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Am nächsten Tag durchflog ganz Lipce die Kunde von Borynas Versprechung mit Jagna.
»Der Schulze war als Brautbitter gegangen/ darum lief die Schulzin, denn er hatte ihr strengstens verboten, auch nur einen Hauch vom Munde zu lassen, bis daß er wiederkäme, erst um die Vesperzeit zur Nachbarin, um sozusagen Salz zu borgen, und im Weggehen schon konnte sie nicht länger an sich halten, nahm die Gevatterin auf die Seite und tuschelte ihr die Nachricht zu:
»Wißt ihr denn schon, Boryna hat zu Jagna mit Schnaps geschickt! Aber nicht erzählen, der Meine hat es verboten.«
»Ist nicht die Möglichkeit! Wo werd' ich denn mit der Zunge so herumlaufen! Bin doch kein Klatschmaul ... So 'n alter Kerl und macht sich an die dritte Frau heran! Was werden bloß die Kinder sagen! Oh diese Welt!« stöhnte sie empört heraus.
Und kaum war die Schulzin aus dem Haus, wickelte sie die Schürze um und stürzte, vorsichtig Umschau haltend, durch den Obstgarten zu den Klembs, die nebenan wohnten, um eine Heedebürste zu borgen, da ihre irgendwo weggekommen sei.
»Habt ihr gehört! Boryna heiratet dem Dominik seine Jagna! Gerade eben sind sie zu ihr mit Schnaps hin.«
»Nein!/was ihr nicht sagt! Wie sollte er denn, hat doch erwachsene Kinder und ist doch schon selbst in Jahren!«
»Das schon, jung ist er nicht mehr, aber abschlagen werden sie ihm nicht, nein, ein Hofbauer wie der und noch dazu so reich!«
»Und dann die Jagna! Hat man so was gesehen! Mit dem ... und mit wem die sich wohl alles 'rumgetrieben hat ... und jetzt wird die die erste Hofbäuerin sein! Das ist 'ne Gerechtigkeit in der Welt! ... und wieviel Mädchen sind noch da ... wenn schon, ist da doch auch meiner Schwester ihre ...«
»Oder meine Brudertochter! Und Kopschiwa seine, und die andern und Nastuscha! Sind die nicht auch Bauerntöchter, nett und reputierlich, was? ...«
»Wie die sich aufblasen wird! Geht ja schon jetzt wie 'n Pfau herum und steckt die Nase in die Luft.«
»Das wird schon nicht ohne Gotteslästerung abgehen/ der Schmied und die anderen Kinder werden der Stiefmutter nichts schenken, was ihnen zukommt, nein.«
»Hale, werden sie da was machen können? Grund und Boden gehört dem Alten, sein Wille gilt da.«
»Dem Recht nach, versteht sich, versteht sich, aber was die Gerechtigkeit ist, da ist doch auch den Kindern ihrs mit.«
»Ih, du lieber Gott, Gerechtigkeit is da, wo das Geld is ...«
Sie ereiferten sich und klagten über den Lauf der Welt, dann gingen sie auseinander und mit ihnen kam die Neuigkeit wie eine Flut über das ganze Dorf.
Und da nicht viel Arbeit zu tun war, und sonst nichts Wichtiges, und die Menschen in den Häusern herumsaßen, denn die Wege waren bis zum Grund aufgeweicht, so hatte man nichts Besseres zu tun, als die Versprechung in allen Häusern durchzunehmen. Das ganze Dorf war voll Neugierde, wie das wohl ausgehen sollte; von vornherein wurden Schlägereien und Prozesse und Gott weiß was für Geschichten erwartet. Wieso denn, man kannte doch Borynas Heftigkeit, wenn der sich mal in was verbeißen würde, tät' er für Hochwürden selbst nicht davon ablassen; und was Antek sein Trotz war, da wußte man auch Bescheid.
Selbst die Menschen, die zum Scharwerk auf dem durchbrochenen Damm hinter der Mühle zusammengetrieben waren, blieben hier und da stehen und fingen an, über diesen Fall zu debattieren.
Der eine sagte was, der andere sagte was, bis schließlich der alte Klemb, der ein kluger und würdiger Bauer war, sich streng vernehmen ließ:
»Da kommt noch was Schlimmes davon, fürs ganze Dorf, paßt nur auf.«
»Antek wird nicht Platz machen, wieso denn, noch ein neues Maul für die Schüssel,« sagte irgendeiner.
»Dummes Zeug, bei Boryna reicht es auch für fünf/um den Erbanteil geht es da.«
»Ohne daß er ihr was verschreibt, wird das nicht abgehen.«
»Die Dominikbäuerin ist nicht dumm, die wird schon allen was einrichten.«
»Das ist die Mutter, da ist es ihr hundsverdammtes Recht, wenn sie für ihr Kind einsteht,« warf Klemb ein.
