Armand (Strubberg, Friedrich)
Die Rache des Mestizen
Armand (Strubberg, Friedrich)

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Das Ende des Krieges

Die amerikanischen Truppen hatten nach und nach wiederum fünfhundert Seminolen gefangengenommen, die in einem Lager in der Tampa-Bai gesammelt wurden. Es waren teils kleinere Stämme, teils Familien und auch einzelne Männer und Frauen.

Ralph Norwood reiste im Auftrag der Regierung nach New Orleans, um sie dort beim Eintreffen auf dem Regierungsschiff in Empfang zu nehmen und auf einen Flußdampfer zu überbringen.

Mitte Oktober verließ bei beklemmender Hitze das Schiff mit den Indianern New Orleans. Ralph sah ihm vom Ufer aus nach. Er dachte nicht an das Los der unglücklichen Seminolen, die aus einem heißen südlichen Seeklima nun in ein Land gebracht wurden, wo bald ein rauher Winter anbrechen würde.

Für ihn war die Umsiedlung der Seminolen ein glänzendes Geschäft. Auf den Wunsch der Regierung begab er sich noch einmal ins Innere Floridas, um den Friedensschluß vorzubereiten und auch die übrigen Stämme für eine Auswanderung in den Westen zu gewinnen.

Doch schon nach kurzer Zeit legte er sein Amt als Indianeragent nieder. Die Verhandlungen gestalteten sich langwieriger, als er gedacht hatte. Für ihn war es jetzt aber einträglicher, seinen Landgeschäften nachzugehen.

Er hatte der Regierung nur einen ganz geringen Preis für den Grund und Boden bezahlt, der durch Herbeiströmen von Einwanderern nun gewaltig im Werte stieg.

An dem ehemaligen Wohnort Tallihadjos errichtete er sich ein großes Landhaus. Noch bevor er dort einzog, wurde ihm von Eloise eine Tochter geboren, die in der Taufe den Namen Berenice erhielt. Der reiche General Norwood bemühte sich nun, die gute Gesellschaft in sein Haus zu ziehen. Aber gerade die angesehensten Familien hielten sich von ihm fern und verkehrten zu seiner Wut mit Frank Arnold, der sich anstelle seines Blockhauses als Ergebnis seines redlichen Fleißes ebenfalls ein stattliches Wohngebäude auf seiner Plantage erbaut hatte.

Immer mehr verlor Nordflorida den Charakter der »Frontier«, der Grenze. Kleine und große Farmen entstanden, Straßen durchzogen die frühere Wildnis, Handel und Gewerbe blühten auf, Segelschiffe und Dampfer belebten die Flüsse.

Diesen Aufschwung bewirkte besonders der durch Bestechung einiger Häuptlinge zustandegekommene Vertrag von Payne's Landing im Jahre 1832, in dem sich die Seminolen dazu verpflichteten, binnen drei Jahren nach dem Westen auszuwandern. Die vollständige Eroberung des Landes der »ewigen Jugendquelle« schien gesichert.

Aber da brach im Jahre 1835 der Krieg mit den Seminolen neuerlich aus. Noch immer sträubten sich viele Stämme gegen das Verlassen ihrer Heimat, besonders diejenigen, die entlaufenen Negersklaven bei sich Zuflucht gewährt hatten.

Diese Sklaven fürchteten mit Recht, nun wieder in die Hände der Weißen zu kommen und schürten den Widerstand der Wilden.

Unter dem Einfluß der Sklavenhalter Georgias und Alabamas schlug der Indianeragent General Thompson vor, Truppen abzusenden, um im Indianergebiet flüchtige Negersklaven zu fangen. Der hervorragendste und fähigste Führer der Seminolen, der mit allen Kräften eine Einigung der Stämme erstrebte, war jetzt, nach Tallihadjos Auswanderung, der kühne und edle Osceola. Er war 1804 am Chattahoocheefluß geboren.

Ihm lockte Thompson sein Weib fort, das die Tochter eines entflohenen Sklaven war, verhaftete sie und lieferte sie dem Eigentümer ihrer Mutter aus, der sie hart auf seiner Plantage arbeiten ließ. Als Osceola Thompson zur Rede stellte, ließ dieser ihn sechs Tage in Ketten legen.

Osceola rächte sich, indem er Thompson und dessen Begleiter überfiel und tötete. Kurz darauf besiegte er in einem Gefecht eine Abteilung Soldaten unter Major Dade. Der Offizier und über hundert Soldaten fanden den Tod. Ein blutiger Dschungelkrieg begann, der den Weißen hohe Verluste brachte. Der kommandierende General Jesup bat schließlich im Oktober 1837 Osceola und einige andere Häuptlinge der Seminolen zu Friedensverhandlungen in die Nähe des Forts Payton. Dort ließ er sie hinterlistig gefangennehmen. Die Häuptlinge wurden nach Fort Moultrie im Hafen von Charleston gebracht, wo Osceola am 30. Januar 1838 starb.

Noch jahrelang leisteten die Seminolen den amerikanischen Truppen Widerstand, die ihnen in die Urwälder und Zypressensümpfe nur schwer nachfolgen konnten. Doch nach und nach ergaben sich die Seminolen. Bis zum Jahre 1843 wurden etwa viertausend von ihnen nach Oklahoma verschickt. Nur einige hundert wollten ihre Heimat nicht aufgeben und hielten sich in den undurchdringlichen Sumpfverstecken der Everglades. Niemals gelang es den Amerikanern, sie zu besiegen.


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