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Ouverture

 

Arma virumque cano.

 

I

Es gibt Schriftsteller, die in die Literaturgeschichte hineingehören. Die wertvollsten unter ihnen sind epochemachend in der Dichtung, der Wissenschaft oder Geschichtsschreibung ihres Landes.

Es gibt einige recht wenige Schriftsteller, vielleicht alles in allem ein paar Dutzend, die der Weltgeschichte angehören.

Voltaire ist einer von ihnen.

Es war einmal ein Nervenbündel, mit Elektrizität geladen, das Europa einnahm und erleuchtete.

Es war einmal ein Mann, der sich frühzeitig dazu entwickelte und dafür galt, der überlegene Witz in Menschengestalt zu sein, und der, soweit die Zivilisation reicht, noch heute diesen Ruf bewahrt hat.

Es war einmal ein Dämon, dessen Geist Feuer und dessen Einfälle blitzartig waren, dessen Herz warm in Hingebung und Freundschaft schlug, während sein Verstand in leuchtender Klarheit kalt war und seine Kunst als natürlich einfache Beredtsamkeit, die kaum erreicht, niemals übertroffen wurde, die Beredtsamkeit des Vortrags, nicht der Rede war, denn er hielt niemals Reden.

Es war einmal ein Weltmann, ein Geschäftsmann, ein Hofmann, ein Gutsherr, ein Dichter, ein Gelehrter, ein Geschichtsschreiber, ein Einsiedler, dessen Wesen Wille, dessen Begierde Ehre, dessen Lust Handlung, dessen Form Anmut, dessen Stütze ein seltenes Gedächtnis, dessen Verstand eine geniale Wachsamkeit war, dessen Lob eine Auszeichnung bedeutete, die ein Papst ebensosehr wie eine Schauspielerin, ein König ebensosehr wie ein Poet, leidenschaftlich wünschte, und dessen Spott Brandmale hinterließ, die einige Jahrhunderte sichtbar geblieben sind.

Vor ihm hat nur Marcus Tullius Cicero einen so zentralen Platz in der Literatur Europas eingenommen; er blickte denn auch mit Bewunderung auf Cicero zurück wie auf ein Vorbild, und es gab keine Rolle, die er auf seinem Theater lieber spielte als die Ciceros in seinem eigenen Drama Rome sauvée. Dennoch erreichte Cicero ihn nicht an Witz und satirischer Kraft.

Als bei allen Höfen und in allen Kreisen berühmter Satiriker hat er einen Vorgänger: Pietro Aretino, gefürchtet und umworben wie er. Aber während Aretino ein Pamphletist war – bald obszön, bald scheinheilig –, dessen einziges Ziel Tribut und Wohlleben bildeten, so daß die Nachwelt ihn nur mit Geringschätzung nennt, ist Voltaires Ruhm nach seinem Tode noch größer, als er zu seinen Lebzeiten war.

Durch nie rastende Wißbegierde und unerschöpfliche Erfindungsgabe, durch Tatkraft, die sich als Lust am Wirken zu erkennen gab, gelangte er dahin, nichts Geringeres als eine Nationalität, einen Weltteil und ein Jahrhundert mit dessen ganzer Kultur in sich zusammenzufassen.

Sein ursprünglicher Angreifer, späterer Bewunderer, Goethe, hat von ihm gesagt, daß er französisch sei wie kein zweiter Franzose, ja hat ihn »den ersten, in Frankreich denkbaren Schriftsteller, den, der am besten der Nation entspricht« genannt. Und in unseren Tagen haben zwei entschiedene Gegner Voltaires in der französischen Kritik, sein Gegenpol Brunetière und sein Hasser Faguet dasselbe gesagt: Kein Name sei französischer, keiner spiegle besser das französische Wesen.

Somit faßt Voltaire eine Nation zusammen.

Und desgleichen ein Jahrhundert. Nennt man das achtzehnte Jahrhundert, so heißt man es der Kürze wegen das Jahrhundert Voltaires.

Endlich faßt Voltaire einen Weltteil, ja mehr als einen Weltteil zusammen. Denn er unternahm auf dem Gebiete des Geistes Eroberungen, wie Alexander und Napoleon in der äußeren Welt, und herrschte durch rein geistige Mittel ebenso unzweifelhaft wie jene. Aber seine Herrschaft hat sich als viel dauernder erwiesen. Denn es gibt heutzutage keine Anhänger Alexanders mehr und kaum noch Bonapartisten. Aber es gibt noch Voltairianer.

Der Voltairianismus bezeichnet eine neue Reformation zweihundert Jahre nach Calvin und Luther. Die freie Forschung, die während der Reformation zum Schein verkündigt wurde, um vor dem Bibelwort Halt zu machen, wurde in Frankreich erst mit Voltaire durchgeführt und verbreitete sich von Frankreich über die Erde.

II

Keiner ist geschmäht worden wie Voltaire. Um wenige bedeutende Persönlichkeiten ist ein härterer Kampf entbrannt.

Lessing, der als Geist sein befreiter Schüler war und sich als Mensch eines kleinen Vergehens gegen ihn schuldig gemacht hatte, was der Schuldige ja selten vergibt, schrieb nach Voltaires Tode folgende spöttische Grabschrift über ihn:

Hier liegt – wenn man euch glauben wollte,
Ihr frommen Herrn! – der längst hier liegen sollte.
Der liebe Gott verzeih aus Gnade
Ihm seine Henriade
Und seine Trauerspiele
Und seine Verschen viele:
Denn was er sonst ans Licht gebracht,
Das hat er ziemlich gut gemacht.

Voltaire, der Pope so hoch schätzte, wurde seinerseits von Popes aufrichtigem Bewunderer, Byron, geschätzt. In Childe Harold setzt der Dichter ihm dies Denkmal:

The one was fire and fickleness, a child,
Most mutable in wishes, but in mind
A wit as various – gay – grave – sage – as wild –
Historian, bard, philosopher, combined;
He multiplied himself among mankind.
The Proteus of their talents: But his own
Breathed most in ridicule, – which, as the wind
Blew where it listed, laying all things prone, –
Now to o'erthrow a fool, and now to shake a throne.

In Deutschland war Wieland ein Dichter in Voltaires Geist und daher bei dem Göttinger Dichterbund wenig beliebt. Die deutschen Romantiker, die die Reaktion gegen die Philosophie des achtzehnten Jahrhunderts bezeichnen, waren Voltaire noch viel feindlicher gesinnt, als Lessing es gewesen war.

III

Voltaire stammte von einem Lande und lebte in einem Zeitalter, in welchem die Bildung der Meistentwickelten verfeinert, der politische und soziale Zustand dagegen barbarisch war. Als Schriftsteller war er daher rechtlos. Als satirischer Dichter und reformatorischer Schriftsteller wurde er wiederholte Male in die Bastille gesteckt und mußte sein Lebenlang in beständiger Angst vor dem Kerker leben.

