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Sechstes Kapitel

Ich entdecke meiner Wärterin meine Gewissensangst, Zusammenkunft mit meinem Geschwister. Ich erhalte eine Liebeserklärung und fühle Liebe, die ich aber nicht gestehen will. Noch eine Mutterschwester. Etwas von deren Kindern, und noch ein Zug von Großschwester und ihrer Mutter.

Meine sorgfältige Wärterin sah mich oft in Tränen, fand mich auf meinen Knien betend und dabei ganz in Tränen, wenn ich allein war. Sie drang liebevoll in mich, suchte meinen Kummer auszuspähen, und so entdeckte ich ihr den Gram, daß ich mich als die Mörderin meiner Tante anklagen müßte, denn ich sei dessen gewiß, der Gram darüber, daß ich sie belogen hätte, habe sie getötet. Meine Wärterin beruhigte mich unter vielen Tränen der Teilnahme und suchte mich dessen zu versichern, daß meiner Tante Tod auch ohne das erfolgt wäre, daß ich eigentlich ganz unschuldig und Großschwester allein die Sünderin wäre. So wohl dieser Trost auch meinem Herzen tat, so würde er dennoch wenig auf mich gewirkt haben, wenn wir nicht Tages darauf zum Besuch bei meinem Vater gefahren wären.

