J. L. Pyrker
Lieder der Sehnsucht nach den Alpen
J. L. Pyrker

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17. Meine Berge.

        Seh' ich euch dort in nebelgrauer Ferne
    Emporgethürmt in's blaue Himmelszelt,
Und nun vom Mond im milden Glanz der Sterne,
    Nun von dem Gluthenhauch der Sonn' erhellt,
Mir winken – O wie zög' ich da so gerne
    Zu euch! Das Herz pocht auf, die Thräne fällt,
Ergriffen senkt der Geist die regen Schwingen,
Und heiß vor Sehnsucht will das Herz zerspringen.

Oft wandelt' ich in euren Wolkenräumen
    Im jugendlichen Herzensmuthe hin;
Was Sterbliche sich sonst vom Glücke träumen,
    Ward dann mir stets zum sicheren Gewinn:
Denn jedem Gräschen sah ich es entkeimen,
    Und hob's an meine Brust mit frohem Sinn:
Entrückt der Eb'ne qualmbelad'nen Triften,
Fühlt' ich mich frei in euren freiern Lüften.

So schwand mir dort der Abend, so der Morgen
    In eurer schönsten Stunden gold'nem Schein;
Vor jedem herben Lebenszwang geborgen
    Jauchzt' ich laut auf – die ganze Welt war mein!
Nun kömmt die Nacht mit ihren Grau'n und Sorgen;
    Der Pilger steht auf öder Wüst' allein:
Dem harten Schicksal muß er, trauernd, weichen,
Und fern von euch sein dunkles Ziel erreichen!


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