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Die Bandidos

Drei Männer saßen in der Einbuchtung eines kleinen Felsrandes; sie machten alle drei einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Der Indianer, der etwas entfernt von den beiden anderen, mit dem Rücken gegen die Felswand gelehnt, schweigend dahockte und finster vor sich hinstarrte, mochte noch so etwas wie menschliches Interesse erwecken; er war eben ein Indianer, und die Ureigenschaften seiner Rasse: Stolz, Hochmut und Verschlossenheit, zeigten sich bei ihm in besonderer Ausprägung.

Von ähnlichen Eigenschaften konnte bei den anderen beiden, die einander gegenübersaßen und gestikulierend aufeinander einsprachen, keine Rede sein; ihr Inneres stand in ihren Gesichtern geschrieben, die sich eigentlich nur in der Hautfarbe unterschieden: sie drückten alle erbärmlichen und niedrigen Leidenschaften und Instinkte aus, deren der Mensch in der Entartung fähig ist. Des einen Hautfarbe war schwarz, die des anderen zeigte eine schmutziggelbe Tönung.

Wir kennen sie bereits alle drei: Tamay, den von seinem Volk geächteten Maya-Indianer, den Neger Slip und den Mulatten Tito. Letzterer schien gegenwärtig ausnehmend schlechter Laune. »Wenn der Blanco nicht kommt, wird er es bereuen«, knurrte er, »er scheint uns übers Ohr hauen zu wollen, aber da ist er an den Falschen geraten. Ich habe es satt, mich in Wäldern und Bergen herumzutreiben.«

»Slip weiß: möchtest in die Städte«, grinste der Neger, »auf den Tertulias mit den Señoritas tanzen. Bist ein schöner Idiot! Die Alguacils sehnen sich schon nach dir.«

»Halt's Maul, Kongoratte!« zischte Tito. »Kümmere dich um deinen eigenen Hals, für meinen sorg' ich schon selber. Ich will weg«, knurrte er, »und das gleich; nach Mexiko, da lebt es sich einfacher. Und ich warte nicht mehr. Schickt der Kerl jetzt kein Geld, läßt er es bleiben. Aber dann hat er das Nachsehen. Es gibt noch mehr Leute, die für diese besondere Ware Interesse haben.«

»Vergiß den da drüben nicht«, zischte der Neger, mit einer unmerkbaren Bewegung des Kopfes zu dem schweigsamen Indio hinüberdeutend, »er ist gefährlich, der Bursche, und was er eigentlich vorhat, wissen wir nicht.«

»Der!« Der Mulatte verzog den breiten Mund zu einer Grimasse. »Wenn's nach dem gegangen wäre, die Puppe wäre damals gleich im Feuer verkohlt.«

»Und wir könnten zusehen, ob der würdige Caballero uns bezahlt oder nicht«, grinste der Neger. »Nun hast du ihm durch deinen Meisterschuß auch noch dazu verholfen, sein Erbe gleich antreten zu können, und er ahnt noch gar nichts von seinem Glück.«

Der Mulatte lachte kurz auf. »Die Stunde wird er teuer bezahlen müssen«, sagte er, »ich möchte sie nicht noch einmal erleben.«

»Du hättest deinen Standort eben ein bißchen günstiger wählen müssen.«

»So günstig wäre er mir sicher nicht ein zweites Mal vor den Lauf gekommen, der Alte; meine Büchse ging ganz von alleine los. Aber ich kann dir sagen, ich war froh, als ich die Bluthunde abgeschüttelt hatte und bei Ixmal war. Und noch froher, als ich wieder ein Maultier unter mir hatte. Zwei rote Halunken hätten mir bald im letzten Augenblick den Spaß verdorben.«

»Zwei rote – – wieso?«

»Ich wollte mir gerade eines von ihren Pferden aussuchen – und was für Pferde, sage ich dir –, da standen sie vor mir, hatten die langen Schießknüppel in den Händen und ließen die Hähne knacken; es war ziemlich ungemütlich.«