Über anderthalb Jahre hatte ich mein Geschwister nicht gesehen, indessen hatte mein Vater einen jungen Herrn von Heyking ins Haus genommen. Dieser wurde mit meinem Bruder und meiner Stiefschwester Nolde zur Schule gehalten. Er war ein schöner vierzehnjähriger Jüngling, dessen Figur und unbeschreibliche Anmut aller Augen auf ihn zog. Nach der ersten Freude, mein Geschwister wiederzusehen, fiel auch mir der schöne junge Heyking auf, und ich sah mit Vergnügen, daß er mich öfter als alle anderen ansah. Mein erster Gedanke war der: Ach! – wenn ich nur nicht so einfältig wäre und doch auch mit dem schönen Heyking zu sprechen wüßte! Ich tröstete mich dessen, daß der alte Igelströhm und meine Wärterin mich nicht für so einfältig hielten, und bat den lieben Gott, der mir nun durch Neander und Gellert sehr lieb geworden war, daß er mich davor schützen möge, etwas Dummes zu sagen und noch weniger etwas ähnliches zu tun. In die vertraulichen Gespräche mit meiner Stiefschwester und meinem Bruder, so auch in die kindischen Spiele mit unserm kleinen Geschwister mischte Heyking sich; er sagte und tat immer etwas, wodurch er sich mir gefällig zu machen suchte. Heykings Bild in meiner Seele vertrieb meine Gewissensangst über den Tod meiner Tante. Wenn er mich so mit seinen großen, blauen Augen ansah, meine Blicke den seinigen begegneten, er dann noch freundlicher wurde, dann schlug mein kleines Herz heftiger; ich errötete, und mir wurde dann so behaglich zumute, wenn er mir die Hand küßte. So waren zwei Tage verflossen, als meine Stiefschwester mich beiseite nahm, mir mit großer Freude die Nachricht als Geheimnis hinterbrachte, daß Heyking ganz sterblich in mich verliebt sei: er hätte weder Tag noch Nacht Ruhe, mein Bild verfolge ihn überall, es mache ihn so glücklich, würde ihn aber sehr unglücklich machen, wenn ich ihn nicht wieder liebte. Er habe seinem Vater geschrieben, wie schön und gut ich sei, – er wolle auch recht viel lernen, wenn er nur hoffen könnte, daß ich einst seine Frau würde. So wohl Heyking mir auch gefiel, so viele Freude mir diese Entdeckung machte, so verbarg ich dennoch beides meiner geliebten Vertrauten. Warum ich das tat, dessen bin ich mir eigentlich nicht bewußt; dies weiß ich nur, daß ich meiner Stiefschwester sagte, ich wäre Heyking zwar recht gut, fände es auch, daß er ein allerliebster Mensch sei, aber ich liebe ihn nicht und von Liebe müßte er nicht sprechen, wenn ich seine Freundin bleiben und ihn gerne sehen solle. Diese Antwort hinterbrachte meine Stiefschwester ihrem jungen Freunde, der nun ganz traurig und zurückhaltend wurde. Mein kleines Herz fühlte sich durch die Gewalt, die es über diesen schönen Jüngling hatte, sehr geschmeichelt, aber ich wurde, ich weiß nicht warum, zurückhaltend gegen ihn. Mein Bruder ärgerte sich über mich, daß ich mit seinem jungen Freunde nicht mehr so freundlich tat. Unsre Unterhaltung, unsre Spiele, stockten, und mein kleines Herz fühlte tiefen Schmerz darüber, daß ich den, der mir so wohlwollte, betrübt hätte. Gern hätte ich alles wieder ins vorige Gleis gebracht, wenn ich das nur nicht hätte sagen müssen, daß ich ihn liebe. Meine Stiefschwester tat hier einen Vorschlag, der die alte Harmonie wieder herstellen sollte; sie bat mich, ihren jungen Freund meiner Freundschaft zu versichern, dies tat ich denn recht gerne, aber nun sollte ich mich auch dazu bequemen, zur Versöhnung ein Geschenk von Heyking anzunehmen, denn er habe zu diesem Behuf eine schöne emaillene Dose vom eben angekommenen Kaufmann gekauft. Diese Dose habe die Inschrift – gage d'amitié sincère. Ich weigerte mich, das Geschenk anzunehmen, versprach aber, Heyking meine Freundschaft zu versichern. Heyking trat hinzu, wiederholte sein Anliegen, wollte der Versicherung meiner Freundschaft nur dann trauen, wenn ich zum Siegel dieses Bundes ein Andenken von ihm annehmen wollte, welches eine sonderbare Eigenschaft besäße. Diese Dose würde mir, wenn ich sie öffnete und dann allein hineinsähe, immer zeigen, was in seinem Herzen wohne, selbst wenn er weit, weit von mir entfernt sein werde. Könnte jedoch das, was dann sich in der Dose darstellte, wenn ich hineinsehe – immer in selbiger bleiben, dann würde er sich von der Dose nie trennen; sie sollte ihn ins Grab begleiten; jetzt aber möge ich sie nehmen und ihn dadurch beruhigen, daß dies Andenken mich täglich daran erinnern würde, was seine Seele so sehr beschäftiget. Noch war ich nicht recht entschlossen, dies Andenken anzunehmen, aber meine Neugier und die Bitten meiner Stiefschwester und meines Bruders brachten mich dahin, Heykings Wunsch zu erfüllen. Mit Ungeduld machte ich die Dose auf und sah da in einem Spiegel mein eigenes Bild. – Ich war beschämt – ich war erfreut, hielt den Geber und die Dose so lieb, blieb aber steif und fest dabei, daß ich dies Andenken bloß als Pfand der Freundschaft annehme und auch nur Freundschaft entgegen versichere. Meiner Großmutter und Großschwester wurde gesagt, daß meine Stiefschwester mir diese Dose geschenkt hätte. Die Unwahrheit drückte mich zwar, aber wenn ich in die Dose hineinsah, daran dachte, daß mein Bild so in Heykings Herz abgedrückt ist, dann wurde mir die Dose, Heyking und mein eigenes Gesicht so lieb, daß ich um Heykings und dieser Dose willen gerne noch zehn Unwahrheiten gesagt haben würde.

