»Meine Nachbarin ist Tag und Nacht im Dom gewesen. Derweilen haben sie ihr die Wohnung ausgekramt.«

»Ich werde zu Hause feiern. Ich mache mir einen Grog. Mir fehlt nur das Wasser.«

*

»Meine Damen und Herren«, sagt der Kanzler zu den Arbeiterführern, die mit ernst erwartungsvollen Mienen sich mit ihm um den großen Schreibtisch gesetzt haben: »Drei Tage sind es her – Sie erinnern sich – daß ich Ihrem Wunsche gemäß die Regierung in Ihre Hände gelegt habe. Sie waren entschlossen, die Neuordnung der Gesellschaft nach Ihren Grundsätzen zu vollziehen. Aber wir vereinbarten eine dreitägige Frist, in der meine Mitarbeiter und ich die Geschäfte weiterführten. Denn jene Neuordnung erübrigte sich, wenn eine menschliche Gesellschaft zu bestehen aufhörte. Inzwischen sind große Dinge geschehen. Nicht nur hat die Voraussage der Astronomen sich als irrig erwiesen – wir haben auch eine andre Regierung gehabt –«

Ein spöttisches Lächeln geht um den Tisch herum.

»Lächeln Sie, bitte, nicht. Dieser Versuch eines – nennen Sie ihn, wie Sie wollen – Schwärmers, die Menschheit zu beglücken, hat ein furchtbar ernstes Gesicht, das uns zum Nachdenken nötigt. Ich rede nicht von dem verheerenden Stadtbrande, von Raub und Diebstahl ohne Ende, sittlichen Ausschweifungen, von dem Schlachtfelde am Schloß, über dessen Leichenhügel Sie geschritten sind – ich frage mich: wie war das möglich?«

Nachdenkliches Schweigen. Der Langhaarige mit dem bartlosen Gesicht des Eiferers reibt unruhig die Knie mit den Händen und räuspert sich. Der Kanzler wartet die Erwiderung nicht ab.

»Was meine Amtsgenossen und mich in unseren letzten Beratungen immer wieder beschäftigte, war die entscheidende Frage: Besitzt unser Volk die sittliche Reife, um die beispiellose Probe dieser Tage zu bestehen? Es gab unter uns Licht- und Schattenseher. Ich gehörte weder zu jenen noch zu diesen. Ich glaubte nicht an die geistige Widerstandskraft der Mehrheit; aber ich glaubte an ein gewisses Maß von anerzogener Pflicht, das uns vor dem völligen Zusammenbruch schützte. Ich habe mich getäuscht. Und diese Täuschung scheint mir schicksalschwerer als die der Wissenschaft. Denn sie betrifft die Kernsubstanz unsres Menschenwesens. Sie erstreckt sich auch keineswegs nur auf unser Volk. Seit unsre Verbindung mit der Außenwelt wieder besteht, laufen stündlich Nachrichten aus allen Erdteilen ein. Sie besagen, daß sich dort überall ähnliche Dinge ereignet haben wie unter uns – sogar das verblüffend Gleiche. Das beweist, daß unter denselben Bedingungen der Mensch aller Zonen dasselbe denkt und tut – in diesem Falle eine beschämende Erfahrung. Ich sage nicht, daß es keine Ausnahmen gäbe. Ich habe sie mit Bewunderung erlebt, auf geistigen Höhen wie bei schlichten Gemütern –«

»Die bürgerliche Gesellschaft hat versagt!« ruft der mit dem Langhaar. »Die Ausschreitungen fallen ihr allein zur Last! Der Narr von einem König war nicht von den Unseren!«

»Meine Damen und Herren, ich rief vor diesen schweren Tagen Ihre Standesgenossen zur Arbeit auf. Sie haben das Gleiche getan. Was aber taten die Hunderttausende, als der Weltuntergang drohte? Als es galt, durch Ausharren Hunger und Elend zu bannen? Wo war das Licht in Häusern und Straßen, das vor dumpfer Verzweiflung und schleichender Untat schützte? Wo war das Wasser? Wo waren rettende Verkehrsmittel? Krankenwärter, Leichenbestatter? Wo die Hersteller des täglichen Brotes? Genug der wechselseitigen Anklagen. Bekennen wir, daß wir alle gesündigt haben. Ich meinesteils war einmal nahe daran – zu stehlen.«

»Ja, ja«, sagt eine Frau mit leiser, banger Stimme, »es war zu viel.«

»Die dreitägige Frist meiner stellvertretenden Amtsführung läuft heute ab. Sie werden es mir glauben, daß nach den Erkenntnissen der letzten Tage kein Ehrgeiz mich verlockt, eine Welt wie diese einzurenken. Aber bevor Sie die Zügel der Regierung nehmen, frage ich Sie: Haben Sie noch den Mut zu einer Gestaltung der Gesellschaft, die so viel hohes Menschentum erfordert: Hingebung, Güte, Selbstentäußerung?«

»Unbedingt!« ruft der Erregte. »Erst recht! Es ist die einzig mögliche Folgerung!«

Der vorsitzende Führer streicht bedächtig seinen Vollbart. »Wir sind nicht befugt, eine so schwerwiegende Frage für uns zu erledigen. Das ist Sache der überstaatlichen Verbände. Nachdem, wie ich höre, der Verkehr mit dem Auslande wieder offensteht, werden wir in Verhandlungen treten. Bis auf weiteres –«