Aus diesem Grunde hat der berühmteste Mann der französischen Literatur verhältnismäßig nur wenige Jahre seines Lebens in Paris verbracht, wo der Aufenthalt ihm teils untersagt war, teils zu gefährlich schien. Noch dreiundachtzig Jahre alt, als er sich nach achtundzwanzigjähriger Abwesenheit wieder nach der französischen Hauptstadt wagte, hätte Ludwig der Sechzehnte ihn am liebsten verhaften lassen und ließ ihm den Rat geben, schleunigst zu verschwinden, einen Rat, den der Tod überflüssig machte.

So verbrachte Voltaire seine Tage im Exil, entweder auf fremdem Boden – in England, Holland, Preußen, der Schweiz – oder so nahe wie möglich an Frankreichs Grenzen – in Cirey, Ferney –, um beim leichtesten Wink fliehen zu können.

Er schrieb in diesem rechtlosen Zustand fast immer anonym. Allerdings deckte ihn dies bei weitem nicht hinlänglich, da sein Stil bekannt war und ihm außerdem dies und jenes zugeschrieben wurde, was er gar nicht verfaßt hatte. Er verleugnete denn auch im Interesse seiner Sicherheit wieder und wieder seine Schriften, log sich von ihnen los und ließ nicht wenige ein Menschenalter hindurch ungedruckt liegen. Gelangten sie zur Ausgabe, so geschah es selten durch ihn selbst.

Fast alle seine Schriften erfuhren das gleiche Schicksal: ihr Verkauf wurde verboten. Mehrere seiner wertvollsten Arbeiten (wie die Philosophischen Briefe über England) wurden vom Henker verbrannt. Er wirkte zwar rastlos, aber in der beständigen Unruhe, seiner Freiheit beraubt zu werden.

Dennoch wurde er, ungefähr erst vierzig Jahre alt, von den mächtigsten und begabtesten Männern und Frauen der Erde, von einem König, einer Kaiserin, von Aristokraten und Kriegern, von Denkern, Dichtern und Gelehrten des Zeitalters als der Geisteshäuptling gefeiert.

Sein Ansehen war zuletzt so groß, daß die Hervorragendsten aller Literaturen, die beste Gesellschaft aller Länder in ihm nicht bloß den berühmtesten und weitestwirkenden Schriftsteller ihrer Zeit, sondern auch diejenige Persönlichkeit erblickten, die Freisinn und Duldsamkeit, Abscheu vor Grausamkeit und hohe Humanität versinnbildlichte, daß ein Mann, der wie Franklin nicht nur das neue Nordamerika, sondern Volksfreiheit, Erfindergeist, theoretische Einsicht und praktische Vernunft vertrat, ihm den Enkel zuführte und sich seinen Segen für den kleinen Jungen erbat. Voltaire sagte: God and Liberty!

An den Strahlen seines leuchtenden Geistes entzündeten sich Männer und Frauen seines Zeitalters. Nicht wenige der Intelligentesten standen in hellen Flammen der Begeisterung. Wir ersehen aus zahllosen Briefen an Voltaire, mit welcher Schwärmerei oder mit welcher Dankbarkeit sie ihm ergeben waren. Typisch sind z. B. die ersten Briefe Friedrichs des Großen als Kronprinz.

Den altväterischen Frommen dagegen, sodann denen, die um jeden Preis das Bestehende verteidigten, insbesondere jedoch den Dummen galt Voltaire als Spötter und Zerstörer. Dem Aberglauben war er ein Teufel. Der Bosheit und Mißgunst ein Gegenstand des Hasses und der hartnäckigen Verleumdung.

Er aber gab in seinem langen Leben einem Geschlecht nach dem andern das Bewußtsein von dem Recht und der Macht der Vernunft. Nie war er selbst kalt, wenn er eine Wahrheit entdeckt zu haben meinte und sie verkünden zu müssen glaubte. Sie flammte in ihm auf, und er warf sie ins Weite, bald wie das Licht aus einem Leuchtturm, bald wie die Granate aus einem Mörser, bald wie man die Kraft elektrischer Elemente in Packen transportabeln Lichts versendet.

Wie Condorcet treffend gesagt hat: Für ihn war die Wahrheit kein Geheimnis, das man zwischen Eingeweihten herumflüstern sollte. Ihm erschien sie als eine Nahrung, die frisch und in der ansprechendsten Weise angerichtet werden, oder wie ein Arzneimittel, das, um nicht verschmäht zu werden, den Gaumen reizen und wohlschmecken soll, oder wie ein Banner, das erhoben, oder eine Losung, die ausgerufen werden sollte.

Sein größtes Kunstwerk ist keine von den zahlreichen Arbeiten seines Lebens, sondern sein Leben selbst.

Dieses Leben hat viele Entwicklungsstufen, viel mehr als das des Insekts, das zuerst Larve, dann Puppe, dann Schmetterling ist. Es hat recht häßliche Momente. Ist ja auch die Larve durchaus nicht schön. Aber Voltaires Leben hat mit dem des Insekts, das Psyche seine Flügel gegeben hat, den seltenen Umstand gemein, daß seine letzte Phase die schönste ist.

Voltaire, in seinem Anfang Gesellschaftsdichter, Theaterdichter und Schöngeist, nach den Begriffen der damaligen Zeit so etwas wie Nationalpoet, wurde dann auf englischem Boden zum Aufklärer, Gedankenwecker, Umbilder, zu einem kühnen, aber vorsichtigen Bekämpfer veralteter Vorurteile und ererbter Unsitten umgeformt. Nach und nach ward er im Laufe der Zeit Historiker, Naturwissenschaftler, Lyriker, Dramatiker, Romanschriftsteller, Staatsökonom, Philosoph, Agitator. Seine Lebenshöhe erreichte er jedoch erst, als er aus einem Kampfhahn Feldherr, aus einem Schalk Weiser, aus einem Hofmann Patriarch, aus dem namenlos wirkenden Heimatlosen, der von Land zu Land, von Hof zu Hof irrte, der seßhafte Schloßherr, der Wohltäter einer ganzen Gegend ward. Damals stand er da als offener Feind des Vernunfthasses und des Fanatismus, als unverdrossener Fürsprecher der Gerechtigkeit und Verträglichkeit, als Beschützer der Unterdrückten und Mißhandelten – eine Gestalt, die nie in Vergessenheit geraten kann.

Der Satyr ist (wie in Victor Hugos Dichtung) in Pan verwandelt worden.

Voltaires Geist ist allumfassend. Sein gesunder und praktischer Verstand erstreckte sich bis auf Gesundheitspflege und Serumbehandlung. Er trat für die Reinlichkeit ein, schlug die Errichtung von Volksbädern vor. Er war der erste, der die Menschen lehrte, daß man sich nicht im Innern der Städte, nicht in Kirchen begraben, daß man die Toten die Lebenden nicht totschlagen lassen soll. Und er war der erste, der in Frankreich die Blatternimpfung empfahl (Kuhpocken wurden erst später angewendet). Derselbe Mann aber war zugleich der erste Franzose, der sich nicht begnügte, die wichtigsten geistigen Fragen an sich selbst zu stellen, sondern der sie auch tapfer beantwortete: Ist die christliche Überlieferung historisch wahr? Ist die christliche Lehre göttlich inspiriert und geistig erschöpfend? Er antwortete ohne Schwanken: Die Überlieferung ist voll von Fabeln und Unwahrscheinlichkeiten; die Kirche bedeutet einen Sturz von der höheren Kulturstufe des heidnischen Altertums; die Lehre ist unvollkommen, wo sie am besten, ein finsterer und tyrannischer Aberglaube, wo sie am schlechtesten ist.

