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Ella Bennett war im Begriff, das Mittagessen zu bereiten, als ihr Vater heimkehrte. Im Wohnzimmer stellte er seine schwere Kamera ab, und die Handtasche trug er wie gewöhnlich in sein Schlafzimmer. Ella hatte längst aufgehört, sich darüber zu wundern, daß ihr Vater sein Gepäck unweigerlich in seinem Zimmer verschloß. Als er wiederkam, sah er sehr müde und alt aus. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen, und die Blässe seines Gesichtes trat mehr als gewöhnlich hervor.
»Ist es dir gut ergangen, Vater?« fragte sie. Es war immer dieselbe Frage, und John Bennett gab immer dasselbe Nicken zur Antwort.
»Heute morgen habe ich eine Strecke voller Federwild gefunden und einige wirklich gute Aufnahmen gemacht. Rund um Horsham sind meine Möglichkeiten viel zu begrenzt.«
Er setzte sich in seinen alten Lehnstuhl neben dem Kamin und stopfte langsam seine Pfeife.
Ella ging hin und her, deckte den Tisch und sprach erst, während sie dem Vater vorlegte, von der Angelegenheit, die sie bedrückte: »Es ist heute morgen ein Brief von Ray gekommen«, sagte sie. Es war seit langen Tagen zum erstenmal, daß sie den Namen des Bruders erwähnte.
»Ja?« sagte Bennett, ohne von seinem Teller aufzusehen.
»Er möchte gern wissen, ob du seinen Brief bekommen hast, Vater?«
»Jawohl, das habe ich«, sagte John Bennett. »Aber ich habe darauf nichts zu erwidern. Wenn Ray mich zu sehen wünscht, so weiß er, wo ich zu finden bin.«
Er sprach mit überraschender Ruhe. Sie hatte sich vor dem Auftritt gefürchtet, der sich bei der Nennung von Rays Namen ereignen würde.
Sie sah ihn an und überlegte von neuem, ob sie es wagen durfte, ihn ins Vertrauen zu ziehen.
»Vater, ich wollte dir sagen, daß ich neulich mit Herrn Maitland zusammengekommen bin«, sagte sie.
»Du erzähltest mir doch damals davon, als du ihn im Büro besuchtest.«
»Nein, Vater. Erinnerst du dich an den Morgen, an dem Hauptmann Gordon so früh herausgekommen ist? An den Morgen, als ich in den Wald ging? Damals ging ich aus, um Herrn Maitland zu treffen.«
Bennett legte Messer und Gabel nieder und starrte sie an.
»Ich hatte keine Ahnung, daß ich ihn sehen sollte«, fuhr sie fort. »Aber ich wurde des Nachts von jemandem aufgeweckt, der Steinchen an mein Fenster warf. Ich glaubte, es wäre Ray, der so spät gekommen war. Er hat es früher oft getan. Manchmal hat er sich verspätet, und dann pflegte er mich auf diese Weise aufzuwecken. Es dämmerte schon, als ich hinaussah, und zu meiner namenlosen Verwunderung sah ich Herrn Maitland unten stehen. Er bat mich auf seine sonderbare, rasche Art, herunterzukommen, und da ich glaubte, daß er vielleicht um Rays willen käme, zog ich mich an und lief in den Garten. Ich war aber so verwirrt, daß ich nicht gewagt habe, dich aufzuwecken. Ich lief die Straße hinauf, dorthin, wo sein Auto stand. Es war das merkwürdigste Zusammentreffen, das du dir denken kannst. Denn eigentlich hat er gar nichts gesagt.«
»Nichts? «
»Ja, doch. Er fragte mich, ob ich seine Freundin sein wollte. Wenn es jemand anderes als Herr Maitland gewesen wäre, so hätte ich mich geängstigt, aber er kam so rührend, so alt, so flehend zu mir, er sagte fortwährend: ›Froilein, ich werd' Sie was sagn!‹ Aber sooft er zu sprechen begann, sah er erschrocken um sich. Er bat mich, in sein Auto zu steigen. Natürlich lehnte ich ab, bis ich entdeckte, daß der Chauffeur eine Frau war. Eine sehr alte Frau, seine Schwester. Es war ein höchst merkwürdiges Erlebnis. Ich glaube, sie muß beinahe siebzig Jahre alt sein. Und sie trug den Rock eines Chauffeurs. Etwas Lächerlicheres konnte man sich gar nicht vorstellen. Ich fuhr mit ihm zum Wald und fragte ihn: ›Kommen Sie wegen Ray?