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Einundzwanzigstes Capitel.


Wir verlassen das Packeis. – Wir passiren die Linie keiner Declination. – Lage des magnetischen Pols. – Wir erreichen den Südpolarkreis. – Meerestiefe. – Wir erreichen zwischen Bellinghausen's und Weddell's Curs die Breite von 71° 30'. – Sturm am Rande des Packeises. – Der grosse Komet. – Wir passiren den Südpolarkreis. – Bouvetinsel. – Letzter Eisberg. – Kreis der mittleren Temperatur des südlichen Oceans. – Ankunft in Simonsbucht. – Landung auf St. Helena und Ascension. – Kein Grund mit 4600 Faden. – Ankunft in Rio. – Wir passiren den magnetischen Aequator. – Atmosphärischer Druck in der südlichen Hemisphäre. – Ankunft in England.


Wir waren jetzt in der Jahreszeit, wo wir, wollten wir nicht mit den Schiffen im Eise festfrieren, jeden Versuch, durch dasselbe zu dringen, aufgeben mussten, zumal unter den gegenwärtigen ungünstigen Umständen; sobald sich der Sturm legte und andere Verhältnisse sich passlich zeigten, bahnten wir uns langsam einen Weg nach dem offenen Wasser, welches der Himmel in nicht allzugrosser Entfernung gegen Osten anzeigte. Dennoch erreichten wir es erst nach einigen Tagen beschwerlicher Arbeit, da der dicke Nebel und das Schneegestöber uns oft die besten Canäle durch das Eis nicht entdecken liessen.

Den 4. Februar um 6 Uhr Nachmittags, in 64° 0' südl. Br. und 54° 0' westl. L., traten wir aus dem Packeis, gegen welches wir fast sechs Wochen lang vergeblich gekämpft hatten, und waren herzlich froh, wieder von den langen Wellen, der Nachwirkung des letzten Sturmes, von dannen getragen zu werden. Vor Mitternacht kamen wir an vielen grossen Eisschollen vorüber, aber nach dieser Zeit befanden wir uns in vollkommen freiem Wasser, mit Ausnahme einiger kleinen Eisberge.

Wir beabsichtigten jetzt, den Saum des Packeises in östlicher Richtung zu verfolgen, in der Hoffnung, dass, wenn wir den Meridian von 40° erreichten, auf welchem Weddell so weit südlich vorgedrungen war, wir das Meer so frei finden würden, dass wir in eine noch höhere Breite gelangen könnten; aber bei fortdauerndem Nebel und scharfem Ostwinde konnten wir nur geringe Fortschritte machen, indem wir windwärts Iavirten. Die treibenden Schollen am Rande des Packeises benachrichtigten uns stets rechtzeitig von seiner Nähe, und die Temperatur des Meeres war ebenfalls ein sicherer Führer.

Am 6. Februar Nachmittags befanden wir uns unter 63° 46' südl. Breite und 52° 37' westl. Länge und fanden um 1 Uhr Grund in 480 Faden mit feinem grünem Sand. Die Vögel waren von denselben Arten, wie wir sie sonst am Rande des Packeises gefunden; die Robben waren häufig und eine, die ich. erlegte, war zwölf Fuss zwei Zoll lang und wog 1145 Pfund.

Mehrere Tage lang fuhren wir fort, am Rande des Packeises hin zu steuern, und machten häufige, aber vergebliche Versuche, durch seine Masse nach Süden vorzudringen. Mittags den 11. Febr. befanden wir uns unter 64° 37' südl. Br. und 45° 39' westl. Länge; am 14. passirten wir unter 65° 13' südl. Breite Weddell's Route, aber unter ganz andern Umständen! Er befand sich in offener See, während wir nichts vor uns sahen als eine dichte, undurchdringliche Eismasse; und da Admiral D'Urville nicht einmal den 64. Grad erreichen konnte, muss Weddell von einem ungewöhnlich guten Sommer begünstigt worden sein, und wir müssen uns Glück wünschen, dass ein so wackerer und kühner Seemann an Ort und Stelle war, um die Gelegenheit zu benutzen.

Am 22. Febr. passirten wir die Linie keiner Declination unter 61° 30' südl. Breite und ungefähr 22° 30' westl. L., wo die Grösse der Inclination, 57° 40', unsere frühere Bestimmung über die Lage des magnetischen Poles ziemlich bestätigte; da der Kreis gleicher Inclination durch Neuseeland geht und der Pol gerade halbwegs zwischen uns und diesem Lande lag, so scheint meine frühere Vermuthung, dass es blos einen Pol des Verticalstandes, nicht weit von der von Gauss berechneten Stelle, gebe, genügende Bestätigung gefunden zu haben. Wir fanden mit 750 Faden noch keinen Grund; die Temperatur in dieser Tiefe war 39°,2, die der Oberfläche 32°; die Strömung lief N. 60° O., mit einer Schnelligkeit von 10 Meilen den Tag.

