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Drittes Kapitel.

Die Krieger erhoben sich nach kurzer Ruhe und bestiegen die Pferde wieder. Vorher aber benetzte der christliche Ritter nochmals Lippen und Hände mit dem frischen Quellwasser. »Ich möchte,« sagte er zu seinem mohammedanischen Reisegefährten, »wissen, wie diese köstliche Quelle heißt, denn nie hat Wasser meinen Durst so herrlich gelöscht, wie heute sie.« – »Auf arabisch heißt sie Diamant der Wüste,« antwortete der Sarazene. – »Und mit Recht,« sagte der Christ. »Mein heimatliches Tal hat tausend Quellen, aber an keine von ihnen werden mich in Zukunft so kostbare Erinnerungen knüpfen als an diesen einsamen Brunnen.« – »Ihr redet die Wahrheit,« pflichtete der Sarazene bei; »denn auf jenem See des Todes, in dessen Nähe wir uns noch immer befinden, ruht noch heute der Fluch, und weder Mensch noch Tier trinkt aus seinen Wellen, noch aus dem Strome, der ihn nährt, ohne ihn zu füllen.«

Die beiden Reiter setzten ihren Weg durch die Sandwüste fort. Ein leichter Wind milderte jetzt die Schrecken der Wüste. Der Staub, den er mit sich führte, störte den Sarazenen wenig, aber seinen schwerbewaffneten Gefährten so sehr, daß er den Eisenhelm an den Sattelknopf hängte und die leichte Mütze, damals Mörser genannt, aufsetzte. Der Sarazene gab den Wegweiser ab und schien eine Zeitlang in diese Obliegenheit so vertieft, wie ein Steuermann, der ein Schiff durch einen gefährlichen Kanal steuert. Aber kaum waren sie eine halbe Stunde weit geritten, als er, seines Weges nun gewiß, ein Gespräch zu führen anfing.

»Ihr habt mich nach dem Namen einer stummen Quelle gefragt,« sagte er; »nun möchte ich nach dem Namen des Gefährten fragen, mit dem ich heute Gefahr und Ruhe teilte.« – »Sein Name verdient nicht, genannt zu werden,« erwiderte der Christ; »aber daß ich unter den Kreuzfahrern Kenneth vom ruhenden Leoparden heiße, kann ich Dir ja sagen; in der Heimat führe ich andere Titel, die aber einem morgenländischen Ohr rauh klingen würden. Nun aber sage, Sarazene, auch Du mir, unter welchem Namen Du bekannt bist.«

»Ritter Kenneth,« sagte der Muselmane, »ich bin kein Araber, stamme aber aus einem ganz ebenso wilden, kriegerischen Geschlecht. Herr Leopardenritter, Ihr seht in mir Scharfhaupt, den Löwen des Gebirges, und in Kurdistan, meiner Heimat, wird keine Familie für edler gehalten als die der Seldschucken.« – »Ich habe gehört,« bemerkte der Christ, »daß Euer großer Sultan sein Blut aus derselben Quelle herleitet.« – »Dank sei dem Propheten, der unsere Berge so sehr geehrt hat, daß er aus ihrem Schoße ihn sandte, dessen Wort Sieg ist!« rief der Heide. »Fremdling, mit wieviel Mann kamst Du zu diesem Feldzuge?« – »Meiner Treu,« sagte Kenneth, »mit Mühe habe ich zehn Bogenschützen und fünfzig Mannen einschließlich der Bogenschützen und Knappen ins Feld geführt. Einige haben mein Banner verlassen, andere sind im Gefecht geblieben, noch andere an Krankheiten gestorben. Ein einziger Waffenträger, um dessen Leben ich jetzt diese Wallfahrt verrichte, liegt auf dem Krankenbette.« – »Christ,« entgegnete Scharfhaupt, »fünf Pfeile stecken in meinem Köcher, jeder mit einer Adlerschwinge befiedert. Jeder Pfeil ruft tausend Krieger zu mir her. Und Du bist mit fünfzig Mann in ein Land eingedrungen, wo ich nur einer der geringsten bin?« – »Nun, beim heiligen Kreuz, Sarazene,« rief der Ritter, »wisse, daß ein Stahlhandschuh eine Handvoll solcher Hornissen zermalmt.« – »Aber er muß sie doch erst gefangen haben!« erwiderte der Sarazene lächelnd, und dieses Lächeln hätte ihrer Freundschaft leicht ein Ende machen können, wenn er das Gespräch nicht schnell gewechselt hätte.