‹ Aber er war gar nicht wegen Ray gekommen. Er sprach so unzusammenhängend, so sonderbar, daß ich wirklich nervös wurde. Und als er dann erst angefangen hatte, sich ein wenig zu fassen und ein paar zusammenhängende Bemerkungen zu machen, kamt ihr im Auto heran. Er war sehr erschrocken und bebte am ganzen Körper. Er bat mich, fortzugehen und fiel beinahe auf die Knie, um mich zu bitten, daß ich ja nichts darüber sagen sollte, daß ich ihn je gesehen hätte.«
»Was?« sagte John Bennett und stieß seinen Stuhl zurück. »Und du hast gar nichts erfahren?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich konnte die Hälfte von dem, was er sagte, nicht verstehen. Er sprach halblaut, und ich habe dir ja gesagt, wie rauh seine Stimme ist.«
Bennett saß einen Augenblick mit niedergeschlagenen Augen da, während er über das Gehörte nachdachte.
»Wenn er das nächste Mal kommen, sollte, so wäre es besser, du ließest mich mit ihm sprechen«, sagte er.
»Das glaube ich nicht, Papa«, sagte sie ruhig. »Ich habe das Gefühl, daß er mich um Hilfe bitten wollte.«
»Ein Millionär, der dich um Hilfe bittet, Ella? Das klingt doch wohl verwunderlich!«
»Es ist auch verwunderlich«, sagte sie, »er schien mir nicht halb so schrecklich wie das erstemal. Es ist etwas Tragisches um ihn, etwas sehr Trauriges. Und heute nacht wird er wiederkommen, ich habe es ihm versprochen, mit ihm zu reden. Erlaubst du es?« Der Vater überlegte.
»Ja, du kannst mit ihm sprechen. Aber du darfst nicht aus dem Garten hinausgehen. Ich verspreche dir, daß ich mich nicht zeigen werde, aber ich werde in der Nähe bleiben. Und du glaubst nicht, daß es sich um Ray handelt?«
»Das glaube ich nicht, Papa. Maitland ist Ray und was mit ihm geschehen soll, ganz gleichgültig. Ich möchte nur gern wissen, ob ich überhaupt jemandem davon erzählen soll?«
»Hauptmann Gordon?« riet Vater trocken, und das Mädchen errötete. »Magst du den jungen Mann gern leiden, Ella?«
»Ja«, sagte sie nach einer Pause. »Ich habe ihn sehr gern.«
»Aber hoffentlich nicht zu gern, Liebling«, sagte John Bennett, und ihre Augen trafen sich.
»Warum nicht?« Es kostete sie Überwindung, zu fragen.
»Weil es nicht wünschenswert ist«, antwortete Bennett. »Ich möchte nicht, daß du Kummer haben sollst. Und ich sage dir dies, weil ich weiß, daß ich die Ursache sein werde, falls du Kummer haben solltest!«
Ella wurde blaß und sagte: »Und was wünschst du, daß ich tun soll?«
Er erhob sich langsam, ging auf sie zu und legte den Arm um sie.
»Was immer du auch tun willst, Ella, ich muß für meine Sünden leiden. Vielleicht wird er es nie erfahren. Aber ich habe aufgehört, an Wunder zu glauben.«
»Was meinst du, Vater?« fragte sie angstvoll.
»Vielleicht . . .« Er überlegte eine Weile. »Vielleicht erreiche ich doch etwas durch den Film, den ich gestern aufgenommen habe. Ich habe das zwar nun schon oft gesagt und von vielen Dingen geglaubt, die ich unternommen habe. Der Mann, der die Bilder kauft, er hat ein Geschäft in der Wardourstraße, sagte mir, daß die Qualität meiner Filme sich bei jeder neuen Aufnahme bessere. Ich nahm eine Entenmutter in ihrem Nest auf, gerade als die Jungen auskrochen. Ich weiß noch nicht, wie die Bilder sich beim Entwickeln ausnehmen werden, denn ich war vielleicht ein bißchen zu weit vom Nest entfernt. . .«
Ella setzte das Gespräch von vorhin nicht weiter fort.