IV

Frankreich war zwar im achtzehnten Jahrhundert nächst England das aufgeklärteste Land. Für moderne Begriffe allerdings war diese Aufklärung eine grauenhafte Barbarei, noch weit schlimmer als die Rußlands während des Zartums. Die Strafgesetze waren ein Chaos. Man erließ neue Gesetze, ohne die alten aufzuheben, und häufig widersprachen sie einander, waren überdies voll von Spitzfindigkeiten, Phrasen und Bosheiten. Fast jede Laune des Richters vermochte in irgendeinem Gesetz ihre Bekräftigung und Rechtfertigung zu finden. Somit war die Macht des Richters eine unumschränkte.

Die Richterstellen waren käuflich. Kinder, die ihre eigenen Angelegenheiten nicht besorgen konnten, wurden – kaum der Schule entwachsen – in die Lage versetzt, über das Wohl und Wehe erwachsener Menschen zu gebieten.

La Bruyère sagt im 14. Kapitel seines Buches Les Caractères: »Es ist die Pflicht der Richter, Gerechtigkeit zu üben, ihr Fach, sie auszusieben.« Hätten sie sich wenigstens damit begnügt!

Die Rechtsanwälte auf dem Lande ließen Bauern einsperren, unter dem Vorwand, sie hätten gestohlen oder Waffen getragen, und hielten sie gefangen, bis sie bezahlten. Wehe demjenigen, der einen Richter zum Feind hatte! – Der Schulze in Puissieux verurteilte einen gewissen Carlier einzig und allein, weil er ihn haßte, zur Tortur und zum Rad. Es war ihm gelungen, einen Beisitzer zu gewinnen. – Ein Amtsprokurator Frillet, der sich ein Ziegelwerk aneignen wollte, klagte den unschuldigen Besitzer wegen Mordes an und ließ ihn rädern. Zwei Männer, die Zeugnis für seine Unschuld ablegten, wurden als falsche Zeugen gehängt. Als die Sache aufgeklärt wurde und das Gericht den Amtsprokurator zum Tode verurteilte, begnadigte Ludwig der Fünfzehnte ihn zu zehn Jahren Verbannung nach – der Provinz Bourgogne. Einem anderen Richter, der Aktenstücke gefälscht hatte, wurde eine Buße von fünfzehn Franks auferlegt.

La Bruyère sagt mit Feinheit: Es ist nicht unbedingt unmöglich, daß ein Mann, der hohes Wohlwollen genießt, eine Rechtssache verlieren könne.

Der altfranzösische Strafprozeß war in der Prozeßordnung von 1670 zusammengefaßt. Ein allgemeines Strafgesetz gab es nicht. Die Richter konnten jederzeit irgendeine alte, unmenschliche Verordnung ausgraben. So unmodern das gleichzeitige Dänische Gesetz von 1683 genannt werden muß, so ist es ein weit besseres und fortschrittlicheres Werk als die französische Verordnung.

In dem Frankreich des achtzehnten Jahrhunderts herrschte noch dieselbe Grausamkeit wie zweihundert Jahre vorher. Pfahl und Rad waren unter Franz dem Ersten 1535 aus Deutschland als Schutz gegen Räuber und Wegelagerer eingeführt worden, und diese Strafe war damals kaum zu hart, da die Räuber ihre Opfer grauenhaft marterten. Nur blieb sie späterhin nicht auf Straßenraub beschränkt.

Man hatte fünf Arten von Todesstrafe: Vierteilen, Scheiterhaufen, Rad, Galgen, Schafot. Aber diese fünf wurden verschärft und kombiniert, um für die vielerlei Arten und Schattierungen der Verbrechen auszureichen. Jeder noch so geringfügige Hausdiebstahl wurde einfach mit dem Galgen bestraft. Man hängte ein Dienstmädchen, das ein paar Servietten gestohlen hatte.

Das Leiden, das dem Verbrecher zugefügt wurde, hatte den Zweck, eine Forderung zu befriedigen. Und Besitzer dieser Forderung war nach der damaligen katholischen Auffassung Gott. Darum strafte nicht bloß die geistliche, sondern auch die weltliche Justiz in Gottes Namen. Deshalb mußte der Verbrecher Kirchenbuße tun.

Alle Macht war bei Kirche und König.

Noch im Jahre 1780 teilt ein Lehrer des Strafrechts, Muyart de Vouglans, die Verbrechen an der beleidigten göttlichen Majestät in drei Gruppen: die erste schließt in sich: Gotteslästerung, Atheismus, Zauber, Hexerei; die zweite Ketzerei, Abfall, Schisma; die dritte Heiligenschändung, d. h.: Schändung von Kirchen, Sakramenten, Gräbern, Kruzifixen, Heiligenbildern.

Seit der Aufhebung der Zusage von Nantes waren die Protestanten in Frankreich rechtlos gewesen. 1724 verbot Ludwig der Fünfzehnte den französischen Untertanen, überhaupt eine andere Religion auszuüben als die römisch-katholische oder sich zu irgendeinem anderen Gottesdienst zu versammeln.

Der Tod auf dem Scheiterhaufen war die Strafe für Zauber, Gotteslästerung, Ketzerei, Kirchenschändung, Blutschande, Vatermord und Homosexualität. Die beständige Anwendung der Tortur machte jede Untersuchung qualvoll.

Bei Galeerenstrafen war es bezeichnend, daß diese, obwohl auf Zeit gefällt, faktisch für Lebensdauer galten, dadurch, daß man die Gefangenen willkürlich zurückbehielt. Da die Galeeren dazu dienten, die Macht Frankreichs im Mittelmeer zu stärken, so handelte es sich darum, eine ausreichende Bemannung von Ruderern zu beschaffen. Als die Selbstmorde unter den Galeerensklaven zu häufig wurden, empfahl man unter Colbert, einzelne von ihnen, deren Strafzeit abgelaufen war, freizulassen, und waren die Verwandten des Sträflings reich, so gelang es zuweilen, von den Maltheserrittern einen türkischen Sklaven als dessen Stellvertreter zu kaufen. Die Regel war aber folgende:

An fünfundzwanzig bis dreißig Doppelbänken saßen ungefähr dreihundert festgeschmiedete Ruderer, von welchen fünf bis sechs zusammen ein Ruder handhabten. Bis zum Gürtel nackt, saßen sie auf der Bank, an die sie gefesselt waren und von der sie weder Winter noch Sommer, weder Nacht noch Tag freikamen. Sie aßen und schliefen darauf. Überdies waren sie beständig der Willkür der Gefangenenvögte unterworfen, die mit der Peitsche in der Hand zwischen ihnen umhergingen.

