Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

.

Anmerkungen und Erklärungen.

Von Frederick Weygold.

Die Piegan, der Stamm, zu dem Nat-ah'-ki, die Frau des Verfassers dieses Buches, gehörte, sind einer der drei Stämme des Volkes der Schwarzfuß. Die anderen beiden Stämme sind die Blutindianer und die eigentlichen Schwarzfuß.

Das Gebiet, welches die Schwarzfuß, d. h. das ganze diese drei Stämme umfassende Volk, ehemals bewohnten und als freie Jäger und Krieger durchstreiften, erstreckte sich vom Saskatchewan, im heutigen Kanada, südwärts bis an den Missouri und westwärts bis an das Felsengebirge.

Heute wohnen die Blut- und eigentlichen Schwarzfußindianer auf Reservationen in Kanada, und die Piegan, ungefähr 3000 an der Zahl, auf einer Reservation im nordwestlichen Teil des Staates Montana.

Nähere Angaben über die Schwarzfuß und ihre tragische Geschichte finden sich in dem Buche »Nat-ah'-ki und ich«.

Andere in diesem Buche genannten Stämme sind:

Die Arapaho. Dies ist ein kleiner, von gelegentlichen Streitigkeiten abgesehen, mit den Schwarzfuß befreundet und verbündet gewesener Stamm, dessen Reste jetzt im östlichen Teile des Staates Montana wohnen.

Die Cree, ein großer Stamm, der östlich vom alten Schwarzfußgebiet in Kanada wohnte. Sie waren Erbfeinde der Schwarzfuß.

Die Assiniboin, ein nördlicher Siouxstamm. Sie waren Nachbarn und Verbündete der Cree und Feinde der Schwarzfuß.

Die Sioux oder Dakota, am oberen Missouri, unterhalb der Mündung des Yellowstone, in den heutigen Staaten Nord- und Süd-Dakota wohnend, waren ebenfalls Feinde der Schwarzfuß.

Die Ankara oder Arikaree und die Mandanen waren zwei Stämme, die im Gegensatz zu den benachbarten umherstreifenden Jägerstämmen schon vor Ankunft der Weißen in festen, mit Palisadenzäunen umgebenen und aus großen Erdhütten bestehenden Dörfern wohnten und zum großen Teil von Ackerbau lebten. Diese Dörfer lagen am oberen Missouri, oberhalb Bismarck, der jetzigen Hauptstadt von Nord-Dakota, woselbst die Reste dieser durch feindliche Indianer und besonders durch die Blatternepidemie von 1838 fast ganz ausgerotteten Stämme heute noch wohnen.

Die Krähen (Crow) oder Absaroka, ein Stamm im südlichen Montana.

Die Kutenai. Ein kleiner Stamm mit eigener, mit keiner anderen verwandten Sprache.

Sie wohnten und wohnen heute noch westlich vom Felsengebirge in der Seengegend des oberen Columbia im nordwestlichen Montana, nördlichen Idaho und in Britisch-Columbia.

Die Schlangenindianer ( Snake). Ein Name, der vielen Stämmen der weitverbreiteten schoschonischen Sprachgruppe beigelegt wurde. Sie wohnten meist im heutigen Wyoming, dem südwestlichen Montona und in Idaho.

Die Pend d' Oreilles wohnten im nördlichen Idaho und die Flachkopf im nordwestlichen Montana an den Seen gleichen Namens.

Die »Fischesser« in der Erzählung des Kutenai (Kapitel 5) waren wahrscheinlich ein Stamm von der Salischen Sprachgruppe.

Die meisten Stämme dieser Gruppe wohnen in der Gegend des Columbiaflusses im heutigen Washington und Oregon.

Typisch für diese Stämme der pacifischen Küstenregion – im Gegensatz zu den Präriestämmen östlich vom Felsengebirge – waren u. a. die vorwiegende Beschäftigung mit dem Fischfang und die Sklaverei.

Auch sonst sind diese Indianer mit ihrem untersetzten Körperbau und ihren oft bärtigen Gesichtern sehr verschieden von den Präriestämmen.

Es finden sich bei den Stämmen dieser Region schon manche Züge, die an die Völker Nordostasiens erinnern.

