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Für dieses Mal – doch ohne Präjudiz –
Soll keine Muse sich mit unserm Spiel bemühen,
Kein Hippogryph, behender als der Blitz,
Mit uns davon ins Land der Elfen fliehen:
Der Dichter mag mit seinem Bißchen Witz,
So gut er selber kann, sich aus der Sache ziehen!
Es soll ein Gott, wie Flaccus lehrt, nur dann
Ex Machina dem Stück entgegen springen,
Wenn der Poet mit rechten Dingen
Den Helden und sich selbst nicht weiter helfen kann.
Hier ist demnach von Feen und von Zwergen,
Von Lilienstab und Horn und Becher keine Spur;
Den Orthodoxen der Natur
Zu großem Trost! Doch können wir nicht bergen,
Daß zweimal wenigstens (wiewohl im Traume nur,
Und ohne selbst persönlich auf die Bühne
Hervor zu gehn) die heilige Kathrine
Mit ihrem Schwert' und einem Kranz von Myrt'
Und Rose um die Stirn, sich sehen lassen wird.
In einem Traum (der, wie ihr wißt, im Magen
Erzeugt wird) läßt sich das noch allenfalls ertragen:
Das Factum übrigens weicht keinem im Homer,
Und Caviceo, (im Vertraun zu sagen)
Wenn ihr ihn kennet, leistet die Gewähr.
Doch, kam' auch allenfalls ein Geist von jenen braunen,
Die stets geschäftig sind, auf Unheil auszugehn,
Dabei ins Spiel, wer wird darob erstaunen?
Dergleichen pflegt ja täglich zu geschehn!
Zumal in jener Zeit und jenem Strich der Erden,
Wohin wir euch versetzen werden,
Da macht sich nichts, wie groß, wie klein es sey,
Beelzebub ist immer auch dabei.
Wer weiß, ist's nicht, wenn wir's genau erfragen,
Noch eben so in diesen unsern Tagen?
Nur sehn wir oft, was Satanas gethan,
Aus falschem Stolz, für eigne Arbeit an.
Indessen scheint, die Wahrheit rund zu sagen,
Ein Dichter, der mit solchem kalten Blut,
Aus eigner Kraft und ohne Musenwuth,
Zu Werke geht, sehr viel dabei zu wagen.
Verbänd' er auch mit einem scharfen Blick,
Die Linie des Schönen nie zu fehlen,
Das leiseste Gefühl im Prüfen und im Wählen,
Und mit der Kunst, durch rhythmische Musik
Sich in die Herzen einzustehlen,
Die Leichtigkeit, der Grazien letzte Gunst;
Und (wenn sie spröde sind) zum wenigsten die Kunst,
Den strengen Fleiß der Feile zu verhehlen:
Dieß Alles, ohne jenen Strahl,
Den Japets Sohn am Quell des Lichtes stahl,
Was hälf' es ihm, sein Kunstwerk zu beseelen?
Von diesem Feuer sey des Dichters Busen warm!
Nicht Andres kann den Frost der Kunst besiegen;
Und ewig kalt wird in Pygmalions Arm
Zu seiner Qual die Marmornymphe liegen,
Wird nie den Kuß, den er mit heißen Zügen
Aus ihren todten Lippen schlürft,
Erwiedern, nie, an seine Brust gesunken,
Zerschmelzen in Gefühl, wenn Amor einen Funken
Aus seiner Fackel nicht in ihren Busen wirft.
O, sagt mir denn, ihr Meister jener Werke,
Aus welchen, ewig schön und jung,
In frischer, unerschlaffter Stärke
Der Genius der Begeisterung
Uns noch entgegen weht, o, sagt mir an, wo fandet
Ihr seinen Sitz? Durch welchen Talisman,
Durch welche Zauberworte bandet
Ihr seine Flüchtigkeit? – Wer kann
Im Ocean der Luft des Windes Pfade spähen?
Wir hören wohl sein brausend Wehen,
Allein wer ist, der ihn in Fesseln schloß?
Wer leitet ihn, wie ein gebändigt Roß?
Er kommt! man fühlt in Mark und Adern
Des Gottes Gegenwart, allein er kommt und geht,
Sobald er will, und wer darf mit ihm hadern?
Vergebens ruft ihr ihm; kein stürmendes Gebet
Hat jemals seine Gunst erfleht,
Kein Starker hat ihn je gebunden:
Wie die Gelegenheit, ist er auf einmal da,
Und wer sich sein am wenigsten versah,
Hat ihn sogar im Schlafe schon gefunden.
Wohlan, so sey es denn gewagt!
Der Dichter mache nur (wie den Pygmalionen
Geziemt) sich frisch ans Werk und unverzagt
Und sey der Kunst zu hold, um seiner selbst zu schonen:
Vielleicht setzt unvermerkt ein freundlicher Genie
(Mich däucht, ich spüre schon von fern' ein leises Schweben!)
Sich bei der Arbeit ihm aufs Knie
Und macht sich selbst die Lust, die Gruppe zu beleben. |