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Zusammenfassende Darstellungen: Heymans, Die Psychologie der Frauen. Heidelberg, C. Winter 1910. – Weininger, Geschlecht und Charakter, 17. Aufl. Wien, Braumüller 1918. – Vaerting, Wahrheit und Irrtum in der Geschlechtspsychologie. Karlsruhe, G. Braun 1923. – J. St. Mill: Die Hörigkeit der Frau. Berlin, 1869. – Schirmacher, Die moderne Frauenbewegung. Leipzig, Teubner 1905. – Ellen Key, Über Liebe und Ehe. Berlin, S. Fischer. – Moebius, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, 5. Aufl. Halle, 1903. – Bachofen, Das Mutterrecht. Stuttgart. 1861. – Aschner, Die Konstitution der Frau und ihre Beziehungen zur Geburtshilfe und Gynäkologie, 1924. – Liepmann, Psychologie der Frau, 2. Aufl. Wien 1922. – Sellheim, Das Geheimnis vom Ewig-Weiblichen, 2. Aufl. Stuttgart, Enke 1924. – H. Deutsch, Psychoanalyse der weibl. Sexualfunktionen, 1925. – Adler, a. a. O. zit. Werke.
Unverrückbare Grundlagen zur Untersuchung dieser Frage sind nicht leicht zu finden. Der wissenschaftlichen Richtung unserer Tage entspräche es zumeist, die Sprache des Blutes zu studieren, aus der Wertigkeit der endokrinen Drüsen und ihrer Korrelationen Schlüsse zu ziehen und anzunehmen, daß bei einem richtigen Bestand körperlicher Bedingungen das Idealbild eines sexuellen Verhaltens zustandekommen müßte.
Aber schon an dieser Stelle erhebt sich die Frage: Welches Idealbild schwebt uns vor, wenn wir wägen und messen? Ist das Ziel einer sexuellen Entwicklung der Frau nur von der Eignung ihrer Keimdrüsen, deren Hilfen und ihren Gegnern abhängig? Welches ist die Voraussetzung des Richters über Gut und Schlecht? Sucht er die größte Glücksmöglichkeit, den stärksten Kinderreichtum, das Ausleben der Triebe? Verlangt er die Gleichwertigkeit beider Geschlechter oder die Unterordnung des einen unter das andere?
So viele Fragen, so viele Ziele der Entwicklung der Frau, so viele Forderungen nach sexuellen Lebensformen. Die Literatur über dieses menschlichste Problem ist ungeheuer groß. Mehr Licht als die wissenschaftlichen Arbeiten aus diesem Gebiet, die von einer ungeheuren Flut pseudowissenschaftlicher Albernheiten begleitet sind, verbreiten die Werke der Dichter, Schriftsteller, Maler und Bildhauer. Von der Bibel über die Sagen und Märchen bis zum modernen Roman und Drama, in der lyrischen Dichtung von Männern und Frauen findet sich das erotische Problem berührt oder ausgestaltet. Und da Kunst bis auf den heutigen Tag fast ausschließlich Männerwerk ist, ebenso wie Wissenschaft, spiegelt sich in ihnen vorwiegend das Wissen des Mannes um die Frauenseele. Nicht selten aber bleiben starke, ungelöste Reste und gemahnen uns an das Bekenntnis alter und neuer Rätselrater: »Das Weib ist ein Rätsel!«
Der männliche Einschlag bei den Urteilenden ist sicher ein Übelstand und erniedrigt nicht selten die Frau in der Betrachtung zum Objekt des Mannes oder der weiblichen Triebe. Über die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zu gebären, sehen die Betrachter meist nicht hinaus. Dazu werden die auffallenden Mängel an Charakter, geistiger Freiheit, objektivem Streben, Fähigkeit für das Erwerbs- und öffentliche Leben so stark hervorgehoben, daß die Daseinsberechtigung der Frau nahezu nur in der Liebe und in der Sorge für die Nachkommenschaft gefunden wird. Dieses Urteil greift ungemein stark in die Mentalität der Frauen über. Zumeist findet man, daß auch sie mit männlicher Stimme reden und sich in die vom Manne ihnen zugewiesene Rolle zu fügen scheinen. In übertriebener Revolte zerfleischt George Sand dieses System mit den Worten: »Die Tugend der Frau, – das ist eine gute Erfindung der Männer!«
In der Tat drängt sich bei dieser Betrachtung der Gedanke auf, daß neben den körperlichen Grundlagen für die sexuelle Einstellung der Frau andere Einflüsse maßgebend sind, die den Ablauf der Erotik viel stärker modifizieren. Ganz allgemein dürfen wir hierher rechnen den Geist der Kultur, die Zahl oder Mehrzahl der Frauen und den großen Einfluß des Mannes mit seinem Vorrecht der aktiven Werbung, seiner stabileren ökonomischen Basis und seiner besseren Schulung im Wissen und Können. Soweit wir sehen, rechnet die Erziehung der Mädchen zur Frauenrolle unter allen Umständen mit diesen Faktoren und sucht eine Anpassung zu erreichen. Eine psychische Einstellung der Frau zu einer nur von ihrer Körperlichkeit abhängigen Sexualität, eine von allen anderen Faktoren isolierte Sexualität, ist höchstens bei Idioten oder Dementen zu finden. Sonst aber rechnet jede Form des Sexuallebens mit einer vorgefaßten und vorbereiteten Stellungnahme zum Liebesproblem.