Die in diesem Buche genannten Flüsse, Gebirge, Seen, Handelsstationen usw. befinden sich meist in den weit ausgedehnten Jagdgründen der Schwarzfuß, in der Gegend des oberen Missouri und seiner Zuflüsse, des Marias, des Milchflusses, des Judith und des Yellowstone im heutigen Staate Montana und in Kanada.

Das oft genannte Bärentatzengebirge ( Bear's Paw Mountains) liegt südlich vom Milchfluß zwischen diesem und dem Missouri. Die Süßgras-Hügel liegen südlich vom oberen Milchfluß.

Die in der Geschichte des Pelzhandels oft genannte Feste Benton ( Fort Benton) liegt am Missouri, etwas oberhalb der Mündung des Marias. Es war eine befestigte Station des Pelzhandels und des Tauschhandels mit den Indianern dieser Gegend und eine der ersten Ansiedlungen der Weißen im nordwestlichen Montana.

Die »Bergfeste« ( Rocky Mountain House) war eine wichtige Station der Hudsonbaigesellschaft und lag am Nord-Saskatchewan in der heutigen kanadischen Provinz Alberta.

Der »Große Strom« in der Erzählung des Kutenai ist der Columbia im Staate Washington, der in den Stillen Ozean mündet.

Die »Rabenträger« waren eine der bei fast allen Präriestämmen vorkommenden Kriegergesellschaften, welche meist gemeinsame Abzeichen, in diesem Falle Rabenfedern, trugen. Manche dieser Gesellschaften, besonders von älteren Männern, übten im Lager eine Art von Polizeiaufsicht aus. Sie führten in letzterem Falle die Befehle der Ratsversammlung, der ältesten und angesehensten Krieger aus.

Unter den in diesem Buche genannten wilden Tieren waren die bemerkenswertesten:

Der Büffel oder Bison, der in großen Herden, die oft nach Hunderttausenden zählten, das Präriegebiet durchzog.

Den meisten der Präriestämme lieferte dieses Tier nicht nur den Hauptteil der täglichen Nahrung, sondern die Haut desselben wurde auch, besonders in Gestalt des weich gegerbten und auf der unbehaarten Seite oft schön bemalten Felles zur Kleidung benutzt. Diese Felle oder Büffeldecken, wie sie genannt wurden, bildeten auch den Haupthandelsartikel in dem Tauschhandel mit den Weißen.

Aus der dicken Haut der Stiere wurden Zeltdecken, Riemen, Sohlen für Mokassins (Schuhe), Schilde, Gepäckbehälter und sonstiges Lederzeug gefertigt. Die langen Haare lieferten Material für Stricke, die Hörner für Löffel, die Knochen (in der alten Zeit) für Pfeilspitzen, und der trockene Mist war auf dem baumlosen Teil der Prärien oft der einzige Brennstoff für das Lagerfeuer.

Ums Jahr 1883 war der Büffel infolge der rücksichtslosen Verfolgung seitens ganzer Heere von Aasjägern völlig ausgerottet, wenigstens auf den Prärien.

Kleine Reste dieser Tiere, die von einsichtigen weißen Naturfreunden und später von den Regierungen der Vereinigten Staaten und Kanada in Wildgehegen geschützt wurden, haben sich neuerdings so vermehrt, daß die Erhaltung dieser schönen und wertvollen Tiergattung jetzt gesichert erscheint.

Der Wapiti (von den Amerikanern » elk« genannt), eine große, dem europäischen Rotwild ähnliche Hirschart.

Der Elch (von den Algonkinindianern » muskwa« und deshalb von den weißen Amerikanern » moose« genannt, welches Brehm unrichtig mit »Moostier« wiedergab), ist dem europäischen Elch sehr ähnlich.

Der gemeine oder virginische Hirsch, der früher fast im ganzen Gebiet der Vereinigten Staaten vorkam.

Der Maultierhirsch ( mule deer), der nur im westlichen Nordamerika vorkommt.

Die Prärieantilope (oder Gabelbock), etwa von der Größe eines deutschen Rehes. Sie unterscheidet sich von den Antilopen der alten Welt sehr wesentlich, da sie ihre Hörner jedes Jahr abwirft und erneuert wie die Hirsche.

