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Obwohl, das kleine Intermezzo mit dem Barbier ausgenommen, während meines Aufenthaltes in den Räumen der Frau Schüddebold sich eigentlich nicht viel Aufregendes ereignet hatte, so kam es mir doch vor, nachdem ich einige Wochen bei Hühnchen wohnte, als sei ich in den Hafen der Ruhe, des Friedens und des Behagens eingelaufen. Auch Frau Lore verbreitete Sauberkeit und Ordnung, wo sie herrschte, allein diese Tugenden waren bei ihr nicht starre, blutlose Götzen, die auf den Knien unter Furcht und Zittern angebetet werden mußten, sondern sanfte Genien mit leisen Füßen und zarten Händen, die ihr Ding ohne Geräusch taten und keinen Dank begehrten. Jetzt empfand ich erst, welch ein verschüchterter Sklave ich bei Frau Schüddebold gewesen war, die mich fast dazu gebracht hatte, mir das Rauchen abzugewöhnen, weil es den Gardinen schadet, wo ich niemals gewagt haben würde, des Abends beim Lesen die Beine auf das Sofa zu strecken, obwohl es für mich ein himmlisches Vergnügen ist, ein gutes Buch gerade in dieser Lage zu genießen. Wie frei fühlte ich mich jetzt in einer Wohnung, wo alle Möbel und Geräte zum Gebrauch und nicht ausschließlich zur Schonung da waren. Frau Schüddebold hatte die Schutzüberzüge ihrer Polstermöbel nochmals wieder mit jener ewig verrutschenden Erfindung von des Teufels Großmutter bedeckt, die man mit dem schönen deutschen Namen Antimakassar bezeichnet; da waren Dinge unter Glasglocken oder in Flor gehüllt und überall stieß man auf etwas, das tabu oder noli me tangere erschien. Ha, hier atmete ich auf. Ich schaffte mir gleich, obwohl die Gesangzeit schon vorüber war, ein Blaukehlchen, eine Gartengrasmücke und einen rotrückigen Würger an und erhielt von unserem gemeinschaftlichen Freund Doktor Havelmüller einen Raben geschenkt, dem die Gabe der Rede verliehen war. Zwar konnte er nur wenig, aber dieses sehr gut. Dabei war er von unzähmbarer Bosheit und Tücke, so daß man ihn nicht frei umherlaufen lassen durfte, weil er sofort die schändlichsten Taten verübte, silberne Löffel stahl, andere Tiere peinigte oder, wenn er sie bewältigen konnte, aufaß, welches Schicksal einmal beinahe unserem Hänschen mit dem langen Triller passiert wäre.
Einmal hatte er eine Nachbarskatze beschlichen, die ihrerseits wieder gierig züngelnden Schwanzes einen Sperling zu belauern gedachte, und hatte sie so in diesen geliebten Zierat gebissen, daß ihre Gefühle unbeschreiblich waren. Nie habe ich jemanden gesehen, der größere Eile hatte, auf den nächsten Baum zu kommen, als diese Katze. Wegen dieser gemeingefährlichen Eigenschaften hatte ich den Raben, dem nach einer von Hühnchen innig geliebten Geschichte aus den »Fliegenden Blättern« der Name Hoppdiquax beigelegt worden war, in einen geräumigen Kistenkäfig gesperrt, der an der Hauswand im Garten stand, und dort lebte er ganz vergnügt, doch stets auf neue Bosheit grübelnd. Von seinem geringen Sprachschatz, der nur aus dem Worte »Quatschkopp!« und dem Satz »da ist der Graf«, im tiefsten Baß gesprochen, bestand, machte er oft den treffendsten Gebrauch. Einmal war ein junger Mann bei Hühnchen zum Besuch, der im Begriff war, das Bauführerexamen zu machen, sich aber nicht recht getraute und deshalb Hühnchen um Rat fragen wollte. Dieser, der nicht der Meinung war, daß dieser Jüngling bereits die erforderlichen Kenntnisse besitze, stand mit ihm in der Nähe des Rabenkäfigs, strich seinen Bart und bemühte sich nachzudenken, wie er diese bittere Pille wohl am besten zu überzuckern vermöge, da tönte in diese tiefe Stille hinein plötzlich die Stimme des Rabens Hoppdiquax: »Quatschkopp!