»Fremde?«

»Natürlich Fremde. Mayas oder Zapoteken. Der eine von ihnen sprach spanisch wie ein Hidalgo und sah auch so aus; hab' meiner Lebtag keinen roten Kerl in solcher Aufmachung gesehen.«

»Ein Maya oder Zapoteke, sagst du? Beschreibe ihn näher«, ließ sich plötzlich die Stimme des Indianers vernehmen; die beiden Halunken fuhren zusammen. »Der Kerl ist noch gefährlicher als ich dachte«, knurrte der Mulatte in sich hinein. Laut sagte er, dem bisher so Schweigsamen unter Aufbietung aller Frechheit in das dunkle Gesicht sehend: »Ein hübscher Junge, sage ich dir. Wirklich, ich habe so was noch nicht gesehen. War wie ein Weißer, und zwar wie ein Caballero gekleidet, ein richtiger indianischer Prinz.«

»Und der zweite?« fragte Tamay, ohne eine Miene zu verziehen.

»Den konnte ich nicht so genau sehen. War wohl auch noch ein junger Bursche, trug aber indianische Kleidung. Das Schießeisen hielt er auch so, als ob er damit umzugehen verstünde.«

»Werden Spione Chamulpos gewesen sein«, sagte der Neger.

Der Indianer wandte sich ab und tat wieder so, als seien die beiden anderen nicht vorhanden.

»Muß ihn jetzt mal ein bißchen aushorchen«, flüsterte der Mulatte, »die verdammte Geschichte muß zu Ende kommen. Ich brauche Geld; will über die Grenze. – Hör mal zu, Tamay«, sagte er lauter, dem Indianer zugewandt, »wie befindet sich denn unsere reizende Doña?«

»Gut«, sagte der Indianer lakonisch, ohne auch nur den Kopf zu wenden.

»Es ist aber gar nicht nett von dir, daß du sie so ganz für dich allein verwahrst. Eigentlich nicht üblich unter Companeros. Hätte ihr gern mal einen Besuch abgestattet.«

Der Neger fletschte die Zähne und schlug sich auf die Schenkel. Tamays Gesicht aber verfinsterte sich in so erschreckender Weise, daß der Schwarze die Bemerkung verschluckte, die er schon auf seinen Wulstlippen hatte.

In diesem Augenblick ließ sich von der Talsohle aus ein langgezogener Pfiff vernehmen. Die drei Männer griffen automatisch nach ihren Waffen. Das Pfeifen wiederholte sich.

»Es ist der Xinka«, sagte Tito.

»Sieh nach, ob er allein ist«, flüsterte der Neger.

Der Mulatte kletterte an einer Felsspalte in die Höhe und sah in die Schlucht hinab. »Ixmal und der Blanco«, rief er herab.

»Na endlich. Wird auch Zeit.« Der Neger reckte sich. »Sollen wir sie hier heraufkommen lassen?«

»Nein«, erwiderte Tamay kurz, der sich erhoben hatte, »wir gehen ihnen entgegen.«

Slip war schon wieder bei den anderen, und alle drei kletterten nun einen engen, gewundenen Felspfad hinab, bis sie ein kleines, mit wildwucherndem Buschwerk durchsetztes Tal erreichten. Der Mulatte legte zwei Finger an die Lippen und pfiff. Alle drei blieben, die Büchsen schußfertig in den Händen, hinter den Büschen stehen, unmittelbar vor dem nach oben führenden Gang. Einige Minuten vergingen, dann tauchte der Kopf des Xinkaindianers Ixmal auf, dem gleich darauf der ganze Mann folgte. Der Weiße, der hinter ihm heraufkam, war der Haziendero Louis de Mendez.