Am grausamsten wurden die Protestanten behandelt, die nach der Aufhebung der Zusage von Nantes auf die Galeeren kamen. Ihr Leben war eine ununterbrochene Tortur. Jean Pierre Espinas wurde sogar auf Lebenszeit zur Galeere verurteilt und verbrachte daselbst, halbnackt und an die Ruderbank gekettet, dreiundzwanzig Jahre, weil er einem protestantischen Priester Abendbrot und Nachtlager gegeben hatte.

Die Literatur genoß keine Rechtssicherheit. Die Justizhoheit lag formell beim Könige. Die Richter fällten ihre Urteile, weil er ihnen die Macht, die ihm zukam, übertragen hatte, und das Gesetz zog ihm keine Schranke; sein Wille war Gesetz, und er besaß das Recht, jeden Widerstand zu brechen. Wo die Justiz des Richterstuhles nicht einschreiten konnte, erwirkte derjenige, der ein Interesse daran hatte, jemanden festnehmen zu lassen, einfach eine Lettre de cachet, eine geheime Verhaftungsordre, die vom Staatssekretär kontrasigniert und mit dem königlichen Siegel versehen war. Sie befahl dem Empfänger, sich in das Staatsgefängnis oder in die Verbannung zu begeben, entweder in das Ausland, oder an einen bestimmten ihm angewiesenen Ort innerhalb der Grenzen Frankreichs, den er nicht verlassen durfte und an den er während eines Jahrzehnts gebunden blieb. Die Lettres de cachet beraubten solche Personen der Freiheit, die – wie Voltaire – nichts nach den Gesetzen Strafwürdiges begangen hatten und also von keinem Richter verurteilt werden konnten. Daher keine Anklage und kein Verhör. Der Verhaftete verblieb auf ganz unbestimmte Zeit im Gefängnis oder Exil. Rechtfertigen konnte er sich nicht, da man ihn nicht angeklagt hatte.

Nach Damiens Attentat gegen Ludwig den Fünfzehnten wurde das Verhältnis der Literatur durch das Gesetz von 1757 folgendermaßen geordnet: Jedermann, der überführt wurde, Verfasser, Urheber oder nur Käufer von Schriften zu sein, die darauf ausgingen, die Religion anzugreifen, die Gemüter aufzustacheln, einen Eingriff in die königliche Macht zu tun und die Ordnung und Ruhe des Staates zu stören, wurde mit dem Tode bestraft. Die gleiche Strafe traf sogar Kolporteure. Ferner: Verfasser, Kolporteure und Verbreiter anderer Drucksachen, die die der Presse vorgeschriebenen Formen nicht beobachteten, wurden mit der Galeere bestraft.

Eine vergleichsweise geringe Strafe war die übliche Vernichtung von Drucksachen: diese wurden laut Forderung des öffentlichen Anklägers vom Henker zerrissen und verbrannt.

Es ist keine geringe Ehre, die Opposition gegen einen solchen Rechtszustand geführt zu haben.

Voltaires Kampf für eine Reform des Strafrechts ist der Mittelpunkt der Bewegung, die sich in der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, von dem Italiener Beccaria veranlaßt, gegen das alte Strafrecht erhob und während der Revolution zu dessen vollständigem Zusammenbruch führte. Erst durch Voltaire geriet diese Bewegung in Fluß. Wie überall, wo es galt, den veralteten Formen des Mittelalters den Krieg zu erklären, warf er sich auch hier zum Führer auf.

Wer immer gegen das alte Rechtswesen schrieb, suchte Anschluß an Voltaire und trachtete seine Zustimmung zu erlangen. Jeder, der durch die Härte dieses Rechtswesens oder durch die Rechtsverirrungen, die daraus entsprangen, unterdrückt wurde, sah in ihm seinen Beschützer und Retter. In dem Jahrzehnt, das zwischen seinem Tode und dem Ausbruch der Revolution verfließt, wirken die Lehren, die er verkündet hat, mächtig weiter und wächst in diesem Jahrzehnt auch die Energie der Forderung, so doch nicht deren Umfang. Man hält sich an das, was Voltaire angestrebt hat. Alle Fäden laufen hier von ihm aus und führen zu ihm zurück.

Denn durch zahlreiche Werke, durch einige hundert Flugschriften, durch zehntausend Briefe beeinflußt er die Höhergestellten in allen zivilisierten Ländern, die verschiedenen Stände, den geistlichen keineswegs ausgenommen, ferner Fürsten und Fürstinnen, Königsgünstlinge und Königsgeliebte, Kardinäle und Abbés, Feldmarschälle und Offiziere, schließlich das ganze schreibende Volk, das nach ihm aufwächst, von ihm lernt, ihn zuweilen bekämpft, sich zuweilen von ihm freimacht, allerorten aber, sogar sich uneinig mit ihm fühlend, sein Werk fortsetzt.

Diderot, wohl der Größte seiner Nachfolger, den Voltaires Begrenzung als Deist und die Enge seines guten Geschmacks oft übel berührten, schrieb während einer solchen Mißstimmung, sie alle schuldeten ihm so unendlich viel, daß, was er auch sagen oder tun möge, das ihr Mißfallen oder Widerstreben erwecke, ihm alles vergeben und vergessen werden müsse, in Anbetracht dieser unermeßlichen Dankesschuld.

V

Voltaire war nicht aus dem Stoff geschaffen, aus dem die geformt sind, die Paludan-Müller in der Einleitung zu Adam Homo »die bloßen Helden mit den nackten Kehlen« genannt hat. Er ist zugleich Gott und Schelm, Zeus und Scapin. Zu innerst steckt in ihm der Spötter. Wo er völlig ernst ist, liegt Schwulst, ja Pathos ihm fern. Er kann die Zähne knirschen vor Erbitterung, aber er deklamiert nie (im eigenen Namen). Er donnert nicht, er höhnt. Die Literatur, die eine Kunst gewesen, wird ihm eine Waffe. Und er greift zu seiner Waffe, dem tötenden Spott. Er war in gewisser Hinsicht ein äußerst kluger und vorsichtiger Mensch, war – wie John Morley von ihm gesagt hat – zu klug, um je seinen Schild fortzuwerfen. Aber er fühlte, daß, war sein Degen einmal gezogen, er ihn nie mehr, solange er am Leben war, in die Scheide stecken könnte, und warf er auch nicht (wie Horaz) seinen Schild hin, so warf er doch die Scheide des Degens von sich. Der Anblick der blitzschnellen Bewegungen dieser Klinge, der Laut ihres Sausens, wenn sie die Luft durchschnitt, bewegte seine Zeitgenossen bis in Mark und Bein.

So ehrgeizig Voltaire auch war und so hoch er sich bald über seinen Stand erhob, so verstand er es als Schriftsteller doch nicht, seine Persönlichkeit auf würdige Art zu behaupten. Er hatte von Anbeginn an literarische Angreifer und Feinde. Er antwortete ihnen allzu häufig, ja, was mehr ist, er ließ sie nie mehr aus den Augen, sondern setzte auf eine ermüdende, für die Gegenwart unleidliche Art die Fehde fort. So hat er wider seinen Willen ihnen allen Unsterblichkeit verschafft. Ihre Namen kehren gleich Refrains an hunderten von Stellen seines Lebenswerks wieder, wo man ihn mit allem anderen eher als mit ihnen beschäftigt wähnen würde.