»Mischt Ihr Euch ebenso frei unter die Frauen Eurer Befehlshaber und Anführer?« fragte er. – »Der Himmel,« sagte der Ritter vom Leoparden, »gibt dem ärmsten Ritter soviel Freiheit, daß er in ehrbarem Dienste Herz und Schwert der schönsten Prinzessin weihen kann, die jemals ein Diadem auf ihrer Stirn trug.« – »Dein Herz ist wohl an einen hohen, edlen Gegenstand verschenkt?« – »Fremdling,« versetzte der Christ errötend, »wir gestehen nicht übereilt, wo wir unsere erlesenen Schätze haben. Willst Du aber mehr von Liebe und Lanzen hören, so wage Dich selbst ins Lager der Kreuzfahrer; dort wirst Du hören, und wenn Du willst, auch Deine Hände rühren können.« – »Je nun,« erwiderte der Sarazene, »wer's mir im Kampf mit dem Wurfspieß gleichtun wollte, möchte schlimmen Stand haben.« – »Ihr solltet König Richards Streitkolben sehen,« sprach der Ritter, »im Vergleich zu ihm ist der meinige federleicht.« – »Wir hören viel von jenem Inselkönig,« sagte der Sarazene. »Bist Du sein Untertan?« – »In diesem Feldzuge kämpfe ich als sein Gefolgsmann,« erklärte der Ritter, »aber sein Untertan bin ich nicht, wenn ich auch von der Insel gebürtig bin, wo er herrscht.« – »Habt Ihr denn zwei Könige auf einem armen Eiland?« – »Wie Du sagst,« versetzte der Schotte – denn dies war Kenneth von Geburt – »und doch kann das Land Scharen von Reisigen liefern, die zum Kampf gegen die unheilige Gewalt ausziehen, die Ihr Euch über die Städte Zions angemaßt habt.«

»Beim Barte Saladins, Nazarener, lachen könnte ich über die Einfalt Eures Sultans, hierher zu kommen, um wegen Wüsten und Felsen mit einem Herrscher, dem zehnfache Scharen zu Gebot stehen, Krieg zu führen, den Teil seiner Insel aber, auf der er geboren ist, der Willkür eines anderen preiszugeben!«

Während sie ostwärts weiter zogen, nahm die Gegend langsam einen anderen Charakter an. Schroffe Felsen stiegen empor; tiefe Abhänge und steile Berge von beträchtlicher Höhe türmten sich ihnen entgegen; finstere Höhlen und Felsenklüfte gähnten vor ihnen, und der Emir sagte, sie dienten sowohl Raubtieren als Räubervölkern zum Schlupfwinkel, die weder Stand noch Religion, weder Geschlecht noch Alter auf ihren Raubzügen schonten.

Gleichgültig hörte der Ritter ihm zu, denn er fühlte sich vor ihnen sicher. Aber eine geheime Furcht überfiel ihn, als er sich besann, in der furchtbaren Wildnis des vierzehntägigen Fastens und in der Gegend zu weilen, wo der Böse den Menschen versuchte.

