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O schmerzlich Los, dem jegliches verfallen,
Die schönste Tat, die herrlichsten der Lieder,
Im Chor der Weltenstimmen zu verhallen,
Der durch Geschlechter stürmet auf und nieder,
Und von Vergessenswogen wild ergriffen,
Ins Meer der Dunkelheit hinabzuschiffen!
Der Schmetterling, der eben sich geschaukelt
Auf Blüten, liegt zertreten uns zu Füßen;
Die Mücke, die im Sonnenlicht gegaukelt,
Sie hat ein Windstoß in die Flut gerissen;
Der Sänger Lied, das erst in tausend Zungen
Den Wald durchtönt, ist spurlos hingeklungen.
Die Blumen, die mit Duft und Schmelz entzückten,
Sie neigen ihre Kelche in der Runde;
Die Blätter, die des Waldes Wipfel schmückten,
Sie taumeln, wild durchstöbert auf dem Grunde;
Der Wolken morgendliche Rosengluten
Verlöschten bald in trüben Nebelfluten.
Die schneebedeckten Häupter hoher Firnen –
Ein warmer Nachthauch hat sie kahl geschmolzen,
Und jener Felsenwände Riesenstirnen –
Ein Sturzbach hat sie tief gefurcht, die stolzen;
Die Wolke, die den Donner schien zu künden,
Verlor sich bald in feuchten Wiesengründen.
So sagen uns von längstvergang'nen Zeiten
Der Wüste weitverstreute Prachtruinen:
Wie fruchtlos sei der Menschen Tun und Streiten,
Zu hemmen der Geschicke Schneelawinen;
Einst eine Hand, die altersschwach gezittert,
Sie hat der Tempelhallen Bau erschüttert.
Und wie der Sturmwind in den Wäldern blättert
Und wimmert durch der nackten Zweige Blöße,
Und wie die Eiche liegt dahingeschmettert,
Ein Leichnam jüngst emporgeragter Größe,
So liegen hingestreckt die Erdgeschlechter,
Es starb der Tugend Freund und ihr Verächter.
Mit stolzen Taten pranget die Geschichte,
Wir sehen nicht die tiefverborg'nen Hebel,
Der Sänger samt dem göttlichen Gedichte,
Er hüllte sich in dämmerhafte Nebel,
Und scheint aus seines Ruhmes Sonnenwagen
Der Zeiten Wandel bitter anzuklagen.
Doch alles wäre freudig zu verschmerzen;
Nur eines nicht: daß ewig unverdrossen
Die Lüge strebt, die Wahrheit zu verschwärzen,
Der Schmutz die Reinheit schleppt in seine Gossen
Und vor der Selbstsucht hocherhab'nem Gotte
Du knieen mußt, daß man dich nicht verspotte.
Nur nicht, daß längst zum schalen Märchen worden
Der Freundschaft Brudertrost und Himmelssegen;
Nur nicht, daß auch des höchsten Wertes Orden
Sich an die Brust des Eigennutzes legen;
Nur nicht, daß in dem wüsten Weltgetriebe
Sich lächerlich gemacht die reinste Liebe.