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Ueberschrift: »Sigurd's Gespräch mit Brynhild«.
Da war auch | heimgekommen zu Heimi Brynhild, seine Pflegetochter: sie saß in einer Kammer mit ihren Mägden; mehr Geschicklichkeit hatte sie denn andere Frauen. Sie bedeckte ihren Teppich Gewebe, an dem sie arbeitete. mit goldenem Grunde und stickte darauf die Großthaten, die Sigurd verrichtet hatte, den Tod des Wurmes, und die Erbeutung des Hortes und den Tod Regin's.
Und eines Tages, heißt es, ritt Sigurd zu Walde mit seinen Hunden und Habichten und vielem Gefolge, und als er heim kam, flog sein Habicht auf einen hohen Thurm, und setzte sich an ein Fenster. Sigurd stieg dem Habichte nach; da sah er ein schönes Weib, | und erkannte, daß es Brynhild war Jedenfalls ein Zusatz des Sagaschreibers, hervorgegangen aus seiner irrthümlichen Vermischung der Brynhild mit Sigrdrifa (s. oben S. 92**). Offenbar kannte er die erblickte Frau nicht, wie das folgende Gespräch mit Alsvinn zeigt., und ihn dünkte gleicherweise vortrefflich ihre Schönheit wie ihre Arbeit.
Er kam in die Halle, und | wollte keine Kurzweil mit den Männern haben. Da ||137) sprach Alsvinn: »Warum seid ihr so schweigsam? Dies dein Benehmen härmt uns und deine Freunde; warum willst du denn nicht fröhlich sein? Deine Habichte lassen den Kopf hängen und das Roß Grane gleicherweise; lange aber wird es währen, bis D. h. »Wir werden Mühe haben, dem abzuhelfen.« wir dem abhelfen können.« Sigurd antwortete: »Guter Freund, höre, was ich sinne: mein Habicht flog auf einen Thurm, und als ich ihn holte, da sah ich ein schönes Weib Zu S. 111, Z. 16 bis hierher vgl. den ähnlichen Eingang der Skirn.; sie saß an einem goldigen Teppich, und stickte darauf meine vergangenen und vollbrachten Thaten.« Alsvinn antwortete: »Du hast Brynhild, Budle's Tochter, gesehen, welche ein treffliches Weib ist.« Sigurd erwiderte: »Das wird wahr sein; wie [lange] ist es denn, daß sie herkam?« Alsvinn antwortete: »Es war kurz vor eurer Ankunft.« Wörtlich: »Es lag wenig Zeit dazwischen, als ihr kamet.« Sigurd sprach darauf: »Das erfuhr ich [erst] vor wenig Tagen Nämlich, als Sigurd Brynhild vom Thurme aus erblickte (S. 111 f.).; diese Frau erschien mir als die schönste auf der Welt!« Alsvinn antwortete: »Richte nicht deine Gedanken auf das Eine Weib, du solch ein Mann; es ist übel um das zu sorgen, was man nicht erhalten kann.« » Sie muß ich besuchen (sprach Sigurd) und ihr Gold geben Der Brautschatz (S. 63**) ist gemeint, vgl. Grip. 30, 5 ff., mich ihrer Gunst erfreuen und ihre Gegenliebe erwerben.« Alsvinn entgegnete: »Noch ward kein Mann in aller Welt erfunden, dem sie den Platz neben sich vergönnt oder Bier zu trinken gegeben hätte: | sie will an Heerfahrten theilnehmen und allerlei Ruhmesthaten vollbringen.« Sigurd antwortete: »Ich weiß nicht, ob sie mir antworten wird oder nicht, oder mir einen Platz neben sich vergönnen.« Gemeint ist wohl: »ob sie mir nicht doch antworten wird« u. s. w.
Und am andern Tage darauf ging Sigurd zu ihrer Kammer, Alsvinn aber stand außen neben der Kammer und schäftete seine Pfeile. Sigurd sprach: »Heil euch Eigentlich: »Sitzt heil!«, Frau! Wie ergeht es euch?« Sie antwortete: »Wohl ergeht es mir: Verwandte und Freunde leben. Aber ungewiß ist, welches Glück man bis zu seinem Todestage hat.« Er setzte sich neben sie. Darnach kamen vier Frauen herein mit großen Tischbechern von Gold und voll des besten Weines, und standen vor ihnen. Da ||138) sprach Brynhild: »Dieser Sitz wird wenigen D. h. keinem. verstattet, außer wenn mein Vater kömmt.« Er antwortete: »Jetzt ist er dem vergönnt, von dem es mir lieb ist.« D. h. »von dem ich wünsche, daß ihm der Platz zu Theil werde« (den ich am liebsten auf diesem Platze sehe), nämlich: mir. Das Zimmer war umhangen mit den kostbarsten Umhängen, und der ganze Fußboden mit Decken belegt. Sigurd sprach: »Nun ist das erfüllt, was ihr mir verhießet.« Dieser Satz scheint die oben S. 92** besprochene Vermischung der Brynhild mit Sigrdrifa vorauszusetzen. Sie antwortete: »Ihr sollt hier willkommen sein.« Sodann stand sie auf, und die vier Maide mit ihr, trat vor ihn mit einem Goldbecher und hieß ihn trinken. Er streckte die Hand aus nach dem Goldbecher und ergriff ihre Hand mit Derselbe Zug begegnet öfter in der Heldensage, z. B. Thidr. s. Kap. 97 (S. 263) von Dietleib und bei Paul. Diak. 3, Kap. 30 von Authari. und setzte sie neben sich. Er faßte sie um den Hals und küßte sie und sprach: »Kein Weib ward je schöner geboren als du.« Brynhild sprach: »Ein weislicherer Rath ist es, sein Vertrauen nicht in Weibes Gewalt zu setzen D. h. »dein Vertrauen nicht auf ein Weib setzen, so daß du dich in ihre Gewalt begiebst.«, denn sie brechen stets ihre Gelübde.« Derselbe Gedanke kehrt öfter wieder, z. B. Háv. 83; Thidr. s. Kap. 350, S. 366. Er sprach: » Der Tag würde mir als der glücklichste anbrechen, an dem wir einander genießen könnten.« Brynhild antwortete: »Nicht ist es beschieden, daß wir beisammen wohnen sollen: ich bin eine Schildmaid, und trage den Helm bei Heerkönigen, und denen will ich zu Hilfe kommen, denn nicht ist mir leid zu kämpfen.« Sigurd antwortete: » Dann wird es uns am besten gedeihen, wenn wir beisammen wohnen; und schwerer ist es den Harm, der hierauf Nämlich auf der Nichterfüllung unseres Wunsches nach Vereinigung. lastet, zu dulden als scharfe Waffen.« Brynhild antwortete: »Ich werde die Schaar der Heermannen mustern, du aber wirst Gudrun, Gjuke's Tochter, heirathen.« Sigurd antwortete: »Nicht trügt mich eines Königs Tochter, und nicht neige ich hierin zum Wankelmuth, und ich schwör' es bei den Göttern, daß ich dich haben will oder keine Frau sonst.« Sie sagte dasselbe. Sigurd dankte ihr für diese Aeußerung und gab ihr einen Goldring, | und schwuren sich nun von neuem Bezieht sich auf S. 106*; vgl. die Anm. daselbst. Eide. Darauf ging er hinweg zu seinen Mannen, und war dort eine Weile in großen Ehren.