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Gewiß giebt es kein Land, das dem Schaulustigen einen interessanteren Gegenstand darbietet, als Amerika in dem Falle des Niagara. Der westliche Fall ist der größte. Der Fluß ist hier mehr als 600 Yards breit und 142 Fuß stürzt er herab. Der östliche oder amerikanische Catarakt ist 350 Yards breit und 163 Fuß hoch. Er ist von dem westlichen durch Goats Island getrennt, der eine halbe Meile von dem Abhange liegt und hat eine Sandbank, vermittelst welcher man bei niederm Wasserstand von dem östlichen Ufer nach dem Eiland gelangen kann. Jetzt ist es durch eine Brücke zugänglich gemacht, die etwas oberhalb des amerikanischen Falles hinübergebaut wurde und enthält gegen 8 Acker gutes Land. Der große Catarakt wird fortwährend durch einen Nebel verdunkelt, den man weit sehen kann und dessen rauchende Wolken gegen den Himmel aufzusteigen scheinen. Wenn sich dieser Nebel ein wenig verzieht, so sieht man die benachbarten Felsen und Wälder, wodurch die Pracht das Schauspiels erhöht wird. Der Effekt, den diese Wasserstürze bei Winterkälte gewähren, ist zu gleicher Zeit sonderbar und prächtig. Eiszapfen von großer Dicke und Länge bilden sich längs der Ränder an den Quellen. Diese nun mit Schwefelduft geschwängerten Quellen sind hinter transparent blauen Columnen verborgen und haben vorzüglich auf der amerikanischen Seite durch den Staubregen große Höhlen gebildet, in deren entblöstem Innerem Büschel von Eiszapfen, die Orgelpfeifen gleichen, sichtbar sind. Einige Theile der Fälle sind in fluthende Säulen consolidirt, deren obere Theile man theilweise gefroren sieht.
Der Table Rock ist ein Theil der Canada Bank, welche an dem Rande des großen Wassersturzes ist. Er bietet den interessantesten Anblick auf alle Wasserfälle zugleich dar. Das auf den Strom gerichtete Auge beobachtet, wie er mit wunderbarer Pracht über die Ecken und Klippen fällt. Die Wassermasse, die unaufhörlich über den Gipfel strömt, wird auf 128 Millionen Pfund angeschlagen.
Es giebt in Plymouth, Clarendon, Dorset, Danby und Bennington merkwürdige Höhlen. Die eine in Plymouth, 18 Meilen westlich von Windsor, liegt an dem Fuß eines Berges, der Quelle des Black Rivers nahe. Sie hat 5 Abtheilungen, von welchen eine 30 Fuß lang, 20 breit und 20 hoch ist, der zwei andere ziemlich gleich sind. Die diese Höhlen bildenden Felsen sind gänzlich aus Kalkstein. Man findet hier zahlreiche Stalaktiten, die von den Felsen herabhängenden Eiszapfen gleichen.
Der Notch (Einschnitt) oder Gap (Kluft) in den White Mountains (weißen Bergen) wird für eine der größten Naturmerkwürdigkeiten in den vereinigten Staaten betrachtet. Es ist dies ein enges Difilee, das sich 2 Meilen in die Länge erstreckt, zwischen 2 Reihen Klippen, die von irgend einer Naturerschütterung auseinandergerissen scheinen. Die Straße von Lancaster nach Portland geht durch diese Oeffnung, folgend dem Lauf des Hauptarms des Laco, der aus einem nahe an der Straße liegenden Teiche von 1 oder 2 Acker Größe entspringt. Der Eingang in die Oeffnung wird von 2 perpendiculär stehenden Felsen gebildet, die 22 Fuß auseinander stehen. Das ganze Gebirge, welches übrigens eine ununterbrochene Kette bildet, ist hier beinahe bis zu seinem Grunde gespalten, indem es den Gewässern des Laco freien Durchgang gestattet. Der Gap ist so enge, daß man nur mit Schwierigkeit Raum für die Straße gewinnen konnte. Die Klippen und Abhänge erheben sich von beiden Seiten in großer Steile und bilden eine Stütze für die unregelmäßigen Ecken oben.
In der Township Franconia ist eine sonderbare Merkwürdigkeit, die das Profil genannt wird. Die hohe Kuppe, auf welcher es liegt, steigt plötzlich und stellt die flache Vorderseite eines soliden Felsens dar, welcher, von der Seite betrachtet, ein complettes Profil des menschlichen Gesichts darstellt.