Seine Selbstbehauptung nahm keine aristokratischen Formen an. Beständig gereizt und herausgefordert, konnte er sich mit seinem reizbaren Nervensystem, seinem überempfindlichen Temperament und seinem kriegerischen Instinkt nie entschließen, den Gegnern das letzte Wort zu lassen. Er suchte und nahm unaufhörlich Rache, war allezeit Krieger und als Krieger unbarmherzig, bisweilen grausam. Allerdings waren seine Angreifer in der Regel boshaft und wertlos, unwürdig, mißgünstig. Sie wollten emporkommen, Ruhm ernten und sich bei den kirchlichen Machthabern einschmeicheln, indem sie ihm bald aus diesem, bald aus jenem Hinterhalt in den Rücken fielen; zuweilen waren es auch bloß hochmütige, klerikale Pedanten. Aber ihre Angriffe versetzten ihn in solche Erbitterung, daß er bisweilen – uneingedenk seines Kampfes für die Freiheit des Wortes – die Bastille, das Gefängnis im Fort l'Evèque, ja die Galeeren für sie forderte, ja einen unter ihnen wirklich, zur Strafe für Schmähschriften, für einige Zeit in die Bastille brachte.

Soweit er seiner Zeit und deren Vorurteilen voraus war, so teilte er doch verschiedene dieser Vorurteile. Wieder und wieder läßt er, der doch selbst vom Bürgerstand war, seine Feinde hören, welch geringer Herkunft sie sind, und nimmt es durchaus nicht genau mit der Wahrheit, wo es gilt, sie lächerlich zu machen und der Geringschätzung preiszugeben.

Überhaupt hatte seine durch die in Frankreich herrschende Rechtlosigkeit erzeugte Gewohnheit, die Autorschaft seiner Werke zu leugnen – und er hat sie beinahe alle verleugnet, mit Ausnahme der Henriade und des Gedichts von der Schlacht bei Fontenoy –, die ungünstige Wirkung auf sein Wesen gehabt, daß er allmählich die Lüge im allgemeinen als vollberechtigte Notwehr ansah. Sogar in seinen letzten Lebensjahren erachtete er keineswegs die Wahrhaftigkeit als Pflicht, wenn es galt, zu seiner Verteidigung dies oder jenes zu sagen.

Er schrieb am 19. September 1764 anläßlich des Dictionnaire philosophique an D'Alembert: »Sobald die geringste Gefahr ist, bitte ich mich freundlichst zu unterrichten, damit ich mit gewohnter Treuherzigkeit und Unschuld meine Arbeit in allen öffentlichen Blättern verleugnen kann.«

Dies Verkrüppelte in seiner Gesinnung war natürlich der Achtung, die seine Zeitgenossen ihm entgegenbrachten, abträglich. Aber besaß auch sein Genius sein Lebelang keinen ganz geraden Rücken, vielmehr einen kleinen Höcker, so war dieser doch nur das garstige Etui um die Schwingen seines Geistes.

Er war und blieb nichtsdestoweniger im Bewußtsein der hervorragendsten Männer und Frauen seiner Zeit der olympische Zeus, der Literatur allerdings ein Zeus, dessen olympische Haarfülle, dessen ambrosische Locken im Stil des damaligen Zeitalters Perücke waren. Nahm er aber die Perücke ab, so sah er, wie auf Houdons wundervoller Statue, mit dem geistvollen Kopfe, dessen Konturen dann deutlicher sichtbar wurden, noch überlegener aus.

Es war in ihm, ebenso wie fünfzig Jahre nach seinem Tode in Heinrich Heine, etwas von der Lust des Tigers, den zu zerreißen, der ihn herausfordert, vereint mit dem Tönereichtum der Spottdrossel und der Anmut der Gazelle.

Dabei besaß er die schöne Eigenschaft, mitten im höchsten Zorn mit einem Ruck umzuschlagen, sobald der Feind oder Neider, gegen den er soeben erbitterte Drohungen ausgestoßen hatte, in Not geriet oder an sein Herz appellierte. So wie er sich durch den Vater eines Mannes, der gegen ihn gerichtete Schmähschriften verkauft und somit Strafe verdient hatte, erweichen und gewinnen ließ, so war er auch geneigt, Jean Jacques Rousseau die Arme zu öffnen, als ein (übrigens falsches) Gerücht ihn, sogleich nachdem er seine Lettres de la montagne gegen Voltaire herausgegeben hatte, seine Zuflucht nach Ferney nehmen ließ.

Voltaires Lebenswerk ist ein Orchester, in welchem der dichterische Esprit die erste, eine die Kulturgeschichte begründende Genialität die zweite Stimme hat, während der Haß, der vornehmlich aller Grausamkeit und allem Vorurteil gilt, die Instrumentalmusik besorgt. Die persönliche Polemik aber ist bloß die Piccoloflöte.

Bolingbroke sagte von Marlborough: »Er war ein so großer Mann, daß ich darüber seine Laster vergessen habe«. Der Historiker darf leider nicht so sprechen.

VI

Voltaire wurzelt in Frankreichs klassischem siebzehnten Jahrhundert. Er glaubt an die literarische und politische Größe dieses Jahrhunderts, er huldigt in allem Wesentlichen dessen Geschmack. Es ist sogar überraschend, wieviele Überreste der fast wahnwitzigen Königs- und Adelsverehrung des siebzehnten Jahrhunderts in Voltaire übrig sind. Das klassische Königtum und dessen Aristokratie beruhten auf der Vorstellung, daß mit ihnen ein Zustand von Vollendung erreicht sei, wodurch jede Forderung nach Veränderung zur anmaßenden Auflehnung gegen die göttlich-königliche Weltordnung wurde. Diese Auffassung besaß ihren majestätischen Hohepriester in Bossuet.

Die aktuellen Themen waren zu jener Zeit den Schriftstellern untersagt. Dagegen drehten sich nach Ludwig des Vierzehnten Tode alle Gespräche um die großen Tagesfragen; man spricht von Religion und Weltgeschichte, von Politik und Finanzen, von Krieg und Diplomatie, nicht bloß wie vorher von der letzten Tragödie und dem letzten Roman.

Voltaire macht den Stil, der edel, aber akademisch war, lebendig, er gibt dem flüchtig gesprochenen Wort Relief und dauerndes Gepräge.

Er wußte, was in dem bewunderten siebzehnten Jahrhundert die Blicke der Nachwelt fesseln würde. Sicherlich nicht das, was die Zeitgenossen am meisten beschäftigte: Ludwig des Vierzehnten Eleganz, sein Appetit, seine wechselnden Geliebten, seine Umkehr zu empörender Intoleranz, seine plündernden Generäle, seine Fistelkrankheit. Obschon Voltaire gegenüber dem Glanz, der des Königs Person umgab, allzu schwach war, so ist doch das, was er an seinem Zeitalter wesentlich schätzt, die Literatur: Racine, Molière und Boileau, Corneille und Lafontaine, am allermeisten aber jener Nichtfranzose, der unter dem Apfelbaum zu Woolsthorpe und später unter den Ulmen in Cambridge die moderne Zivilisation formte, die Kopernikus, Tycho Brahe, Kepler und Galilei begründet hatten: Isaac Newton.