Am Nachmittag sah sie einen fremden Mann auf der Straße dem Haustor gegenüberstehen, der sich Maytree Haus ansah. Er war ein gut angezogener Herr, den sie wegen seiner runden Brillengläser für einen Amerikaner hielt. Und als er sie ansprach, ließ ihr auch sein neuenglischer Akzent keinen Zweifel darüber.
»Irre ich mich, wenn ich Sie für Fräulein Bennett halte?« fragte er. Und als sie nickte, stellte er sich vor. »Mein Name ist Broad. Ich habe mich gerade in der Gegend hier ein wenig umgesehen, und es kam mir in Erinnerung, daß Sie irgendwo in der Nachbarschaft wohnen. Ihr Bruder hat mir das gesagt.«
»Sind Sie ein Freund von Ray?« fragte Ella.
»Das wohl nicht«, sagte Broad mit einem Lächeln. »Ich bin, was man eine Klubbekanntschaft nennt.«
Er machte keinen Versuch, näherzukommen. Und anscheinend erwartete er auch nicht, infolge seiner Bekanntschaft mit Ray, ins Haus eingeladen zu werden. Im Gegenteil, nach einer Bemerkung über das Wetter, aus deren Tiefsinn hervorging, daß er sich die englischen Bräuche schon völlig zu eigen gemacht hatte, entfernte er sich nach der Waldstraße hin. Es war dies ein Lieblingsstandplatz der Autoausflügler, und es überraschte Ella nicht allzusehr, als sie Broad einige Augenblicke später im Auto vorbeifahren sah.
Herr Broad lüftete den Hut, während er vorüberfuhr, und grüßte jemanden, den sie nicht sah. Ihre Neugierde wurde aufgestachelt, sie öffnete die Tür und trat auf die Straße hinaus. Auf einem Baumstumpf saß ein Mann, der die Zeitung las und aus einer großen Pfeife rauchte.
Eine Stunde später, als sie wieder hinaustrat, war er immer noch da. Aber diesmal war er aufgestanden.
Es war ein großer Mann, der wie ein Soldat aussah und der den Kopf zur Seite drehte, als sie in seine Richtung blickte. Aus irgendeinem Grund schien Maytree Haus unter Beobachtung zu stehen.
Zuerst hatte Ella Angst, aber dann bekam sie fast Lust, ins Dorf hinabzugehen, um Elk zu telefonieren und eine Erklärung zu verlangen. Sie ging zeitig zu Bett und stellte den Wecker auf drei Uhr.
Sie erwachte, noch bevor die Glocke Alarm geläutet hatte, zog sich rasch an und ging hinunter, um ein wenig Kaffee zu kochen. Als sie an der Tür ihres Vaters vorbeiging, rief er sie an: »Ich bin auf, falls du mich brauchen solltest, Ella.«
»Vielen Dank, Papa«, sagte sie herzlich. Sie war froh darüber, ihn in ihrer Nähe zu wissen.
Das erste Licht zeigte sich am Himmel, als Herrn Maitlands Silhouette sich gegen die Dämmerung abhob. Ella vernahm das leise Knacken des Türschlosses, als er die Gartentür öffnete.
Diesmal hatte er seinen Wagen eine kleine Strecke vom Haus entfernt warten lassen. Er schien sehr nervös und vermochte im Augenblick kein Wort hervorzubringen. Sein schwerer, abgetragener Überrock war bis zum Hals zugeknöpft, und eine große Kappe bedeckte seinen kahlen Kopf.
»Sin Sie es, Froilein?« fragte er in rauhem Flüsterton.
»Ja, Herr Maitland.«
»Wolln Sie nich mit mir spazierengehn? Ich muß Sie etwas sagn, etwas sehr Wichtiges.«
»Wir wollen im Garten spazierengehen«, sagte sie leise.