Gewiß ist eines: die Sexualform der Frau ist keineswegs einheitlich und zeigt sich von mehreren Faktoren abhängig. Und wenn sich auch eine gewisse Einheitlichkeit zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten, bei verschiedenen Völkern, in verschiedenen Altersstufen, ähnlich den Erscheinungen der Mode, feststellen läßt, so wird man sich doch leicht überzeugen können, daß trotz alles Scheins (»Es ist ihr ewig Weh und Ach aus einem Punkte zu kurieren«) der Gleichförmigkeit jede individuelle Stellungnahme schwerwiegende Differenzen aufweist. Wer etwa aus dem weitverbreiteten Wunsch, an den Mann zu kommen, auf eine wünschenswerte, gut geartete, weil gesellschaftlich notwendige Sexualbereitschaft schließt, der möge bedenken, wie durch die Einengung des Aktionskreises der Frau, durch Tradition, durch persönlichen Stolz, durch ökonomische Gründe die Wahl eines Partners ebenso nahegelegt wird wie durch sexuelle Impulse. Vielmehr sind letztere bei aller organischen Grundlegung, entsprechend der Lebensform des Individuums und durch seine wahren Endabsichten lenkbar und wandelbar und können in den verschiedensten Richtungen trainiert werden. Die Spuren des Sexualtriebs aus den ersten Kinderjahren unterliegen bereits der Modellierung durch die umgebende Kultur und erhalten ihre Zähmung oder Aufpeitschung wie alle anderen Triebe durch individuell erfaßte Erlebnisse und Erfahrungen, die nicht nur aus dem Gebiet der Sexualität stammen. Wenn es einer Gesamterziehung gelingt, ein Mädchen zu einer ausgesprochen passiven Haltung im Leben zu bringen, so wird ihr erotisches Verhalten diesen passiven Zug aufweisen.
Wir sind nur im Einzelfalle imstande, alle diese Einflüsse festzustellen, die auf den erotischen Ausdruck einer Frau eingewirkt haben. Man kann bei seelischen Ausdrucksformen, wie der psychischen Einstellung der Frau zum Sexualleben, keine wirkliche Kausalität erwarten. Alle Organgefühle und Organimpulse, alle Erlebnisse passieren das Filter der Persönlichkeit und werden in einer individuellen Perspektive erfaßt. Vom Standpunkt eines Idealtypus aus gesehen, wird jede Verwertung obiger Faktoren, jedes Wertgefühl und dessen Auswirkung in mehr oder weniger irrtümlicher Weise entwickelt. Je nach dem Ziel, das einer Frau für ihre Lebensführung vorschwebt, wird sie Annäherung, Werbung, inneren und äußeren Habitus eines Partners empfinden und werten. Die Erotik ist niemals reiner, tierischer Sexualtrieb, niemals, wie etwa Schopenhauer gemeint hat, nur ein Lockmittel der Natur zum Zwecke der Fortpflanzung des Menschengeschlechts, sondern ein hochqualifizierter Anteil des menschlichen Gemeinschaftsgefühls, der die ganze Persönlichkeit widerspiegelt und so auch den Grad der Verknüpfung mit dem gesellschaftlichen Leben und die Vorbereitung zu einem Leben zu zweit.