Als in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts Voltaire der Gegenstand allgemeiner Geringschätzung geworden war und seine Poesie veraltet, seine Kritik beschränkt genannt wurde, führte man außerhalb Frankreichs wieder und wieder seine Herabsetzung Shakespeares an, wie sie in seinem Briefe an die französische Akademie zum Ausdruck kommt. Man verschwieg, daß dieser Brief aus seinem 82. Lebensjahre stammt und der Ausdruck einer greisenhaften Störrischkeit und Eifersucht ist; man erwähnte niemals, daß es trotz alledem kein anderer als Voltaire war, der in seiner Jugend Shakespeare in Frankreich eingeführt, ihn übersetzt und bearbeitet hatte. Ungeachtet seiner hitzigen Übertreibungen entspricht dieser Brief in Voltaires Leben im Grunde genau dem, was in Goethes Leben dessen Altersabhandlung Shakespeare und kein Ende bedeutet. Und nichts machte Voltaire in Frankreich so populär.

Shakespeare konnte er kritisieren. Vor Newton beugte er sich unbedingt. Er war in Frankreich der erste, der sich für Newton begeisterte und ihn faßlich machte, ebenso wie er überhaupt der erste war, der begriff, welche Umwälzung die erwachende Naturwissenschaft zuwegebrachte.

An Stelle des Wunders setzte sie das Gesetz. Und vor der steigenden Sonne der Naturwissenschaft verdunsteten Spuk und Geister. Die Naturwissenschaft löschte die Scheiterhaufen, auf denen Ketzer, Juden und Hexen lebendig verbrannt worden. Sie sprengte die Ketten der Wahnsinnigen und der Neger. Sie eroberte die Erde anders und gründlicher, als irgendein römischer Kaiser oder ein Hunnenkönig es getan hatte. Fragt man aber, bei wem der Forscher in Europas schöner Literatur zuerst auf eine naturwissenschaftliche Grundanschauung trifft, so lautet die Antwort, sogar von den Lippen der Naturforscher, sogar von denen eines Dubois-Reymond: Zuerst bei Voltaire.

Frankreich stand zu Voltaires Zeiten naturwissenschaftlich hundert Jahre hinter England zurück. Als Newton 1686 der Royal Society seine Principia mathematica vorlegte, entwickelte Voltaires verdienstvoller Vorgänger, Fontenelle, in seinen berühmten Gesprächen La pluralité des mondes Cartesius' Wirbellehre, die Newton abgetan hatte. Vierzig Jahre später noch verteidigte Fontenelle diese Lehre in seiner Gedenkrede über Newton. Sie beherrschte in Frankreich Versailles und Paris, die Akademiker und die Jesuiten, die den Unterricht leiteten.

So große Resultate Cartesius auch in der Mathematik und in der reinen Philosophie erreicht hatte, in der Physik hatte er nur aus der Luft gegriffene Mutmaßungen vorgebracht: über die Ursachen der Schwerkraft, über die Natur des Lichts, über Ebbe und Flut. Die Wirksamkeit des Magnets erklärte er aus den Wirbeln schraubenförmiger Moleküle.

Voltaire schrieb seine Eléments de la philosophie de Newton – die kein Auszug aus Newtons Principia, sondern eine selbständige Darstellung seiner Entdeckungen in Optik und Astronomie sind. Der Kanzler d'Aguesseau verweigerte die Erlaubnis zum Druck des Werkes. Es erschien in den Niederlanden. Voltaire eroberte den Hof und den Adel, die Damen und die Abbés, die bisher Fontenelle gehuldigt hatten, erläuterte die neuen Ideen vom Gesetz der Schwere, von der Brechung der Lichtstrahlen und entfernte große Mengen von Irrtümern, D'Alembert und Lavoisier den Weg bahnend.

Er hatte als Naturforscher einen sichereren Blick für das Wesen gewisser Naturerscheinungen als sogar Réaumur und Euler und war in seinen Ahnungen und Vermutungen seinem Zeitalter weit voraus. Was ihn in seiner Forschung hemmte, war nur der niedrige Standpunkt der damaligen Chemie und die Unmöglichkeit einer genauen Kraftmessung und Wägung. Er erhob sich mit vollkommener Geistesunabhängigkeit über die naturwissenschaftlichen und metaphysischen Irrtümer, die zu seiner Zeit von den größten Namen (wie Cartesius und Leibniz) vertreten wurden. Der gesunde Menschenverstand, der bei ihm so entwickelt war, daß er zur Genialität ward, brachte ihn dahin, Hirngespinste zu durchschauen und zu zerstreuen, um nur auf Erfahrung zu bauen.

Seine Begrenzung, auch auf dem Gebiete der Naturwissenschaft, verrät sich da, wo der gesunde Menschenverstand, sogar in seiner höchsten Entwicklung, nicht hinreicht. Er konnte sich hier und da sogar über Buffon erheben, wenn dieser sich dem Glauben an eine gewisse phantastische Urzeugung hingab, und ergoß seinen Spott auf jene angebliche Art von Aal, die sich aus Mehl und Hammel-Jus bilden sollte. Dagegen gelangte er mit seinem übergroßen Hang, an das unmittelbar Einleuchtende, das Handgreifliche als das einzig Überzeugende zu glauben, dahin, die Versteinerungen, deren Wesen doch schon der geniale Töpfer der Renaissance, Bernard Palissy, begriffen hatte, als zufällige Bildungen zu betrachten. Und in seinem an und für sich berechtigten Unglauben gegenüber der biblischen Sintflutmythe, die man durch die auf Bergen aufgefundenen Muscheln beweisen wollte, verkannte er die wahre geologische Grundauffassung, die schon lange vorher Leonardo, späterhin Goethe so natürlich fiel. Dagegen besaß er, in scharfem Gegensatz zu Goethe, ein feines Gefühl für Newtons mathematische Physik und eignete sich die induktive Methode an.

In zahlreichen Fällen, in denen Voltaire das Richtige bezweifelte, beruht sein Irrtum nur darauf, daß zur Widerlegung seiner Einwendungen noch ein Jahrhundert der tiefsten Forschungen erforderlich war; so, als er die Lehre von der Erhaltung der Kraft verwarf, weil beim Zusammenstoß unelastischer Körper Kraft verschwindet und weil in den Tieren Kraft entsteht. So beschäftigte auch seine Zeitgenossen und ihn selbst die Frage, woher die Kraft käme, wenn durch einen Funken ein Brand entstünde.

Voltaire besaß in Cirey einen physischen Apparat und die chemischen Hilfsmittel jener Zeit, ein Laboratorium und eine Dunkelkammer. Er ist der erste, der einen von Newton angedeuteten, nicht unwichtigen optischen Versuch ausgeführt hat. Mit seiner Beobachtung, daß die gleichen Mengen verschiedener Flüssigkeiten in verschiedener Temperatur nicht die Durchschnittstemperatur annehmen, stand er knapp vor der Entdeckung der spezifischen Wärme der Körper.