Der Mulatte kam hinter dem Busch hervor, der seine Genossen noch immer verbarg. »Höchste Zeit, Señor«, sagte er, den lauernden Blick auf den Weißen gerichtet, »höchste Zeit, sage ich Euch, hätten verdammt nicht länger gewartet.«

Mendez' Gesicht war fahl, seine Augen flackerten. Man merkte ihm an, daß er sich wenig wohl in seiner Haut fühlte. Er verfärbte sich noch weiter, als er die Verbrechervisage des Mulatten sah. »Sei vernünftig, Tito«, sagte er, »ich bin ja erst gestern zurückgekommen.«

»Und ich habe Euch inzwischen zum reichen Mann gemacht«, sagte der Mulatte, ohne den stechenden Blick von dem anderen zu lassen. »Was werdet Ihr denn so blaß? Schmerzt es Euch sehr, Euren teuren Großoheim betrauern zu müssen?«

»Was sagst du da?« Mendez war in der Tat noch einen Grad bleicher geworden, er griff um sich, als müsse er Halt suchen. »Er ist tot?« flüsterte er, »der Conde ist tot?«

»War 'ne verdammt kitzlige Sache, will ich Euch sagen«; der Mulatte spielte mit dem Büchsenhahn, ohne das Gesicht des Weißen einen Augenblick auszulassen, »hab' ihn mitten aus seiner eigenen Leibwache herausgeschossen. Sie haben mich ja gejagt; – das könnt Ihr gar nicht bezahlen, was ich in der nächsten Stunde ausgestanden habe. Aber Ihr werdet's bezahlen, da bin ich ganz sicher.«

»Er ist tot, der Alte ist tot«, murmelte Mendez wie geistesabwesend. Aber dann schoß ein Strahl triumphierender Freude in seinen trüben Augen auf. »Endlich!« flüsterte er.

»Kommen wir zu unserem Geschäft, Don Louis«, unterbrach der Mulatte die Gefühlserregung des Weißen. »Wir haben unseren Teil des Vertrages erfüllt, jetzt seid Ihr an der Reihe. Ich denke zunächst mal: fünftausend Pesos für jeden von uns, das wäre der bescheidene Anfang. Und glaubt ja nicht, daß Ihr uns entwischen oder uns anführen könnt« – er spielte wieder verdächtig mit den Büchsenhähnen. »Mit uns ist nicht gut Kirschen essen«, setzte er hinzu, »aber darüber seid Ihr Euch ja hoffentlich klar.«

Na warte, dachte Mendez, diese Minuten wirst du mir büßen, mein Freund, die werden dir noch leid tun. Der Rest angeborenen und anerzogenen Stolzes in ihm bäumte sich auf gegen die Art, wie dieses mulattische Scheusal ihn zu behandeln wagte. Es hilft nichts, dachte er, jetzt muß ich es einstecken; Rache will kalt genossen sein. Er zwang alle seine Willenskraft zusammen, und er brachte das harmlose Lachen auf sein Gesicht, mit dem es ihm immer wieder gelang, die Gutgläubigen zu täuschen.

»Du bist ein Idiot, Tito«, rief er, »laß endlich die Pfoten von der Büchse da, du wirst dich ohnehin hüten, mich totzuschießen, denn dann hättest du deine bösen Stunden ganz gewiß umsonst durchlebt. Du sollst haben, was dir zusteht, wir brauchen darüber nicht zu reden.«

»Wirst haben, wirst haben«, äffte der Mulatte. »Jetzt, jetzt will ich haben.«

»Ja, da hast du Pech gehabt, mein Junge« – Mendez fühlte, wie seine Sicherheit wuchs. »So dumm solltest du doch nicht sein«, sagte er. »Schließlich kann ich dir doch erst Geld geben, wenn ich selbst welches habe. Und woher soll ich das denn jetzt schon haben? Meinst du, ich hätte dich um einen Freundschaftsdienst dieser Art gebeten, wenn ich Geld hätte?«

»Das ist Eure und nicht meine Sache«, versetzte der Mulatte.