Am 26. wehte es stark aus Nordosten mit hochgehender See und dickem Nebel, wir mussten uns deshalb von dem auf unsrer Leeseite liegenden Packeis, das sich mehr nach Südosten zog, entfernen. Den ganzen übrigen Tag war das Schneegestöber so dicht, dass wir keine halbe Meile weit sehen konnten und uns alle Mühe geben mussten, damit die Schiffe nicht auseinander kämen, hauptsächlich kurz vor Dunkelwerden unter einer Gruppe von Eisbergen. Später hatten wir zwischen dem Schneegestöber grosse Zwischenräume von hellerem Wetter, und auch das Polarlicht, das sich in einzelnen Flecken von Südwest nach Südost zeigte, leuchtete uns auf unserm Wege.

Mit Tagesanbruch setzten wir alle Segel bei, um das offene Meer, das wir jetzt vor uns sahen, zu benutzen. Das Packeis hatte eine südliche Richtung genommen und war nicht mehr zu erblicken; wir schmeichelten uns schon mit der Hoffnung, sein Ende gegen Osten erreicht zu haben. Südöstlich steuernd, passirten wir am 28. Febr. unter 7° westl. Länge den 66. Breitengrad, als der Wind nach Südost umsprang, und da wir jetzt nicht mehr hundert Meilen von dem Curs waren, auf welchem Bellinghausen im Jan. 1820 69¾° südl. Breite erreicht hatte, und zwischen unsern Cursen kein bedeutendes Land liegen konnte, so hielt ich es für Zeitverschwendung, selbst wenn es der Jahreszeit nach noch nicht zu spät sei, in dieser Breite vorzudringen; ich beschloss, lieber die wenigen mir noch übrigen Tage der guten Jahreszeit zur Erforschung des Meeres zwischen denjenigen Meridianen zu verwenden, auf welchen es mir gelungen war weiter südlich als meine Vorgänger zu kommen. Wir wendeten daher um 3 Uhr Nachmittags und steuerten südwestlich. Ein dicker Nebel umgab uns für den Rest des Tages und den grössten Theil der Nacht, während welcher wir nur einiges Treibeis und keine Eisberge sahen. Dies gab uns den Muth, Segel beizusetzen, ein ziemlich gefährliches Vornehmen, das nur von der Nothwendigkeit rasch vorwärts zu kommen entschuldigt werden konnte; der Morgen brach auch an, ohne dass wir Gelegenheit gefunden hätten unsere Kühnheit zu bereuen.

Zwischen 2 und 3 Uhr früh (3. [1.] März) passirten wir den Südpolarkreis, nur drei Tage eher als wir ihn in frühern Jahren auf der Rückreise erreicht hatten. Wir suchten vergebens mit 400 Faden Grund zu finden, und die See ging so hoch, dass unsere Versuche über die Meerestemperatur fehlschlugen. Im Laufe des Tages sahen wir verschiedene Wallfische, russfarbige Albatros, Captauben, blaue und einige weisse Sturmvögel. Das Meer hatte seine schöne blaue Farbe in ein helles Olivenbraun verwandelt und nur ein paar Eisberge und einiges Treibeis liessen sich bemerken. Die Nacht war wunderschön und die Sterne schienen mit grossem Glanze, ein Anblick, den wir seit langer Zeit entbehrt hatten, denn den ganzen vergangenen Monat war der Himmel fast beständig von Nebel und Schnee verdunkelt gewesen, und wir hatten nur drei Tage ohne Schneegestöber gehabt.

Die Nacht war schön gewesen, aber der Morgen brach noch herrlicher an; die Sonne stieg klar und hell am Horizont empor; und wie der Tag vorrückte, machten ihre Strahlen, so schwach sie wegen ihrer schiefen Richtung waren, einen belebenden Eindruck auf uns Alle, die wir ihr unumwölktes Antlitz seit fast sechs Wochen nicht erblickt hatten. Ich erhielt endlich die längsterwünschte Gelegenheit, aktinometrische Beobachtungen anzustellen, und mit Beihülfe des Commandeurs Bird erlangte ich mit jedem der beiden Instrumente zwei Reihen Experimente, durch welche die absolute Erwärmungskraft der Sonnenstrahlen in diesen Breiten genau bestimmt werden kann.

Mittags (2. März) befanden wir uns unter 68° 14' südl. Breite und 12° 20' westl. Länge; die Inclination der Magnetnadel war 63° 28' südlich, die Declination 6° 3' westlich. Wir fuhren an zahlreichen Trümmern von Eisbergen vorüber, mit deren Hülfe wir unsere fast leeren Wasserbehälter hätten füllen können, aber die See ging trotz des leichten Windes so hoch, dass wir nicht wagen durften, die Boote auszusetzen.

