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Wo im Wald die Glockenblumen
Neben moos'gem Stamme nicken,
Saß Jung Gudula und harrte
Sehnsuchtsvoll des lieben Freundes.
Wie die bunte Eintagsfliege,
Die mit schillernd buntem Flügel
Blitzend durch die warme Luft schießt,
– Alte Mähr lebt in dem Volke,
Daß die Seelen schöner Mädchen,
Welche dem Geliebten treulos,
In Libellen sind verzaubert –
Also schwirren die Gedanken
Durch des Waldkinds Köpfchen, unklar
Hin und her in laun'gem Zickzack,
Ohne Form, Gestalt und Farbe;
Aber dann, gleich der Libelle,
Fest an einer Blüthe haftend,
Und die Blüthe hieß: die Minne!
Noch verstand sie nicht zu deuten
Ihrer Seele tief Empfinden,
Doch sie ahnte, daß gar seltsam
Wunderbares vor sich ginge
Tief und selig ihr im Herzen. –
Heimlich aus den Blüthenhäuschen
Lugten mit den Sternenaugen
Nach der jungen Maid die Hulden,
Lächelten und nickten schelmisch
Sich einander zu und wiegten
Sich auf schwankem Blumenstengel,
Daß die zarten Schleier flogen.
Manchmal kam ein Dorn, ein scharfer,
Riß das fein Geweb' in Stücken,
Daß es weit zur Luft hinein trieb –
»Alten Weibersommer« nennen's
Dann die thöricht blinden Menschen,
Und sie ahnen nicht, daß solche
Schleier weh'n vom Haupt der Elfen! –
Süßen Harzduft trägt ein Luftzug
Von den Kiefern her. – Goldkäfer,
Der am bork'gen Stamme rannte
Und sich kühn auf Dirnleins Hand schwang,
Sucht erschrocken zu entfliehen,
Da die Finger jäh sich regen,
Rollt zurück und fällt plump zappelnd
In das schwellend graue Waldmoos.
Dürres Astwerk knackt im Tanne,
Und es rauscht in welken Blättern
Wie von hast'gen Menschenschritten.
Gudula schrickt auf: »Er ist es!«
Doch in großen, luft'gen Sätzen
Bricht ein Rüde durch das Buschwerk,
Fangulf ist's, der Freund schön Nellas,
Springt herzu und schweift ums Waldkind
Freudig bellend, es zu grüßen.
Gleicherzeit »Hai ho!« im Walde,
Und im schmucken Jägerkleide
Naht behend zu Fuße Nella,
Hinter ihr kommt Hans, der Treue.
Gudula eilt ihr entgegen,
Will »Grüß Gott!« ihr fröhlich sagen
Und verstummt, da sie ihr Antlitz
Sieht so bleich und ernst gefurchet.
Schweigend drücken sie die Hände,
Setzen auf den Stamm sich, harren
Beide, daß die Andre spreche.
»Komme heut' mit einer Bitte,«
Seufzet endlich Petronella,
»Und ich hoffe, liebe Kleine,
Deiner sichern, frohen Zusag'!
Sieh', es ist zum letzten Male,
Daß ich heut' an Deiner Seite
Hier in diesen trauten Wäldern
Athmen kann, zum letzten Male,
Daß mein Aug' dies Thal erblickt,
Und zum allerletzten Male
Bin ich glücklich dann gewesen!
Morgen früh geht's fort zum Rheine.
O, mein Gott, welch' tiefer Jammer
Faßt mich bei dem Worte scheiden!«
»Ach, so bleibet! – sprecht, was treibt Euch?«
Flüstert Gudula mit Thränen,
Und sie drückt der Edeldame
Weiße Hand schnell an die Lippen,
»Brecht nicht mit solch' trüber Botschaft
Mir das Herz! Denn Euch verlieren,
Heißt mir bittern Schmerz bereiten,
Heißt mich einsamer denn je sein!
Hat Sophia nicht, die Fürstin,
Euch gebeten, als Hoffräulein
Immerdar bei ihr zu bleiben?
War't es jüngst auch ganz zufrieden,
Und nun plötzlich diese Wandlung?«
Finster blickte Nella: »Weißt Du
Nicht, wie wenig Stunden oftmals
Eine Sonnenlichte Erde,
Eine Welt voll hoffend Blühen
In die tiefste Nacht versenken?
Eine Wolke deckt den Himmel,
Und die gold'ne, stolze Sonne
Sinkt hinab in freudlos Düster,
Aller Lust zum frühen Ende.
Also ist auch meine Sonne
Und mein Glück mir jäh versunken,
Nichts mir lassend, als die dunkle
Sehnsucht, balde ihm zu folgen,
Zu vergessen, – zu versinken,
Ohne je zurück zu kehren!«
»Nach dem Rheine zieht Ihr, Fräulein?«
»Ja, nach jenem fernen, grünen
Wundervollen Rheinstrom, Dirnlein;
Sieh, und solches möcht' ich bitten,
Daß Du mir zum Deuernschlosse
Mögest als Gespielin folgen,
Denn gar tief hab' ich ins Herz Dich
Lieb und freundlich eingeschlossen.
