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An der Ausschmükung und Herstellung der Gebäude auf den Moldauwiesen zu dem großen Tanzfeste wurde auch auf das Eifrigste gearbeitet.
Indessen geschah das Außerordentliche, was manche geahnt, manche vorausgesagt, und doch wenige eigentlich geglaubt hatten. Hanna wurde öffentlich als Guido's Braut erklärt. Sie sollte mit ihm sammt ihrer Mutter auf seine Besizungen geführt und dort getraut werden. Von dem Augenblike der Erklärung an stand immer ein schöner leichter Wagen vor dem weißen Häuschen, den sie beliebig gebrauchen konnte. Kleider und Schmuk waren auch angekommen. Die Bewohner von Pichlern sahen sie in einem schönen Gewande, um den Hals hatte sie ein glänzendes kostbares Ding, und um den schönen Arm einen goldenen Ring.
Das zweite Treibjagen war in einer andern Waldgegend abgehalten worden.
Jezt kam auch die Nacht des Tanzfestes, des lezten Festes, das gefeiert werden sollte. Die Holzgebäude mit allen ihren Ausschmükungen waren fertig geworden. Unermeßliche Zuschauermengen strömten von allen Gegenden zusammen, und drängten sich in dem Raume außerhalb der Säulen. So viele Lichter waren angezündet worden, daß man meinte, der ganze innere Bau lodere im Feuer. So viele kunstreich gemachte Blumen waren verschwendet worden, daß man meinte, so viele natürliche könnten in zwei Jahren nicht in Oberplan wachsen. Die Herren und Frauen waren so schön, so außerordentlich schön, daß Alles, was man bisher gesehen hatte, nur ein Spielwerk und ein kindisches Ding dagegen war. Sie führten angenehme Tänze auf, Menuette und andere. Das feinste Bakwerk und süße Weine wurden an die Frauen vertheilt. Das Höchste waren Spiele und Masken. Es waren Schäfer und Schäferinnen, Bauern und Bäuerinnen, Jäger, Bergleute, Zauberinnen, dann Götter und Göttinnen, insbesondere Venus und Adonis zugegen. Hanna nahm schon an dem Feste in dem kostbaren Gewande der vornehmen Frauen Antheil. Erst gegen Morgen entfernten sich die Gäste, erloschen die Lichter, und begaben sich die mit Verwunderung überladenen Zuschauer auf den Heimweg.
Der Tag war der Ruhe gewidmet. Der nächste war zur Abfahrt bestimmt.
Als dieser Tag angebrochen war, geschah der Abzug aller Herren und Frauen zu Wagen und zu Pferd mit Dienerschaft und Troß, wie es der Jagdmarschall vorher bestimmt hatte. Hanna und ihre Mutter, die bereits Dienerinnen hatten, waren in dem Zuge.
In Oberplan und in der Umgegend war es nun leer und stille. Das Gebäude auf den Wiesen wurde abgetragen, das Gerüste im Stegwalde wurde abgebrochen, und bald war das Ganze in der Erinnerung der Menschen, wie ein Traum.
Nach einiger Zeit kam die amtliche Kunde von der Vermählung Hanna's und Guido's. Die Leute sagten, daß sie in einem sehr schönen Schlosse wohne, und daß auch die Mutter in demselben size, aber traurig sei. –
Hanns hatte lange nach diesen Ereignissen erst erzählt, was ihm am beschriebenen Tännlinge begegnet wäre.
Jahre nach Jahren waren vergangen. Hanns blieb immer im Holzschlage. Als seine Schwester, die geheiratet hatte, kurz nach ihrem Manne gestorben war, nahm er die drei hinterlassenen Kinder zu sich, und ernährte sie.
Als nach vielen Jahren Hanna wieder einmal in die Gegend kam, begegnete sie Hanns. Sie fuhr eben auf dem Wege zwischen Pichlern und Pernek. Sie hatte eine dunkle sammtne Ueberhülle um ihren Körper und war in dem Wagen zurük gelehnt. Ihr Angesicht war fein und bleich, die Augen standen ruhig unter der Stirne, die Lippen waren ebenfalls schier bleich, und der Leib war runder und voller geworden. Hanns, dessen Angesicht Furchen hatte, stand auf dem Wege. Er hatte sich an ein mit Leinwand überspanntes Wägelchen gespannt, in dem er die drei Kinder eben in seinen Holzschlag führte. Hanna, die ihn nicht kannte, wollte dem armen Manne eine Wohlthat erweisen, und warf einen Thaler aus ihrem Wagen auf die Erde. Hanns aber hatte sie gar wohl erkannt.
Er ließ später den Thaler in eine Fassung geben, und hing ihn in dem Kirchlein zum guten Wasser auf, wie man silberne oder wächserne Füße und Hände in solchen Kirchen aufzuhängen pflegt. – –
Als eine Zeit nach Hanna's Vermählung sich ihre Gespielinnen an den Abend ihres ersten Beichttages erinnerten und sagten, daß Hanna's Voraussagung in Erfüllung gegangen sei, daß sie nun schöne Kleider habe mit gewundenen Stängeln und Gold- und Silberstikerei, und daß sich an ihr die Gnade der heiligen Jungfrau recht sichtlich erwiesen habe, erwiederte der uralte Schmied in Vorderstift: »An ihr hat sich eher ihre Verwünschung als ihre Gnade gezeigt – ihre Weisheit, Gnade und Wunderthätigkeit haben sich an Jemand ganz anderem erwiesen.«