Vier glückliche Tage flossen so in Mesothen dahin, als die Abschiedsstunde schlug und mein Herz von bitterm Schmerz gedrückt wurde. Ich weinte am Halse meines Bruders, meiner Stiefschwester, aber die mehresten Tränen flossen für Heyking. – Meine Großmutter, die das Weinen nicht leiden konnte, sagte mir in Heykings Gegenwart, ich sei der Rute noch nicht entwachsen; sein teilnehmender Blick hierbei drang tief in meine Seele. Großschwester, die zu der Zeit nach meinem Vater angelte, weil sie ihn zu heiraten wünschte, war die vier Tage hindurch äußerst liebreich gegen mich gewesen, hatte sich ebensoviel und herzlich mit meinem Geschwister – sogar mit meiner Stiefschwester beschäftigt, alle unsre Spiele begünstigt und uns oft ganz uns selbst überlassen. Sie wurde auch jetzt meine Verteidigerin bei meiner Großmutter und sagte, es sei doch ein Zeichen meines guten Herzens, daß mir selbst bei meiner Liebe zu Großmama die Trennung von meinem Geschwister so bitter wäre. Nie war es in meinem Kopf und Herzen so bunt als jetzt zugegangen. Statt Neanders und Gellerts geistlicher Lieder, die mich beim Schlafengehen und beim Erwachen beschäftigten, war Heykings Bild in meiner Seele, – alle seine Blicke, alle seine Reden wiederholte ich mir, und die liebe Dose war nun meine treue, liebe Gefährtin! Jeder Zug meines eignen Gesichts wurde mir interessanter, wenn ich dies in der Dose verkleinert sah – und mir es dachte, daß diese Züge immer Heykings Seele umschwebten. Aber die mir so liebe Dose zog Großschwesters Aufmerksamkeit und Wohlgefallen auf sich; sie fand, daß sie eine schöne Zierde ihrer Toilette sein würde, und ich mußte ihr diese, so schmerzhaft mir es auch war, schenken und hatte von dem Augenblicke an, da sie auf ihrer Toilette stand, nicht mehr die Erlaubnis, sie ungestraft in die Hände zu nehmen. Dennoch schlich ich mich oft hin, machte die Dose auf, sah hinein und dachte an Heyking.

Tante Kleist hatte drei Söhne; denen gefiel ich sehr wohl, sie aber mißfielen mir, und es herrschte immer Zank unter uns. Meine Großmutter war nun mit einigen Familiengliedern in Mitau. Ihre zweite Tochter Keyserlingk war eine gutmütige Frau, die still in Erfüllung ihrer Pflichten lebte, keine Familienhändel machte und auch den Einfluß ihrer Schwester Kleist und deren Töchter fürchtete und mit ihren vier Kindern, soviel wie möglich, dieser Schwester schmeichelte, um Frieden im mütterlichen Hause zu erhalten. Sie hatte eine sehr hübsche, liebenswürdige fünfzehnjährige Tochter Constanze, einen schönen dreizehnjährigen geistvollen Sohn Nikolaus, eine schöne elfjährige Tochter Louise und noch einen jüngeren Sohn, der wenig in Anschlag kam. Der älteste Enkel meiner Großmutter, Korff aus Prekullen, ein schöner Mann und reicher Erbe, war von seinen Reisen zurückgekommen und gefiel sehr; diesen hatte Tante Kleist sich zum Schwiegersohn ausersehen; aber alles, was man tat, um ihm das schöne Constanzchen Kleist lieb zu machen, war fruchtlos, und obzwar meine Großmutter dieser Enkelin Tausende schenkte, so bekam sie für Korff keinen Reiz. Das Haus meiner Großmutter, welches immer glänzend war, ward es nun noch mehr. Vorzüglich ward es nun ein Sammelplatz aller von Reisen zurückgekehrten, jungen Herrn; Bälle, Konzerte und kleine Spiele vergnügten die junge Welt, indessen Karten die Unterhaltung der Älteren wurden. Fruchtlos übten die drei Schwestern Kleist ihre Gabe zu gefallen an allen, die eine gute Aufnahme bei meiner Großmutter hatten. Die jungen Herren vergnügten sich, sagten den drei Schwestern artige Sachen, aber dachten an keine Heirat, sprachen in und außer dem Hause meiner Großmutter von der aufblühenden Schönheit ihrer Enkelin Lottchen Medem, gaben dadurch den drei Schwestern Dolchstiche ins Herz, und pflanzten in dem meinigen Eitelkeit. Mein Vetter Nikolaus Keyserlingk hing mit ganzer Seele an mir – freute sich dessen, wenn er mein Lob hörte, hinterbrachte mir dies und vermehrte, ohne daß er es beabsichtigte, meine Eitelkeit. Ich wollte ihm mit ganzer Seele wohl, liebte seine beiden Schwestern, aber Heykings Bild beschäftigte mich mehr.