Der Tag neigte sich bereits, doch war es noch hell genug, daß der Ritter sehen konnte, wie in einigem Abstände von ihnen eine lange, schmächtige Gestalt über Felsen und Gebüsche huschte, deren wildes, zottiges Aeußere ihm die Faune und Waldgeister in Erinnerung rief, deren Bilder er in den alten Tempeln Roms gesehen hatte. Anfangs schien die Gestalt ihren Pfad hinter Felsen und Gesträuch zu verfolgen, mit geschickter Benützung aller Terrainvorteile. Dann aber sprang sie mitten auf den Weg und packte mit jeder Hand einen Zügel des Sarazenen. Es war ein langer Mann, gehüllt in ein zottiges Fell, dem eine gewaltige Kraft inne wohnen mußte, denn das edle Tier vermochte den Druck auf das Gebiß und die scharfe Kinnkette, die nach morgenländischer Sitte aus einem festen, eisernen Ringe bestand, nicht auszuhalten, bäumte sich und stürzte hintenüber auf seinen Herrn, der sich schnell auf die Seite warf. Vom Zaume des Pferdes griff der unbekannte Hüne nach der Kehle des Sarazenen und drückte ihn nieder, indem er seine langen Arme um die des anderen schlang. »Hamako, Narr – laß mich los!« rief der Sarazene, zornig und lachend zugleich, »dazu hast Du kein Recht – laß mich los, oder ich brauche meinen Dolch!« – »Deinen Dolch, ungläubiger Hund?« rief der Hüne im Ziegenfell. »Halte ihn, wenn Du kannst!« Und in demselben Augenblicke den Dolch ihm aus der Hand windend, schwang er ihn über seinem Haupte.

»Hilf, Nazarener,« schrie der Sarazene, dem jetzt bange ward, »hilf mir, oder der Hamako bringt mich um!«

Der Ritter hatte bisher erstaunt zugesehen; aber endlich fühlte er, daß es sich nicht mit seiner Ehre vertrug, länger stummer Zuschauer zu sein, und er rief: »Wer Du auch seist, Mann, und von wem Du stammst, so laß Dir sagen, daß ich dem Sarazenen, den Du in Deiner Gewalt hast, Kameradschaft angelobt habe. Laß ihn also aufstehen, sonst kündige ich Dir Feindschaft!« – »Ein sonderbarer Kampf für einen Kreuzfahrer, mit einem von seinem eigenen heiligen Glauben gegen einen ungetauften Hund! Hast Du Dich in die Wildnis begeben, um für den Halbmond und gegen das Kreuz zu streiten?«

Aber er richtete sich auf und gab den Sarazenen frei, setzte ihn auch wieder in Besitz seines Dolches. »Du siehst, Ilderim,« rief der Hüne im Ziegenfelle dem Sarazenen zu, »mit wie schwachen Mitteln sich der Sieg über Dich erringen läßt, wenn es der Himmel beschlossen hat, Dich zu strafen. Drum nimm Dich in acht, Ilderim! Denn wisse, deutete nicht ein Schimmer in Deinem Geburtsstern auf etwas dem Himmel Wohlgefälliges, so hätten wir beide uns nicht eher getrennt, als bis ich Dir die Kehle zerrissen hätte.« – »Hamako,« sagte der Sarazene, ohne einen Schein von Empfindlichkeit über Sprache und Gewalttat des anderen »treibe Dein Vorrecht nicht zu weit! Wenn ich auch als Muselmane diejenigen schone, denen der Himmel den Verstand genommen, um sie mit prophetischem Geiste zu rüsten, so liebe ich es doch nicht, wenn sich ein Irrender an meinem Rosse oder gar meiner Person vergreift. Dir aber, Freund Kenneth,« setzte er, sich auf sein Roß schwingend, hinzu, »hätte es besser geziemt, mir gegen diesen Hamako ungebetnen Beistand zu leisten, denn wenig fehlte, so hätte er mich in seinem Wahnsinn umgebracht.« – »Meiner Treu, darin habe ich gefehlt,« sagte der Ritter; »die seltsame Gestalt, das Unerwartete dieser Szene – ich bin, gerade herausgesagt, der Meinung gewesen, der Teufel in Person falle über Dich her!« – »Dein Spott ist keine Antwort, Kenneth,« erwiderte der Sarazene; »was immer Arges oder Teuflisches an diesem Hamako sein mag, er gehört mehr zu Deinem als zu meinem Geschlecht; denn er ist niemand anders als der Anachoret, den Du besuchen willst.« – »Er?« rief Kenneth, die kräftige, aber verfallene Gestalt musternd. »Du spottest meiner, Sarazene! Das kann der ehrwürdige Theodorich nicht sein!«, – »Frage ihn selbst, wenn Du mir nicht glaubst!« entgegnete Scharfhaupt; und kaum waren die Worte über seine Lippen, so bestätigte der Eremit die Aussage.