In dem Township Chester sind 2 merkwürdige Höhlen. Eine, mit Namen die Teufelsgrube, ist in dem westlichen Theile von Minehill. Dieser Hügel ist eine halbe Meile im Durchmesser, gegen 400 Fuß hoch und an der Südseite fast perpendiculär. Der Eingang zu der Höhle, der an der Südseite liegt,, ist 10 Yards über der Stelle, wo der Hügel die Grundfläche berührt und durch einen Durchgang, der im Umfange variirt und 25 Fuß lang ist, kommt man in die Hauptabtheilung, welche 15 bis 20 Fuß ins Viereck, 3 oder 4 Fuß Hoch und vor dem Felsen regelmäßig gepflastert und getäfelt ist. An der Tafelung hängen zahlreiche Stalaktiten oder Auswüchse, in der Form von Birnen, deren glatte Oberfläche im Fackellicht mit unzähligen Farben und ungewöhnlicher Pracht wiederstrahlen.
Die andere Höhle ist auf der Westseite von Rattlesnakehill (Klapperschlangen-Bay), 7 Meilen westlich von Meeting-Hause (Versammlungshause). Der vorzüglichste Eingang ist 11 Fuß hoch und 4 Fuß weit. Sie erstreckt sich 20 Fuß in die Seite des Berges und geht auf die nämliche Seite aus, nachdem sie einen Halbzirkel von 53 Fuß gebildet hat.
Andere Merkwürdigkeiten sind Bellows Fall, an dem Conecticut bei Walpole und der große Eberkopf am Vorgebirge von Hampton in Maine.
In Hollis, an der Nordwestseite des Laco, ist eine sehr bemerkenswerte Quelle.
Lynns Strand, welcher 1 ½ Meile lang ist die Halbinsel Rahant mit dem festen Lande verbindet, wird als eine Seltenheit betrachtet. Rahant ist ein merkwürdiges Vorgebirge ln der Township Linn, 9 Meilen nordöstlich von Boston zu Wasser und 35 zu Lande. Es ist eine Halbinsel von sehr unregelmäßigem Umriß und Oberfläche, die etwa 550 Acres in sich faßt und ist durch eine sehr schmale und gerade Erdzunge, die aus einem sehr angenehmen 1 ½ Meilen langen Stück Land besteht, mit dem Festlande verbundene Nichts kann schöner seyn, als eine Fahrt über diesen aus glattem harten Sand bestehenden Strand, während die Brandung längs seiner Seite rollt und in Nebel aufstäubt. Das Gestade des Vorgebirgs besteht aus zerrissenen, abhängigen Felsen, welche über das Meer hängen und von der Südseite mehr als 400 Fuß hoch sind. Rahants bietet einen Anblick über einen großen Theil der Massachussets-Bay und zeigt eines der schönsten Seegemälde, das nur zu sehen ist. Nach einem Sturme aus Osten bietet das Schäumen und Schlagen der Gewässer des bewegten Oceans gegen die steilen Felsen das erhabenste Schauspiel dar. In den heißesten Sommertagen machen die Seewinde auf dieser Halbinsel die Luft kühl und erfrischend.
In Adanis ist eine sonderbare Kluft, die der Fluß Hoosac bildet. Diese Kluft ist in einer unendlichen Verschiedenheit der Formen ausgehöhlt, von denen sich einige in horizontaler und andere in perpendiculärer Richtung wölben.
Die natürliche Brücke, welche über den Strom liegt, ist von einer rauhen Masse Kalkstein gebildet. Sie ist 14 Fuß lang, 10 Fuß breit und 62 Fuß hoch. Gerade gegen 20 Fuß unter dieser Brücke ist eine andere, beinahe in der nämlichen Größe. Der Strom läuft 20 bis 30 Fuß tief unter der Brücke.
Die Wasserfälle von Pawtucket, bei dem Dorfe dieses Namens, werden sehr bewundert. Sie fallen gegen 59 Fuß.