Dieses Tier ist heute außerhalb des Yellowstone-Nationalparkes fast ganz ausgerottet.

Die Schneeziege ( mountain goat), eigentlich eine Antilopenart mit langem, schneeweißem Pelz. Kommt, in der Lebensweise den Gemsen vergleichbar, nur im Hochgebirge vor.

Das Bergschaf ( mountain sheep oder bighorn). Ein heute auch nur im Gebirge vorkommendes, grau gefärbtes Wildschaf mit kurzen, glatten Haaren. Die Widder haben gewaltige, gewundene Hörner, welche den englischen Namen ( bighorn) erklären.

Der Grizzlybär, eine große, graue, aber zuweilen auch dunkler gefärbte Art von Bären, dem europäischen braunen Bären in der Größe ungefähr entsprechend. Er kommt heute nur im Felsengebirge und benachbarten Gebirgsgegenden vor.

Dieser Bär war und ist das gefährlichste Raubtier Nordamerikas, welches den Menschen zuweilen auch ohne Veranlassung angreift. Er wurde von den Indianern, besonders ehe sie moderne Repetiergewehre hatten, sehr gefürchtet und meist unbehelligt gelassen.

Der schwarze Bär. Ein ehemals fast im ganzen bewaldeten Gebiete der Vereinigten Staaten vorkommende Bärenart. Obwohl einzelne Exemplare fast die Größe des europäischen braunen Bären erreichen, ist dies doch ein sehr scheues Tier. Nur Bärinnen mit Jungen werden dem Menschen zuweilen gefährlich.

Der Puma, Berg- oder Silberlöwe ( mountain lion). Eine große, einfarbige, mähnenlose, rötlich-grau gefärbte Katzenart, etwa von der Größe einer halbwüchsigen afrikanischen Löwin, aber von zierlicherem Bau. Trotz seiner Kraft und Schnelligkeit ein scheues, feiges Tier, das den Menschen nur im Notfalle angreift.

Der große graue Wolf ( timber oder gray wolf). Diese Tiere, auf der Prärie von fast weißer Farbe, folgten den großen Büffelherden, um einzelne schwächere Tiere niederzureißen.

Ungleich dem europäischen Wolf, dem Menschen nur selten gefährlich.

Der Präriewolf ( coyote). Eigentlich mehr ein Schakal als ein Wolf. Trotz seines unheimlichen Geheuls ein ganz ungefährliches, feiges Tier.

Der Präriefuchs ( kit fox). Eine sehr kleine, hell gelb-grau gefärbte Fuchsart mit auffallend großen Ohren.

Der Präriehund ( prairie dog). Nur wegen seines Gekläffs »Hund« genannt. Es ist ein dem Murmeltier der alten Welt verwandtes Nagetier, das meist in großen Dorfgemeinschaften in unterirdischen Bauten haust. Die von diesen Tieren gegrabenen Löcher wurden den Pferden, besonders auf der Büffeljagd, sehr gefährlich.

Die Religion der Schwarzfuß, wie diejenige aller nordamerikanischen Indianer, beruhte der Hauptsache nach auf dem Glauben an magische, geheimnisvolle Kräfte in der Natur, die die Gesundheit und das Glück der Menschen günstig oder ungünstig beeinflussen können.

Eine solche geheimnisvolle Kraft wurde sowohl unbelebten Gegenständen wie Steinen, großen Felsen, Bergen, Flüssen, Wolken, der Sonne, den Sternen, dem Winde, der Erde, dem Donner und dem Blitz als auch den Tieren, wie Bären, Berglöwen, Adlern und dergleichen und auch gewissen Menschen, besonders den Zauberern und den »Medizinmännern«, zugeschrieben.

Wenn die magische Kraft in kleineren, leblosen Gegenständen, wie Bärenkrallen, Federn, Pfeifen, Schilden und dergleichen enthalten, war, die auf dem Leibe, an der Kleidung oder in sogenannten »heiligen« Bündeln getragen oder aufbewahrt wurden, dann entsprachen solche Gegenstände den Amuletten, Talismanen oder Fetischen der alten Welt.

