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Es ist ein für den aufgeklärten Mann gewiß sehr erfreulicher Umstand, daß in jenem jungen Lande, um zu den höchsten Ehrenstellen gelangen zu können, nicht allein, in religiöser Hinsicht, weiter nichts verlangt wird, als der Glaube an ein ewiges, schaffendes, göttliches Wesen, und an die Fortdauer der menschlichen Seele, unter welchen Formen dies auch sey, sondern auch, daß die so verschiedenen Religionssekten hier ohne alle Reibung, ja sogar sich gegenseitig unterstützend, mit einander leben. Nicht blos die größte Duldsamkeit, auch die größte Ehrfurcht gegen jede Art und Weise, wie andere das große, ewige und uns allen unerforschliche Wesen anbeten, ist hier vorherrschend; und nie wird der Amerikaner sich der Frechheit, ja der Schändlichkeit schuldig machen, über die Ceremonien in andern Kirchen, oder über das zu lächeln, was Andersdenkenden heilig und theuer ist.
Hier bedient man sich bei Ausübung der Sacramente und anderer christlichen Gebräuche oft der Priester abweichender Sekten. Nicht selten genießt der lutherische Priester, der weit und breit keinen Amtsbruder hat, das Abendmahl bei dem katholischen, und umgekehrt. Der katholische Prediger besorgt die Leichenpredigt bei dem gestorbenen reformirten, und das Kind des Paptisten wird von dem Presbyterianer getauft. In dieser Kirche ist vielleicht heute lutherischer, das nächstemal katholischer, dann Gottesdienst der Wiedertäufer etc. In den vereinigten Staaten leben folgende zahlreiche Secten friedlich beisammen: Congregationalisten oder Unabhängige, Baptisten, Methodisten, Presbyterianer, Reformirte, Episcopalen, Katholiken, Quäker, Morarianer, Universalisten, Hunnonisten, Camoconianer, Juden, welche Synagogen zu Newyork, Newport, Philadelphia, Charlestown und Savannah haben, und viele andere mehr.
Unter diesen zeichnen sich die Quäker oder Freunde aus, welche zwar an Christum glauben, aber weder Taufe, noch Abendmahl, noch angestellte Prediger,Früher trat als Prediger der auf, welcher glaubte, daß ihn der Geist dazu auffordere. Dieß ist zwar auch heutigen Tages noch der Fall, geschieht aber sehr selten, wodurch natürlich die Würde des Gottesdienstes der Quäker gehoben wird. Ihr Gesetz erlaubt ihnen nicht, Prediger zu besolden. Da sie aber, um jenes unsinnige Zeug zu entfernen, doch solche besitzen müssen, die sich ganz diesem Fache widmen, so bezahlen sie diese unter dem Namen »freiwillige Unterstützungen« so gut wie jede andere christliche Secte. weder Glocken, Orgel, noch andere kirchliche Gebräuche haben. Diese Secte besteht aus den ehrlichsten, bravsten, biedersten Menschen. Ihre Bekenner sind im Handel und Wandel redlich, der Eid, den sie nie ablegen, gilt ihnen von andern viel weniger als das Biederwort. Krieg und Blutvergießen, dem sie sich nie hingeben, ist ihnen ein Greul. Philadelphia verdankt ihnen die schöne Einrichtung der Gefängnisse und Armenhäuser, der dortige Schwarze seine Befreiung aus der Sclaverei; ja sogar das danken ihnen die Neger, daß sie in Pensilvanien bereits einigen Antheil an der Landesverfassung z.B. Stimmrecht etc. haben. Der edle Wilhelm Penn, dieser große Quäker, steht noch immer, und wird ewig in der höchsten Achtung stehen, wo nur sein Name genannt wird.