»In der Kirche sitzt sie nur immerzu und ist schlau auf die Groschen wie 'n Jude.«
»Red' nicht das erste beste von den Menschen, damit dir die Zunge nicht steif wird.«
Und so befaßte sich das Dorf den ganzen Nachmittag mit der Versprechung, was auch kein Wunder war, denn die Borynas waren erbangesessene, alte Hofbauern; und Matheus war doch obenan in der Gemeinde, wenn er auch kein Amt hatte. Wie sollte es denn auch anders sein, auf urewiger Bauernerde saß er, sein Ahn und Urahn hatten schon da gesessen, und Verstand hatte er und Reichtum hatte er auch/so daß sie alle, ob sie wollten oder nicht, auf ihn hören mußten und ihn hoch achteten.
Nur keins von den Kindern, selbst der Schmied nicht, hatten noch etwas von der Versprechung gehört, jedermann fürchtete, mit dieser Nachricht zu ihnen zu laufen, um nicht im ersten Ärger etwas abzubekommen.
So war es denn bei Borynas noch still, selbst stiller heute noch wie gewöhnlich/der Regen hatte nachgelassen, und schon vom Morgen an begann der Himmel sich aufzuklären; darum war Antek mit Jakob und den Frauensleuten gleich nach dem Frühstück in den Wald gefahren, um Dürrholz für die Feuerung zu sammeln und zu versuchen, ob es nicht möglich wäre, etwas Fichtenstreu zusammenzuharken.
Der Alte war zu Hause geblieben.
Schon vom frühen Morgen an war er seltsam unverträglich und eigentümlich mißgestimmt, so daß er nur nach einer Gelegenheit suchte, die Unruhe und das Gift, die in ihm gärten, auf jemanden abzuschieben; Witek hatte er schon durchgeprügelt, weil er vergessen hatte, den Kühen frische Streu hinzuwerfen und weil sie bis zur Hälfte der Flanken im Mist lagen; mit Antek hatte er sich gezankt; Anna hatte er angeschrien wegen des Jungen, der auf allen Vieren vors Haus gekrochen war und sich über und über mit Schmutz besudelt hatte; selbst auf Fine hatte er losgehackt, daß sie allzulange trödelte ... und die Pferde auf sie warteten.
Und als er schließlich allein mit Gusche zurückgeblieben war, die seit gestern da war, um aufs Vieh zu sehen, da wußte er schon gar nicht mehr, was er mit sich anfangen sollte. Er brachte sich ständig in Erinnerung, was ihm Ambrosius über den Empfang bei der Dominikbäuerin erzählt hatte, und was Jagna gesagt hatte, trotzdem hatte er in sich nicht die rechte Sicherheit und glaubte dem Alten nicht recht, der für ein Glas Schnaps einen schon belügen konnte. Er kroch in der Stube herum, sah durchs Fenster auf den leeren Weg, oder guckte unruhig von der Galerie sogar auf Jagusch ihr Haus/und erwartete das Dunkelwerden wie eine Erlösung ...
Hundertmal hatte er Lust, nach dem Schulzen zu laufen, um sie zu treiben, daß sie doch eher gingen/aber er blieb daheim, da die Augen Gusches, die überall hinter ihm her waren, ihn zurückhielten; das waren zusammengekniffene Augen, die voll Hohn leuchteten und sich lustig machten ...
»Das Hexenaas dreht mit ihren Glotzen an einem herum, wie mit einem Bohrer!« dachte er.
Gusche aber machte sich in Haus und Hof mit dem Wocken unter dem Arm zu schaffen und sah sich fleißig um, sie spann, daß die Spindel in der Luft surrte, wickelte den Faden auf und ging weiter, zu den Gänsen, zu den Schweinen/ nach dem Kuhstall, und Waupa trottete schläfrig und träge hinter ihr her. Sie redete den Alten nicht an, obgleich sie gut wußte, was ihn so mitnahm und mißmutig machte, und ihn so umhertrieb, daß er sich sogar entschloß, die Pflöcke an der Hauswand einzuschlagen, die den Winterbelag der Wände stützen sollten.
Sie blieb nur immer wieder bei ihm stehen und sagte schließlich:
»Die Arbeit geht euch heut nicht gut vonstatten.«
»Ja, sie geht nicht. Gottverdamm mich! Sie geht nicht ...«
»Das wird hier noch 'ne Hölle geben, du lieber Jesus, das wird was geben!« dachte sie im Weitergehen. »Der Alte hat recht, ganz recht, daß er heiratet! Sonst würden ihm die Kinder so ein Altenteil geben, wie meine mir!«
»Ganze zehn Morgen Feld hab' ich weggegeben, wie reines Gold, und was hab' ich davon?« ... Sie spie aus vor Wut. »Lohnarbeit muß ich tun, zu einer Kätnerin bin ich heruntergekommen! ...«
Der Alte aber, der nicht länger an sich halten konnte, schmiß die Art zu Boden und rief aus:
»Für den Hund ist solche Arbeit!«
»Es sitzt euch was innen.«
»Es sitzt, es sitzt ...«
Gusche setzte sich auf die Wandbank, spann einen langen Faden, wickelte ihn auf die Spindel und sagte leise, etwas ängstlich:
»Ihr habt doch keinen Grund, euch zu verdrießen und zu sorgen.«
»Wißt ihr's denn?«
»Habt keine Angst, die Dominikbäuerin ist klug und Jagna hat auch ihren Verstand.«
»Meint ihr!« rief er freudig und setzte sich zu ihr.