Wenn die indianischen Knaben in das Mannesalter eintraten, suchten sie sich mit den geheimnisvollen Kräften der Natur in Verbindung zu setzen und sich dieselben persönlich geneigt und dienstbar zu machen durch Fasten und Beten in der Wildnis, Uebungen, die gewöhnlich so lange fortgesetzt wurden, bis durch körperliche Erschöpfung oder Ueberreizung der Nerven Träume oder Visionen (Halluzinationen) eintraten, die für die Offenbarungen der höheren Mächte gehalten wurden.

Außer durch Fasten und Beten suchten die Indianer die geheimnisvollen Mächte der Natur auch durch Opfer, Beschwörungen und besonders auch durch oft sehr weitläufige Zeremonien zu beeinflussen, in denen religiöse Lieder und Tänze eine große Rolle spielten.

Männer, die aus solchen religiösen Uebungen, die oft mit der Heilkunde im Zusammenhang standen, einen Lebensberuf machen, werden Medizinmänner oder Schamanen genannt.

Unter den höheren Mächten in der Natur nahm bei den Schwarzfuß, wie bei fast allen Stämmen Amerikas, die Sonne den ersten Platz ein.

Solche Vorstellungen wie das »Große Geheimnis« bei den Dakota und der »Alte Mann« bei den Schwarzfuß – die vielleicht beide ihren Ursprung im Sonnenkult haben – sind als die Vorstufe zur Erkenntnis eines höchsten Wesens zu betrachten und nähern sich den entsprechenden Vorstellungen bei den Völkern der alten Welt.

Das Travois bestand aus zwei langen, geraden Stangen, die oben an ihrer Kreuzung auf den Sattel eines Pferdes gelegt wurden. Die dicken Enden schleiften hinter dem Pferde auf dem Erdboden nach.

Knapp hinter dem Pferde waren Querhölzer auf diesen Stangen befestigt, auf denen das Gepäck festgebunden wurde.

Auf der Wanderung wurden auch oft kleine Kinder, Kranke, Verwundete und zuweilen auch Hündinnen mit ihren Jungen auf diese Weise befördert.

Ueber das Zelt der Schwarzfuß siehe den Anhang von »Nat-ah'-ki und ich«.

Die indianischen Sprachen sind außerordentlich zahlreich, und nur diejenigen innerhalb derselben Sprachfamilie zeigen irgend eine Verwandtschaft oder Aehnlichkeit.

Es gibt in dem Gebiete nördlich von Mexiko, d. h. in den Vereinigten Staaten, Kanada und Alaska, nicht weniger als achtundfünfzig selbständige, nicht nachweisbar miteinander verwandte Sprachfamilien und innerhalb dieser wieder viele miteinander verwandte Sprachen und Dialekte.

Die Schwarzfußsprache ist eine der zahlreichen Sprachen in der Sprachfamilie der Algonkins.

Die Zeichensprache ist eine indianische Erfindung, der Taubstummensprache nicht unähnlich, durch die sich die zahlreichen Stämme im Präriegebiet trotz der Verschiedenheit ihrer Sprachen leicht miteinander verständigen konnten.

Pemmikan hieß das in dünne Scheiben geschnittene und an der Sonne gedörrte Büffelfleisch. Wenn es aus längere Zeit aufbewahrt werden sollte, wurde es mit Steinhämmern zerklopft und mit Fett und gelegentlich auch mit wilden Beeren vermischt und in rohledernen Behältern fest verpackt. In diesem Zustand blieb es jahrelang genießbar.

Bemalte Zelte kamen bei vielen der Präriestämme vor.

Die Bemalung war meist die symbolische Darstellung eines Traumes oder einer Vision des Besitzers, und es wurde dieser Bemalung die magische Kraft zugeschrieben, die Bewohner des Zeltes vor Krankheit und Unglück zu beschützen.

Die Federzeichnung vor dem Titelbild dieses Buches gibt eine bei den Schwarzfuß oft vorkommende Zeltbemalung wieder.

Die dreieckigen Formen um den unteren Rand des Zeltes stellen Berge; die runden Flecke auf dem Boden liegenden Hagel; die Tierformen weiter oben mythische Ottern; die Zickzackstreifen oben Blitze und der schwarze obere Teil des Zeltes eine Gewitterwolke dar.