Die individualpsychologische Forschung konnte feststellen, daß die Entwicklung der Liebesfähigkeit durch gewisse Bedingungen gefördert, durch andere bedroht werden kann. Entscheidend wirkt die Situation in der Kindheit und die rechtzeitige Festlegung des Mädchens auf seine zukünftige Frauenrolle. Der Glaube an eigene Kraft, ein optimistischer Blick in die Zukunft, Kontaktfähigkeit den Menschen gegenüber, die Neigung Freude um sich zu verbreiten, ein unkritisches Zugehörigkeitsgefühl zum weiblichen Geschlecht und Achtung vor der Frauenrolle sind immer förderliche Elemente. Unkenntnis der eigenen Frauenrolle oder Schwanken durch einige Jahre der Kindheit, starke Verknüpfung an eine einzige Person der Familie, allgemeine Schwäche- und Minderwertigkeitsgefühle, eine lieblose Erziehung, Mißtrauen gegen sich und andere, Häßlichkeit aber auch Schönheit, vor allem Verachtung der Frau können unter allen Umständen die Vorbereitung zur Liebe stören.
Von größter Wichtigkeit ist die Situation des Mädchens in der Kindheit. Eine schlechte Ehe der Eltern, Roheit, Trunkenheit und Leichtsinn des Vaters, auch offen gewordene Untreue desselben lassen Töchter solcher Väter zeitlebens das gleiche Schicksal der elend gewordenen, tief gekränkten Mutter befürchten. Ihr Verhalten Männern gegenüber wird selbst bei bester sexueller Konstitution niemals von Mißtrauen, Bedenken, Hemmungen frei sein. Ihr Ziel und ihre Endabsicht, keine Erniedrigung zu erleben, die sie doch in der Frauenrolle als sicher voraussetzen, zwingt sie zu deren Ausschaltung und bringt in ihr ganzes Leben und in ihre Haltung zum Manne ein System von Sicherungen, die wir als Hemmungen, nervöse Symptome und Perversionen wiederfinden. Parallel laufend mit diesen Erscheinungen finden wir Weltanschauung, Logik, Gewohnheiten und Training des Sexualtriebes, ja den ganzen Verlauf des Lebens in eine dem Manne abgewandte Richtung gedrängt. Je nach der Artung der Persönlichkeit, die in den ersten Kinderjahren bereits erwächst, je nach den Erfahrungen und der mehr oder weniger irrtümlichen Perspektive wandelt sich das natürliche Endziel der Erotik in ein Ersatzziel. Dieses Ersatzziel Adler, Über den nervösen Charakter, a. a. O. liegt immer im Gebiet des Nebensächlichen (Perversionen aller Art und Akzentuation irgendwelcher Details aus der Erotik) oder erfüllt nur einen Teil derselben (Frigidität), zeitigt Furcht vor dem Manne, Gleichgültigkeit oder Ekel oder hat einen männlichen Einschlag und führt im Sexualleben sowie im ganzen modus vivendi zu einer Männerrolle. Diese teilweise oder starke Abwendung von der Frauenrolle äußert sich auch charakteristisch. Abneigung gegen das Gebären und gegen das Stillen sind häufig, in milderen Fällen kann aber auch das Kind im Gegensatz zum Manne zum ausschließlichen Endzweck werden. In den meisten hierhergehörigen Fällen verhindern nervöse Symptome aller Art die harmonische Entwicklung der Erotik. Auch in der Prostitutionsneigung und in übertrieben polygamen Tendenzen zeigt sich der Widerwille gegen die Frauenrolle. Ein sprechender Ausdruck für diese Ablehnung ist auch der Vaginismus.
Wenn wir einen einheitlichen Gesichtspunkt suchen zum Verständnis aller dieser der Frauenrolle abträglichen Erscheinungen, so finden wir ihn in der Unzufriedenheit der Mädchen mit ihrer sozialen Stellung in der Kultur, genährt durch das wirkliche oder scheinbare Übergewicht des Mannes und die daraus erwachsende Kampfstellung, die alle Grade zeigt, angefangen von offener Revolte bis zur stumpfen Ergebenheit. Der Drang nach Änderung dieser Lage zeitigt alle Ideale von Gynaikokratie und Emanzipation und artet im persönlichen Leben zu hundert Formen des »männlichen Protestes« aus. Kant weist in seiner Anthropologie auf die gleiche Erfahrung hin, und Herder fand in seiner Sammlung von Brautliedern aller Zeiten und Völker durchweg nur solche traurigen Inhalts. Auch der allgemein verbreitete Aberglaube von der Minderwertigkeit der Frau, der nahezu vollkommene Ausschluß von den höchsten Leistungen der Wissenschaft und der Kunst, Erscheinungen, die ihre Gründe teils in mangelhafter Vorbereitung, teils in der männlichen Artung künstlerischer Ausdrucksformen haben, – im Tanz und in der Schauspielkunst erreichen Frauen oft die höchsten Gipfel –, wirkt allgemein verbitternd und frühzeitig entmutigend. Kein Wunder, daß so häufig die Unzufriedenheit mit der weiblichen Rolle zu Äußerungen männlicher Mimicry in Mode, Wünschen und Phantasien, in der Lebensführung und in der Erotik führt, kein Wunder, daß nach den Schätzungen erfahrener Ärzte die Zahl der frigiden Frauen trotz einwandfreier sexueller Konstitution um die 70% beträgt.