»Wieso denn, meine Augen hab' ich doch.«
Sie schwiegen lange, sich gegenseitig hinhaltend.
»Ladet mich zur Hochzeit ein, dann werd' ich euch ein solches Hopfenlied Das Hopfenlied: Ein uraltes polnisches, recht anzügliches und derbes Hochzeitslied, das der Braut nach der Trauung von älteren verheirateten Frauen gesungen wird. Es ist ein an ausgelassensten Varianten reicher Chorus der Erfahrenen, die sich in allerlei Ratschlägen und gepfefferten Enthüllungen ergehen. singen, daß gleich in neun Monaten Taufe ist ...,« fing sie spöttisch an; aber da sie merkte, daß der Alte finster wurde, warf sie in einem anderen Tone hin:
»Recht tut ihr schon, Matheus, das ist gewiß. Hätt' ich mir damals einen genommen, als der Meine gestorben war, dann ständ' ich heute nicht wie 'ne Kätnerin da, nein ... Dumm war ich, habe den Kindern vertraut, bin auf den Altenteil gegangen, habe ihnen meinen Grund und Boden abgeschrieben, und was denn nu? ...«
»Ich schreib' nicht eine einzige Feldparzelle ab!« sagte er hart.
»Ihr habt Vernunft, daß ihr so redet, das habt ihr! Auf den Gerichten habe ich mich herumschleppen müssen, da sind mir noch die paar Silberlinge, die ich hatte, draufgegangen, und Gerechtigkeit habe ich mir doch nicht damit gekauft ... und für die alten Tage bin ich auf Lohnarbeit und auf Herumgestoßensein angewiesen! Daß dies Aaszeug unterm Zaun verreckt für das, was sie mir angetan. Sonntag bin ich hingegangen, um doch wenigstens das Haus mal zu sehen und den Fruchtgarten, wo ich die Bäume noch alle selbst gepfropft habe/da hat die Schwiegertochter das Maul auf mich losgelassen, daß ich da spijenieren hingekommen bin. Du lieber Herr Jesus! Zum Spijenieren auf meinem eignen Grund und Boden! Ich dachte, ich sollte gleich totfallen, so hat mich das abgewürgt! Zu Hochwürden bin ich gewesen, wenn schon nicht anders, daß er sie von der Kanzel 'runtermacht, da hat er mir gesagt, daß der Herr Jesus mich für dieses Unrecht belohnen wird! Natürlich, natürlich ... wenn einer nichts hat, dann ist er gut für die Gnade vom Jesus, so ist es schon ... aber immerhin hätt' ich lieber gemocht auf meinem Grund und Boden herumzuwirtschaften, in der warmen Stube unterm Federbett zu schlafen, fette Sachen zu essen und amesieren ...«
Und sie begann mit einem solchen Feuereifer auf alles zu schimpfen, daß Boryna aufstand und fortging ins Dorf zum Schulzen hin, da es ja auch schon schummerig wurde.
»In diesem Augenblick noch, Simeon muß schon kommen.«
Er kam auch gleich, und sie gingen zusammen zur Schenke, um ein Gläschen zu trinken und Arrak zum Brauttraktament mitzunehmen. Ambrosius war schon da und schloß sich ihnen an, aber sie tranken nur kurz, denn Matheus trieb sie an.
»Ich werde hier auf euch warten; und wenn sie euch Bescheid trinken, dann bringt die Frauen gleich mit her,« rief er noch hinterdrein.
Sie stapften so kräftig mittwegs vorwärts, daß der Schmutz nur so aufsprang; die Dämmerung verdichtete sich und umhüllte die Welt mit einem grauen, traurigen Gewebe, unter dem das ganze Dorf versunken lag; nur hier und da begannen aus den Dunkelheiten die Lichter auszublitzen, und die Hunde fingen auf den Heckenwegen an zu bellen, wie gewöhnlich vor der Abendmahlzeit.
»Gevatter?« ließ sich nach einer Weile der Schulze vernehmen.
»Häh?«
»Mir deucht, Boryna wird 'ne feine Hochzeit herrichten?«
»Herrichten, oder nicht herrichten!« sagte der andere hämisch, denn er war von Natur aus ein Nörgler.