Ich sagte es dem guten Nikolaus im Vertrauen, daß, so herzlich gut ich ihm auch wäre, ich einen jungen Freund hätte, den er lieb halten müßte, wenn er mir Freude machen wollte. – Seine Schwester Louise und seine älteste Schwester liebten mich, wie ich auch sie liebte. Constanzchen Keyserlingk, die nun schon aus unserm Kreise zu den Erwachsenen hinübergetreten war, kam immer noch oft zu uns, und dann war der Vetter Korff aus Prekullen auch da und weidete sich an den sanften Blicken, an der lieblichen Anmut der holden Constanze. Dies alles entflammte in meinem Köpfchen allerlei Ideen, und ich wünschte, so alt als Constanzchen Keyserlingk zu sein und Heyking so um mich beschäftigt zu sehen, wie Korff aus Prekullen sich mit der sanften, liebenswürdigen Constanze beschäftigte. Noch merkte man es in der Familie meiner Großmutter nicht, daß dies Paar sich wohlwollte, – und Großschwester stellte ihre Netze bei Korff aus und suchte nächst diesem einen reichen Herrn von Behr an sich zu ziehen, doch hatte sie noch im Hinterhalte einen alten, sehr reichen Mann, falls es mit den jungen Männern nicht gehen sollte. Starost Ropp, den weder meine Großmutter noch Tante Kleist zum Schwiegersohne wollten, war derjenige, mit dem Großschwester Constanzchen ein heimliches Verständnis unterhielt. Alles dies wußte ich als zwölfjähriges Mädchen, aber lesen und schreiben konnte ich noch nicht, weil ich mich immer noch fürchtete, durch Anstrengung im Lernen blödsinnig zu werden; diesen Gedanken unterhielten die drei Schwestern in mir.

Nach einem halben Jahre kam endlich Heyking mit seinem Vater auch zur Stadt. Als er ins Zimmer trat, wurde ich blutrot, Heyking wurde es auch, – der älteste Kleist und Keyserlingk bemerkte dies; Keyserlingk wurde traurig und sagte nur: »Cousinchen, ich will sehen, ob es möglich ist, daß ich Heyking lieb halten kann. Aber es tut mir doch wehe, daß er Ihnen besser gefällt als ich.« Kleist und seine Brüder hingegen machten Händel mit mir, und der älteste Kleist berichtete seiner Mutter, daß ich blutrot bei Heykings Eintritt geworden sei. Vater und Sohn blieben zum Souper, der Vater floß gegen meine Großmutter von meinem Lobe über, bat, sie möchte mich für seinen Sohn erziehen; es wurde ein Scherz daraus gemacht, der mich und Heyking in Verlegenheit setzte. Der junge Kleist machte eine bittre Anmerkung, Keyserlingk blieb traurig, und meine Großmutter hatte ihre Freude an diesem Geneck; sie sagte, Herr von Heyking würde das junge Kind, wenn er erst in Straßburg wäre, gewiß ganz vergessen. Dieser hingegen versicherte, er wolle in Straßburg recht fleißig studieren, um des Glückes wert zu sein, durch mich ihr Enkel zu werden. Großmama fragte, was ich dazu sagte. Ich erwiderte, ich sei ein junges Kind und müßte alles dies für Spaß halten. Andre junge Herren, die schon von Reisen zurückgekommen waren und nach welchen die drei Schwestern angelten, sagten alle, sie würden mit Herrn von Heyking wetteifern, um durch mich Schwiegersohn meiner Großmutter zu werden. Diese erwiderte mit einem ernsthaften Gesichte, sie verbäte sich es von den erwachsenen Herren, daß sie durch solche Reden einem Kinde, das noch unter der Rute stände, den Kopf verdrehten, und die Halberwachsenen sollten nur gleich im letzten Zimmer unter sich fröhlich sein und sich nicht unter die Erwachsenen mischen.