Neben allen diesen Gegengründen, die einer freien Entfaltung der Sexualität in der Richtung einer gesellschaftlichen, kulturellen Ausdrucksform im Wege stehen, aber mit ihnen meist in untrennbarer Verbindung, bedeutet die mangelhafte oder schlechte Vorbereitung zur Liebe ein schweres Hindernis für die Harmonie in der Erotik. Das allseits vorhandene gegenseitige Mißtrauen, die übergroße Selbstsucht, die Neigung, dem Partner über den Kopf zu wachsen und die Furcht, ihm unterlegen zu sein, hindern die unbefangene Hingabe und vergiften die Liebesbeziehung. Weniger schöne Mädchen fürchten die rasche Erkaltung des Gatten, schöne Frauen fühlen sich bedrückt, glauben bloß Sexualobjekt zu sein und finden ihre menschliche Würde beleidigt, was oft durch Junggesellengewohnheiten des Partners, durch schlechte Führung des Geschlechtsverkehrs oder durch Mißverstehen der Eigenart der männlichen Sexualität gefördert werden kann. Ungeschicklichkeit, Brutalität oder Verletzungen der seelischen Empfindlichkeit beim ersten Verkehr können zu dauernder Verstimmung führen. Ebenso eifersüchtige Einschränkungen der Bewegungsfreiheit im Beginne der Ehe und Schwängerung gegen die Verabredung oder gegen den Willen der Frau. Schreckende Erlebnisse in der Kindheit, furchterweckende Vorurteile über Schmerzen und Gefahren der Frauen sind auch nicht geeignet, das Minderwertigkeitsgefühl zu lindern. Die Entwicklung des Sexualtriebs aber drängt im Verlauf jeweils geweckter Impulse zu autoerotischen, onanistischen Handlungen. So kann es früher oder später, infolge von Verführung oder auf eigenen Wegen, von der Umgebung und von der Kultur des Kindes teils gehemmt, teils gefördert, zu masturbatorischen Befriedigungen kommen, die an sich unschädlich, doch wieder Anlaß geben können zu einem Training in der Richtung der Autoerotik, die auch, weil sie wie ein allzeit bereites Ventil die sexuelle Spannung jederzeit vermindern kann, die Entwicklung der normalen Erotik und ihrer Auswirkungen hindert und deren Gegengründe namhaft verstärkt.
Der Gegensatz der hier vertretenen Anschauung zu der der »Somatiker« ist scheinbar sehr groß. Hier stehen im Vordergrund der Betrachtung Kulturschwierigkeiten und -fehler, schlechte Führung und mangelhafte Vorbereitung; die Konstitutionalisten schlagen diese Faktoren gering an oder lassen sie als Folgen innersekretorischer Mängel erscheinen. Demgegenüber würden wir folgendes hervorheben:
So ist es denn begreiflich, daß alle sogenannten »weiblichen« Züge in äußerstem Maße dem sozialen Kräfteverhältnis zwischen Mann und Frau unterliegen, ihm ihren Ursprung verdanken, von ihm modelliert und zerstört werden können. Selbst die scheinbar eingeborenen Züge, wie Erwartung des Bewerbers, Passivität, Zurückhaltung, weibliches Schamgefühl, Mütterlichkeit, Monogamie unterliegen, viel mehr als anerkannt wird, dem Zuge der Zeit und werden durch das Endziel dirigiert. Angedeutete Züge von Exhibitionismus, meist durch die Mode gerechtfertigt, sind noch als neutral zu werten, deutlichere Ausdrucksformen verraten wohl schon den aktiveren Charakter.