Er hielt sie zurück.
»Wenn man uns aber sehn wird, was? Schöne Geschichte für mich! Grad nur ein Stückchen die Straße rauf, Froilein«, bat er.
»Es wird uns niemand hören«, tröstete Ella sanft. »Wir können ja auf den Rasenplatz gehen, es stehen einige Stühle dort.«
»Schläft allens? Alle Dienstmädchens?«
»Wir haben keine Mädchen«, lächelte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Schad is nich drum. Ich kann sie nich ausstehn. Sechs Kerle in Uniform hab ich bei mir zu Haus, machn mir immer eine Mordsbange.«
Sie führte ihn über den Rasenplatz, legte ein Kissen in seinen Sessel und wartete.
Der Anfang auch der vorigen Unterredung hatte ziemlich aussichtsreich geschienen, aber nach einer Weile hatte Herr Maitland sich in Abgründe des Gesprächs verirrt, so daß Ella nicht mehr zu folgen vermochte.
»Sie sin ein liebes Mächen«, sagte Maitland heiser. »Hab mir's schon gedacht, wie ich Sie 's erste Mal gesehn hab. Sie wer'n einem armen alten Mann nichts antun, was Froilein?«
»Aber gewiß nicht, Herr Maitland.«
»Das hab ich mir gedacht. Ich hab es auch Mathilda gesagt. Und sie sagt auch, es is allens in Ordnung mit Ihnen. – War'n Sie schon im Armenhaus, Froilein?«
»Im Armenhaus?« fragte sie und lächelte wider Willen. »Nein, Herr Maitland, ich bin nie im Armenhaus gewesen.«
Erschrocken abwinkend, sah er sich um und starrte unter seinen weißen buschigen Brauen auf ein Gesträuch hin, das einen Lauscher hätte verbergen können.
»Sin Sie schon im Loch gewesen? Ach ja, ich meine Gefängnis, Froilein? Natürlich kann'n Mächen wie Sie so 'ne Sache nich wissen.«
Wieder sah er sich um.
»Alle großen Leute hab ich dort getroffen. Möcht wetten, daß ich der einzigste bin, der noch den großen Saul Morris gesehn hat, den schwersten Kerl von uns alle. – Denken Sie, Sie sin ich, allens kommt auf das an. Denken Sie, Sie sin ich, Froilein – ach, es is schrecklich, Froilein!«
»Ich fürchte, daß ich Sie nicht verstehen kann, Herr Maitland«, flüsterte sie leise. Sie sah ihn nochmals gequält die Gegend mit den Blicken durchforschen, und dann beugte er sich nahe zu ihr.
»Er is hinter Sie her!« Er umklammerte ihren Arm. »Sie wer'n doch für mich 'n Wörtchen bei ihm einlegen, nich wahr? Sagn Sie ihm, daß ich Sie gewarnt hab, er wird es schon wieder gut für mich machn, nich?«
Er sprach flehentlich, und sie begann zu verstehen, daß mit dem »Er« des Alten Dick gemeint war. Er nahm ihre Hände und tätschelte sie, und obgleich sie sein Gesicht nicht sah, wußte sie, daß er weinte.
»Ich werde sicher alles für Sie tun, was nur in meiner Macht steht! Aber Sie sind zu erregt, lieber, lieber Herr Maitland. Sollten Sie nicht mit einem Arzt sprechen?«
»Ne, ne, nur keine Doktors nich, Froilein! Aber ich sage Sie«, sprach er langsam und ausdrucksvoll, »sie wer'n mich kriegn. Und Mathilda! Aber ich habe mein ganzes Geld jemand hinterlassen, einer gewissen Person, und das is der ganze Witz dabei, Froilein«, kicherte er irrsinnig. »Und dann wird man ihn erwischn.«
Er schlug sich, von stillem Lachen geschüttelt, auf die Knie. Ella begann zu glauben, daß er wahnsinnig geworden war.
»Aber ich hab 'nen riesigen Plan, haja! Ich hab nie 'nen größeren gehabt, Froilein. Können Sie auf der Maschine schreibn?«
»Ich kann es wohl, aber nicht sehr gut.«
Seine Stimme wurde beinahe unhörbar.
