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Liebe Bettine! | Weimar 23. Juli 1803 |
Gestern abend war ich bei Sophien, sie war ungewöhnlich schwermütig, auch ich war nicht vergnügt, der Gedanke an Deine zärtliche Angst um mich versetzt uns beide oft in solche Trauer; wenn ich ihr dann erzähle, wie ich Dich über alles liebe, wie ich Dich so vortrefflich halte, so wächst ihre Sehnsucht nach Dir unendlich, und mit dieser ihr Mut. In dieser Idee, Deiner Liebe gewiß würdig zu sein, Dir nah zu sein, Deine geliebte Freundin zu werden, von Dir vieles zu erlangen, was sie bis jetzt umsonst auf Erden gesucht hat, ergriff sie eine innerliche, himmlische Heiterkeit, sie ward ruhig, und ihr Anblick gab mir eine eigne Seligkeit. Heute morgen schickte sie mir beiliegenden Brief an Dich, den sie noch spät in der Nacht in jener hoffnungsvollen liebenden Begeisterung geschrieben hat; ich zweifle nicht, Du vortreffliches geliebtes Herz, daß Du die Seele dieses Briefes ehren wirst, daß Du ihr aufrichtig, ohne Delikatesse, ohne alle Resignation antworten wirst; Wahrheit sage auch ihr, sage alles, was Du empfindest, sie kann alles ertragen um meinetwillen, und sei recht ruhig und zufrieden; wenn Du sie kennen wirst und sie keineswegs lieben kannst, so wird sie nie mein Weib. Ich muß noch an Savigny schreiben; drum lebe wohl; ich bitte Dich herzlich, schreibe mir öfter, aber um Himmels willen lauter Wahrheit! – mein, Dein, Sophiens Glück hängt davon ab. Heute hat Tieck meine Büste für Dich angefangen.
Clemens.