»Er wird schon eine herrichten! Der Schulze sagt euch das, da könnt ihr's mir glauben. Wir werden schon aus ihnen ein solches Paar drehen; haha, ihr werdet sehen.«
»Nur daß die Stute noch durchgehen wird, denn der Hengst, deucht mir, hat schon Hanf im Schweif!«
»Das ist nicht eure Sache.«
»Hale ... Die Kinder werden auf uns fluchen ...«
»Es wird schon alles sein werden, das sag' ich euch, als Schulze.«
Sie traten gleich darauf ins Haus der Dominikbäuerin ein.
Die fein sauber gefegte Stube war schon erleuchtet/denn man erwartete sie doch.
Die Brautbitter gaben Gott zum Gruß, nickten allen Anwesenden zu, auch den Jungen, die in der Stube waren, setzten sich auf die an's Herdfeuer gerückten Stühle und fingen von diesem und jenem an zu reden.
»Eine Kälte ist das, als ob's schon zum Frost ginge,« begann der Schulze das Gespräch und wärmte sich die Hände.
»Na, natürlich, zum Frühjahr geht's ja auch nicht, da kann man sich nicht wundern!«
»Habt ihr schon den Kohl eingefahren, was?«
»Ih ... etwas ist da auf dem Kohlfeld nachgeblieben, aber jetzt kann man ja nicht 'ran,« antwortete die Alte gelassen und folgte mit den Augen der Jagna, die am Fenster das Garn auf eine Weise doppelfädig haspelte und heut so wohlgeraten aussah, daß der Schulze, noch ein junger Mann, sie mit begehrlichen Augen ansah/und schließlich dergestalt anknüpfte:
»Da es so schlimmes Wetter und solch ein Schmutz und solche Dunkelheit ist, so sind wir, ich und der Simeon, vom Wege zu euch eingekehrt; ihr habt uns würdig empfangen, mit gutem Wort bewirtet/so wollen wir von euch denn etwas einhandeln, Mutter ...«
»In der Welt kann man dies und jenes einhandeln, nur muß man sich umtun danach ...«
»Wahr habt ihr geredet, Mutter; doch ist es uns nicht danach, uns umzutun, denn bei euch, dünkt uns, sind wir am rechten Ort.«
»Handelt man los,« rief sie vergnügt.
»Eine Färse würden wir so zum Beispiel vielleicht wollen.«
»Ho, ho! Die steht hoch im Preis; am ersten besten Schnürchen wird sie schon nicht fortgeführt!«
»Aus geweihtem Silber bringen wir ein Schnürchen für sie mit und aus solchem, daß selbst ein Drache das nicht zerreißen könnte. Na, wieviel denn, Mutter?« Und er fing an, die Flasche aus der Tasche herauszuziehen ...
»Wieviel? Das ist nicht leicht zu sagen! Jung ist die noch, aufs neunzehnte Frühjahr geht's ihr erst, und gut und arbeitsam, daß sie noch paar Jahr bei der Mutter bleiben könnte ...«
»Ein müßiges Bleiben ist das/da kommt kein Zuwachs raus, das ist ein müßiges Bleiben ...«
»Manch eine könnt' ihn auch leicht bei der Mutter schon haben!« murmelte Simeon.
Der Schulze lachte schallend auf, und die Alte blitzte nur mit den Augen und sagte rasch:
»Sucht euch eine andere, meine kann warten.«
»Natürlich kann sie das, aber wir finden keine schmuckere und von keiner besseren Mutter!«
»Meint ihr! ...«
»Ich, der Schulze, sag es euch, da müßt ihr es glauben.« Er holte ein Glas hervor, wischte es mit dem Rockschoß aus, goß Arrak ein und sagte ernst: »Hört aufmerksam zu, Dominikbäuerin, was ich euch sagen werde; ein Beamter bin ich, und mein Wort ist nicht wie so 'n Vöglein, das hier mal pfeift und da mal piukt, und hast du nicht gesehen! Und Simeon, das weiß man auch, wer der ist/kein Landstreicher doch nicht, aber ein Hofbauer, Vater von Kindern und Schultheiß! ... Versteht ihr, was für 'ne Personage zu euch gekommen ist und wozu sie gekommen sind, versteht ihr das?«
»Ich versteh' schon recht, Peter, und weiß schon.«
»Eine kluge Frau seid ihr, da wißt ihr, daß die Jagusch früher oder später mal aus dem Hause muß und auf ihr Eigenes, so hat es schon Herr Jesus bestimmt, und die Eltern ziehen die Kinder für die Welt groß, nicht für sich.«
»Das ist schon wahr, wahr, und du, Mutter/
Hüte, hege, pflege ...
Und rück' noch Geld heraus.
Nimmt sie dir einer aus dem Haus!«
»So ist es schon in der Welt, das wird man auch nicht ändern. Vielleicht trinken wir uns einen Tropfen zu, was, Mutter?«
»Was weiß ich denn? ... Zwingen werd' ich sie nicht, was, Jagusch, willst du ihm Bescheid trinken? ...«
»Ih ... wie weiß ich ...,« pipste Jagna auf, das gerötete Gesicht zum Fenster abdrehend.