In Warwick, ungefähr 10 Meilen südwestlich von Providence ist ein großer Felsen, der so vollständig über einen andern balancirt, daß ein Knabe von 14 Jahren ihn in Bewegung zu setzen vermag. Der durch den Stoß verursachte Ton hat etwas ähnliches von einer Trommel, ist jedoch weit stärker und kann an einem stillen Abend 7 bis 8 Meilen weit gehört werden. Deswegen ist er auch seit undenklichen Zeiten der Trommelfels genannt worden. Er wird, als eine interessante Seltenheit, sehr besucht.
Des Niagara Fälle sind schon erwähnt worden. Trenton Falls, an West-Canada Creek, 12 Meilen nördlich von Uttica, sind mehrere der schönsten Catarakte, die eine herrliche Scenerie darstellen. An dem Mohawk, 2 Meilen von seiner Mündung, wird dieser Fall Cahoes genannt; der Fluß fällt in einem Sturz gegen 70 Fuß und bildet einen schönen Wasserfall.
Am Salmon River, gegen 10 Meilen seines Falls, im Ontario-See, ist ein Catarakt, von 110 Fuß perpendiculär. Es sind 4 große Catarakte an dem Genesee. Der größte ist unter Rochester, 5 Meilen über seiner Mündung in den Ontario-See; 96 Fuß perpendiculär. Bakers- und Gleens-Fall am Hudson, Adgetes-Fall am Table-River und der Black-River und die Fallcreek sind lauter interessante Gegenstände. Die steinerne Brücke in Chester, der Split-Rock – gespaltete Felsen – am Ontario-See, die Bergstraße, die sich von Genesee nach Lewistown erstreckt und eine sonderbare Höhle, Watertown, werden sämtlich als Merkwürdigkeiten betrachtet.
Bei Patterson sind Fälle auf dem Passaic, von 72 Fuß perpendiculär, die wegen ihrer Schönheit und Größe sehr bewundert und besucht werden. In der Township Shrewsbury in Mammouth County, an der Seite eines Arms des Neversink-Rivers ist eine merkwürdige Höhle, die 3 Zimmer hat. Die Höhle ist gegen 30 Fuß lang und 15 Fuß breit. Jedes Zimmer ist gewölbt. Das Centrum des Bogens ist etwa 5 Fuß von dem Boden der Höhle, die Seiten nicht weiter als 2 ½ Fuß.
An der östlichen Bank von Swetara River, gegen 2 Meilen über der Ausmündung des Susquehanna, giebt es eine bemerkenswerthe Grotte oder Höhle. Ihre Oeffnung unter einem hohen Ufer ist 15 bis 20 Fuß weit und 7 bis 10 Fuß hoch. Man steigt nach und nach so tief hinab, daß der Spiegel des Flusses höher steht als der Boden der Höhle und trifft auf eine Anzahl Durchgänge und Abtheilungen von verschiedener Größe, einige niedrig und enge, andere sehr hoch und geräumig, gewölbt zu prachtvollen Thronhimmeln, verziert mit herabhängenden Petrefacten von vielerlei Gestalten, von denen einige, vermittelst des fortwährenden Wachsthums der versteinerten Masse, sich zu Säulen geformt haben. Diese erscheinen als Stützen der Decke, die von festem Kalkstein und fast 20 Fuß dick find. Vor 20 Jahren waren 10 solcher Pfeiler, jede 6 Zoll im Durchmesser und 6 Fuß hoch, alle so quadrat, daß der innere Raum einer katholischen Kirche glich. Kein Königsthron hat sich je erhabener dargestellt, als dieses Spiel der Natur. In den Wänden, an den Seiten der Grotte scheinen sich Monumente zu befinden. Von der Decke herab hängt die Glocke, welche nichts als ein Stein ist, der so genannt wird, weil er, gestoßen, einen der Glocke ähnlichen Ton von sich giebt. Einige der Stalaktiten haben die Farbe der Eiszapfen, andere gleichen dem Hutzucker; aber ihre Schönheit ist sehr geblendet durch den Rauch der Fackeln, welche oft gebraucht werden, um schaulustige Reisende in diese dunkeln Räume zu führen. Das Wasser, welches aus der Decke schwitzt, fließt den Abhang hinab und ist so wohlschmeckend als gesund. Es giebt verschiedene Löcher auf dem Fußboden der Höhle, die vielleicht perpendiculär in einen Abhang darunter führen, weshalb es gefährlich ist, hier ohne Beleuchtung zu gehen. Am Ende der Höhle ist ein hübscher Bach, der sich in den Felsen verliert. Ueber diesen Bach ist ein Ausgang aus ihr durch eine sehr enge Oeffnung. Durch diese steigen die Dünste fortwährend mit einem starken Luftzug ans derselben und gleichen bei Nacht dem Rauche aus einem Ofen.