»Ja, dann wirst du mich wohl totschießen müssen«, lachte Mendez. »Kannst mir dann ja die Taschen durchsuchen. Vielleicht findest du ein Zehnpesostück.«

»Wann werdet Ihr zahlen?«

»Wenn ich Geld habe, wie gesagt. Wenn mein verehrter Herr Großoheim wirklich das Zeitliche gesegnet hat, wie du sagst, werde ich mit Sicherheit Besitzer einer der reichsten Hazienden des Landes sein; die muß er mir nämlich lassen, selbst wenn er ein Testament gemacht haben sollte; ein freundliches Gesetz will es so. Aber das würde mir und dir im Augenblick wenig nützen, mein Lieber. Vielleicht hast auch du schon bemerkt, daß wir Krieg im Land haben. Und wenn du dann deinen Schädel noch ein wenig anstrengst, wirst du dir sagen, daß die besagte bildschöne Hazienda in einem Bereich liegt, der von den Motineros besetzt ist. Und die Motineros, diese unfreundlichen Leute, haben die Besitzungen des Conde beschlagnahmt und räuberischerweise zu Staatseigentum erklärt. Ich werde gegenwärtig kaum einen Bankier finden, der mir auch nur tausend Peso auf diese Erbschaft bezahlt.«

Der Mulatte machte ein verblüfftes Gesicht, aber nur einen Augenblick, dann flammte die Wut darin auf. »Was heißt das?« knirschte er, »fängt der Hund wahrhaftig schon jetzt an, uns zu betrügen? Aber das möchte ich dir nicht geraten haben. Ich habe deinetwegen hier mein Leben verwirkt; ich muß fort. Und dazu brauche ich Geld. Du hast drei Tage Zeit. Dann bist du mit fünftausend Pesos in Gold und guten Banknoten hier, oder, so wahr ich Tito heiße –«; sein Gesicht schlug um, die Wut machte einem breiten Grinsen Platz – »ich bin nämlich nicht unbedingt auf Euch angewiesen, Señor Mendez, so dumm ist Tito nicht. Es ist nicht so, daß ich verrecken müßte, wenn ich Euch auspuste. Ich hab' da noch eine andere Quelle, von der Ihr nichts ahnt; ich möchte Euch für jetzt noch nicht den Appetit verderben. Ihr habt, wie gesagt, drei Tage.«

»So nimm doch Vernunft an!« schrie Mendez, von den widerstreitendsten Empfindungen hin- und hergerissen – oh, daß er dem Kerl nicht an die Gurgel konnte! Was war das für eine heimtückische Drohung, die sich hinter den dunklen Worten verbarg? – »Nimm doch Vernunft an! Ich kann jetzt während des Krieges nicht in drei Tagen eine solche Summe beschaffen, und wenn ich der reichste Erbe des Landes wäre. Du mußt mir Zeit lassen.«

»Drei Tage – fünftausend Pesos!« sagte der Mulatte; auf seinem Gesicht stand eine furchtbare Drohung, »oder wahrhaftig, das Geschäft wird Euch reuen, Ihr ahnt jetzt noch nicht wie. Geht jetzt!« herrschte er den aus aller Sicherheit geworfenen Weißen an, »ich will Euch nicht mehr sehen.« Der Büchsenhahn knackte. Mendez wandte sich ab; der im Hintergrund gebliebene Xinka wollte ihm folgen.

In diesem Augenblick trat Tamay, von dem Neger gefolgt, aus dem Gebüsch. »Bleib noch«, befahl er dem Xinka; Mendez' Kopf war schon verschwunden. Der Xinka schlich heran wie ein Hund.

»Beschreibe mir die beiden Indianer, die bei dir gewohnt haben«, sagte Tamay.

Ixmal gab eine eingehende Beschreibung insbesondere Pablos. Über das dunkle Gesicht des alten Indianers glitt ein Schatten, der aber gleich wieder verschwand.

»Wohin haben sie sich gewandt, als sie von dir gingen?« fragte er.

»Nach Osten, zur großen Straße. Aber sie werden nicht weit gekommen sein, ich habe ihnen die Lanceros nachgehetzt, die den Mörder des Conde suchten. Ich habe den Soldados gesagt, die beiden hätten sich des Mordes gerühmt.«

»Gut. Geh!« sagte der geächtete Maya; der Xinka war im Augenblick verschwunden.

Tamay kletterte zu der Felseinbuchtung hinauf, wo sie vorher gesessen hatten; der Neger und der Mulatte waren schon oben.