»Gehorsam ist sie! Ein demütiges Kalb, wird von zwei Müttern gesäugt ...,« warf Simeon ernst bei.
»In eure Hände, Mutter!«
»Trinkt in Gottes Namen; aber ihr habt noch nicht gesagt, wer es ist:« sagte sie, da es nicht schicklich war, im voraus und aus einem anderen Munde, als dem der Brautbitter, darüber Bescheid zu wissen.
»Wer? Der Boryna selbst doch!« rief er, das Glas herunterstürzend.
»Ein alter Witwer!« rief sie wie enttäuscht zurück.
»Alt! Beleidigt doch nicht den Herrgott! Alt, und hatte doch vor kurzem noch eine Gerichtssache wegen Alimente!«
»Das ist wahr, aber es war doch nicht seins.«
»Wie sollte er auch, ein solcher Hofbauer und sich mit der ersten besten einlassen! Trinkt Mutter ...«
»Trinken würd' ich schon, aber weil es doch man 'n Witwer ist, und ein Alter ist ja näher dran, bei Abraham sein Bier trinken zu müssen, und was dann? ... Die Kinder werden die Stiefmutter 'rausjagen und ...«
»Matheus sagte, daß eine Verschreibung wohl sein müßte,« brummte Simeon.
»Vor der Hochzeit wohl noch!«
Die Brautbitter verstummten; erst nach einer Weile goß der Schulze ein neues Glas voll und wandte sich damit nach Jagna.
»Trink' mal, Jagusch, trink' mal! Einen Eh'mann freien wir dir zu, der ein Mann wie eine Eiche ist, Herrin wirst du sein, Hofbäuerin, die erste im Dorf; nu, komm' mal, in deine Hände, Jagusch, brauchst dich nicht zu schanieren ...«
Sie zögerte, wurde rot und drehte sich zur Wand hin; doch schließlich, nachdem sie ihr Gesicht mit der Schürze verdeckt hatte, trank sie einen kleinen Schluck und schüttete den Rest zu Boden ...
Danach machte das Glas die Runde von einem zum andern. Die Alte bot Brot und Salz an und gab noch schließlich geräucherte Dörrwurst als Beigabe zum Schnaps.
Sie tranken ein paarmal der Reihe nach, daß ihnen allen die Augen sich aufhellten und die Zungen locker wurden. Nur Jagna lief davon nach ihrer Kammer, denn ein Weinen hatte sie gepackt, sie wußte selbst nicht, warum; man konnte durch die Wand hindurch ihr Schluchzen hören.
Die Alte wollte zu ihr laufen, aber der Schulze hielt sie zurück.
»Auch das Kalb blökt, wenn man es von der Mutter absetzt ... die Sache kennt man. Nicht in die Welt geht sie doch, nicht in ein anderes Dorf, da werdet ihr euch noch dran freuen können ... Kein Unrecht wird ihr passieren, ich, der Schulze, sag' es euch/glaubt mir ...«
»Das schon ... nur habe ich immer gedacht, daß ich noch Enkelkinder erleben sollte, zur Freude auf die alten Tage ...«
»Da sorgt euch nicht darüber, eh' noch die Ernte anfängt, werdet ihr schon den ersten haben ...«
»Das weiß nur der Herr Jesus voraus, nicht wir schuldigen Menschen! Getrunken haben wir, das ist schon wahr ... aber mir ist so sonderlich schwer ums Herz, wie bei einem Begräbnis ...«
»Is auch kein Wunder, die einzige Tochter im Haus, da ist euch noch ihr schon gleich bange ... Noch ein Schluck gegen den Kummer! Wißt ihr was, wir gehen mitsammen zur Schenke, denn mir ist schon der Branntwein ausgegangen und der Herr Bräutigam sitzt da und hat schon Kohlchen unterm Hintern.«
»Sollen wir denn in einer Schenke Verlobung feiern?«
»Nach alter Sitte, wie es unsere Väter taten, ich der Schulze hab' es euch gesagt/dann glaubt.«
Die Frauen zogen sich etwas festlicher an und bald gingen sie alle zum Hause hinaus.
»Und die Jungen sollen denn die nicht mit? Der Schwester ihre Verlobung ist für die doch auch ein Fest,« bemerkte der Schulze, da die Burschen traurige Gesichter machten und unruhig auf die Mutter blickten.
