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Wenn lang des Schnees und Eises Hülle
Ringsum die Berg' und Thäler deckt,
Kein froher Laut die Todes Stille
Aus ihrem tiefen Schlummer weckt:
Da bringt der Lenz die Sonne wieder;
Es schallen bald nur Jubellieder,
Die Luft ist warm, die Alp' ergrünt,
Des Winkers Ingrimm ist gesühnt.
Die Blümchen nicken wieder munter
Im bunten Schimmer, weiß und roth,
Und gelb und blau vom Fels herunter,
Der ihnen dort ein Räumchen both.
Die Schneefluth kömmt, die Bäche rauschen,
Still bebt der Wald, die Vögel lauschen:
Denn brausend tobt der Wasserfall,
Neu strömt das Leben überall.
Da treibt der Sennt' vom finstern Stalle
Die Kühe reingefegt heraus;
Er hängt das Glöckchen, laut von Schalle,
Der Größten um mit einem Strauß,
Und zieht dann selbst im Sonntagskleide
Mit ihnen fort zur Alpenweide,
Hoch über mancher Felsenwand,
Wo stets die Heerd' ihr Futter fand.
»Was zieht dich doch, dich armen Sennten,
So sehr zur Alpentrift hinaus?
Wenn dort mir alle Schätze fröhnten,
So gäb' ich nicht das Thal hier auf;
Dort ist's so kalt, wo Stürme brausen,
Und rings umher nur Schrecken hausen.
Gewiß lockt dich der Senntinn Blick,
Sonst bliebest du wohl hier zurück!«
Doch jener seufzte, schmerzdurchdrungen,
Und sprach: »Ach nein, du irrest sehr;
Ein And'rer hat ihr Herz errungen,
Mich lockt der Senntinn Blick nicht mehr!
Die treulos ihres Schwurs nicht achtet,
Und nur nach ihrem Burschen schmachtet,
Sey bis an meines Grabes Rand
Aus meinem treuen Sinn verbannt.«
»Drum eil' ich freudig nach den Höhen,
Wo frei die Seele sich erhebt,
Und will empor zum Himmel sehen,
Der über unsrer Hoffnung schwebt:
Denn aufwärts sollen wir ja streben
Durch unser ganzes Erdenleben:
So sagt's der Pfarrherr fort und fort.
Dem Himmel steh'n wir näher dort!« |