« rief er ganz laut und vernehmlich. Der junge Mann fuhr entsetzt herum und entdeckte endlich den boshaften Vogel, der ihn mit einem Auge höchst verständnisinnig anblickte. Beschämt und kleinlaut wendete sich der Jüngling dann wieder zu Hühnchen und sagte von tiefer Selbsterkenntnis ergriffen: »Ich glaube, der Vogel hat recht.« Er befestigte sich nun noch ein halbes Jahr in den Wissenschaften und hatte es dem Raben zu verdanken, daß er nachher nicht durchfiel. Irgendein Mitglied der Hühnchenschen Familie hatte, solange der Rabe im Hause war, stets einen verbundenen Finger, denn bei dem unverwüstlichen Glauben an die innere Güte jeglicher Kreatur, die diesem Geschlecht eigen war, versuchten sie es immer wieder, durch zartes Entgegenkommen sein Herz zu gewinnen, wurden jedoch stets aufs neue durch tückische Bisse in den vertrauensvoll vorgehaltenen Friedensfinger belohnt. »Ein rätselhafter Vogel!« pflegte Hühnchen oft zu sagen, nachdem er ihn lange sinnend betrachtet hatte. Einmal, als ich von einem Spaziergang nach Hause kam, fand ich Hühnchen noch ganz ergriffen über einen höchst gemeinen Friedensbruch, den sich dies Geschöpf, dessen Seele noch schwärzer war als seine Federn, hatte zuschulden kommen lassen. Er berichtete mir folgendes: »Sieh mal, vor kurzem war der Steuerbote hier. Du weißt, wie sehr ich immer bemüht bin, diesem Mann sein schweres Amt zu erleichtern, daß ich ihn niemals warten lasse, sehr höflich bin und freundliche Gespräche mit ihm führe. Denn ich weiß, es gibt eine Unzahl von törichten Leuten, die es den unschuldigen Diener des Staates entgelten lassen, wenn er für sie unangenehme Vorschriften zur Ausführung bringt. Überall begegnet er unfreundlichen Gesichtern und harten Worten und sieht, wer weiß wie oft, den für den vermuteten Postboten bestimmten Sonnenschein der Gesichter sich bei seinem Anblick in drei Tage Regenwetter verwandeln. Denn keinen Menschen gibt es wohl, der einen Postboten haßt, den Steuerboten aber sieht niemand gern. Und doch sind es meist tüchtige Beamte, in die der Staat großes Vertrauen setzt, und du kannst mir glauben, es sind manche darunter, die gerne die wenigen Groschen, die sie der Armut entreißen müssen, aus der eigenen Tasche bezahlen würden, wenn sie nur in der Lage dazu wären. Darum, lieber Freund, bin ich sehr zuvorkommend gegen diese Leute und habe schon oft etwas gesehen, dessen sich nur wenige rühmen können, nämlich ein freundliches und behagliches Lächeln auf den Lippen eines Steuereinnehmers während der Ausübung seiner Pflicht. Also dieser Mann des Gesetzes kam, als ich gerade im Garten war und mich an den herrlichen Rosen freute, die dieser Herbst uns noch beschert hat. Frieda brachte ihn zu mir, und zwar, wie es sie von klein auf gelehrt worden ist, mit einer freudigen und strahlenden Miene, als sei es der gute Onkel aus Amerika, und gleich bedachte ich, womit ich wohl seinem Herzen ein Vergnügen bereiten könne. Ihm eine jener schönen Rosen ins Knopfloch zu stecken, verwarf ich gleich, weil mir ein solcher Zierat für seinen schweren Beruf nicht ganz angemessen erschien, doch gleich darauf fiel mir der Teller mit soeben gepflückten Weintrauben ins Auge, der auf dem Käfig des Raben stand. Der Steuerbote nahm die angebotene Erfrischung nach einigem Sträuben mit freundlichem Lächeln an, wählte sehr bescheiden die kleinste der Trauben, lehnte sich, diese verzehrend, behaglich an den Rabenkasten und lobte ihre Süßigkeit, während ich aus meiner Geldtasche die nötige Summe zusammensuchte. Wenn mich in dieser Angelegenheit ein Vorwurf treffen kann, so ist es der, daß ich nicht an Hoppdiquax und seine Tücke dachte. Doch plötzlich hörte ich zu meinem Schrecken seinen tiefen Baß. ›Da ist der Graf!