»Was sagst du zu der Sache?« sagte Tito, als Tamay zu ihnen trat und sich wieder gegen die Felsenwand hockte.

»Die Sache ist klar«, sagte Tamay, »dieser Mendez wird keinen Peso zahlen, aber er wird bei erster Gelegenheit entweder die Regierungstruppen oder die Motineros auf uns hetzen.« »Was deinem Hals ganz egal wäre, denn Strick« ist Strick«, grinste Slip den Mulatten an. Der streifte den Neger mit einem gefährlichen Blick. »Gut«, sagte er dann, zu Tamay gewandt, »ich rechne damit, aber er wird sich täuschen, der Señor. – Er wird sich überhaupt täuschen«, setzte er hinzu, »auch mit der Erbschaft. Denn ich bin nun der Meinung, daß wir die Señorita, von der er meint, daß sie ein Aschenhäuflein sei, an Don Antonio verkaufen. Das bringt bares Geld und ist eine sichere Sache.«

»Willst du dem Señor etwa unter die Augen treten und ihm dein reizendes Angebot unterbreiten?« grinste der Neger.

»Nein, du schwarze Perle, das will ich nicht. Das wirst du besorgen.«

»Ich?« Der Neger fletschte die Zähne.

»Du. Weil du nämlich den Leuten nicht bekannt bist und weil für die Augen eines Weißen ein Neger ohnehin wie der andere aussieht.«

Slip schüttelte den Wollkopf. »Nein«, sagte er, »nein, Tito; es geht nicht. So unbekannt bin ich nämlich nicht. Es gibt da einige Leute – aber ich will dir einen vernünftigeren Vorschlag machen: wir schicken den Xinka hin. Den kennt wirklich keiner.«

Der Mulatte sah ihn an, als wolle er ihm die Gedanken aus der schwarzen Stirn herausziehen; er sagte lange nichts, wiegte den mächtigen Oberkörper bedächtig hin und her. »Gut«, sagte er schließlich, »der Gedanke ist wirklich nicht schlecht. Der Ixmal ist nicht so dumm, wie er aussieht, und so schlau, uns zu betrügen, ist er auch wieder nicht. Also gut, wir machen's durch den Xinka. Und das bald. Die Regierungstruppen stehen nicht weit, es macht gar keine Schwierigkeiten. – Hast du gehört, Tamay?« wandte er sich dem Indianer zu.

Der drehte ihm ganz langsam den Kopf zu; sein Gesicht war völlig ausdruckslos. »Nein«, sagte er und erhob sich.

»Nein?« Der Mulatte sprang auf. »Was heißt das denn? Wohin willst du?«

»Einen Hirsch schießen«, sagte Tamay gleichgültig und war gleich darauf in einer Felsenspalte verschwunden.

»Der Hund!« knirschte der Mulatte, als er verschwunden war. »Möcht wahrhaftig wissen, warum wir uns mit dem Kerl eingelassen haben.«

»Nimm dich vor ihm in acht, er ist tückisch«, warnte der Neger.

»In acht nehmen!« höhnte der Mulatte, »er soll sich ja vorsehen. Ich verschwende kein Wort mehr an ihn. Der Fall ist beschlossen: wir holen das Mädchen und verkaufen es an d'Irala.«

»Weißt du denn, wo er sie verborgen hält?«

»Verborgen? Wieso denn verborgen? Wir haben sie doch zu dreien –«

»Wo wir sie hinbrachten, ist sie nicht mehr«, sagte der Neger. »Wenn sie noch da wäre, hätte ich ihr längst einen Besuch abgestattet« – er verdrehte die Augen, daß nur das Weiße sichtbar blieb. »Er hat sie versteckt«, flüsterte er, »weiß auch nicht, wo.«

»Der rote Hund!« Tito stieß einen grauenhaften Fluch aus. »Aber ich finde sie«, schrie er, »er soll sich hüten! Die rote Kanaille soll sich hüten! Komm mit!«

Er kletterte die Felsen hinauf; der Neger folgte ihm.


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