Ein Coup – das Wort ist französisch-kanadischen Ursprungs – bedeutete eine vor dem Feinde begangene Heldentat, deren sich ein indianischer Krieger öffentlich rühmen durfte.

Eine solche Heldentat vollbringen oder sich derselben öffentlich rühmen, nannte man »einen Coup zählen«.

Die Toten wurden, bei den meisten Präriestämmen in Decken eingeschnürt und auf eine aus Stangen hergestellte Plattform in den Aesten eines Baumes niedergelegt.

Durch den Einfluß der Missionen bestatten die Schwarzfuß heute ihre Toten in großen, roh gezimmerten Holzkisten, lassen dieselben aber auf der Oberfläche der Erde, meist auf einem Hügel, stehen (siehe Schlußzeichnung zu »Nat-ah'-ki und ich«).

Albinos oder weiße Exemplare unter sonst anders gefärbten Tieren kamen auch, wenn auch sehr selten, bei dem amerikanischen Bison oder Büffel vor.

Solche Tiere galten bei den Indianern, und besonders bei den Schwarzfuß, für heilig und wurden der höchsten Naturgottheit, der Sonne, geopfert, ebenso wie das sorgfältig gegerbte und oft schön bemalte Fell.

Ein solches, mit dem Bilde der Sonne und allerlei Kriegs- und Jagdabenteuern des ursprünglichen Besitzers bemaltes Fell eines wenigstens teilweise weißen Büffels – vielleicht das einzige heute existierende derartige Exemplar – befindet sich in dem Museum für Völkerkunde in Frankfurt a. M.

Die Entdeckung von reichen Kupferlagern im westlichen Montana in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts beschleunigte die Besiedelung dieser Gegenden durch die Weißen.

Den Schwarzfuß wurde von ihren weiten, durch die Regierung der Vereinigten Staaten vertragsmäßig zugesicherten Jagdgründen ein Stück nach dem anderen ohne ihre Zustimmung weggenommen.

Die Furcht der Indianer der alten Zeit vor der unheimlichen Kraft und Wildheit des Grizzlybären ist vielleicht der Grund der abergläubischen Scheu vieler Stämme, ein Fell dieses Tieres zu berühren oder zu gerben.

Ein solches religiöses Verbot, gewisse Tiere zu berühren oder ihr Fleisch zu essen – ein sogenanntes Tabu – fand sich bei vielen Stämmen.

So durften z. B. manche Stämme keine wilden Truthühner und andere keine Fische essen.

In der alten Welt finden sich Ueberbleibsel solcher Tabus, z. B. bei den Juden im Verbot, Schweinefleisch zu essen, und vielleicht auch bei anderen Europäern in der sonst ganz unbegründeten Abneigung gegen das Essen von Pferde- und Hundefleisch.

Der Schaber, mit dem die indianischen Weiber die frischen Tierhäute von Fett und Fleischresten reinigten, bestand aus einem etwa 35 Zentimeter langen Stiel vom Geweih des Wapitihirsches. In rechtem Winkel zu diesem Stiele war an einem Ende desselben eine scharfe, gezahnte, eiserne Klinge angebracht.

Nachdem das Fell auf dem Boden oder auf einem Rahmen aus Stangen aufgespannt und die Fleischseite gründlich abgeschabt worden war, wurde es mit der Gehirnmasse des Tieres und Fett eingerieben und den Strahlen der Sonne zum Einziehen und Trocknen ausgesetzt.

Nachdem das Fell wieder mit warmem Wasser erweicht worden war, wurde es lange über ein starkes, rauhes, an einer Zeltstange entlang gespanntes Seil aus Büffelsehne hin und her gezogen, bis es weich und trocken war.

Diese äußerst mühsame Arbeit war die wichtigste Industrie der Prärieindianer bis zur Ausrottung des Büffels, und die so gegerbten Felle wurden zu Hunderttausenden durch Vermittlung der Pelzhandelsgesellschaften bis nach Europa hin verhandelt.

Die Büffeldecken wurden bei weißen Amerikanern und Europäern besonders als Wagen- und Schlittendecken hoch geschätzt.