»Ich bin Theodorich von Engaddi,« sagte er, »der Wanderer der Wüste – Freund des Kreuzes und Geißel aller Ungläubigen, Ketzer und Teufelsanbeter. Hütet Euch – hütet Euch! Nieder mit Mohammed, Satan und ihren Anhängern!«

Unter seinem zottigen Gewände riß er eine mit Eisendraht umwundene Keule hervor und schwang sie um sein Haupt.

»Da hast Du Deinen Heiligen!« sagte der Sarazene, indem er zum erstenmal über das unbegrenzte Erstaunen lachte, womit Ritter Kenneth die wilden Gebärden Theodorichs betrachtete.

»Ein Wahnsinniger!« sagte Sir Kenneth. – »Und doch ein Heiliger,« entgegnete der Muselmane, »wisse, Christ, wenn das eine Auge erloschen ist, sieht das andere um so schärfer – ist die eine Hand abgehauen, wird die andere desto kraftvoller. So wird auch, wenn unsere Vernunft in menschlichen Dingen gestört oder aufgehoben ist, unser Blick himmelwärts geschärfter und vollkommener.«

Da schrie der Einsiedler wild in singendem Tone: »Ich bin Theodorich von Engaddi – der Fackelbrand der Wüste – die Geißel der Ungläubigen. Löwe und Leopard sollen in meiner Zelle Schutz finden, und der junge Bock soll sich nicht fürchten vor ihren Klauen. Ich bin die Fackel und die Leuchte! – Kyrie Eleison!« – Er schloß seinen Gesang mit einem kurzen Laufe, den er mit drei raschen Sprüngen endigte, die sich mit seinem Einsiedlerstande so wenig vertrugen, daß der Ritter sich förmlich entsetzte, während der Sarazene ihn besser zu verstehen schien. »Wie Ihr seht,« sagte er, »rechnet er, daß wir ihm in seine Zelle folgen, die allerdings unser einziger Zufluchtsort für die Nacht ist. – Ihr seid der Leopard, nach der Devise auf Eurem Schilde, ich bin der Löwe, wie mein Name sagt, und mit dem Bock meint er sich selbst, auf sein Gewand aus Ziegenfellen anspielend. Aber wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren, denn er ist flink wie ein Dromedar.«

Durch Klüfte und auf wilden Pfaden rannte nun der seltsame Hüne entlang, so daß der Sarazene schon Mühe hatte, ihm zu folgen und oft mit seinem flinken Berberrosse zu straucheln drohte, der Ritter aber mehr als einmal dem sicheren Tode nahe war und Gott von Herzen dankte, als er endlich nach diesem wilden Laufe den heiligen Mann mit einer Fackel in der Hand am Eingange der Höhle stehen bleiben sah.

Erstickender Dampf schlug ihm entgegen, schreckte ihn aber nicht zurück. Er trat hinter seinen hünenhaften Führer in die Höhle, die zwei Abteilungen aufwies: in der äußeren befand sich ein steinerner Altar mit einem Kruzifix aus Rohr: sie diente dem Anachoreten zur Kapelle; an der anderen Wand band der Ritter sein Roß an, während der Eremit den inneren Raum für seine Gäste herrichtete. Der Fußboden war mit weißem Sand bestreut worden; Matratzen, aus Binsen geflochten, lagen an den Wänden, die mit Kräutern und Blumen behängt waren. Zwei Wachskerzen gaben dem Raum ein freundliches Aussehen, und Wohlgeruch und Kühle machten ihn angenehm.