‹ sagte er plötzlich, und ehe der Steuerbeamte sich noch erschrocken umsehen konnte, sprang er auch schon mit einem entsetzten Schrei in den Garten hinein, daß die schöne Traube in den Sand flog, und griff dann unter schmerzlichen Gebärden an seine Wade, während er sich zugleich nach dem Urheber dieses plötzlichen Angriffes umsah. Stolz und fast aufgeblasen über die herrliche Wirkung seines tückischen Bisses, stand Hoppdiquax da, rief ungeheuer ausdrucksvoll: ›Quatschkopp!‹, schlug dann mit den Flügeln und freute sich wie der Teufel, wenn Krieg ist oder sonst seine Geschäfte gut gehen. Und sieh mal, das ist es, was mich schmerzt, nun bin ich bei dem Steuerboten in den Verdacht gemeiner berechnender Tücke gekommen, er betrachtete mich mit Gebärden des Hasses und der Verachtung, brauchte harte Ausdrücke, die ich nicht wiederholen will, und lehnte es ab, die übrigen Trauben für seine Kinder mitzunehmen. Mit einem Wurm im Herzen hat er mich verlassen.«
Aber trotz aller dieser Untaten genoß Hoppdiquax dennoch bei dieser Familie jene stille mit Gruseln gemischte Achtung, die man einem interessanten Verbrecher oder berühmten Räuber widmet, und das Rätsel seiner schwarzen Seele beschäftigte sie vielfach.
Dann kam die Periode der weißen Mäuse. Auch in der Seele Hans Hühnchens hatte sich die Tierliebhaberei entzündet, so daß er eine Zucht von weißen Mäusen anlegte. Diese fruchtbaren Tiere hatten sich ungemein vermehrt, brachen teilweise aus und begannen das Haus zu bevölkern. Zuerst ging es noch an und wir freuten uns, wenn abends beim Schimmer der Lampe die schneeweißen Tierchen mit den roten Augen zutraulich hervorkamen und auf dem Fußboden nach verlorenen Krümchen suchten. Nach einem Jahr aber waren sie schon gemeingefährlich geworden und man konnte keine Schranktür mehr öffnen, keine Schublade aufziehen, ohne daß nicht eines oder mehrere dieser zierlichen Tierchen daraus hervorgehuscht kamen. Ihre Wochenbetten fand man an allen möglichen und unmöglichen Orten, in Frau Lores Wintermuff sowohl, als in der Tasche von Hühnchens Sommerüberzieher, und in der Speisekammer feierten sie Tag und Nacht Orgien, so daß Frau Lore die äußersten Listen anwenden mußte, um ihre Vorräte zu schützen. Denn sie aßen alles auf, was sie bekommen konnten, und nährten sich sogar von Literatur, wobei sie eine großartige Verdauungskraft bewiesen, denn sie verzehrten einen ganzen Band pessimistischer Gedichte, ohne den geringsten Schaden zu leiden. Eines Morgens, als Hühnchen aus seinem fast geleerten Tabakkasten seine Pfeife stopfen wollte, kam ihm eine weiße Maus zwischen die Finger, die sich dort offenbar totgeniest hatte, und später schwor Hühnchen auch, er sei in der Nacht einigemal aufgewacht und habe dann aus dem Wohnzimmer stets ein feines Niesen vernommen. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, wo ein gemeinsames Zusammenleben nicht mehr möglich war und entweder die Mäuse oder die Familie Hühnchen das Feld räumen mußten. Die Anschaffung einer Katze oder die Anwendung von Gift wurde von vornherein als zu grausam und illoyal verworfen, denn da die Tiere nicht aus eigenem Antrieb gekommen, sondern ursprünglich aus der Zucht eines Familienmitgliedes hervorgegangen waren, so trugen sie an der Besiedlung des Hauses keine Schuld, und daß sie, dem von der Natur in sie gelegten Trieb zur Erhaltung ihres Geschlechtes folgend, sich so ungemein vermehrt hatten, konnte man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Mein Vorschlag, sie in Fallen zu fangen und dem Raben Hoppdiquax zur Speise vorzuwerfen, ward mit Unwillen zurückgewiesen, nicht anders als hätte ich die Absicht geäußert, einen boshaften schwarzen Teufel mit kleinen weißen Englein zu füttern, aber gefangen mußten sie doch werden und deshalb wurde alsbald ein zufällig des Weges kommender Slowake in Nahrung gesetzt und von ihm drei jener runden Fallen von Drahtgeflecht erstanden und in Betrieb gesetzt. Hans, der in solchen kleinen Arbeiten sehr geschickt war, hatte bereits vorher eine Anzahl kleiner zierlicher Gitterkäfige angefertigt, um die Jagdbeute unterzubringen, und dies war höchst weise von ihm gehandelt, denn das Fangergebnis des nächsten Morgens betrug zusammen siebzehn weiße Mäuse, die ängstlich ihre rosigen Pfötchen an dem Drahtgitter in die Höhe gehen ließen, gleich als flehten sie um ihre Freiheit. Abnehmer fanden sich glücklicherweise unter den Schulkameraden und Gespielen der Kinder genug, und da die Aufnahmefähigkeit von Steglitz und Umgegend für weiße Mäuse sich Gott sei Dank größer erwies, als die Vermehrungskraft dieser Tiere in der Hühnchenschen Wohnung, so hatten wir endlich Ruhe und es fanden sich bald nicht mehr Mäuse in unseren Räumen, als es für ein so altes, verbautes Häuschen angemessen und stilvoll ist.
Unter solchen kleinen harmlosen Abenteuern, deren jede Woche neue und andere brachte, verging die Zeit, während wir beiden Männer alltäglich mit der Bahn in die Stadt fuhren, um unseren Geschäften obzuliegen, und die Kinder auf dieselbe Weise ihre Schulen besuchten und allmählich heranwuchsen. Wenn ich in der Stadt auf meinem etwas öden Büro saß, dachte ich immer mit Behagen an meine freundlichen beiden Zimmer, in denen jetzt einsamer Vogelgesang und Blumenduft war, an den Blick aus meinem Fenster auf den wunderlich kleinen Garten mit den vielen winzigen Beeten und seinen zwei Obstbäumen und an das warme Hühnchennest, in dem freundliche gute Menschen hausten mit dem Talent zum Glück, wie es in dieser habgierigen Zeit so selten ist. Ich konnte mir kaum eine angenehmere Lebensweise denken als diese, und war auf dem besten Weg, mich dort ganz einzuspinnen und allmählich ein behaglicher alter Junggeselle und Hühnchenscher Familienonkel zu werden. Ich war allerdings noch gar nicht so alt, wie man wohl aus dem Grunde annehmen mag, weil mein Studienfreund Hühnchen nun bald eine erwachsene Tochter hatte. Dieser war spät zum Studium gekommen wegen mangelnder Mittel, und als ich mit achtzehn Jahren nach Hannover kam, da befand er sich bereits in den letzten Semestern und bald nachher hatte er sich verheiratet. Mir war hierzu nun auch wohl öfter Gelegenheit geboten worden, allein leider hatte sich die Sache immer gekreuzt. Wenn mich ein weibliches Wesen sehr gern hatte, so sträubte sich alles in mir, diese Neigung zu erwidern, und mochte ich eines wohl leiden, so nahm es sicher einen anderen, es wollte eben nie klappen. Auch in solchen Dingen kommt es auf angebotene Begabung an, der eine nimmt ein Weib, wenn die Zeit gekommen ist, ohne weitere Mühe und Nachdenken, der andere grübelt sein Leben lang über diese schwierige Sache, bis die Zeit verpaßt ist. Ich glaube aber, es gibt geborene Junggesellen, die eine vorsorgliche Schöpfung schon in der Wiege für den nützlichen Beruf eines Erbonkels bestimmt hat.