*

»Also«, wirft rasch der Kanzler ein, »hat unsre erste Abrede aufgehört zu gelten. Ich übernehme aufs neue die Regierung. Die Zukunft bleibe dahingestellt. Jetzt, meine Freunde, fordert uns der Augenblick. Ein Volk liegt im Sterben. Wenn nicht heute noch seine Pulse wieder zu schlagen beginnen, bricht über uns trotz allem der Weltuntergang herein – durch unsre Schuld. Ich habe das Volk zu sofortiger Arbeit gerufen. Sorgen Sie als Führer der Mehrzahl, daß die Arbeitsfähigen folgen. Vorläufig Tag und Nacht ohne Feierstunde, so wenig wir sie uns gönnen. Ich danke Ihnen.«

Stumme Händedrücke. Nur der Langhaarige sagt mit Betonung: »Vorläufig!« Der Kanzler begibt sich in das Nebenzimmer, wo die Minister seiner warten.

Erst allmählich enthüllt sich die ganze Größe des entstandenen Unheils.

Wie wenn nach einem Erdbeben sich Rauch und Aschenregen verziehen und die Verwüstung freigeben. In langen Reihen wandern die Leichenzüge. Die Krankenhäuser überfüllen sich. Scharen von Hungernden stehen vor den staatlichen Magazinen, die Tag und Nacht ihre Vorräte ausschütten. Zu langsam und zu wenig, um die Not zu stillen.

Soldaten und Bürgerwehr werden kaum der Verbrecher Herr, die noch immer an allen Enden umgehen.

In den Kirchen ist ununterbrochener Dankgottesdienst.

Man vermißt den Domprediger. Es heißt, daß er sein Amt niedergelegt habe, um sich ganz der Fürsorge für die Notleidenden zu widmen. Einmal begegnet er auf der Straße dem Bischof. Sie grüßen sich höflich von fern. Der Bischof trägt nicht mehr sein Kreuz auf der Brust. Man sagt, er habe es seinen Oberen zur Verfügung gestellt, bis ein Verfahren, das er gegen sich beantragt habe, entschieden sei. Das Kloster der Benediktinerinnen ist wieder geschlossen worden, nachdem ein Teil der geflüchteten Nonnen zurückgekehrt ist. Nur eine Ordensschwester hat bei den Wirren des neulichen Einbruchs den Tod erlitten.

Merkwürdige Todesfälle werden bekannt. In dem Museum, dessen einer Flügel Feuer gefangen hat, fand man in jenem Seitenkabinett, wo die berühmte Madonna aufgestellt war, unmittelbar vor den Aschenresten des Bildes einen jungen Menschen, augenscheinlich Künstler, in liegender Stellung erstickt, die gebrochenen Augen auf den Ort des Gemäldes gerichtet.

Schutzmannschaften entdeckten in einer Kellerwohnung den Irren, der sich Philander genannt und so viel von sich reden machte. Er kniete entseelt, von einem Blutsturz betroffen, am Totenbette einer alten Frau. Sie soll seine Mutter gewesen sein. Man hat sie gemeinsam bestattet.

In einem durch Sprengstoffe zerstörten Fabrikhof verunglückte ein Ingenieur, der angeblich eine große Erfindung gemacht hatte. Es scheint, daß er seine dort aufgebaute Maschine retten wollte. Da auch seine Entwürfe und Ausarbeitungen verbrannt sind, weiß man nicht sicher, worum es sich handelte. Seine Frau und sein Kind, die in Verzweiflung trauern, sind nicht imstande, Auskunft zu geben. – Der bekannte reiche Unternehmer, in dessen Diensten er gestanden, hat gleichfalls ein bedauerliches Schicksal gehabt. Er ist in Schwermut verfallen, nachdem ihm kurz nacheinander die Gattin gestorben, sein Haus geplündert worden und seine beiden Kinder bei dem Kampf auf dem Schloßplatz ums Leben gekommen sind.

*

Die ersten Zeitungen erscheinen. Nur kurze Nachrichten aus aller Welt, noch ungeordnet, wie abgerissene Laute eines verworrenen Menschheitsliedes.

Der Vatikan ist ein Raub der Flammen geworden. Die Peterskirche ist eingestürzt, unermeßliche Werte des Geistes sind vernichtet. Straßenkämpfe in Paris, die noch andauern. Eine Partei von Libertinisten hat die Herrschaft an sich gerissen und verficht die schrankenlose Freiheit des einzelnen und die Auflösung aller Menschengemeinschaft.

London ist entleert von den Bewohnern, die sich ins Land ergossen haben, um Nahrung zu suchen. Englands vereinigte Kirchen senden einen Notschrei um Hilfe in alle Länder.

In Amerika gärt eine messianische Bewegung, die Bevölkerung von New York lagert in Massen am Meeresstrande in Erwartung einer himmlischen Erscheinung.

In den russischen Städten großes Sterben. Das Landvolk verharrt untätig im Gebet.

Aus Indien: ein Heiliger ist aufgetreten, in dem sich der Buddha wiederverkörpert habe. Millionen haben ihn anerkannt und bereiten sich zur letzten Erlösung.

Norwegen ist das einzige Land, in dem gearbeitet wird. Dort hat ein Hellseher verkündet, daß der gefürchtete Stern vorübergehen werde. Man hat ihm Glauben geschenkt.

* * *

 


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