Die wundervolle natürliche Brücke wird, nächst dem Catarakt von Niagara, als die größte Naturmerkwürdigkeit der V. St. V. A. betrachtet. Nachfolgende Beschreibung derselben ist von Jefferson.
Die natürliche Brücke, eins der erhabensten Werke der Natur, ist auf dem Gipfel eines Hügels, welcher der Länge nach, durch irgend eine große Natur-Revolution gespalten ist. Der Spalt gerade bei der Brücke ist nach einigen Ausmessungen 270 Fuß, nach andern nur 205 Fuß tief. Sie ist gegen 45 Fuß weit auf dem Boden und 90 auf dem Gipfel, und hiernach bestimmt sich die Länge der Brücke und ihre Höhe über dem Wasser. (It is about 45 feet wide at the bottom, an 90 feet at the top, this of course determinee the length of the bridge and its height from the water.) Sie ist in der Mitte gegen 60 Fuß, aber an dem Ende noch breiter, und die höchste Stärke ihres Bogens ist gegen 40 Fuß. Ein Theil ihrer Masse besteht aus Erdschichten, worauf viele große Bäume wachsen. Das übrige, so wie der Hügel auf beiden Seiten, besteht aus einer festen Kalksteinmasse. Der Bogen nähert sich der halb eliptischen Form, aber die große Are der Elipsis, welche die Sehne des Bogens seyn würde, ist manchmal größer als die Schräge. Obgleich die Seiten der Brücke an einigen Stellen mit einer Barriere von feststehenden Steinen versehen sind, so haben doch noch wenig Menschen gewagt, über diese zu gehen, und darüber hinaus in die Abgründe zu schauen. Man legt sich unwillkührlich nieder, kriecht auf Händen und Füßen nach der Barriere und lauscht darüber hinaus. Als ich eine Minute von dieser Höhe hinabgeblickt hatte, bekam ich heftigen Kopfschmerz.
Diese Brücke ist in der County Rockbridge (Bezirk Felsen Brücke) der sie den Namen gab und gewährt einen allgemeinen und bequemen Uebergang über ein Thal, durch welches man ohne sie nur auf großen Umwegen gelangen könnte. Der unter ihr hinlaufende Fluß heißt Cedar Creek.
Er ist tributair dem James River, und obgleich er nur 2 Meilen oberhalb entspringt, hinreichend eine Getreidemühle selbst in der trockendsten Jahreszeit zu treiben.
Die Stelle, wo sich der Potamac mit der Shenandoah in den blauen Bergen bei Harpersferry vereinigt, bietet einen. ungemein interessanten Anblick dar. Der Fluß fällt hier 15 Fuß, und rollt zwischen Felsenwänden mit der Schnelligkeit und Wilde eines Catarakts. Die Berge auf beiden Seiten sind perpendiculär und scheinen durch eine große Erdrevolution auseinander gerissen zu seyn.
In den Kalkstein Felsen Virginiens giebt es verschiedene Höhlen von ansehnlicher Größe. Eine der merkwürdigsten ist Wiers Cave, welche an der Nordseite der blauen Berge und an der Südseite des Shenandoah sich befindet. Sie ist in einem Berge, welcher 200 Fuß perpendiculäre Höhe hat und ganz steil ist. Gif wurde 1814 entdeckt. Ihr Eingang ist nur etwa 100 Yards von Madisons Höhle entfernt, die auch sehr berühmt und früher entdeckt, aber weit weniger interessant als Wiers ist. Ein Besucher dieses außerordentlichen Platzes beschreibt ihn also.