Ich wurde mit andern jungen Mädchen meines Alters fortgeschickt, und die jungen Leute, die zu unserm Alter paßten, folgten uns. Dort spielten wir unter der Aufsicht einer ehrwürdigen Matrone kleine Spiele, in welchen die drei Brüder Kleist mich und Heyking ihren vollen Unwillen fühlen ließen und gegen welche der gute Keyserlingk mich verteidigte. Heyking wurde die Dose, die er mir geschenkt hatte, auf Großschwesters Toilette gewahr und machte mir Vorwürfe, daß ich meine Stiefschwester, die mich so liebte, mich so innig gebeten, mich nie von dieser Dose zu trennen, dadurch kränken könnte, daß ich dies freundschaftliche Andenken verschmäht und weggeschenkt hätte. Heyking war bei diesen Vorwürfen, die er mir machte, sehr bewegt; die drei Brüder Kleist stellten mich ihm als ein höchst leichtsinniges Geschöpf dar. Keyserlingk erzürnte sich darüber mit allen drei Brüdern, und ich sprach von dem Schmerz, den ich gefühlt hätte mich von diesem teuren Andenken trennen zu müssen, aber Großschwesters Wille sei immer Befehl für mich; dann malte ich die Freude aus, die ich selbst jetzt genösse, wenn ich bisweilen die Dose öffnete und alles dessen dächte, was mir gesagt worden wäre, da ich dies liebe Geschenk erhalten hatte. Heyking war gerührt, küßte meine Hand und sagte, er wolle meiner Stiefschwester alles hinterbringen und sie darüber zu beruhigen suchen, daß, obzwar ich ihr Andenken verschenkt hatte, ihr Bild dennoch in meiner Seele lebte. Nun war ich ruhig – und der Rest des Abends floh angenehm dahin; nur der älteste Kleist war mürrisch, und dieser richtete mir den andern Tag bei Mutter und Schwester ein übles Bad zu; ich hieß eine undankbare Verleumderin, eine Kokette, eine dumme, eingebildete Närrin. Die mir liebe Dose wurde von Großschwester vor meinen Augen zerbrochen, in den Abtritt mit dem Ausdrucke geworfen, daß sie von dieser verleumderischen Schlange keine Geschenke mehr annehmen wolle, und daß mir schon die Gelegenheit genommen werden sollte, meine Verleumdungssucht an ihr zu üben. – Nun wurde die Verordnung gemacht, daß ich nicht mehr in Gesellschaft erscheinen, sondern in dem Zimmer bleiben mußte. Da wurden denn der alte Igelströhm und eine im Hause meiner Großmutter befindliche Matrone meine Gesellschaft. Heyking kam noch einige Male zu meiner Großmutter; ich sah ihn nicht wieder, hörte aber nach einiger Zeit, daß er in fremden Ländern studiere: sein Bild schwebte mir oft vor, und ich hatte herzinnige Freude, als sein Vater nach ein paar Monaten mich zu sehen wünschte und ich auf dessen Bitte erscheinen mußte. Er brachte mir einen Gruß von seinem Sohn, sagte, daß er diesem schreiben wollte, ich sei noch schöner geworden, doch wünsche er zu wissen, ob er seinen Sohn auch von mir grüßen dürfe; ich sagte ein furchtsames »o ja« und mußte nach dem hintersten Zimmer zurückgehen, weil Tante Kleist meiner Großmutter gesagt hatte, mir würde der Kopf von allen jungen Herren verdreht, die immer von meiner Schönheit sprächen.


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