Um 3 Uhr Nachmittags stiegen Wolken langsam im Osten empor und erfüllten den blauen Himmel bis auf einen Raum von ungefähr 20 Grad, in welchem die Sonne prächtiger noch als sie sich erhoben unterging.

Leichte veränderliche Winde, die den ganzen Abend herrschten, hielten uns sehr auf zu einer Zeit, wo uns jede Stunde von Wichtigkeit war. Allmälig verdunkelte sich der Himmel mit dichten Schneewolken, und sein drohendes Aussehen gegen NO. liess uns einen Sturm erwarten, der aber glücklicherweise ausblieb. Nach einem leichten Südwestwind, der die Wolken zerstreute, trat vollkommene Stille ein; und da auch die See nicht mehr so hoch ging, setzten wir die Boote aus, um das Senkblei auszuwerfen. Da wir in andern Theilen des antarktischen Meeres stets in weniger als 2000 Faden Grund gefunden, hatten wir leider nur eine Leine von 4000 Faden, mit welcher wir diesmal den Meeresboden nicht erreichten. Die Temperatur in 1050 Faden Tiefe war 39°,5; in 900 Faden 39°; in 750 Faden 39°,4; in 600 Faden 38°,7; in 300 Faden 35°,5; in 150 Faden 33°. auf der Oberfläche 30°,8. Die specifische Schwere des Wassers in 150 und 600 Faden war 1,0283 bei 38°; und auf der Oberfläche 1,0278 bei 32°. Die Strömung lief nach SW. 7 Meilen täglich. Wir befanden uns unter 68° 31' südl. Br. und 12° 49' westl. Länge.

Die grosse Tiefe des Meeres befreite uns von jeder Furcht vom Land aufgehalten zu werden, und flösste uns zugleich die Hoffnung ein, noch weit nach Süden offenes Meer zu finden, denn Davis bemerkt ganz richtig: die tiefe See friert nicht Die Ursache dieser Erscheinung zeigte sich uns jetzt in dem beständigen Zuströmen von Wärme von unten, obgleich wir bereits in der Jahreszeit waren, wo frühere Erfahrungen uns glauben liessen, die höheren südlichen Breiten dem Menschen versperrt zu finden.

Ein leichter Westwind erhob sich um 4½ Uhr Nachmittags und wurde vor Mitternacht zu einer nordwestlichen Brise, die uns in Stand setzte, mit allen Segeln südwestlich zu steuern; der Himmel war bedeckt, aber wir konnten fünf bis sechs Meilen weit sehen als der Tag anbrach. Nachmittags wurde das Wetter klarer und die Sonne brach durch die Wolken. Um 6 Uhr Nachmittags passirten wir die höchste von Bellinghausen erreichte Breite zwischen seinem und Weddell's Curs und um 9 Uhr Abends den 70. Breitengrad. Wir hatten vielen Schnee und erblickten viele Eisberge; auch der weisse Sturmvogel zeigte sich häufig, ein sicherer Verkünder der Nähe des Packeises; da aber die Nacht hell und das Meer ruhig war, setzten wir unsern Weg unter allen Segeln fort

Der Morgen des 5. März brach mit Schneegestöber und dunstigem Wetter an, und um 8½ Uhr früh sahen wir, mit allen Leesegeln fahrend, das Hauptpack vor uns. Wir zogen sogleich Segel ein und änderten unsern Curs, indem wir erst südlich und dann südöstlich steuerten. Mittags unter 71° 10' südl. Breite und 15° 47' westl. Länge segelten wir durch zahlreiche Eisschollen am Rande des Packeises, das sich jetzt von Osten durch Süden nach WNW. zog, so dass wir ohne hineinzufahren nicht weiter nach Süden vordringen konnten. Da der äussere Rand von der Mastspitze aus gesehen sehr offen zu sein schien, drangen wir mit den Schiffen so tief ein als es die Klugheit erlaubte; und als wir um vier Uhr etwa 27 Meilen weit gefahren waren, wurde es so dicht und die wenigen Wasserlöcher zeigten sich so stark mit neugebildetem Eis bedeckt, dass wir dicht beim Winde segelnd versuchen mussten wieder herauszukommen, was uns ziemlich schwer wurde, denn der Wind nahm bedeutend zu und wehte gerade auf das Packeis zu. Unser südlichster Punkt war unter 71° 30' südl. Breite und 14° 51' westl. Länge; wir warfen hier ein Fass mit einem von mir und sämmtlichen Offizieren unterzeichneten Bericht über diese Thatsache ins Meer.