Wir waren unserer drei nebst unserm Führer mit brennenden Fackeln und gegürteten Lenden, die wir in die Höhle hinabstiegen. Als wir hineintraten, nahmen wir unsere Fackeln in unsere linken Hände. Der Eingang war so eng, daß wir nur hindurch gelangen konnten, indem wir einer nach dem andern auf Händen und Füßen krochen. Nachdem wir etwa 20 Yards herabgestiegen waren, gelangten wir in das erste Zimmer. Die Höhle war kalt, dunkel und alles in tiefem Schweigen. Wir gingen nun vorwärts, bald herabsteigend 30 bis 40 Fuß, bald aufwärts kletternd, bald kriechend auf Händen und Füßen, und durch große Räume, die Wohnung der Einsamkeit, gehend. Der Felsen scheint fast ganz aus Kalkstein zu bestehen, vermittelst dessen He Höhle überaß mit den schönsten Ueberzügen, Stalactiten von zerschmolzenem Kalke, durch das fortwährend tropfende Wasser verursacht, belegt ist. Diese Stalactiten sind von den verschiedensten und elegantesten Formen und Farben, welche oft eins genaue Aehnlichkeit mit andern Gegenständen der Natur und Kunst an sich tragen. Einmal sahen wir über unsern Häuptern etwas, einem gegen 10 – 15 Fuß hohen Wasserfall Aehnliches von der schönsten Art. Kaum konnten wir uns überzeugen, daß es in der Wirklichkeit kein Wasserfall war, so groß war die Täuschung. Man sah das Wasser herabspritzen und schäumen mit seinem weißen Gischt und Flugwasser, aber alles war festes, zersplittertes Kalkgestein. So durchstreiften wir diese Welt der Einsamkeit, bald anhaltend, um die Schönheit eines einfachen Stalactiten zu bewundern, bald die Pracht eines großen Zimmers anzustaunen, bald durch enge Durchgänge kriechend, die kaum weit genug waren, den Körper eines Mannes zu fassen, bald durch herrliche Gallerien gehend, bis wir in den größten, den Washingtons-Saal genannten, Raum kämen. Dieß ist gewiß der schönste Saal, den ich je sah. Er ist 210 Fuß lang, 35 weit und zwischen 30 und 40 hoch. Die Decke und die Seiten sind herrlich verziert mit dem Geflitter, welches die Natur hier im größten Ueberfiuß verbreitete und welches, wenn es von dem Fackelschein beleuchtet wird, wie die schönsten Diamanten funkelt. Der Fußboden ist glatt, flach und fest. Ich war der erste von unserm kleinen Haufen, der in diesen Raum trat und war nicht wenig erschreckt, als ich mich dem Mittelpunkte näherte, bei meinem schwachen Lichte eine Figur zu erblicken, die wie aus dem Felsen heraus mir entgegenschritt. Sie war gegen 7 Fuß hoch und entsprach auf alle Weise der gewöhnlichen Idee von einem Gespenste. Sie war ganz weiß und glich einem großen in ein Grabtuch gehüllten Manne. Ich wollte ihr ausweichen, obgleich ich nicht erwarten konnte, an einem Orte wie hier auf einen Geist zu treffen. Bei genauer Untersuchung ergab es sich, daß es ein sehr schönes Stück gesplitterten Kalksteins, sehr durchsichtig und der menschlichen Gestalt ähnlich war. Man nennt dieß Washingtons Statue. In einem Zimmer fanden wir eine herrliche Wasserquelle, die aber kein Trugbild war, wirklich sprudelte, unsern Durst löschte und wieder in den Berg sich verlor. In einem andern Zimmer war ein edler Pfeiler, der Thurm von Babel genannt. Er besteht ganz aus Kalkstalactiten, oder, nach dem Anschein zu urtheilen, aus versteinertem Wasser. Er ist gegen 30 Fuß im Durchmesser, hat etwas über 96 Fuß im Umfange und gegen 30 Fuß Höhe. Nur dieser einzige Pfeiler mußte mehrere Millionen Stalactiten enthalten.
Falling Spring, gegen 56 Meilen nordwestlich Lexington, hat einen perpendiculären Cataract von 200 Fuß. Nahe an der großen Kenhawa ist eine Oeffnung in der Erde, aus welcher ein Luftstrom herausdringt, welcher, wenn man ihn mit einer Fackel berührt, Feuer fängt, das manchmal mehrere Tage brennt.
Unweit Panther Gap ist Blowing Cave (blasende Höhle), aus welcher ein Luftstrom unaufhörlich hervorgeht.
Nahe am Ohio, 12 Meilen unter Wheeling, ist ein großer Damm. 300 Fuß im Diameter auf dem Grunde und 90 Fuß hoch, in welchem sich tausende von Menschenknochen befinden.