»Es ist schwer, das Haus nur Gottes Vorsehung zu überlassen.«
»Ruft doch die Agathe von den Klembs, die wird schon hier einhüten.«
»Agathe, die ist schon auf den Bettel gegangen. Man wird jemanden unterwegs auffinden. Kommt nur, Jendschych, und du auch, Schymek, zieht die Kapottröcke an; was denn, wollt ihr denn wie die Lumpen gehen ... und wenn sich mir einer betrinkt ... dann soll er was erleben. Die Kühe sind noch nicht besorgt, für die Schweine müssen noch die Kartoffeln zerstoßen werden/denkt daran.«
»Wir denken, Mutter, wir denken!« flüsterten sie ängstlich, obgleich sie schon lange Kerle bis fast an die Decke heran waren und breit gewachsen, wie Birnbäume auf den Feldrainen, aber sie gehorchten der Mutter, wie Halbwüchsige, weil sie sie mit eiserner Hand an den Schöpfen hielt, und wenn es nötig war, ihnen selbst mal über die Sitzgegend fuhr und nach den Zotteln langte oder Maulschellen austeilte; aber Gehorsam und Achtung, das mußte sein.
Sie gingen nach der Schenke.
Es war schon dunkle Nacht, daß man keine Hand vor Augen sah, wie gewöhnlich in der Herbstregenzeit. Der Wind ging oben in den Lüften und schlug auf die Kronen der Bäume ein, daß sie sich schüttelten und aufrauschend auf die Zäune legten; der Weiher brauste und warf sich so hin und her, daß zu Gischt zerstobene Spritzer auf die Mitte des Weges flogen und nicht selten den Gehenden ins Gesicht peitschten.
Die Schenke war auch nicht sehr hell, der Wind blies durch eine kleine eingedrückte Scheibe und ließ das Lämpchen, das an einer Schnur über dem Schenktisch hing, hin und her schaukeln, wie eine goldene Blume.
Boryna stürzte ihnen entgegen, um sie zu begrüßen und umarmte und küßte sie mit plötzlicher Wärme, da er merkte, daß Jagusch schon so gut wie sein war.
»Und Herr Jesus sagte: nimm dir armes Erdenwurm ein Frauenzimmer, damit dir armseligem Tropf die Zeit nicht über werde dahiero. Amen!« lallte Ambrosius, der schon über eine Stunde getrunken hatte und nun natürlich mit der Zunge und auf den Beinen nicht sicher war.
Der Jude stellte also gleich Arrak, süßen Schnaps und Essenz auf die Tonbank, dazu Heringe, einen Safrankuchen und irgendwelche seltsame Brezelchen mit Mohn.
»Eßt, trinkt, liebe Leute, leibliche Brüder, treue Christenmenschen!« forderte Ambrosius auf. »Ich hatte auch mal eine Frau, nur ich weiß schon gar nicht mehr wo ... in Frankreich glaub' ich ... nein, in Italien war es, nein ... jetzt aber bin ich eine alleinstehende Waise ... Ich sag' euch, rief da mal der Korporal: Schließt euch zusammen!«
»Trinkt mal, Leute! Fangt an, Peter,« unterbrach ihn Boryna, der für einen ganzen Silberling Karamelbonbons brachte und sie Jagna in die Faust drückte. »Da, Jagusch, fein süß sind sie, da.«
»Hale ... ihr macht euch Schaden ...,« zierte sie sich.
»Fürcht' dich nicht ... ich kann's mir leisten, du wirst selbst sehen ... da ... für dich würd' ich selbst Vogelmilch finden ... du wirst schon bei mir nichts auszustehen haben ...« ... und er fing an, sie um die Taille zu fassen und sie zum Essen und Trinken aufzufordern. Jagna nahm alles ruhig, kalt und gleichgültig an, als ob es nicht ihre Verlobung heute wäre. Nur an eines hatte sie gedacht, ob der Alte wohl die Korallenschnüre, von denen er auf dem Jahrmarkt gesprochen hatte, noch vor der Hochzeit hergeben würde.
Sie fingen an, die Gläser dicht hintereinander zu leeren, Arrak und Süßen umschichtig, und alle sprachen auf einmal, selbst die Dominikbauerin hatte sich einen Ordentlichen angetrunken, und nu mal schlankweg allerhand Verschiedenes auseinandergesetzt und losgeredet, so daß der Schulze sich wunderte, was für eine kluge Frau sie doch wäre.
Auch die Söhne hatten einen Festen sitzen, denn Ambrosius und der Schulze tranken ihnen häufig zu und forderten sie auf.
»Trinkt, Jungen, ist doch Jagnas Versprechung, trinkt ...«
»Wir wissen, wir wissen,« antworteten sie zugleich und wollten Ambrosius die Hand küssen. Schließlich zog die Dominikbäuerin Boryna nach dem Fenster beiseite und sagte ohne Umschweife:
»Sie ist euer/die Jagusch, Matheus, euer.«
»Gott lohn's euch für die Tochter, Mutter.« Er griff sie um den Hals und küßte sie.