Das schnelle Sinken des Barometers kündigte uns einen nahen Sturm an; und da wir das Packeis auf der Leeseite hatten, mussten wir alle Segel beisetzen, um so bald als möglich Seeraum zu gewinnen. Die Jahreszeit war schon zu weit vorgerückt, um eine Fortsetzung unsrer Fahrt in dieser Richtung zu gestatten, ich setzte daher durch Signale den Terror von meinem Entschluss in Kenntniss, uns nach dem Cap der guten Hoffnung zu begeben; mit aufgehissten Flaggen traten wir unsere Rückreise an und erreichten vor Dunkelwerden offenes Wasser. Hier wehte der Sturm in heftigen Böen, begleitet von beständigem Schnee; wir mussten die ganze Nacht hindurch mit allen Segeln fahren, so gefährlich dies auch unter den zahlreichen Eisbergen, die uns umringten, war. Trotzdem waren wir kaum im Stande unsern Platz zu behaupten, denn mit Tagesanbruch (6. März) erblickten wir das Packeis durch den Dunst und das Schneegestöber kaum eine Viertelmeile von uns unter dem Winde. Wir wendeten sogleich nach Osten; da der Sturm zunahm und die See ausserordentlich hoch ging, versuchten wir mit dreirachgerefften Mars- und gerefften Hauptsegeln von der gefährlichen Eisküste abzukommen; aber Abends zeigte sich das Packeis wieder vor uns und auf unserer Leeseite, ein Beweis dass wir uns in einer tiefen Bucht desselben befanden. Zum Glück trieb der Sturm das Packeis ziemlich mit derselben Schnelligkeit vor sich her, mit welcher wir uns ihm näherten. Wir wendeten abermals und steuerten unter allen Segeln, welche die Schiffe tragen konnten, nach Osten; unsere Masten, obgleich besonders gestützt, wankten bei jeder Sturzsee, die sich über dem Schiffe brach; Takelage und Verdeck waren mit einer Eisrinde überzogen, welche das Handhaben der Taue sehr erschwerte, während die grosse Finsterniss der Nacht uns in der beständigen Furcht erhielt, mit einem der Eisberge, die oft plötzlich vor uns aus dem Dunkel emporstiegen, zusammenzustossen.

Während dieser schrecklichen Nacht und den ganzen folgenden Tag liess sich nicht die mindeste Abnahme des Sturmes bemerken; nur darin wurde er uns etwas günstiger, dass er sich mehr nach Osten drehte; aber bald nach Dunkelwerden, als wir uns schon auf eine zweite sorgenvolle Nacht gefasst gemacht hatten, legte er sich plötzlich, und um Mitternacht stellte sich ein leichter Westwind ein. Diesem folgte eine Windstille von sechsstündiger Dauer, nach welcher sich der Nordostwind mit der vorigen Wuth erhob; aber unsere Beobachtungen zeigten uns, dass wir etwas vorwärts gekommen waren, und wir hatten nicht länger zu fürchten gegen das Packeis getrieben zu werden. Unsere einzige Schwierigkeit war jetzt den Eisbergen auszuweichen, die wir oft in bedrohlicher Nähe hatten; die Sturzsee, welche sich an der senkrechten Seite eines dieser Eisberge brach, fiel auf unser Verdeck. Capitain Crozier und seine Offiziere können wegen der Geschicklichkeit, mit welcher sie den Terror während dieser wüthenden Stürme leiteten, nicht genug gerühmt werden; und die Thätigkeit, Wachsamkeit und der kaltblütige Muth, welche Commandeur Bird und alle meine Reisegefährten an den Tag legten, verdienen meine höchste Bewunderung.

Den 9. März mit Tagesanbruch hatte der Wind nach OSO. umgesetzt, aber die von dem NO.-Sturm verursachte starke Deining liess uns keine grossen Fortschritte machen. Mittags waren wir unter 69° 38' südl. Br., 15° 43' westl. L.

Diesen ganzen Tag und die Nacht hindurch wüthete der Sturm fort, und wir schwebten in der beständigen Besorgniss mit einem Eisberg zusammenzustossen; es wird uns stets eine Veranlassung zum Erstaunen und zur Dankbarkeit bleiben, dass wir vor diesem Schicksal bewahrt wurden.

Mit Anbruch des nächsten Tages setzten wir alle Segel bei und fahren nach Nordosten. Der Wind legte sich gegen Mittag und das jetzt eintretende schöne Wetter war uns nach der unter beständigen Nebeln und Stürmen verbrachten Woche ein wahrer Genuss.