Der Arerat oder das Pilot-Gebirge wird für eine Seltenheit angesehen; es erhebt sich in Pyramidenform beinahe eine Meile hoch. Von der Fläche des Gipfels, welche etwa einen Acker enthält, erhebt sich ein bewunderungswürdiger Felsen zu der Höhe, von 300 Fuß, der eine flache Oberfläche hat, von welcher aus man einer ausgebreiteten und herrlichen Aussicht genießt.
In der Nähe von Salisbury ist eine merkwürdige Steinmauer, deren Ende sich bis auf einen Fuß dem Boden nähert. Sie ist in Cement gelegt, auf beiden Seiten 22 Zoll dick gepflastert und 12 bis 13 Fuß hoch. Ihre Länge beträgt 300 Fuß.
In Süd-Carolina findet sich, schon der Magnolia, diese Zierde der südlichen Wälder, der die größte Blüthe hat, die irgend ein Baum in der Welt tragt. Sie wird auch in Florida und mehrern andern südlichen Staaten gefunden. Es ist ein edler, immergrüner Baum, dessen gerader Stamm die Höhe von 100 Fuß erreicht, dessen Gipfel eine kegelförmige Form annimmt und dessen dunkelgrünes Laubwerk mit milchweißen Blumen bedeckt ist, welche 9 bis 10 Zoll im Durchmesser haben. Die Blätter sind theilweise länglich, tiefgrün schimmernd und wunderschön. Er blüht im Juli. Die Blüthen befinden sich an den Enden der Zweige, sind vollkommen weiß und entfaltet, wie aufgeblühte Rosen.
Juccao Fall in Franklin County, nahe an dem westlichen Ende von Georgien, bildet einen sehr schönen Catarakt von 133 Fuß perpendiculärer Höhe. Der Fluß, auf dem er sich befindet, entspringt im Catahoochee-Gebirge, 5 Meilen von da und ist nicht sehr groß. Das Wasser stürzt sich mit einziger Schönheit über einen abhängigen Felsen und wenn der Fluß vollufrig ist, stürzt er sich in einer einzigen Säule in den Abgrund hinab.
Zu Nicojack, in dem Cherokeeten-Land, ist eine merkwürdige Höhle. Sie liegt eine halbe Meile von der Sandbank des Jeneseerivers, im Racoon-Gebirge, mit nach Nordosten ausgehender Vorderseite. Ungeheuere horizontale Lagen von Kalkgestein bilden einen Abgrund von ansehnlicher Höhe. In dessen Tiefe befindet sich der Eingang zur Höhle, mit einer Öffnung von 100 Fuß Weite und 50 Fuß Höhe. Ihre Decke besteht aus einer festen und regulären Lage von Kalkgestein und hat keine andere Stütze, als die Seitenwände der Höhle, die so gleichmäßig sind, wie der Fußboden eines Hauses. Von ihrem Eingang bis fast zu ihrem Ende behält sie fast immer die nämlichen Dimensionen. Der merkwürdigste Umstand hinsichtlich ihrer ist, daß sie überall, so weit sie untersucht wurde, zu einem gemauerten und gewölbten Durchgang für einen Strom von klarem, durchsichtigen Wasser dient, der, wenn er aus der Höhle strömt, 60 Fuß breit und 6 tief ist. Vor wenig Jahren befuhr der Obrist Ore aus Jenesee diesen Strom auf einer Strecke von 3 Meilen, wo er an einen Wasserfall kam, der ihn nöthigte, umzukehren. Er ging am Morgen in die Höhle und kehrte vor Abend nicht zurück, indem er mit seiner unterirdischen Reise 12 Stunden beschäftigt war.
Etwa 3 Meilen nordöstlich von Natehes sind ungeheuere Lager von Austerschalen, die sich theilweise auf 12 Meilen erstrecken. Diese Schalen bedecken nicht blos die Oberfläche der Erde, sondern bilden einen festen Theil der Hügel oder der Ebenen wo sie gefunden werden. Das spanische Moos, welches man bei der Chötaw-Nation findet, ist auch eine Merkwürdigkeit. Dieses sonderbare Gewächs klebt sich an die Zweige der Bäume, von wo es laß herabhängt und die Farbe und das Ansehen von gehecheltem Flachs hat.