»Ihr habt doch versprochen, eine Verschreibung zu machen, was?«
»Verschreibung! Wozu Verschreibung, was mein ist, das ist auch ihres ...«
»Hale, damit sie doch ein mutiges Auge hat vor den Stiefkindern, daß sie sie nicht beschimpfen!«
»Die sollen sich bloß hüten! Alles ist mein, da ist es auch der Jagusch ihr eigen.«
»Gott bezahl's euch, aber merkt zu, etwas älter seid ihr doch, und jeder ist doch sterblich, denn
Der Tod wählt nicht lang,
Nimmt hier einen Menschen/da ein Lamm
Und morgen/bist selbst du nicht geborgen.«
»Noch bin ich rüstig, an die zwanzig Jahr halt' ich noch aus, fürchtet euch nicht!«
»Den Fürchtenicht haben die Wölfe gefressen.«
»Ich freu' mich so, sagt, was ihr möchtet! Soll ich euch die drei Morgen neben Lucas seinen abschreiben?«
»'ne Fliege ist dem Hund noch recht, wenn er hungrig ist/ wir sind nicht hungrig. Jagusch fallen vom Vater her fünf Morgen zu und wohl ein Morgen Wald ... verschreibt ihr auch sechs Morgen; die sechs Morgen am Weg, wo ihr dieses Jahr Kartoffeln hattet.«
»Mein bestes Feld!«
»Ist vielleicht die Jagusch ein Ausschuß und nicht die Beste im Dorf!«
»Natürlich, das ist sie, darum Hab' ich ja auch die Brautbitter geschickt; aber, mein Gott, sechs Morgen, das ist ein mächtiges Stück Land, eine ganze Wirtschaft. Was würden die Kinder dazu sagen!« Er fing an, sich auf dem Kopf zu kratzen, denn es hatte ihn ganz schmerzhaft gepackt; wie denn auch, so viel von der besten Erde herzugeben!
»Ih du meine Güte, ihr seid doch auch klug, so leicht findet man keinen zweiten wie ihr, ihr müßt doch selbst begreifen, daß eine Verschreibung nur da ist, um das Mädchen sicherzustellen. Es wird euch doch euer Leben lang von diesem Boden keiner etwas abmessen und nehmen; und was Jagusch ihres ist, was ihr dem Recht nach vom Vater zukommt, da wird man gleich zum Frühjahr einen Dmeter bestellen und das ist dann schon euer, da könnt ihr schon säen ... Begreift ihr, daß es nicht euer Nachteil ist, und die sechs Morgen werdet ihr abschreiben.«
»Versteht sich, für Jagusch schreib' ich sie ab ...«
»Wann denn?«
»Kann auch morgen sein! Nein, Sonnabend bestellen wir das Aufgebot und fahren gleich nach der Stadt. Was da, einmal muß die Ziege sterben!«
»Jagusch, komm mal, Töchterchen, komm!« rief sie dem Mädchen zu, dem der Schulze etwas auseinandersetzte und sie dermaßen an die Tonbank drängte, daß sie aus vollem Halse lachte.
»Da verschreibt dir der Matheus die sechs Morgen am Weg,« sagte sie.
»Gott bezahl's euch,« murmelte sie, ihm die Hand hinstreckend.
»Trinkt mal Jagna von diesem Süßen zu ...«
Sie tranken aus, Matheus faßte sie um und war im Begriff, sie den Leuten vorzuführen, aber sie entglitt ihm und trat an die Brüder heran, mit denen Ambrosius reformierte und trank.
In der Schenke erhob sich ein immer größeres Stimmengewirr, und es wurde immer voller, denn dieser und jener, der die Stimmen drinnen horte, trat herein, um nachzusehen, und manch einer wiederum, um bei dieser Gelegenheit sich auf fremde Kosten einen zu leisten; selbst der blinde Bettler, der sich vom Hund führen ließ, fand sich ein und saß auf einer sichtbaren Stelle, horchte herum und betete ein ums andere Mal laut und vernehmlich, bis sie ihn merkten. Die Dominikbäuerin ging selbst zu ihm hin mit Schnaps und Essen und drückte ihm ein paar Kupfermünzen in die Faust.
Sie hatten sich einen Tüchtigen angetrunken, so daß schon alle durcheinander redeten, einander auf die Schultern klopften, sich umfaßten und küßten, und ein jeder war dem andern Bruder und Freund, wie gewöhnlich, wenn die Gläser dicht nacheinander folgen.
Nur der Jude machte sich leise zu schaffen und stellte immer neue Maße und Bierflaschen hin und schrieb mit Kreide an die Tür, was jeder spendierte.
Und Boryna war vor Freude wie benebelt, trank, traktierte, forderte auf, redete, wie man ihn selten reden gehört hatte und strebte in einen fort nach Jagusch hin, sprach verliebtes Zeug auf sie ein, strich ihr ums Mäulchen, und da es sich nicht schickte in aller Leute Gegenwart sie zu umhalsen und abzuküssen, obgleich es ihn mächtig danach gelüstete, so faßte er sie nur immer wieder um die Taille und zog sie in eine dunkle Ecke.
Die Dominikbäuerin hatte sich bald besonnen, daß es schon Zeit war, nach Hause zu gehen, und begann die Söhne zu rufen, sich bereit zu halten.