Um 9 Uhr Abends zeigte sich ein merkwürdiger Lichtstreifen zwischen zwei dunkeln Wolken; wir hielten ihn erst für einen feststehenden Strahl des Südpolarlichtes, da wir ihn aber auch die folgenden Nächte noch an derselben Stelle erblickten, so vermutheten wir zuletzt, dass es der Schweif eines Kometen sei, was auch wirklich der Fall war. Einige Tage später wurde er am Cap, auf St. Helena und Barbadoes entdeckt, den 17. März zeigte er sich aber erst in Europa, wo Sir John Herschel die erste Nachricht von demselben gab und ihn als »einen Kometen von ungeheurer Grösse, der eben in unser System tritt und jetzt nicht weit von seinem Perihelium ist,« beschrieb.

Den 11. März um 6½ Uhr früh passirten wir den Südpolarkreis zum letzten Male unter 13° 30' westl. L. und befanden uns Mittags unter 65° 56' südl. Br. und 13° 36' westl. L., so dass wir seit gestern Mittag 136 Meilen zurückgelegt hatten.

Da wir nahe an der schon oft vergeblich gesuchten Bouvet-Insel vorbeikommen mussten, richteten wir unsern Curs so ein, dass wir ihre Breite etwa zehn Grad westlich von ihr erreichten, um dann auf ihrem Parallel östlich zu steuern und ihre Lage mit einiger Genauigkeit zu bestimmen. Wir hatten mehrere Stürme aus SW. und trafen viele Eisberge, weshalb wir während der langen und dunkeln Nächte dieser späten Jahreszeit nur mit wenigen Segeln fahren konnten.

Am 19. um 6 Uhr Abends, als wir die Breite der Bouvetinsel, 54° 21' südl., erreicht hatten und nur noch 300 Meilen westlich von ihr entfernt waren, fuhren wir gerade nach Osten. Da die Eisberge viel seltener geworden und das Wetter schön und klar war, setzten wir die Nacht hindurch unsern Weg unter allen Segeln fort.

Am 21. März um 8 Uhr Abends befanden wir uns unter 54° 8' südl. Br. und 4° 36' westl. L., also nur 56 Meilen von der Stelle, wo die Admiralitätskarte die Bouvetinsel angiebt. Wir legten daher bei hochgehender See und von vielen Eisbergen umgeben unter dichtgerefftem grossem Marssegel während der Nacht bei. Alle zwei Stunden warfen wir das Senkblei aus, ohne mit 400 Faden Grund zu finden.

Mit Tagesanbruch gingen wir wieder vor einem sturmartigen Winde und bei einer bergehoch gehenden See unter Segel, das Wetter war jedoch hell und wir konnten die Eisberge drei oder vier Seemeilen weit sehen. Mittags befanden wir uns unter 54° 11' südl. Br., 6° östl. L., und wir hätten deshalb die Bouvetinsel in einer Entfernung von neun Meilen gegen S. 55° O. sehen sollen. Wir fuhren in dieser Richtung zwölf Meilen weit, ohne etwas von ihr zu gewahren, und wendeten uns dann wieder östlich, um in ihrer angeblichen Breite zu bleiben. Nach einer Fahrt von 40 Meilen erreichten wir die Stelle, von wo aus Cook sie nach Osten suchte, und da es jetzt dunkel wurde, gab ich den Versuch sie zu finden auf. Ich glaubte anfangs, Bouvet habe einen Eisberg für eine Insel gehalten, habe aber nach meiner Rückkehr nach England von Mr. C. Enderby erfahren, dass mehrere seiner Schiffe in jener Gegend wirklich einige kleine Inseln besucht und mehrere Robben daselbst erlegt haben.

Wir hatten auf unserer Fahrt nach dem Cap fortdauernd stürmisches Wetter und trafen auf zahlreiche Eisberge, bis wir Mittags den 25. März unter 47° 40' südl. Br. und 10° 51' östl. Länge den letzten Eisberg erblickten.

Am 27. unter 43° 52, südl. Br., 13° 23' östl. L. war die Temperatur des Meeres in 600 Faden Tiefe 39°,5; in 450 Fad. 39°,8; in 300 Fad. 40°3; in 150 Fad. 44°, und auf der Oberfläche 47°,5. Wir befanden uns daher schon weit nördlich von der Linie, wo die Temperatur des Meeres durch seine ganze Tiefe sich gleich bleibt, und mussten sie ungefähr unter 52° südl. Br. und 9° östl. L. passirt haben. Ich bedauerte lebhaft, dass das stürmische Wetter uns nicht gestattete in dieser Gegend Beobachtungen vorzunehmen.

Wir hatten diese Linie vorher an sechs verschiedenen Punkten passirt, nämlich:

 

  Datum Breite Länge
1840 21. Dec. 57° 52' südl. 170° 30' östl.
1841 30. März 55° 9' 132° 20'
13. Dec. 55° 18' 149° 20' westl.
1842 23. März 58° 36' 104° 40'
16. Sept. 54° 41'  55° 12'
20. Dec. 55° 48'  54° 40'

 

Mittlere Breite 56° 14' südl. oder, wenn wir die letzten beiden Punkte als einen rechnen, 56° 26'.

