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Von der Erhebung der Grafschaft Luxemburg zu einem Herzogthum, bis zur Vereinigung desselben mit den burgundischen Staaten unter Philipp dem Guten. Von 1354-1444.
Geographische Vorerinnerung.
Zu Anfang dieser Periode begriff Luxemburg gegen Osten die Propsteien Remich, Grevenmacher, Echternach, Bittburg und fast die ganze Gegend, welche von der Leser, Salm, Kill und Prüm bespült wird. Gegen Süden war es im Besitze von Thionville, der Grafschaft Roussy, der Herrschaft von Rodenmachern, von Roville und andern an der Orn und Saar gelegenen Ortschaften. Gegen Westen bildete die Maas seine Grenzen, und umschloß Ivoix, Dampvillers, Marville, Montmedy, Chiny, Virton, Neufschateau, Arlon, und verschiedene Gegenden an der Chiers und Semois. Endlich an Norden erstreckte es sich über Salm, Laroche, Vianden, Montaigu, Poilwache, Bastnach, Marche, Durbuy, die Herrschaften Mirouart, Harzin, St. Veith, bis zur Ourth, Lesse, Sauer, Lomme und Wiltz.
Wenzeslas
vermählte sich in seinem 12. Jahre mit Johanna von Brabant, und als sein Schwiegervater starb, trat er mit seiner Gemahlin die Regierung seiner Länder an, und empfing zu Löwen die feierliche Huldigung seiner neuen Unterthanen. Auf diese Weise wurde die Macht und das Ansehen Wenzels bedeutend vermehrt, indem er ja außer seinem Erblande noch die Herzogthümer Brabant und Limburg, und das Marquisat Antwerpen unter seinem Scepter vereinigte, und Johanna ihm, falls sie ohne Kinder sterben sollte, auch die Erbfolge derselben zusicherte.
Aber diese Verbindung hatte auch ihre Nachtheile, denn er wurde in einen Krieg mit dem Grafen von Flandern verwickelt, der eine Schwester Johanna's geheirathet hatte, und eine Ausstattung seiner Gemahlin verlangte; da Wenzel ihm diese beständig verweigerte, griff er zu den Waffen, eroberte Mecheln und Brüssel, und ließ sich von den Brabändern huldigen; aber seine Herrschaft war nicht von langer Dauer, und die Flamänder wurden wieder aus dem Lande vertrieben.
Als in der Folge auch Grenzstreitigkeiten zwischen Brabant und Namur ausbrachen, schloß er mit dem Grafen von Namur einen Frieden, in welchem diese beigelegt wurden.
Obgleich Wenzel I ausgedehnte Länder besaß, vergaß er sein Erbland nie; vielmehr verdient er die Dankbarkeit der Luxemburger, indem er ihnen alle von Ermesinden verliehenen Rechte und Freiheiten bestätigte, und noch viele neue schenkte. So erlangten sie vom Kaiser, durch seine Fürsprache, daß sie in Vereinigung mit dem Churfürstenthum von Trier eine Stimme bei der Kaiserwahl, und eine Stellung unter den Reichsständen haben sollten. Dann verlieh er Mirouart und Marche mehrere Freiheiten, errichtete einen Wochenmarkt in Grevenmacher, und begünstigte das Hospital in Luxemburg.
Wenzel wurde noch in einen Krieg verwickelt, der ungünstig für ihn ausfiel. Es hatte sich um diese Zeit in Deutschland eine Räuberbande gebildet, die durch die Anzahl und Grausamkeit ihrer Glieder der Schrecken der belgischen und rheinischen Provinzen geworden war; die Fürsten dieser Gegenden schlossen auf Antrag des Kaisers einen Bund gegen sie, und Wenzeslas als Reichsverweser trat an ihre Spitze. Da der Herzog von Jülich nicht nur die Räuber nicht bekämpfen wollte, sondern sie sogar in seinen Staaten duldete, erklärte ihm Wenzel den Krieg; er wurde jedoch geschlagen und gefangen genommen, erhielt aber durch die Drohungen des Kaisers seine Freiheit wieder.
Als er einige Jahre später das Ende seines Lebens herannahen fühlte, erklärte er, da seine Ehe kinderlos geblieben war, seinen Neffen Wenzeslas II, den ältesten Sohn Karls lV, durch ein Testament, zu seinem Erben, und ließ sich nach dem Luxemburger Lande bringen, um dort zu sterben. Seine Ueberreste wurden in der Abteikirche zu Orval begraben.
Während seiner Regierung ward fast ganz Europa von furchtbaren Unglücksfällen heimgesucht. Zuerst war es eine schreckliche Hungersnoth, welche Unzählige dahinraffte; dann folgte ein Erdbeben, welches Tausende von Menschen unter dem Schutte der einstürzenden Mauern begrub, und um das Maaß voll zu machen, wüthete noch eine verheerende Pest, der schwarze Tod, welche ganz Europa durchzog, und Städte und Dörfer entvölkerte. Diese schrecklichen Plagen verbreiteten überall Angst und Verzweiflung; nur durch die strengsten Bußübungen dachte man den Zorn des Himmels besänftigen zu können, und so entstand die Sekte der Geißler, welche halb nackt in großen Schaaren umherzogen, sich aber bald den größten Ausschweifungen überließen, und eine allgemeine Judenverfolgung verursachten, indem sie, wie es in jenen Zeiten gewöhnlich geschah, die Juden beschuldigten, durch Vergiftung der Brunnen die Pest veranlaßt zu haben.
Es ist noch zu bemerken, daß während der letzten Lebensjahre Wenzels (1374) die sogenannte Springprozession zu Ehren des heil. Willibrordus in Echternach entstand, an welcher bis auf den heutigen Tag jedes Jahr am Pfingstdienstag eine unsägliche Menge Pilger Theil nehmen. Auch fielen während seiner Regierung, durch die Vermählung Otto's von Nassau mit der Erbin von Vianden (1350) die Grafschaften Vianden, Dasburg, St. Veith und Bütgenbach jenem zu, und blieben also ein Eigenthum der Fürsten aus dem Hause Oranien-Nassau.
Wenzeslas II oder der Faule (1383-1419).
Nach dem Tode seines Vaters Karls IV war Wenzeslas als deutscher Kaiser und als König von Böhmen anerkannt worden, und als nun sein Oheim starb, wurde er, gemäß dessen Testamente, Herzog von Luxemburg und Chiny, welches letztere Wenzel I mit unserm Lande vereinigt hatte.
Aber er war der Mann nicht, um so ausgedehnte Staaten zu regieren; zwar ließ er anfangs gute Eigenschaften blicken, und schien auch den väterlichen Rathgebern folgen zu wollen, aber bald nahm seine schlimme Natur überhand. Er war leicht aufbrausend, roh und grausam, und alles mußte sich seiner Laune unterwerfen. Da geschah es denn, daß bald das böhmische Reich durch Unordnung und Verschwendung zerrüttet wurde; keine Heerstraße war mehr sicher, Räuberei und Ausplünderung der Reisenden alltäglich, und so zerfiel wieder das Gebäude, welches Johann der Blinde und Karl IV mit so viel Mühe errichtet hatten.
Aber nicht genug, daß er durch seine Nachläßigkeit die Sicherheit seiner Unterthanen aufs Spiel setzte, er gefährdete sogar ihr Leben, und auch das heilige Gewand des Priesters schützte nicht einmal vor seiner Wuth. So wollte er einmal von dem Generalvikar von Prag, dem frommen Johann von Nepomuk, wissen, was die Königin gebeichtet habe, und da dieser sich weigerte, die unverletzlichen Geheimnisse der Beicht zu verrathen, ließ der unmenschliche Tyrann den frommen Märtyrer auf die Folter spannen, und zuletzt in die Moldau werfen. Das Andenken des Heiligen wurde noch vor wenigen Jahren in der Stadt Luxemburg durch eine jährliche Andacht, welche neun Mittwoche lang fortgesetzt ward, und mit einer Octave endigte, gefeiert.
Von nun an war Wenzel nichts mehr heilig, und in der That sehen wir jetzt Grausamkeit und Blutdurst immer mehr bei ihm hervortreten, und ihre Opfer sogar in seiner eigenen Familie wählen. Seine gewöhnliche Gesellschaft waren ein Scharfrichter, den er niederträchtig seinen Gevatter nannte, und große Hunde, welche er zu seiner Belustigung auf Menschen hetzte; seine Gemahlin Johanna selbst mußte unter den grimmigen Zähnen eines dieser Unholde ihr Leben enden!
Solche Schandthaten verbreiteten eine allgemeine Entrüstung gegen ihn: die böhmischen Großen, und an ihrer Spitze Sigismund, sein eigener Bruder, nahmen ihn gefangen und führten ihn auf das Prager Schloß; aber als die andern Verwandten und die Stände des deutschen Reiches mit Krieg drohten, gaben sie ihn frei unter der Bedingung, daß er dem alten Unfuge ein Ende mache, die bisherigen Beschwerden abstelle und das Versprechen gebe, wegen des Gefängnisses keine Rache zu nehmen. Da aber Wenzel, ungeachtet des gegebenen Wortes, die alten Auftritte boshafter als je erneuerte, wurde er der deutschen Krone unwürdig erklärt und abgesetzt, und diese Ruprecht von der Pfalz gegeben, der aber nur zehn Monate, und zwar sehr elend regierte.
Auf diese Art war der unheilvollen Regierung Wenzel's in Deutschland ein Ende gemacht, aber er blieb noch immer Herzog von Luxemburg, und übrigens war unser Land von seinen Ausschweifungen und Grausamkeiten nicht nur verschont geblieben, sondern es verdankt ihm sogar manches Gute. Mit Aufrichtigkeit hielt er die im Testamente Wenzel's I festgesetzten Verfügungen, welche er bei seinem Regierungsantritte beschworen hatte, und nie fiel es ihm ein, auch nur im Geringsten die Rechte seiner Unterthanen zu gefährden. Auch ließ er den Stadtbering erweitern, gestattete den Bürgern den Zehnten von allen fremden Weinen, die eingeführt wurden, bestätigte ihnen noch ihre alten Freiheiten, und zeigte sich überhaupt wohlthätig gegen Einzelne wie gegen Alle. In Folge aber der Zerrüttungen, welche in seinem Reiche entstanden waren, war er in Geldverlegenheit gekommen, und um dieser abzuhelfen, verpfändete er das Herzogthum Luxemburg und die Grafschaft Chiny im Jahre 1388 an Jodock von Luxemburg, Marquis von Mähren, und Sohn Johann's von Luxemburg, mit Vorbehalt eines sichern Antheils an der Regierung.
Auf diese Weise entstand eine Doppelherrschaft über unser Land, die ihm mehrmals verderblich wurde, und dessen Geschichte verwickelter machte, so daß wir ihr einen besondern Abschnitt zu widmen für nöthig erachten, welcher bekannt ist unter dem Namen der Pfandinhaberschaft.
Die Zeit der Pfandinhaberschaft bis zur Einverleibung mit den burgundischen Staaten.
Jodock regierte schon 14 Jahre lang das Land als Pfandinhaber, als er Streitigkeiten mit dem Grafen von St. Pol bekam, welcher auch Ansprüche auf das Land hatte, da er einst Wenzel bedeutende Summen geliehen hatte, und die Rückerstattung derselben nicht erlangen konnte. Als er nun deßwegen das Land überfiel und an hundert Dörfer verbrannte, wurde Jodock der Händel müde und trat dem Herzog von Orleans, dem Bruder Karls VI von Frankreich, gegen eine bedeutende Summe seine Rechte auf Luxemburg ab, übernahm jedoch wieder die Regierung als Pfandinhaber, als jener 1407 in einer Empörung zu Paris ermordet worden war. Aber er starb bald darauf, im Jahre 1411, nachdem er zwei Jahre vorher zur deutschen Kaiserwürde erhoben worden, und nun verlieh Wenzel die Pfandinhaberschaft an seine Nichte Elisabeth von Görlitz, die er mit dem Herzoge von Brabant vermählt hatte, jedoch unter der Bedingung daß es ihm und seinen Nachkommen zu jeder Zeit freistehen würde das Herzogthum wieder einzulösen. Gleich bei ihrem Regierungsantritte bestätigte Elisabeth den Einwohnern Echternachs und Luxemburgs ihre alten Rechte und Freiheiten, dessen ungeachtet wurde sie mit vieler Mühe von den Luxemburgern anerkannt.
Obgleich Wenzel das Land aus den Händen gegeben hatte, verlor er es doch nicht aus den Augen, sondern er besetzte noch immer selbst die höchsten Stellen nach seinem Gutdünken, und ertheilte auch den Bürgern von Luxemburg » wegen ihrer beständigen Treue« die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit, d. h. das Recht über Leben und Tod, in und außer der Stadt.
Wenzeslas starb 1419 zu Prag an einem Schlagflusse in Folge seiner ausschweifenden Lebensweise, und ihm folgte sein jüngerer Bruder, Sigismund, der nach Ruprechts Tode auch deutscher Kaiser geworden war.
Sigismund (1419-1437)
war zugleich Kaiser von Deutschland, König von Ungarn und Böhmen, und Herzog von Luxemburg; er war ein kraftvoller Regent, dem es ernstlich gemeint war, die weltliche und kirchliche Gewalt wieder herzustellen. Durch seine vielfachen Bemühungen kam in Kostnitz (Nov. 1414) eine Kirchenversammlung zu Stande, glänzender als man noch je eine gesehen hat. Als die Versammlung auseinander ging, führte der Kaiser selbst den Schimmel, auf welchem der Papst mit einem weißen, mit Gold durchwirkten Gewande bekleidet, ritt, an dem Zügel, während vier Grafen über dem Oberhaupte der Kirche ein Baldachin trugen, und vier Fürsten die Spitzen der scharlachenen Decke hielten, womit sein Pferd geschmückt war.
Die Aufgabe Sigismunds war keine leichte; denn außerdem daß er die unter seinen Vorgängern eingerissenen Uebelstände und Unordnungen abstellen, und das Reich von der Auflösung retten sollte, hatte er noch den schweren Kampf mit den Hussiten, jener ketzerischen Sekte, deren Oberhaupt Johann Huß war, in Böhmen zu bestehen. Diese ließen ihm keinen Augenblick des Friedens übrig, und seine ganze Regierung war ein beständiger Kampf gegen sie. Dadurch befand er sich in immerwährenden Geldverlegenheiten, und war genöthigt, als er nach seines Bruders Tode nach Luxemburg kam, und dort feierlich als rechtmäßiger Herrscher empfangen und anerkannt wurde, die Verpfändung des Landes an Elisabeth von Görlitz zu erneuern und zu erweitern, wobei er sich doch immer seine Rechte als gesetzlicher Regent und Eigenthümer vorbehielt. Diese machte er auch geltend, als die Luxemburger zu verschiedenen Malen sich an ihn mit Klagen gegen ihre harte und stolze Regentin wandten, und er verordnte die Herabsetzung der von ihr erhöhten Steuern. Während seiner Regierung wurde 1426 Arlon durch Brand zerstört.
Unterdessen hatte Elisabeth, da ihr Gemahl in der zwischen den Engländern und Franzosen gelieferten Schlacht bei Azinkourt (25. Okt. 1415) geblieben war, eine neue Ehe geschlossen mit Johann von Baiern, der jedoch kurze Zeit nachher vergiftet wurde.
Sigismund starb 1437 in einem Alter von 70 Jahren, und nun gingen die Luxemburger Besitzungen über an Elisabeth, seine einzige Tochter aus zweiter Ehe, die mit dem Erzherzog von Oesterreich vermählt war.
Albert von Oestreich (1437-1439).
Er kannte die zahlreichen Schwierigkeiten, welche aus der Doppelherrschaft des rechtmäßigen Herrschers und des Pfandinhabers über das Luxemburger Land entstehen konnten, und deßwegen nahm er sich vor, dasselbe wieder einzulösen; auch hatte er bereits die Anzeige davon an Elisabeth von Görlitz gemacht, als ihn nach einer kaum zweijährigen Regierung der Tod ereilte (27. Okt. 1439). Er hinterließ zwei Töchter, von denen die ältere, Anna, mit Wilhelm von Sachsen vermählt war; diesem übertrug nun Alberts Wittwe ihre Rechte auf Luxemburg. Wilhelm setzte sich sogleich in dessen vollen Besitz, ohne aber dasselbe von der Pfandinhaberin einzulösen. Elisabeth that bei diesen bedenklichen Umständen Alles um die Anhänglichkeit ihrer Unterthanen zu gewinnen, aber dazu waren diese nicht zu bewegen; vielmehr neigten sie sich zur Seite des Herzogs von Sachsen, besonders als sie noch dazu vom römischen Könige Friedrich III förmlich aufgefordert worden waren. Da nahm Elisabeth ihre Zuflucht zu ihrem Neffen, dem Herzoge Philipp dem Guten von Burgund, und ernannte ihn zu ihrem unumschränkten Statthalter ( mambourg). Darüber brach die Unzufriedenheit in offene Empörung aus: die Bürger griffen zu den Waffen, umzingelten drohend den Palast, und zwangen die Herzogin mit ihren Leuten die Stadt zu räumen.