Und er hätte bloß seine Ideen über die Verkalkung der Metalle und das zusammengesetzte Wesen der Luft ein wenig weiter zu entwickeln brauchen, um als der erste den Sauerstoff und die Sauerstoffaufnahme zu entdecken, die ja tatsächlich erst durch Scheele 1774, also vierzig Jahre später, gefunden wurden. Nicht ohne Grund haben also die großen Naturforscher des 19. Jahrhunderts Voltaires chemischen Forschungen die höchste Achtung erwiesen.

Es war die Naturwissenschaft, die ihn befähigte, den Unterschied zwischen der Kriegsgeschichte der damaligen Zeiten und der Kulturgeschichte, die er schuf, wahrzunehmen. In Hunderten seiner kritischen Versuche und seiner Briefe springt, mit Mut und Klarheit ausgedrückt, der naturwissenschaftliche Grundgedanke hervor. Als Historiker und Poet sah er kraft seiner Geistesgeschmeidigkeit die Begebnisse wechselweise vom allgemein irdischen Standpunkt (wie in seiner Geschichte Karls des Zwölften) und vom überirdischen, von welchem aus die Erde sich ausnimmt wie ein Weltkörper unter den anderen (so in dem Essai sur les mœurs und in Micromégas).

Eine Geschichtsforschung, die wie die Voltaires auf Naturwissenschaft aufgebaut ist, fühlt die Erbärmlichkeit der bisherigen Kriegsgeschichte der Menschheit, dieses Referats unaufhörlicher Kämpfe um ein paar Streifen Landes, und die Unwürdigkeit ihrer Kirchengeschichte, dieses traurigen Berichtes über die Fieberträume der Menschheit von den Aufenthaltsorten und Offenbarungen höherer Wesen, die mit dem Namen Religion geschmückt sind.

Seit Erasmus' Zeit hat niemand den Krieg so gehaßt und verabscheut wie Voltaire.

Er hat uns die Umstände erzählt, die ihn zur Philosophie der Geschichte führten. Madame du Châtelet sagte eines Tages zu ihm, sie (die so hervorragend in Mathematik und Physik war) hege einen wahren Widerwillen gegen Geschichte. »Was nützt es mir, einer Französin, die auf ihrem Landgut lebt, zu wissen, daß in Schweden Egil auf Hakon folgte oder daß Ottoman in der Türkei ein Sohn Ortoguls war. Ich habe mit Vergnügen die Geschichte der Griechen und Römer gelesen, die mir große anziehende Bilder bot. Aber ich bin nie imstande gewesen, die Geschichte irgendeines modernen Volkes zu Ende zu lesen: Haufen kleiner Begebenheiten ohne Zusammenhang, eine Masse Feldschlachten, die nichts bedeuten.«

Voltaire antwortete, das Studium der Geschichte würde kaum Zeitverlust sein, wenn man alle die Einzelheiten, die so langweilig wie unglaubwürdig seien, fortließe und die großen Züge, die von diesen Einzelheiten erstickt werden, festhielte. Diese Züge würden dann den Zustand der Sitten malen; jenes Chaos würde sich in ein Gemälde verwandeln, und wir würden statt einer bunten Menge von Namen, Jahreszahlen und Fabeln die Geschichte des Menschengeistes selbst gewinnen.

Für ihn waren Gesetze, Kunst, Literatur, Sitten der Hauptgegenstand des Forschers; die Einzelheiten, die zu nichts führen, dagegen ein unnötiger Ballast, der entfernt werden mußte. So wurde er der Schöpfer der modernen Kulturgeschichte.

VII

Nicht als Historiker, sondern als Dichter genoß Voltaire bei seinen Zeitgenossen das größte Ansehen. Er war ein geborener Dichter, schrieb von seinen frühen Knabenjahren an vorzügliche Verse, und diese Gabe blieb ihm bis in das Greisenalter treu. Niemand hat ihn in jener Haupttugend des Schriftstellers, die man Kürze und Bündigkeit nennt, übertroffen – weder in Vers noch in Prosa. Außerdem aber war in seinen besten Versen eine gewisse einschmeichelnde Melodie, die jener anderen vorgriff, die hundert Jahre später Lamartine die Herzen gewann.

Voltaire wurde von seinen Zeitgenossen als Dichter überschätzt. Für Friedrich den Großen wie für Katharina die Zweite war er als Epiker größer als Homer, war Vergil und Ariosto vollkommen ebenbürtig. Heutigentags zählt er als epischer Dichter kaum mehr mit. Als Lyriker parallelisierten die Zeitgenossen ihn mit Horaz, mit dem er sich doch nicht vergleichen läßt. Was wir heutzutage am höchsten schätzen, sind seine kurzen epigrammatischen Gedichte. Diese sowie die kleinen philosophischen Romane, seine witzigen und phantastischen Schelmereien in erzählender Form, in Gesprächs- oder Briefform sind künstlerisch gesehen das Vollkommenste, das er geschaffen hat, und das, was weiterleben wird.

Candide mit seinem tiefen und durchgeführten Spott über Popes und Leibniz' gründliche Zufriedenheit mit der Weltordnung und mit seiner übermütigen Schilderung, wie es den Zuversichtlichen und Vertrauensvollen auf dieser Erde geht –, dürfte ebenfalls Unsterblichkeit beschieden sein.

Als Tragiker und überhaupt als Dramatiker bildet Voltaire in der französischen Literatur den Übergang von Racine zu Victor Hugo. Nachdem er die Tragödien seiner Jugend hinter sich hat, werden seine Schauspiele mehr und mehr zu beredten Melodramen, wie die Hugos, nur in klassischem Stil. So groß auch Voltaires komisches Talent war, so überströmend reich an Witz er außerhalb der Bühne sein konnte, mangelte es ihm als Komödiendichter an wahrer Begabung: er hat nicht ein einziges Lustspiel geschaffen, das etwas taugt. Wer sich an seinem Witz vergnügen will, der sich nur mit dem der witzigsten Männer der Erde vergleichen läßt und von keinem übertroffen wird, der darf ihn nicht in seinen Bühnenarbeiten suchen.

Horace Walpole hat gesagt: Die Welt ist eine Komödie für den, der denkt, eine Tragödie für den, der fühlt.

Da Voltaire sowohl dachte wie fühlte, wechselte bei ihm die satirische Laune gegenüber Niedrigkeit und Lächerlichkeit mit dem Entsetzen angesichts der Verbrechen des tyrannischen Fanatismus.

Er war der rücksichts- und schamlose Spötter mit dem teuflischen Witz, der sich zu einem Engel des Lichts wandelte: der große Luzifer selbst. Und als solcher flößte er sogar wenig empfindsamen Männern und Frauen Ehrfurcht ein.