Es ist daher klar, dass ungefähr in diesem Breitenparallel ein Gürtel oder eine Linie um die Erde geht, wo die mittlere Temperatur des Meeres durch seine ganze Tiefe herrscht, und zwischen den beiden grossen thermischen Bassins des Oceans eine Grenze oder einen gewissermaassen neutralen Boden bildet. Nördlich von dieser Linie ist das Meer wärmer als seine mittlere Temperatur, in Folge der Wärme der Sonne, die es absorbirt und die seine Temperatur in je nach der Breite verschiedenen Tiefen steigen macht. So befindet sich die Linie der mittlern Temperatur von 39°,5 unter dem 45° südl. Breitengrad in einer Tiefe von 600 Faden; und unter dem Aequator und zwischen den Wendekreisen ist der äusserste Punkt, wo die Sonne noch Einfluss hat, in einer Tiefe von 1200 Faden zu suchen; unter diesem Punkte behält das Meer seine mittlere Temperatur von 39°,5, während die der Oberfläche ungefähr 78° ist

Ebenso finden wir südlich von der Linie der mittleren Temperatur, dass in der Abwesenheit eines ähnlichen Wärmezuflusses von der Sonne die Wärmeausstrahlung des Meeres in die Luft es kälter macht, je weiter wir nach Süden vorrücken; in der Nähe des 70. Breitengrades ist die Linie der mittlern Temperatur in einer Tiefe von 750 Faden zu suchen; tiefer bleibt die Temperatur sich immer gleich, nämlich 39°,5, während sie auf der Oberfläche nur 30° ist.

Diese Linie der mittlern Temperatur des südlichen Oceans ist ein feststehendes Maass, welches, wenn es mit grösster Genauigkeit bestimmt würde, den Physikern späterer Jahrhunderte Mittel geben könnte, zu erfahren, ob und in welchem Maasse unsere Erde in dieser Zwischenzeit eine Temperaturveränderung erlitten hätte. Ausserdem nöthigen uns diese Beobachtungen zu dem Schlusse, dass die innere Wärme der Erde keinen Einfluss auf die Temperatur des Oceans haben kann, da sonst keine Stelle vorhanden sein könnte, wo sie von der Oberfläche bis in die grossen Tiefen, die wir untersucht haben, gleichmassig ist: eine neue und höchst wichtige Thatsache der physikalischen Geographie.

Wir hatten günstigen Wind und schönes Wetter bis zum 4. April, wo um 6 Uhr 20 Minuten früh von der Mastspitze Land erblickt wurde, und Mittags befanden wir uns dicht bei der Capspitze. Der Wind wehte frisch und mit heftigen Böen gerade aus der Simonsbucht, so dass wir laviren mussten und erst 7½ Uhr Abends neben dem Winchester, dem Flaggenschiff des Gegenadmirals Joscelin Percy, Anker werfen konnten.

Capitain Crozier und ich machten dem Commandeur en Chef sogleich unsere Aufwartung; wir wurden von ihm auf das freundlichste empfangen. Ich hatte die Freude ihm zur Nachricht für die Lordcommissaire der Admiralität rapportiren zu können, dass die Expedition zum dritten Mal von ihrer beschwerlichen Reise zurückgekehrt war, ohne einen einzigen Mann auf der Krankenliste zu haben.

Das Ausbessern der Schiffe, die Wiederholung unserer magnetischen Experimente und die Vergleichung unserer Instrumente mit denen des permanenten magnetischen Observatoriums gaben uns hinlängliche Beschäftigung bis zu Ende des Monats. Während dieser ganzen Zeit erhielten wir nicht nur von dem Commandeur en Chef jeden Beistand zur Beschleunigung unserer Operationen, sondern hatten uns auch von ihm und seiner Familie der grössten Aufmerksamkeit und freundlichsten Aufnahme zu erfreuen.

Am 30. April lichteten wir wieder die Anker und liessen uns, da Windstille war, aus der Simonsbucht bugsiren. Um 10 Uhr erhob sich eine Brise aus NW.; Mittags umfuhren wir die Capspitze und steuerten mit vollen Segeln nach Westen.

Wir hatten jetzt den antarktischen Regionen den Rücken gewendet und unsere Heimreise angetreten, obgleich wir noch, um magnetische Beobachtungen anzustellen, nach Rio de Janeiro gehen und unterwegs auf St. Helena und Ascension landen mussten.