Im Zusammenhang damit und mit der Entwertung des Partners findet man häufig fetischistische Überschätzung von Nebensächlichkeiten, die für die Liebeswahl oft ebenso starke Schranken setzt wie ein Idealbild des Partners. An beiderlei Forderungen und noch weiteren kann jede Vollendung scheitern. Oft sind sie nur schlecht verstandene Vorwände, um jede Wahl zum Scheitern zu bringen. Sonst finden wir die Liebeswahl, immer auch einer Selbstbeschränkung des Sexualtriebes und seines Überbaues entsprechend, den mannigfachsten Beweggründen gehorchen. Die Eindrücke der ersten Kindheit, das Bild des Vaters, der Brüder, des eigenen Volkes sind oft in hohem Grade mitbestimmend. Immer wird die Liebeswahl, solange sie uneingeschränkt vollzogen wird, den Eigenarten, Fehlern und Vorzügen der persönlichen Stellungnahme restlos entsprechen. Geradliniges Kraftgefühl, selten zu finden, wird gleichgearteten Männern den Vorzug geben, heimlich nach der Überlegenheit schielende Mädchen fühlen sich zu Schwächlingen, zu Krüppeln oft hingezogen oder wählen unter ihrer sozialen Sphäre. Auch die Wahl nahestehender oder blutsverwandter Partner deutet auf ein Schwächegefühl. Ebenso die Hinneigung zu wesentlich älteren oder wesentlich jüngeren Männern. Öfters wird eine mütterliche Linie in unfruchtbarster Weise verstärkt, zielt auf die Rettung oder Erhebung verkommener Partner und versucht die Gesetzmäßigkeiten der normalen Erotik zu verdrängen.
Lesbische Liebe, Verharren in sexuellen Phantasien, Masturbation und Pollutionen sind männlicher Protest und verraten uns die Furcht vor dem Manne und seine Ablehnung. Homosexuelle Träume sind nicht, wie in schädlicher Weise allgemein angenommen wird, Beweise einer Homosexualität, sondern die Zeichen des Trainings in eine falsche Richtung. Polygame Neigungen, übertriebener Flirt, Sucht sich zu kompromittieren, Kokottenphantasien, übertriebenes und abschreckendes Schreien nach einem Mann weisen über sich hinaus auf den Versuch der Ausschaltung einer Ehe. Ehebruch ist immer das Zeichen einer Revolte gegen den Mann, ein Racheakt, der immer durch zweckmäßig aufgestachelte Erotik verschleiert wird.
Die erste Menstruation gibt oft das Signal zum Kampfausbruch gegen die Frauenrolle, wenn eine mangelhafte Vorbereitung für dieselbe vorliegt. Häufig flammt der Widerstand bei jeder Wiederkehr von neuem auf. Schmerzen in dieser Zeit scheinen bei Abwesenheit organischer Gründe durch willkürliche Kontraktionen erzeugt zu sein, durch Bremsung des Blutabflusses, und der Unzufriedenheit und der Abneigung gegen das Geschehnis zu entspringen. Für diese Auffassung spricht auch, daß oft in der Ehe bei weitgehender Aussöhnung mit der Frauenrolle die Schmerzen verschwinden. Die weitverbreitete Anschauung, als ob die Menses Unreinheit oder Krankheit bedeuteten, auch von Ärzten häufig propagiert, drückt auf das Selbstbewußtsein der Frauen und bringt oft arge Mißstimmung hervor. Steigerung erotischer Gefühle (auch weil gefahrlos?) ist in dieser Zeit häufig.
Bei Frauen, die in der Jugend und Schönheit das nahezu einzige Gut der Frau erblicken, wird die Annäherung an die Menopause und diese selbst ein äußerst fataler, schicksalschwerer Zeitpunkt. Der letzte Rest ihres Glaubens an ihren Wert geht verloren. Oft versuchen sie ihn durch verschärfte Forderungen an ihre Umgebung, die aus Depressionen und verzweifelter Stimmung der alternden Frau erwachsen, wieder zu gewinnen. Manche stürzen sich durch ihre Erotik, die in dieser Zeit nicht verschwindet, aber allenthalben zurückgestoßen, verlacht, nicht ernst genommen wird, in zerstörende Konflikte. Die fehlerhafte Haltung zum Leben rächt sich an Mann und Frau. Es ist keine Unterschätzung der organischen Grundlagen der Erotik, sondern eine notwendige Feststellung, wenn wir den überwiegenden Einschlag von individueller Stellungnahme in ihrer Richtung und in ihren Mängeln bloßgelegt haben.
Wenn wir die meist mangelhaft geleisteten Voraussetzungen nennen sollen, die zu einer gesunden psychischen Einstellung der Frau zum Sexualleben erfüllt sein müssen, so sind es folgende: