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Der Dichter und sein Herz

I.

Du mein Kristall, ist dein Vermögen krank geworden?
Versammelst du die Kraft nicht mehr im klaren Haus?
Ist dein Gesetz erschlafft? Ist deine Herrschaft aus,
Da dein Gestrahl versprüht nach Süden und nach Norden?

Mein Quell, bist du versiegt? Kommt aus dem dunklen Bronnen
Der Erde Speisung dir nicht wie vorzeiten zu?
Warum nicht eiseskühl und würzig spendest du,
Wie du es sonst getan? Wohin bist du verronnen?

O du mein breiter Baum, der viele Frucht getragen,
Du mächtig Ästewerk, du Laub- und Blütendach,
Steigt dir der Saft nicht mehr, liegt dir die Wurzel brach,
Bist du verdorrt und tot seit männiglichen Tagen?

II.

O Stimme, die du fragst, wie fragst du ungeduldig,
O Auge, das du weinst, wie weinst du ursachlos.
Es wohnet der Kristall in seiner Schlüfte Schoß
Noch immer klar und groß und keiner Schwäche schuldig.

Wie immer speist den Quell mit junggebornen Kräften
Geheimer Wasser Lauf und speichert sich im Grund.
Wie immer steht der Baum breitschattend und gesund
In heilem Holze da und kreist von grünen Säften.

Im Dunkel wächst all Ding und braucht die lange Stundung,
Was sich erneuern mag, verweilt in Finsternis.
Jedoch an nahem Tag ist Sammlung dir gewiß,
Der Lieder neuer Quell und reifer Früchte Rundung.


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