Als Katharina von Rußland in Petersburg das Gemach betrat, wo die Bücher Voltaires, die sie nach seinem Tode angekauft hatte, aufgestellt waren, beugte sie sich tief vor seinem Porträt und sagte zu seinem Sekretär Wagnière: »Dies ist der Mann, dem ich alles verdanke, was ich weiß, und alles, was ich bin.«

Dem Fürsten von Ligne sagte sie einige Jahre später: »Ich wollte von dem Verkehr mit Euren geistreichen Männern auf istes (den Enzyklopädisten) profitieren; ich habe sie erprobt; ich habe sie kommen lassen, habe mitunter an sie geschrieben; sie haben mich gelangweilt und mich nicht verstanden. Nur einer war mein guter Beschützer, Voltaire. Wissen Sie, daß er es ist, der mich in Mode gebracht hat? Er hat mich für das Vergnügen, ihn zu lesen, gründlich belohnt und mich sehr vieles gelehrt, während er mich gleichzeitig unterhielt.«

Für sie war Voltaire der Austeiler des Ruhms, die Posaune der Fama in Person.

VIII

Er war gewiß nicht groß wie Michelangelo oder tief wie Spinoza oder Menschenschöpfer wie Molière.

Aber man vergleiche ihn mit Luther! Luther zieht noch heutigentags an durch seine urkräftige Natur, seine echte Volkstümlichkeit, sein ursprüngliches Streben, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Er war und blieb jedoch abergläubisch wie ein Mönch oder ein Bauer. Voltaire, obwohl in verschiedenen Punkten beschränkt, war von Aberglauben frei. Luther war notgedrungen unduldsam und wurde es immer mehr, Voltaire ist trotz seiner reformatorischen Leidenschaft, die nicht hinter der Luthers zurücksteht, der große Fürsprecher der Toleranz. Luther hatte mit all seinem Pochen auf das Recht der Natur der naturwidrigen katholischen Askese gegenüber, keinen Begriff von Naturwissenschaft. Voltaire war ein Naturforscher von Rang, der so weit gelangte, wie es in seinem Zeitalter möglich war.

Im Vergleich mit den Anregungen, die Voltaire mitgeteilt und dem Einfluß, den er ausgeübt hat, erregte Luthers Wirksamkeit wohl einen tieferen Aufruhr der Gemüter, aber sie war eingeschränkt und einschränkend. Luther hat befreit. Voltaire befreit noch.

In dem öffentlichen Bewußtsein steht er noch heute als der große Spötter. Aber schon in seiner zweiten Lebenshälfte betrachtete seine Umgebung ihn mit anderen Augen. Gräfin de Genlis, die als eifrige Katholikin eine tiefe Abneigung gegen Voltaire empfand, ihn aber doch, wie alle Welt, in Ferney besuchte, schrieb von ihm: »Seine Porträts und Büsten sind sehr ähnlich. Aber kein Künstler hat seine Augen wiedergegeben. Ich erwarte sie glänzend und feurig zu finden – und sie haben wirklich den geistreichsten Blick, den ich kenne. Aber es ist gleichzeitig etwas Samtartiges in ihnen, eine unbeschreibliche Milde.«

Dieselbe Dame schrieb, nachdem sie die Anlagen bei Ferney gesehen hatte: »Er ist hier größer als in seinen Büchern; denn man bemerkt überall eine geniale Güte. Und man kann sich nicht denken, daß dieselbe Hand, die soviel Gottloses, Falsches und Boshaftes geschrieben, soviel Edles, Verständiges und Nützliches geschaffen hat. Er zeigte uns Fremden seine Stadt, belehrte uns einfach, natürlich über alles, was er aufgeführt und ins Werk gesetzt hatte, und schien sich doch keineswegs damit zu brüsten. Ich kenne niemanden, der dazu imstande wäre.«

Ist es nicht merkwürdig, daß Voltaire endet, wie siebzig Jahre später Goethes Faust zu enden träumt, als großer, nach allen Seiten Segen verbreitender Herr über die Bewohner einer freien und glücklichen Kolonie, die er selbst gegründet hat?

Steht man im Foyer des Théâtre Français, dieses Raumes, der einige Jahrhunderte lang einer der Brennpunkte des geistigen Europas gewesen ist, so sieht man alle größeren und kleineren Dramatiker Frankreichs in ausgezeichneten Büsten längs der Wände aufgereiht, ein ganzes marmornes Heer des Geistes. In dem ersten großen Saal der Mitte aber, gegenüber dem Spiegel, vor welchem Corneilles und Molières Büsten stehen, ist eine einzige, allesbeherrschende Statue aufgestellt, Houdons berühmtes Bildwerk des sitzenden Voltaire, das über alle Büsten emporragt mit seinem unbeschreiblichen Lächeln und dieser klugen Hand, die um die Stuhllehne verankert ist.

Dies war freilich nicht die Stellung, die dieser Mann zu seinen Lebzeiten einnahm. Von Ludwig dem Sechzehnten ebenso verabscheut, wie er es von Ludwig dem Fünfzehnten gewesen war, war er tatsächlich sein ganzes Leben aus Paris verbannt, und als er während seines letzten Pariser Besuches starb, wurde trotz aller Bemühungen die Erlaubnis, ihn dort begraben zu dürfen, verweigert. Er selbst hatte stets gefürchtet, daß sein Leichnam auf den Schindanger geworfen werde. In seinen jungen Tagen, als die Geistlichkeit seiner guten Freundin, der großen und edlen Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, ein Grab verwehrte, hatte er die berühmten Zeilen geschrieben:

Ah, verrai-je toujours ma faible nation,
Incertaine en ses vœux, flétrir ce qu'il admire,
Nos mœurs avec nos lois toujours se contredire
Et le Français volage endormi sous l'empire
De la superstition!

Als er starb, wurde auch ihm ein Grab verwehrt, und der schmächtige kleine Leichnam entkam der Gefahr, sogleich in irgend ein Loch auf ödem Feld geworfen zu werden, nur dadurch, daß der Neffe des Toten ihn in tiefster Heimlichkeit nach der Abtei Scellières in der Champagne bringen ließ, in deren Keller man mittels Überrumpelung und unschuldigen Betrugs den einfachen Sarg versteckte. Der Prior der Abtei erhielt später seinen Abschied, weil er dem Sarg einen Platz gewährt hatte.

In dieser Abtei stand nun dieser Sarg dreizehn Jahre lang namenlos. Dann erfolgte im Juli 1791 während der Revolution der feierliche Einzug des von zwölf weißen Rossen gezogenen Sarkophags in Paris. Er wurde mit einer Huldigung empfangen, wie Paris sie niemals, weder früher noch später, den irdischen Überresten eines Königs oder Kaisers erwiesen hat. Als fünfzig Jahre danach Napoleons Sarg aus St. Helena heimgebracht wurde, war die Begeisterung im Vergleich dazu sehr gering.

Im Jahre 1814 aber brach zur Nachtzeit eine Schar junger Reaktionäre in das Pantheon ein, öffnete den Sarg, füllte Voltaires Knochen in einen Sack, führte sie bei Nacht und Nebel zu einem Abladeplatz und begrub sie an dieser Stelle, wo sie nie mehr aufzufinden waren.

So endeten auf dem Abladeplatz die körperlichen Überreste desjenigen, der von seinen Zeitgenossen lange als ihr Genius verehrt wurde, der in der Revolutionszeit als mehr denn ein Halbgott galt, und in dem die Nachwelt die große Gestalt sieht, die nicht bloß der Literaturgeschichte gehört, sondern in der Weltgeschichte ihren Platz hat.


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