So lebte ich mit der Familie Hühnchen behaglich weiter und wir feierten die Feste, wie sie fielen, und das wollte etwas sagen, denn Hühnchen verstand es, aus allem ein Fest zu machen. Wenn im Garten das erste Veilchen kam, so gab es eine kleine Feier und das bescheidene blaue Blümchen stand in einem feinen geschliffenen Gläschen als festlicher Schmuck auf dem Mittagstisch, ward herumgereicht und bewundert und eine Flasche Saurer dazu getrunken. Für gewöhnlich gab es bei Tisch nämlich keinen Wein, allein Hühnchen hatte einen harmlosen und unschädlichen Moselwein im Keller und war unerschöpflich, neue Veranlassungen zu erfinden, um eine Flasche davon heraufzuholen. Wir feierten den ersten Storch, die erste Schwalbe, die ersten Radieschen, die erste Rose und die ersten Erdbeeren. Diese sogenannten Erstlingsfeste waren unzählig, ich erinnere mich, daß uns das Fliegenschnäppernest, das alljährlich in dem Weinspalier vorhanden war, stets zu drei Feiern verhalf, einmal, wenn das erste Ei darin lag, einmal, wenn die Jungen auskrochen, und einmal, wenn sie glücklich ausgeflogen waren. Sehr festlich ward die Baumblüte durch eine Vorfeier in Steglitz mit nachfolgendem Ausflug nach den ganz in schimmerndem Blütenschnee stehenden Sandbergen des Städtchens Werder begangen und von den verschiedenen Erntefesten habe ich die Weinlese bereits früher geschildert. Geburtstage wurden natürlich besonders großartig begangen und dabei selbst der böse Hoppdiquax nicht vergessen. Als den ungefähren Tag, an dem die Raben aus dem Ei kriechen, hatte ich den ersten April festgestellt, so daß dieses Unglückstier den Vorzug genoß, seinen Geburtstag mit unserem großen Kanzler am gleichen Datum zu feiern. Am Morgen dieses Tages erschien ich mit der Familie Hühnchen zur Gratulation und es ward ihm als Angebinde eine tote Ratte mit einer blauen Seidenschleife um den Hals überreicht. Diesen Leckerbissen ergriff er sehr begierig, jedoch ohne besonderen Dank zu äußern, trug ihn in seine Lieblingsecke und betrachtete ihn sehr andächtig, erst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge. Darauf sagte er sehr befriedigt: »Da ist der Graf!« und begann die Ratte aufzuessen. Das blaue Bändchen aber ließ er liegen. Des Mittags gab es natürlich Sauren und ein schönes Lied ward gesungen auf Hoppdiquax nach der Melodie aus Zar und Zimmermann. Es lautete:
»Heil sei dem Tag, an welchem er bei uns erschienen, Dideldum, dideldum, dideldum! Es ist schon lange her, Das freut uns um so mehr! Wir konnten keinen schwärzeren Schurken finden, |
Aber nach allen diesen kleinen lustigen Feierlichkeiten, die zum Teil allerdings in das Gebiet des höheren Blödsinns hinüberschweiften, uns aber desto mehr Vergnügen machten, kam auch eine ernsthafte heran, nämlich das Fest der Konfirmation der beiden Kinder, das in Berlin stattfand bei einem Hühnchen besonders befreundeten Prediger. Hans war jetzt Sekundaner und Frieda ein hübsches Mädchen von blühender Gesundheit und ihr Antlitz trug jenen Ausdruck von sanfter Güte und Herzensreinheit, die das beste Erbteil von ihren Eltern war. Als sie in ihrem schwarzen Kleid mit dem kleinen Veilchensträußchen in der Hand schlank und demütig vor dem Altar stand, da hob sich dieses liebliche Blumengesicht anmutig von allen den anderen hervor, die teils Züge von Selbstbewußtsein oder unangenehmer großstädtischer Pfiffigkeit und Frühreife und nur selten jene selig in sich selbst schwimmende Unschuld zeigten, die diese Jahre so reizend macht. Und in die Betrachtung dieser reinen, blühenden und kindlichen Jungfrau vertieft, dachte ich, der müßte ein seliger Mann sein, der dieses gute und schöne Menschenkind einmal sein eigen nennen dürfe.