Der Strudel des Jeneseeriver bietet ebenfalls einen Gegenstand der Merkwürdigkeit dar. Wenn sich die Gewässer auf ihrem Laufe durch die Cumberland-Gebirge der Öffnung nähern, welche sie sich durch die Felsen gebohrt haben, stellt sich ihnen von dem nördlichen Ufer aus ein großer Felsen entgegen und zwingt den Fluß aus seinem geraden Laufe, so daß er aufgehalten in seinem schrecklichen Ungestüm, sich mit ungeheuerer Gewalt auf die entgegengesetzte Seite des Passes wirft und mit großer Erhabenheit brandet, ehe er seinen Lauf in den Ocean fortsetzt. Auf dieser Stelle wird der Strom auf eine Enge von 70 Fuß eingepreßt. Es befinden sich hier mehrere Höhlen, von denen einige untersucht wurden, andere aber zu klein sind, um hinein gelangen zu können, oder zu tief, um ausgemessen zu werden.
Auf den Gebirgen, die an dem Jenesee liegen, hat man Spuren von Fußtapfen verschiedener Thiere des Waldes und Eindrücke von Menschenfüßen von eigenthümlicher Form und Größe gefunden. Fisk hat eine Beschreibung dieser sonderbaren Merkwürdigkeit gegeben und sagt, daß die Eindrücke der Menschenfüße gewöhnlich 6 Zehen darstellen, mit Ausnahme eines einzigen, den er für den Fußtapfen eines Negers hält. Einer dieser Fußtapfen ist wahrhaft merkwürdig, indem er die ungeheuere Größe, 16 Zoll Länge und 13 Zoll Breite bei den der Zehen und der Ferse von 5 Zoll hat. Man kann nicht anders glauben, als daß diejenigen, die diese Fußtritte hinterlassen haben, zu den Nachkommen des Titan oder Anak gehörten. Es ist kaum zu glauben, daß sie sämmtlich ein Naturspiel oder das Werk der rauhen Wilden sind. Nein! gewiß sie sind ein Ueberbleibsel lang vergangener Zeiten und eines Menschengeschlechts, das längst von der Erde verschwand. Eine genauere Erforschung geht über menschliche Kraft.
Es giebt in dem südwestlichen Theile dieses Staates Höhlen, die große Seltenheiten sind. Eine, Namens Mammouth-Höhle, oder die große Kentucky-Höhle, ist in Warren-County, einer unebenen, aber nicht gebirgigen Gegend, 130 Meilen südwestlich Lexington. Sie ist bis auf die ansehnliche Strecke von 16 Meilen untersucht worden, zahlreiche Abtheilungen und Pässe, wovon der eine ein Areal von 8 Ackern enthält und keine Stütze hat, worauf die 60 bis 100 Fuß hohe Decke ruht. In einigen Theilen der Höhle sind die schönsten und prachtvollsten Säulen von glänzendem Kalkspor, 60 bis 70 Fuß hoch. Die Höhle hat Überfluß an Salpeter und eine reine und gesunde Luft.
Man findet daselbst auch Überreste von Befestigungen, die noch gut erhalten sind, obgleich sie seit ihrer Errichtung von einem dreifach wiederholten Waldwuchs überzogen seyn mögen. Sie stellen in ihrem Bau eine Kunst und Geschicklichkeit dar, die weit über irgend ein Werk der gegenwärtigen Generation wilder Indier geht und muß das Werk eines Menschengeschlechts seyn, welches das Land besaß, ehe die sehr verschiedenen Menschenarten, die es jetzt im Besitz haben, eingewandert waren. Es ist ein eigener Gegenstand fürs Nachdenken, aus den durch dieses fruchtbare Land zerstreuten Überresten von Kunstwerken auf den Charakter derjenigen zu schließen, die es früher bewohnten. Die Wahrheit jedoch wird unergründet bleiben, es wäre denn, daß sich einst lichtere Ausweise fänden, als die wir aus den dunkeln Sagen der Indier, oder den noch dunklern Spuren dieser Ruinen entnehmen können.
Der Ohio besitzt neue Naturmerkwürdigkeiten in seinen Wiesenländern, die von großer Ausdehnung und mit Gras vom üppigsten Wuchs bedeckt sind. Sie dienen zur Weide für Wildpret und wildes Rindvieh, das mit großer Geschicklichkeit und Kunst gefangen wird. Die Überbleibsel von Befestigungen und Werken der ehemaligen Bevölkerung sind Gegenstände der Bewunderung und erregen die Aufmerksamkeit jedes forschenden Reisenden.