Erstere Insel erreichten wir am 13. Mai und gingen, nachdem wir unsere magnetischen Instrumente verglichen hatten, am 20. nach Ascension unter Segel, wo wir am 25. eintrafen. Unsere magnetischen Experimente vor und nach dem Passiren des magnetischen Aequators sind von besonderem Interesse und werden mit unsern übrigen magnetischen Beobachtungen unter Aufsicht des Obersten Sabine veröffentlicht werden. Am 27. Mai gingen wir nach Rio de Janeiro unter Segel.

Die Temperatur der Luft wechselte in dieser Jahreszeit von 74° bis 83°, die der Meeresoberfläche von 75° auf 77°. Bemerkenswerth ist der gänzliche Mangel an Seevögeln hier und in allen andern von uns besuchten Tropengegenden, ausser wo kleine Inseln aus der Tiefe des Meeres emporsteigen und ihnen Rast- und Brüteplätze darbieten.

Am 3. Juli unter 15° 3' südl. Br. und 23° 14' westl. L. bei fast windstillem Wetter und sehr ruhiger See warfen wir das Senkblei aus, konnten aber mit 4600 Faden oder 27 600 Fuss keinen Grund finden. Dies ist die grösste Tiefe des Meeres, die bis jetzt mit Gewissheit festgestellt worden ist; wir haben aber Grund zu glauben, dass sie an vielen Stellen noch beträchtlicher ist. Die Temperatur in 1200 Faden war 39°,5; in 900 Faden 40°,3; auf der Oberfläche 77°.

Am 7. fuhren wir eine Meile weit vor der Insel Trinidad vorbei, konnten aber wegen der starken Brandung nicht landen. Am 18. Nachmittags gingen wir in dem schönen Hafen von Rio vor Anker. Wir bedauerten sehr, Commodore Purvis nicht anwesend zu finden; er war in Montevideo, wohin auch gegen seine ausdrücklichen Befehle unsere Briefe geschickt worden waren. Da wir sie vor Verlauf eines Monats nicht bekommen konnten und nicht so viel Zeit übrig hatten, beschloss ich gleich nach Beendigung unserer Beobachtungen nach England unter Segel zu gehen.

Wir fanden hier ein americanisches Geschwader unter dem Befehl des Commodore Shubrick, welchem Capitain Crozier und ich sogleich einen Besuch abstatteten und der uns sehr höflich empfing. Sie kamen von Montevideo, da ihnen die Politik ihrer Regierung nicht erlaubt hatte, an den von Commodore Purvis und der französischen Flotte ergriffenen energischen Maassregeln Theil zu nehmen.

Der englische Gesandte, Mr. Hamilton, leistete uns allen ihm möglichen Beistand, so dass wir schon am 25. Juni mit einer leichten NW. Brise absegeln konnten.

Commodore Shubrick schickte alle Boote der americanischen Flotte, um uns aus dem Hafen zu bugsiren; da aber die Brise rasch zunahm, konnten wir von seiner freundlichen Aufmerksamkeit keinen Gebrauch machen.

Begünstigt von südlichen Winden, die in dieser Jahreszeit selten sind, ging dieser Theil der Reise, der meistens wegen des Vorherrschens der östlichen und nordöstlichen Winde der langweiligste ist, schnell von statten, und am 1. Juli, unter 18° 23' südl. Br. und 31° 53' westl. L., erreichten wir die Region des südöstlichen Passats.

Den 3. Juli um 10 Uhr Abends passirten wir den magnetischen Aequator unter 13° 20' südl. Br. und 28° 11' westl. L.; aber der starke Passat mit heftigen Windstössen und Regen und die hochgehende See gestatteten uns nicht so viele Beobachtungen als wir gewünscht hätten anzustellen, und wir sahen uns ausser Stande, die Stelle, wo wir ihn passirten, mit derselben Genauigkeit zu bestimmen, wie auf unserer Reise südwärts.

Die Strömung, welche in der Nähe des Aequators sich mit einer Schnelligkeit von mehr als 20 Meilen täglich bewegt, führte uns so weit westlich, dass wir die Linie um 8 Uhr Abends (10. Juli) unter 25° 54' westl. L. passirten; und in Uebereinstimmung mit unsern früheren Beobachtungen lief die Strömung unter 2° nördl. Br. mit einer Schnelligkeit von mehr als 50 Meilen täglich.

Am 15. Juli erreichten wir die Region der veränderlichen Winde und hatten von dem gewöhnlichen unangenehmen Wetter zu leiden; zwischen 5½ und 6 Uhr früh fiel 1½ Zoll Regen, und ¼ Zoll in den zwei folgenden Stunden; seine Temperatur war 72°, die der Luft 76°, und am 16. zwischen 12 und 2 Uhr Nachmittags fielen wieder 2½ Zoll Regen.

