Ludwig Tieck
Die Geschichte von den Haimonskindern
Ludwig Tieck

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Zwanzigstes Bild

Reinold ein Eremit.

Reinold empfand die Eitelkeit alles menschlichen Treibens, begab sich deshalb in einen abgelegenen wilden Wald, weil ihm die ganze Welt nunmehr zuwider war. Da traf er einen Einsiedler, von dem lernte er das eremitische Leben und brachte so seine Zeit mit frommen Gebeten und stillen Betrachtungen zu. Allenthalben ließ man Reinold suchen, man fand ihn aber nirgends, bis er nach einigen Jahren wieder freiwillig hervorkam, weil er gern seinen Vater Haimon sehn wollte und seine Mutter, Brüder und Kinder, in Summa, die Seinigen, die ihm teuer waren. Dann ging er wieder in seinen Wald zurück und führte sein stilles Leben weiter und tat Buße für die mannigfaltigen Sünden, die er jemals im Laufe seines Lebens begangen hatte. Dann lebte er noch lange in der Einsamkeit und kam aus seinem Walde in die Welt, um seine Freunde zu sehn, und nach vielen Jahren starb er als ein frommer Waldbruder, als Roland schon bei Ronceval gefallen war und Karl gestorben und sein Vater tot, und viele der Helden sich zerstreut und verloren hatten.

Und hier endigt sich die Historie von Reinold und den übrigen Haimonskindern.


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