Das Süßgras ist eine wohlriechende Pflanze, die an einigen Stellen in der Prärieregion vorkommt.

Getrocknete Flechten dieses Grases wurden von den Indianern zuweilen an den Kleidern oder an den Haaren befestigt.

In den religiösen Zeremonien wurde es auch oft als Rauchopfer verbrannt.

Vor einer besonders heiligen Handlung in einer religiösen Zeremonie oder nach der Berührung von etwas Unreinem rieben sich die Indianer oft die Hände im Rauche dieser Pflanze zum Zweck der religiösen Reinigung.

Heilige Pfeifen kamen bei fast allen Stämmen der nordamerikanischen Indianer vor, entweder im Privatbesitz Einzelner oder als Stammesheiligtum.

Es ist dabei zu berücksichtigen, daß das Rauchen bei diesen Völkern ursprünglich eine religiöse Zeremonie war.

Der Rauch der Pfeife war ein den höheren Mächten dargebrachtes Rauchopfer, und die Pfeife entsprach hier somit dem Altar des Rauchopfers oder dem Weihrauchkessel in den Religionen der alten Welt.

Bei den Gebeten an die Sonne oder an die vier Winde, die an den vier Ecken der (flachen) Erde wohnen, wurde die Pfeife nach der betreffenden Himmelsrichtung hingehalten.

Die Vier war die heilige Zahl der nordamerikanischen Indianer (wie die Drei bei den Christen und die Sieben und Zwölf in anderen Religionen), und zwar wegen der vier Himmelsrichtungen und der vier Winde.

Das bei den Indianern am weitesten verbreitete religiöse Symbol war das Kreuz (mit vier gleich langen Armen), das Symbol der vier Himmelsrichtungen und der vier Winde.

Die Betten in den indianischen Zelten bestanden aus mehreren Lagen von wollenen Decken oder Fellen, die an der inneren Seite des Zeltes auf dem Boden ausgebreitet wurden, mit einem Büffelfell als Decke.

Bei einigen Stämmen befand sich dieses Bett auf einer niedrigen, aus Stangen hergestellten Plattform.

An einem und oft an jedem Ende eines solchen Ruhelagers hing eine aus Weidengerten hergestellte Rückenlehne an einem aus drei Stangen bestehenden Gerüst.

Diese Betten dienten während des Tages als Sitze. Hinter denselben hingen ringsherum, von den Zeltstangen bis auf den Boden reichend, etwa 2 Meter breite Vorhänge aus Leder, die oft mit schönen Mustern in Brandmalerei und Farben verziert waren.

Hinter diesen Vorhängen lag das Gepäck, Sattelzeug, rohlederne Behälter mit Kleidern und dergleichen.

An den Zeltstangen über und zwischen den Betten hingen Schilde, Kleider, Waffen und im Hintergründe des Zeltes, dem Eingang gegenüber, die heiligen Bündel.

In der Mitte des Bodens unter dem Kreuzungspunkt der Zeltstangen war der von großen Kieselsteinen eingefaßte Feuerplatz. Zwischen diesem und dem Bett im Hintergrund des Zeltes gab es zuweilen noch eine kleine Feuerstelle, auf der das Süßgras verbrannt wurde.

Der Aufstehende Wolf ( Rising Wolf) oder Hugh Monroe.

Dieser merkwürdige Mann, dessen Geschichte in Kapitel 8 erzählt wird, wurde in weiteren Kreisen der zivilisierten Welt bekannt als der Führer des berühmten Jesuitenmissionars, Pater de Smet, welcher jahrzehntelang (von 1838 bis 1873) das gewaltige Gebiet zwischen dem oberen Missouri und dem Stillen Ozean, von dem Platte Fluß in Nebraska bis zu den arktischen Gegenden Kanadas bereiste und erforschte.

Halbblut-Nachkommen des Aufstehenden Wolfes leben heute noch auf der Reservation der Schwarzfuß in Montana, und man hat einen der größten Berge des Felsengebirges nahe der Westgrenze der Schwarzfußreservation ihm zu Ehren Rising Wolf Mountain genannt.

Die Illustration zu Kapitel 8 beruht auf einer Skizze von diesem Berge, die von der Schwarzfußreservation aus nach der Natur gezeichnet worden ist.

