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Sleefkamp, 20. Juni 19 ..
Der Knecht Onnen Tewes hat sich verjagt über meine Antwort und über mein Aussehen. Hat andern Tags zur Muhme gesagt: »Oberknecht Wien möt mol 'n Urlaub hebben. De is nich in de Reih. Un wat fangen wi an, wenn de Wien streikt?« Guter Onnen Tewes, der Wien streikt nicht, bis ihn der Herrgott auf den Schragen streckt. Und dann wird er wohl auch für 'n Ersatzmann sorgen.
Das hat nicht etwa die Muhme Kordula gesagt, sondern ich sage es jetzt in Gedanken hin an den besorgten Onnen Tewes. – Denn die Muhme Kordula ist ja so erschrocken gewesen über mich, daß sie schon Doktor Kraatz hat holen wollen. Genau wie ich es für sie tun wollte. – Aber die Amei hat für mich gestreikt. Als sie hinreiten sollte zum Arzt, weil man mich einfach überrumpeln wollte und kein Knecht in dieser hilden Zeit zur Verfügung stand, hat die zarte Amei gesagt: »Ich jedenfalls mach' mich nicht lächerlich für so ein Riesentier einen Doktor zu holen. Der Knecht denkt höchstens, ich wollt' ihn vergiften lassen.«
Es ist schade, daß die Deern keine Brasil raucht. Aus den Fugen ist sie. Faucht manchmal wie eine Meerkatze. – Weiß nicht, was sie hat. Ich leg' ihr nichts in den Weg. So ein schönes Mädchen, und sieht aus wie vierzehn Tage Regenwetter. Das haben wir nun auch. Mit der Heuernte ist es Essig.
Sleefkamp, 5. Juli 19 ..
Ich hätte ruhig weiter den »Fullianten füllen« können, denn unsere Wiesen, auf denen jetzt die Heuernte in vollem Gange sein sollt', ersaufen uns. Wie lagen die Schwaden so sauber und pünktlich da. Die Nachbarn sagen: »Der Wien Sleef nimmt 'n Zirkel mit, wenn er Gras mäht.«
Jetzt hat's ausgezirkelt. Wenn dreizehn Tag lang tausend Eimer Wasser über 'ne Wiese ausgeschüttet werden, dann liegt das Gras wie schwarze Klumpen da. Und wie war die Muhme Kordula so freudenvoll gewesen, als sie die hohe Grasblüte erschaut hatte. Hatte noch den weiten Weg munter am Handstock gemacht, ließ sich die Halme durch die Finger laufen: »Schaut her, Sleefkamper, wenn ihr Gottessegen sehen wollt.«
Mit dreihundert Zentnern auf unserer Hektarwiese hatten wir schon geliebäugelt. Jetzt geht's vor die Hunde. Kein Vieh rührt's an, ist nur noch als Streu gut, wenn's endlich trocken wird. Da hat wohl das liebe Vieh eine feine Nase für das, was man in seine Krippen legt, ob da süße Milch drin ist in reinen Gräsern, oder nur Halbgräser, oder gegorenes Heu. – Ein Städter weiß da nichts von. Der schleckt seine Kaffeesahne und die süße Butter und dreierlei Brotsorten, denkt aber nicht weiter wie bis über die Breitseite vom Frühbrotstisch. Und sollte doch vorher ein ehrlich Gebet heraufschicken, daß der Bauer und seine Arbeit gesegnet sein möcht' vom Himmel.