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Dierkhof, 3. September 19 ..

Das war eine schlechte Nacht, und mein Bräutigamsstand fing miserabel an. Ich hatte mir eigentlich die Muhme Kordula herüberholen lassen wollen vom Hannes. Mit einer bändergeschmückten Peitsche und einem Blumenstrauß am Schmitz. Was gehen mich die Leut' an, wenn sie sich wirklich die Verwundrungsmütze aufsetzen? Auf dem Dierkhof bin ich mein eigener Herr. Aber es kam nicht dazu. Tetje Bur preschte auf »Donner« zum Tierarzt. Als der kam, lag mein schönes Tier schon in Krämpfen. Hatte die Fallsucht. Und die Anfälle kamen so rasch aufeinander. Hannes hatte einen neuen Pferdeknecht angenommen, der hatte das von ihm heißgerittene Tier nicht erst herumgeführt, hatte es gleich abgeschirrt, weil er zum Tanz wollte. Hatte es rasch saufen lassen, anstatt ihm aufs Wasser Heu zu streuen. Was soll ich auf den blöden Burschen schimpfen? Im ersten Zorn hab' ich ihn fortgejagt, und doch hätt' ich mich selbst verjagen sollen. Freilich war der Kerl dazu angenommen, daß er das wertvolle Tier abhalfterte. Nichts war geschehen, Sattelgurt nicht gelüftet, Schweif nicht aus dem Riemen genommen. – Und ich, der Herr vom Dierkhof und Oberknecht zugleich war mit Hochzeitsgedanken über die Heide gegangen ...

»Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes, aber das Herz des Gottlosen ist unbarmherzig.« Daß du dir das sagen mußt, Wien. Ich tat die letzte Barmherzigkeit meiner »Doria« an – ich schoß sie tot. Sie hatte sich beim Aufschlagen den Fuß gebrochen.

Dann strafte ich mich, indem ich die ganze Nacht wach blieb und arbeitete und zwischendurch den Vater meiner Amei mit heißen Kruken versah. – Ließ auch anderntags nicht die gute, trostreiche Muhme Kordula holen. Blieb auch der Amei fern. – Aber heute lasse ich sie herholen mit dem Großche, der mütterlichen Muhme, und heute noch will ich »Brüjam« heißen ... Herrgott droben, gib deinen Segen zu dem Tun von Wien Sleef, deinem Knecht!


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