In einem Winkel lag das Arbeitsgerät des Eremiten, in einem anderen stand eine rohe Bildsäule der heiligen Jungfrau. Ein Tisch und zwei Sessel, von dem Eremiten selbst verfertigt, mit Kräutern, Gemüse und gedörrtem Fleische bedeckt, bildeten das einzige Mobiliar. Der Einsiedler betrat seine Zelle wie jemand, der geboren scheint, die Menschen zu beherrschen, aber seiner Herrschaft entsagt hat, um ein Diener des Himmels zu werden.

Schweigend winkte er dem Schotten, sich zu setzen, indes der Sarazene sich auf ein Mattenpolster kauerte. Dann erhob er die Hände, wie um die Erfrischungen, die er seinen Gästen vorsetzte, zu segnen: ein seltsamer Kontrast zu dem wilden Wesen, das er vor wenigen Augenblicken draußen zwischen den Felsen gezeigt hatte ... Er selbst aß keinen Bissen, räumte aber, als seine Gäste ihre Mahlzeit geendigt hatten, die Ueberreste hinweg und setzte dem Sarazenen einen Krug Scherbet, dem Schotten eine Flasche Wein hin.

»Trinkt, Kinder!« sprach er – es waren die ersten Worte, »Gottes Gaben darf man genießen, wenn man sich dabei des Gebers erinnert.«

Als er dies gesagt, zog er sich in die äußerste Zelle zurück, wahrscheinlich, um seine Andacht zu verrichten, und ließ seine Gäste in dem inneren Gemache allein. Kenneth rief sich in die Erinnerung, was ihm von diesem seltsamen Einsiedler, der bei den höchsten Dienern der Christenheit in so hohem Ansehen stand, bekannt war. Auf Konzilien war er Berichterstatter, bei Päpsten Sekretär gewesen. Zu Clermont hatte er den ersten Kreuzzug gepredigt. Vormals, wie der Sarazene ihm erzählte, ein tapferer, mutiger Krieger, weise im Rat und glücklich in der Schlacht, sei er in Jerusalem erschienen, nicht als Pilger, sondern in der Absicht, sein Leben dem heiligen Lande zu weihen, und habe sich an dem öden Orte niedergelassen, wo sie ihn jetzt fanden, geehrt von den Lateinern seiner strengen Frömmigkeit wegen, gelitten von den Türken und Arabern wegen der an ihm vorhandenen Symptome des Wahnsinns. Bei ihnen hieß er nicht anders als Hamako: was in der türkischen Sprache einen wahnsinnigen Seher bezeichnet, und sein Ruf habe sich soweit verbreitet, daß Saladin befohlen habe, ihn zu schonen und zu beschützen. Weiter wußte oder wollte der Sarazene nichts sagen, denn der Ritter gewann den Eindruck, als ob die Bekanntschaft zwischen beiden sich weiter erstreckte, als die Aeußerungen des Sarazenen vermuten ließen; auch war ihm nicht entgangen, daß der Seher den Sarazenen bei einem anderen Namen genannt, als der war, den er selbst angegeben hatte.

»Nimm Dich in acht, Sarazene,« sagte er, »mich dünkt, unser Wirt ist in Namen so konfus wie in anderen Dingen. Du nennst Dich Scharfhaupt, und gleichwohl nannte er Dich vorhin ganz anders.«

»Als ich noch in meines Vaters Zelte war, hieß ich Ilderim,« entgegnete der Kurdistane, »und so nennen mich noch viele. Im Felde und unter den Soldaten bin ich als Löwe des Berges bekannt. Doch still! Hamako kommt! ich kenne seine Art – er will zur Ruhe, denn beim Nachtgebet läßt er sich nicht belauschen.«

Der Anachoret trat ein. Die Arme über der Brust verschränkend, sprach er feierlich: »Gepriesen sei der Name dessen, der die ruhige Nacht dem geschäftigen Tage folgen läßt.« Beide Krieger sprachen: »Amen!« standen auf und begaben sich zu ihrem Lager, und nachdem sie, jeder nach seinem Glauben und Ritus ihr Gebet verrichtet hatten, waren sie bald von tiefem Schlaf umfangen.


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