Unsere barometrischen Experimente bewiesen, dass der atmosphärische Druck in der Nähe des Aequators viel geringer ist, als in der Nähe der Wendekreise, und südlich vom Wendekreis des Steinbocks, wo er am grössten ist, macht sich mit Zunahme der Breite eine allmälige Verminderung bemerklich, wie aus folgender Tabelle hervorgeht, die nach stündlichen Beobachtungen der Höhe der Quecksilbersäule zwischen dem 20. Nov. 1839 und dem 31. Juli 1843 zusammengestellt ist.

Der mittlere Druck und die Stärke der atmosphärischen Fluth unter jeder Breite sind wie folgt:

 

Breite. Druck. Fluth.  
Unter dem Aequator 29,974 0,047 auf dem Meere.
13° 0' südl. 30,016 0,060 "
22° 17' 30,085 0,053 "
34° 48' 30,023 0,052 Cap der guten Hoffnung und Sidney.
42° 53' 29,950 0,050 Van-Diemensland.
45° 0' 29,664 0,031 auf dem Meere.
49° 8' 29,469 0,040 Kerguelen- und Aucklands-Inseln.
51° 33' 29,497 0,032 Falklandsinseln.
54° 26' 29,347 0,022 auf dem Meere.
55° 52' 29,360 0,027 Cap Horn.
60° 0' 29,114 0,024 auf dem Meere.
66° 0' 29,078 0,016 "
74° 0' 29,928 0,016 "

 

Die obigen Resultate sind nach Breitengürteln geordnet und die auf dem Meer gemachten Beobachtungen von den im Hafen angestellten getrennt; dies veranlasst eine grössere anscheinende Unregelmässigkeit, als es der Fall sein würde, wenn sie in zwei Tabellen getheilt wären.

Man hat bis jetzt geglaubt, dass der mittlere Druck der Atmosphäre in Meereshöhe in allen Theilen der Erde fast gleich sei, da man keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Aequator und den höchsten nördlichen Breiten gefunden hat. Auf der Melville-Insel unter 74¾° war er 29,870; auf Igloolik unter 69° 29,770; auf der Winters-Insel unter 60° 11' 29,798. Die Ursache, warum der atmosphärische Druck in der südlichen Hemisphäre um so viel geringer ist als in der nördlichen, ist noch zu entdecken, und ich hoffe, dass die zahlreichen auf dem Erebus und Terror gemachten Beobachtungen zur Lösung dieser wichtigen Frage wesentlich beitragen werden.

Früh Morgens am 19. August erblickten wir die kleine Insel Corvo, und Mittags, als wir kaum eine Meile von der Küste entfernt waren, kamen zwei Boote an das Schiff, beladen mit Eiern, Fischen und Geflügel, die uns sehr gelegen kamen und die wir sogleich kauften.

Am 2. September um 5 Uhr 20 Minuten früh erblickten wir die Küste von England und ankerten auf der Rhede von Folkstone Mitternachts den 4. September.

Am nächsten Morgen mit dem frühesten ging ich ans Land und begab mich sogleich nach der Admiralität, wo ich den schmeichelhaftesten Empfang bei Lord Haddington, Sir William Gage und meinen hochgeschätzten Freunden Admiral Beaufort und Sir John Barrow fand.

Wenige Tage nach meiner Ankunft in London hatte ich nicht nur die Freude, von der königlichen geographischen Gesellschaft in London die Medaille des Stifters zu bekommen, sondern auch, was mir wo möglich noch grösseres Vergnügen machte, die goldene Medaille der königlichen geographischen Gesellschaft in Paris.

Die Schiffe begaben sich nach Woolwich, wo sie am 23. September abgetakelt und abgelohnt wurden. Sie waren mehr als vier Jahre und fünf Monate im Dienst gewesen und waren trotz der Anstrengungen der Reise noch so unbeschädigt und diensttauglich wie bei unserer Abfahrt von England.

Ich kann die Beschreibung der Reise des Erebus und Terror nicht beschliessen, ohne der herzlichen und eifrigen Mitwirkung und Unterstützung zu gedenken, die ich stets bei meinem vortrefflichen Collegen, Capitain Crozier, den Offizieren und der Mannschaft beider Schiffe fand, durch deren Einigkeit, Anstrengungen und Geschicklichkeit während des ganzen Verlaufes der Expedition ununterbrochene Beobachtungen gemacht werden konnten, welche verschiedene wichtige und interessante wissenschaftliche Punkte aufklären, während sie andere zur Prüfung vorlegen oder eine Basis zur Vergleichung gewähren. Von den geographischen Forschungen hoffe ich, dass man sie als einen Beitrag zur Erweiterung unserer Kenntnisse von den entlegneren südlichen Regionen unserer Erde annehmen werde.


Druck von Fr. Nies in Leipzig.

 


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