»Kommen Sie mit, kommen Sie in mein Büro! Werdn mich doch nicht bloß für einen Spaßvogel halten? Was? Siebenundachtzig bin ich gewor'n, Froilein! Kommen Sie zu mir herauf, und Sie wer'n lachen.« Plötzlich kam das Schluchzen wieder über ihn.
»Mich wer'n sie kriegn, ich weiß! Aber ich hab Mathilda nichts gesagt. Weil, dann würde sie schrein. So stehts, Froilein. Der alte Johnson is nich mehr da. Besuchn Sie mich nur! Habn Sie nie einen Brief gekriegt, was?« fragte er plötzlich.
»Von Ihnen? Nein, Herr Maitland!« sagte sie überrascht.
»Geschriebn is er worn«, sagte er. »Aber vielleicht nich aufgegeben. Weiß nich!« Er fuhr auf und wich zurück, als eine Gestalt sich vor dem Haus zeigte. »Wer is das?« fragte er. Und sie fühlte, wie seine Hand sich zitternd auf ihren Arm legte.
»Das ist mein Vater, Herr Maitland«, sagte sie. »Ich glaube, er ist meines Ausbleibens wegen ein bißchen besorgt.«
»Ach so, Ihr Vater?« Er schien eher erleichtert als beunruhigt.
»Sagn Sie ihm das nich, daß ich im Arbeitshaus war, Froilein!«
John Bennett stand unentschlossen still, ob er näher kommen sollte oder ob Ella nicht dadurch in Verlegenheit geraten würde.
Maitland entschied die Situation, indem er hinüberhumpelte.
»Guten Morgen, Herr«, sagte er. »Hab gerade gequasselt mit Ihren Mächen. Hoffentlich macht es Sie nichts, Herr Bennett, was?«
»Aber gewiß nicht«, sagte Herr Bennett. »Wollen Sie nicht ins Haus kommen, Herr Maitland?«
»Ne, ne«, sagte Maitland ängstlich. »Mathilda wartet.« Er streckte nicht die Hand aus, noch lüftete er seinen Hut. Seine Manieren waren tatsächlich unter aller Kritik. Er nickte dem Mädchen kurz zu, dann sagte er: »Wiedersehn, Herr!«
In diesem Augenblick trat Bennett aus dem Schatten des Hauses.
»Leben Sie wohl, Herr Maitland«, grüßte er.
Maitland erwiderte nichts mehr. Seine Augen waren weit und entsetzt aufgerissen, sein Antlitz totenbleich.
»Sie? Sie?« krächzte er. »O mein Gott!« Er schien zu schwanken. Ella wollte ihm zu Hilfe kommen. Er faßte sich aber und rannte mit einer Beweglichkeit, die bei seinem hohen Alter überraschen mußte, den Weg hinunter, riß die Gartentür auf und stürzte die Straße hinab.
In der großen Stille hörten sie sein trockenes Schluchzen.
»Vater«, flüsterte das Mädchen angstvoll, »hat er dich denn gekannt?«
»Das wäre verwunderlich«, sagte John Bennett. »Du gehst jetzt zu Bett, Liebling.«
»Und wohin willst du, Vater?« fragte sie überrascht.
»Ich habe mit ihm zu sprechen.«
Sie ging nicht zu Bett. Sie stand an der Tür und wartete fünf Minuten – zehn Minuten – fünfzehn Minuten. Dann hörte sie das Rattern eines Autos, und die Limousine flog kotspritzend am Gartentor vorbei. Endlich kam auch John Bennett. »Du bist nicht zu Bett gegangen?« bemerkte er barsch.
»Vater, hast du ihn gesprochen?« fragte sie angstvoll.
»Möchtest du mir vielleicht schwarzen Kaffee machen?«
»Vater, warum hatte er solche Angst vor dir?«
»Liebling, du fragst zuviel. Er kannte mich von früher her, das ist alles.«
»Wenn er nur nie mehr wiederkäme«, seufzte Ella tief und angstvoll.
»Der kommt nicht wieder«, sagte John Bennett aus Horsham.