Als nun Elisabeth sich nach Dijon zurückgezogen, nahmen die Luxemburger 800 Sachsen unter der Anführung des Grafen von Click, Wilhelms Schwiegersohne, in die Stadt auf, und wiesen eine Gesandtschaft Philipps von Burgund, welche die Empörer zur Rückkehr zum Gehorsam aufforderte, mit kurzen Worten zurück. Da beschloß der Herzog den Krieg; er erschien an der Spitze eines zahlreichen Heeres zu Mezieres, nachher zu Ivoix, und ließ sich dort von seinen Anhängern huldigen. Dann überfiel er die Stadt Arlon und da die Unterhandlungen, welche zu Floranges gepflogen worden waren, erfolglos blieben, entschied er sich, die Stadt Luxemburg durch einen nächtlichen Ueberfall zu nehmen. In einer finsteren Nacht (vom 21. auf den 22. Nov. 1443) zogen 300 Mann unter der Anführung des Herrn von Saveuse gegen die Stadt, setzten über die Gräben und legten die Sturmleitern an. Schon hat ein gewisser Johannes, einer der Leute des Herrn von Montague, die Mauer erklettert, die Andern sind schnell und geräuschlos seinem Beispiel gefolgt, und noch ehe die Wachen sich zur Wehr setzen konnten, waren sie umringt und niedergehauen. Nun wurden die Stadtthore eingeschlagen, und an der Spitze von 100 Bogenschützen, die in gedrängten Reihen mit gespanntem Bogen marschirten, zog der Herr von Saveuse durch die Straßen. Nach einer kurzen aber unnützen Gegenwehr mußten die Bürger sich ergeben, und der Graf von Click, welcher sah, daß jede Hoffnung den Feind zurückzuschlagen vergebens sei, zog sich mit seinen Sachsen auf das Schloß zurück. Unterdessen war das ganze Heer nach und nach in die Stadt gedrungen, und bald verkündigte man auch die Ankunft des Herzoges selbst. Er erlaubte seinen Soldaten die Plünderung der Stadt, mit Ausnahme jedoch der Kirchen, welche verschont blieben, und beschloß, nicht eher die Stadt zu verlassen, bis er des Schlosses habhaft geworden wäre. Aber dieses, welches sich auf der Stelle erhob, wo heute der Bock ist, war ungemein fest; der Graf von Click vertheidigte es 14 Tage lang gegen den Feind, der es vielleicht zwecklos hätte belagern müssen, wenn nicht der Mangel an Lebensmitteln die Besatzung gezwungen hätte, eine Capitulation einzugehen, gemäß welcher sie das Schloß räumen, und ohne Gepäck noch Waffen, nur mit einem Stabe in der Hand, sich entfernen mußten. Sobald er nun Herr des Schlosses und der Stadt war, zog der Herzog von Burgund die Bürger von Luxemburg wegen ihrer Empörung zur Strafe. Er benahm ihnen alle Privilegien und Freiheiten, setzte den Stadtmagistrat ab, ernannte neue, von ihm selbst gewählte Richter, erklärte 20 der aufrührischsten Bürger in die Acht, und konfiskirte 8 Häuser, die er seinen Leuten schenkte.
Noch in demselben Jahre schloß er einen Frieden mit dem Herzoge von Sachsen (20. Dezember 1443), gemäß welchem er als Oberhaupt des Landes anerkannt wurde, nachdem Elisabeth von Görlitz gegen Bezahlung baarer 1000 Gulden und Zusicherung einer jährlichen Leibrente von 800 Gulden ihm ihre Rechte übertragen hatte.
Elisabeth zog sich nach Trier zurück, wo sie sieben Jahre später starb.