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Die Heimkehr.


Im Schwarzwald.

» Halt still mein Roß! Hier muß es sein!
Da steht die alte Tanne noch,
An der er scheidend mich umschlungen,
Gefährten, laßt mich hier allein!
Ich bin ihr nah', wie zittr' ich doch!« –
Und rasch ist er vom Roß gesprungen,
Bricht durch das Dickicht sich die Bahn,
Und die Genossen schau'n ihn an,
Von einer eignen Scheu beklommen.
O Walther! Du bist's, und kein Traum?
So bist du wirklich noch gekommen?
Doch wie dein Antlitz braun gebrannt!
Zum Bart gesprossen dir der Flaum!
Und auf der Stirn das Mal der Schlacht!
O Walther! – Ach, und Amaranth!
Wie wird sich freu'n das arme Kind!
Doch jetzt nur still, und wandle sacht!
Es geht ja rauher schon der Wind,
Der Kranich schickt sich an zum Wandern;
Und sieh' im Walde dich nur um!
Es fällt ein Blatt schon nach dem andern,
Ein Lied wird nach dem andern stumm,
Der Schmuck vergilbt in Kron und Zweigen;
Ja Walther! Es ist Herbsteszeit.
Da geht das Herz nochmal so schwer,
Mußt drum behutsam dich ihr zeigen!
Zu jähe Freud' auf's lange Leid,
Das arme Herz erschräck' zu sehr.

Siehst du ganz nah' den blauen Hauch
Im Spätroth steigen und vergehn?
Das ist vom Waldeshof der Rauch.
Sie wird wohl jetzt am Heerde stehn,
Des Vaters Imbiß zu bereiten,
Mit altem Fleiß im schlichten Linnen. –
Jetzt um die Tannen mußt du schreiten!
O sieh'! Schon tauchen grauverwittert,
Vom Tannenginster schwarz umgittert,
Allmählig vor die alten Zinnen. –
Und jetzt, dort aus den falben Reben,
O Walther sieh' den Erker traut!
Und hörst du jetzt der Vesper Laut
Vom Kloster durch die Dämmrung schweben? –
O süßer, himmlischer Willkomm!
Ob sie wohl jetzt das Haupt verneigt,
Ihr betend Wort zum Himmel steigt?
Gewiß! Es ist ihr Herz noch fromm.
Komm' Walther! Mußt jetzt seitwärts gehn!
Ihr Fenster ist ja aufgethan,
Sie könnte grad' herniedersehn,
Und sähst du so zu ihr hinan
Mit deiner großen, starren Miene,
Und säh' sie aus den schwarzen Hecken
Dich so die Hände nach ihr strecken,
Sie glaubt, daß ihr dein Geist erschiene.
Sieh' dort! Wo jetzt die Hindin sprang,
Dort schleiche hin in leisem Gang! –
Und Schritt für Schritt bricht still er vor;
Und freier wird's und immer freier,
Und schwerer stets sein Odem geht;
Er sieht die Brücke, sieht das Thor,
Jetzt fällt des Laubes letzter Schleier,
Am letzten Baum er zagend steht –
Und vor ihm in der alten Trauer,
Nur trüber noch im Herbstesschauer,
Sieht er des Hofes stillen Bau,
Mit seiner Thürme kaltem Grau,
Mit seinem tiefen Grabesschweigen
Verlassen in die Dämmrung steigen.

Und regungslos dahingelehnt
Umspäht Herr Walther Stein für Stein;
Zum Fenster bald sein Auge sehnt,
Doch Niemand neigt sich draus hervor,
Und nur die Birke nickt hinein;
Bald ruht sein Blick gebannt am Thor,
Als müßt' das Schloß doch endlich klingen;
Doch nur vom Herbsteshauch umweht
Umgaukeln es die braunen Schlingen.
Und wie er lang so späht und lauscht,
Sein Aug' in Thränen übergeht;
Und wie in einsam nächt'ger Trauer
Der Wind die Wipfel bang durchrauscht,
Und wie die morsche, graue Mauer
Vom Nebel dichter wird umschwommen;
Da will ihm tiefe Trauer kommen,
Und zagend mit verstimmtem Klange
Hört er im Herzensgrund es klagen:
Sie haben sie vielleicht schon lange
Mit ihrer Lieb' zu Grab getragen,
Und du, du findest sie nicht wieder!
Und stumm senkt sich sein Haupt hernieder.

Doch Walther, horch! Dein Aug' halt' offen!
Was stehst du so in Thränen da?
Und was verlierst du so dein Hoffen?
Ja horch! Hörst du es nicht ganz nah
Jetzt dort die Schlucht zu deiner Linken
Durch's dürre Reißig niedergehn? –
Blick' auf! Noch kannst du's deutlich sehn
Im Dunkel wie ein Haupt versinken!
Schnell mach' dich auf! Wisch' ab die Zähre!
Zur Fichte dort, in leisem Schritt,
Dicht über'm Bach komm' mit, komm' mit!
O Walther! Wenn sie selbst es wäre! –



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