Die Hudsonbaigesellschaft ist eine große Pelzhandelsgesellschaft, welche im Jahre 1670 von der englischen Regierung ein Handelsmonopol in den Ländern um die Hudsonbai erhielt nebst dem Rechte »Gesetze zu machen, Festungen zu bauen, Krieg zu führen und Frieden zu schließen mit jedem nichtchristlichen Volke in diesen Gegenden«.

Nachdem Kanada im Jahre 1763 von Frankreich an England abgetreten worden war, dehnte die Gesellschaft ihren Einfluß bis an den Arktischen und Stillen Ozean aus, über ein Gebiet, fast so groß wie ganz Europa, und ihre Einkünfte stiegen ins Fabelhafte.

Im Jahre 1869 trat die Gesellschaft viele ihrer Rechte an die kanadische Regierung ab. In abgelegenen Gegenden, besonders im nördlichen Kanada, hat sie aber heute noch viele Handelsstationen und hält die Ordnung unter den Indianern aufrecht.

Lewis und Clark waren die Führer einer von der Regierung der Vereinigten Staaten im Jahre 1804 ausgesandten Expedition zur Erforschung der Gegenden am oberen Missouri und besonders der noch ganz unbekannten Landesteile zwischen dem oberen Missouri und der Küste des Stillen Ozeans.

Diese Reise war erfolgreich, und die Kulturwelt verdankt diesen beiden kühnen Forschern ihre erste zuverlässige Kenntnis eines großen Teiles dieser Gegenden und vieler dort wohnenden Indianerstämme.

Diese Forschungsreise hatte u. a. auch die Wirkung, daß die Aufmerksamkeit der amerikanischen Kapitalisten immer mehr auf die großen Möglichkeiten des Pelzhandels in diesen Gegenden gelenkt wurde.

So kam es auch, daß die von dem in Waldorf bei Heidelberg geborenen Deutschen Johann Jakob Astor gegründete Amerikanische Pelzhandelsgesellschaft ihre befestigten Handelsstationen auch bis in diese Gegenden vorschob.

Im Jahre 1811 gründete Astor das nach ihm benannte Astoria an der Mündung des Columbia in den Stillen Ozean.

Es war die Aufgabe Monroes, in dem nun beginnenden scharfen Wettbewerb zwischen den großen englischen und amerikanischen Handelsunternehmungen, welcher sogar zuweilen zu blutigen Zusammenstößen führte, die Kundschaft der Schwarzfuß für die englische Hudsonbaigesellschaft zu erhalten.

Das Glück, als erster weißer Mann Berge, Gletscher und Gebirgsseen zu sehen oder doch für die Kulturwelt zu beschreiben und zu benennen, ist dem Verfasser dieses Buches (J. W. Schultz) doch noch, wenn auch in beschränktem Maße, zuteil geworden, als er mit dem bekannten Newyorker Schriftsteller und Völkerkundigen Dr. Bird Grinnell mehrere Berge und Seen im Felsengebirge als erster weißer Mann erforschte. Einer dieser Berge und ein Gletscher sind jetzt auf den Karten mit dem Namen Grinnell bezeichnet und ein Berg mit dem Namen »Apekuni«, dem indianischen Namen des Verfassers dieses Buches.

Ohnmacht und Träume werden von den Indianern so erklärt, daß die Seele bei solchen Gelegenheiten den Körper zeitweilig verläßt, und daß die Träume wirkliche Erlebnisse der Seele sind, in denen sie oft in persönlichen Verkehr mit den geheimnisvollen Mächten der Natur tritt.

Es wurden deshalb die Träume von den Indianern, wie von allen primitiven Völkern und primitiven Individuen unter den Kulturvölkern, sehr ernst genommen als Andeutungen und Fingerzeige für das spätere Verhalten oder das Schicksal desjenigen, der den Traum gehabt hat.

Die Indianer ließen sich oft in den für sie wichtigsten Lebensfragen, z. B. auch in ihren Kriegen mit anderen Stämmen oder mit den Weißen, durch die Träume ihrer Führer, oft zu ihrem großen Schaden, bestimmen.

.


 << zurück