Schymek aber war schon regelrecht besoffen, so daß er auf die Reden der Mutter nur den Gurt zurechtrückte, mit der Faust auf den Tisch lostrommelte und schrie:
»Ein Hofbauer bin ich, hundsverdammt noch mal ... Wer Lust hat, der kann gehen ... Will ich trinken, dann werd' ich trinken ... Jude, Schnaps her!«
»Still, Schymek, still, sonst wird sie dich durchprügeln!« jammerte Jendschych mit weinerlicher Stimme, er war auch schon stark angetrunken, und hielt den Bruder am Kapottrock zurück.
»Nach Hause, Burschen, nach Hause!« zischte die Dominikbauerin drohend.
»Ein Hofbauer bin ich! Wenn ich bleiben will, dann bleib' ich und werde Schnaps trinken ... genug schon der mütterlichen Regiererei ... und will sie nicht ... dann schmeiß' ich 'raus, hundsverdammt noch mal ...«
Doch die Alte schlug ihn vor die Brust, daß es schallte; er kam ins Wanken und wurde nüchtern; Jendschych setzte ihm die Mütze auf und führte ihn hinaus. Die Luft hatte Schymek augenscheinlich wieder benebelt, denn kaum war er ein paar Schritte gegangen, torkelte er, klammerte sich an den Zaun und fing an zu schreien und zu skandalieren.
»Ein Hofbauer bin ich, hundsverdammt noch mal ... mein ist der Grund und Boden ... was mir paßt ... mache ich ... Branntwein trink' ich ... Jude, Arrak her ... und will sie nicht ... schmeiß' ich 'raus ...«
»Schymek! Um Gottes willen, Schymek, komm nach Hause, die Mutter kommt schon!« jammerte Jendschych, und weinte helle Tränen.
Bald darauf kam auch die Alte mit Jagna und nahm die Söhne mit, die sich inzwischen schon in die Haare gefahren waren und sich am Zaun im Schmutz herumprügelten.
In der Schenke wurde es, nachdem die Frauen gegangen waren, etwas stiller, die Leute gingen langsam auseinander, so daß nur Boryna mit den Brautbittern zurückblieb, außerdem noch Ambrosius und der Bettler, der nun auch mittrank.
Ambrosius war schon gar nicht mehr bei Besinnung, stand mitten in der Stube, sang und erzählte laut vor sich hin.
»Schwarz war er ... so schwarz wie ein Kochtopf ... er zielte auf mich ... aber kannst mich wo treffen ... das Bajonett hab' ich ihm in den Bauch gerannt ... 'rumgedreht hab' ich, daß es nur geknackt hat ... das war der erste! ... Wir stehen ... und stehen, da kommt der Kapitän angesetzt ... Jesus Christus! Der Kapitän selbst! ... Jungens ... sagt er ... Leute ... sagt er.
Schließt zusammen! ... Schließt zusammen! ...« schrie er mit einer gewaltigen Stimme, reckte sich kerzengerade und ging langsam zurück und der Holzfuß stieß auf/»trinkt mir zu, Peter, trinkt ... eine arme Waise bin ich ...« lallte er undeutlich von der Wand her, an der er lehnte; er wartete aber nicht mehr ab, sondern sprang gleich auf und ging hinaus /nur vom Weg aus drang seine heisere Stimme herüber, denn er hatte zu singen begonnen ...
In die Schankstube trat der Müller, ein gewaltiger Kerl in städtischer Kleidung, mit rotem Gesicht, weißhaarig und mit kleinen, flinken Äuglein!
»Die Hofbauern trinken sich einen! Ho, ho, der Schulze und der Schultheiß und Boryna! 'ne Hochzeit oder was!«
»Nichts anderes. Trinkt einen mit uns, Herr Müller, trinkt,« schlug Boryna vor.
»Wenn das so ist, kann ich euch eine Neuheit sagen, daß ihr mit einem Male nüchtern sein werdet!«
Sie starrten ihn mit geistesabwesenden Augen an.
»Nicht einmal eine Stunde ist es her, daß der Gutsherr den Hau in der Wolfsschlucht verkauft hat!«
»Dieser Gauner, hundsverflucht! ... Verkauft, unsern Wald verkauft!« schrie Boryna auf und schleuderte außer sich die erste beste Flasche zu Boden.
»Verkauft hat er! Das Recht ist auch für den Gutsherrn, und für jeden ist das Recht...,« lallte der völlig betrunkene Simeon.
»Das ist nicht wahr! Ich, der Schulze sag' es euch, daß es nicht wahr ist, dann glaubt's!«
»Verkauft kann er ihn haben, nur daß wir ihn nicht hergeben, so wahr ein Gott im Himmel ist, geben tun wir ihn nicht!« rief Boryna und hämmerte mit der Faust auf den Tisch ...
Der Müller ging davon, sie aber beratschlagten noch bis tief in die Nacht hinein und drohten nach dem Herrenhof hinüber.