In dem südlichen Theil ist die Indiana-Höhle, die sehr groß ist und mehrere Abtheilungen enthält, die verschiedenartig verziert sind. Sie ist merkwürdig wegen der großen Menge englischen Salzes, das hier gefunden wird.
An den Ufern des Ohio und des Illinois giebt es steile, hohe und malerische Klippen, in denen Höhlen von verschiedener Größe gefunden werden; die merkwürdigste derselben ist die Felsenhöhle (Cave in Rock) welche am Ohio 30 Meilen unter der Mündung des Wabash sich befindet und ehemals eine Räuberhöhle war. In einem der Hauptarme des Illinois ist ein sonderbares Fossil oder versteinerter Baum, der in horizontaler Lage liegt. Er ist 24 Fuß im Durchmesser, und der noch sichtbare Theil des Stammes ist 51 Fuß lang.
In diesem Staate hat man an den Ufern des Flusses Meramec mehrere Skelette gefunden, die ungemein klein sind, und für die Ueberreste eines verschwundenen Zwergengeschlechts gehalten werden, das das Land in früheren Zeiten bewohnte.
Die großen Misouri-Fälle befinden sich 2570 Meilen oberhalb seiner Vereinigung mit dem Missisippi. Sie bestehen in einer Zahl Catarakte und Sturze, und bilden Scenen von außerordentlicher Schönheit und Größe. Der größte Catarakt ist 87 Fuß perpendiculär und der ganze Fall des Stromes ist über 350 Fuß. Der Platz, wo der Strom aus den Bergen herauskommt, wird das Felsenthor genannt, und stellt eine besondere Erhabenheit dar. Auf einer Strecke von mehr als 5 Meilen steigen die Felsen gegen 1200 Fuß senkrecht von der Wasserfläche auf. Der Strom ist in einen engen Raum von 150 Yards eingepreßt und auf einer Strecke von 3 Meilen ist kaum eine Stelle, wo ein Mann zwischen dem Wasser und der steilen Höhe stehen kann, die seine Ufer bilden.
An dem Misouri, etwa 100 Meilen unter dem großen Falle, giebt es natürlichste Steinmauern, die an einigen Stellen die Höhe von 300 Fuß erreichen. Sie sind fast senkrecht, stellen eine große Verschiedenheit von Formen dar, gleichen auf manchen Orten Ruinen und sind oft so regelmäßig, als wenn sie ein Werk der Kunst wären.
Unweit des Fußes des Felsengebirges sieht man hohe Gipfel, steil und gerade zu flachen Gipfeln sich erhebend. Eine dieser sonderbaren Erhabenheiten, Schloßfelsen – Castel Rock – genannt, hat Säulenportale und Bogen; und bietet, aus der Ferne gesehen, einen erstaunend kunstvollen und regelmäßigen Anblick dar.
Im Jahre 1828, sagt Gooderick in seiner Geographie View of the united States von bereits gebauten oder projektirten Eisenbahnen:
»Eisenbahnen sind in Amerika noch wenig bekannt, aber der Unternehmungsgeist des Volkes hat zu dem Entschlusse geführt, auf diese Weise entfernte Theile des Landes zu verbinden.«
Eine Gesellschaft ist privilegirt worden, eine Eisenbahn von Baltimore nach dem Ohio zu führen, deren Länge 250 Meilen betragen wird, und die eine Erhöhung von 3000 Fuß übersteigen muß.
Ebenfalls ist eine Eisenbahn von Boston nach Albany projektirt, die diese wichtigen Städte verbinden und eine schnellere Vereinigung zwischen der Hauptstadt von Neu-England und der größten Handelsstadt auf dieser Seite des atlantischen Oceans vermitteln wird, 1834, also nur 6 Jahre später, sind in Amerika bereits folgende Eisenbahnen ausgeführt und noch projektiert:
Alle Eisenbahnen längs der Küste des atlantischen Oceans, die entweder schon vollendet, oder noch im Bau begriffen sind, sollen unter dem Namen atlantische Eisenbahn-Linie begriffen werden. Sie sollen als ein künstlicher Verbindungsgürtel alle größern Städte an der Küste berühren und einst Boston mit New-Orleans verbinden.