Willst Du, Gudula, mir folgen?
Gott im Himmel wird's Dir lohnen,
Und mit Liebe, Treu' und Güte
Werde ich Dir's ewig danken.« –
»Fort von hier?« Wie leiser Wehschrei
Ringt sich's von des Waldkinds Lippen,
Und mit angstvoll großen Augen
Starrt sie vor sich hin ins Leere,
»Fort von hier? – ich kann's nicht fassen;
Müßt' ja welken und vergehen,
Wie das Haidekraut verkümmert
Trostlos in dem prächt'gen Garten.«
»Gudula!« fleht Nella leise,
»Nein, Du sollst nicht ewig scheiden,
Wenn Du willst, nach einem Jahr schon
Laß ich Dich zur Heimath kehren,
Früher schon, faßt Dich das Heimweh;
Will Dich ja nicht ketten, Dirnlein,
Nur Dich anfleh'n, mich zu trösten.
Will die Einsamkeit mich tödten.
Antwort' jetzt nicht! solche Sache
Will wohl, reiflich überlegt sein,
Und drum geh' zu Mutter Dorte,
Frag' um Rath sie und bedenk' es,
Ob's Dein Glück nicht sei, zu folgen;
Den Entschluß, den Du gefaßt hast,
Bringst Du mir empor zur Wartburg
Heute Abend noch, denn morgen
Mit dem frühsten muß ich reisen.
Sorg' für nichts, denn was Du brauchest,
Findest Du in meinem Vorrath,
Nur ein treues Herz voll Liebe
Bring' mir zu, – und somit, Guda,
Lebe wohl! – ich harre Deiner,
Und so Gott will, nicht vergebens.«
*
Einsam, schweigend sitzt das Waldkind;
In dem Schooße ruh'n die Hände,
Große Thränen rollen langsam
Ueber die gebräunten Wangen,
Und die Augen blicken glanzlos
Starr herab auf Gras und Blüthen.
»Soll mein Herz mitbringen«, seufzt sie,
»Das just, was allhier im Lande
Wohl in Ewigkeit verbleibet.
Und Gerhardus? – Nein, ich kann's nicht,
Kann nicht leben, wenn ich nicht mehr
Seine traute Stimme höre,
In die blauen Augen schaue,
Die kein Himmel mir ersetzet.
Einsam ist er, wenn ich gehe,
Keine Seele ist auf Erden
Der er sich mag offenbaren,
Und das Angedenken aller
Stunden, die wir hier verplaudert,
Wird ihn nicht beglücken. Ach, denn
Doppelt fühlt er sich verlassen,
Denkt er dran und muß sie missen!
Doch die Mutter! – Freudenthränen
Wird sie weinen meinem Glücke,
Wird dem Himmel danken, daß er
Also gnädig mich versorget. –
Ach, was thu ich, liebe Heil'gen?
Ach, erbarmt Euch solchen Kummers!« –
Kinderjubel schallt im Walde.
»Gudula!« jauchzt's schon von ferne,
»Haia ho! – sag' an wo steckst Du?«
Und, kaum daß sie Antwort rufet,
Sieht sie auch die kleinen Brüder
Fern am Waldsaum; wie die Rehlein
Flink und zierlich kommt's gestürmet.
Gudula umschlingt den Kleinsten,
Hebt ihn kosend auf die Kniee,
Herzt und küßt sein blondes Köpfchen,
Während schnell die beiden Andern
Eifersüchtig näher drängen.
Aus dem Korbe läßt sie naschen
Alle drei die schwarzen Beeren,
Süß und köstlich, und des Kleinen
Blaugefärbtes, leckres Mäulchen
Spitzt sich stets aufs neu zum Kusse
Und sagt schmeichelnd: »Liebe Guda!« –
O, da war's, als sollten Thränen
Aus der Dirne Augen stürzen! –
Ganz versunken in dem Kosen
Dieser drei geliebten Buben,
Hört sie nicht die leisen Schritte,
Welche mählich näher kamen.
Halb versteckt vom stachlich grünen
Knirksbusch, stand der Mönch Gerhardus,
Schaute regungslos auf dieses
Holde, anmuthreiche Bildniß,
Und ein Schatten, trüb und schmerzlich,
Malte sich auf seinen Zügen,
Während seine Lippe seufzte
Und ein nie gekanntes Sehnen
Seine Brust zusammen schnürte.
»Wär's Dein Weib und Deine Kinder!«
Stöhnt er auf, »wie glücklich wärst Du!« –
Und er deckt auf Stirn und Augen
Jach die bleiche Hand und schüttelt
Angstvoll schnell das Haupt und murmelt:
»Führe uns nicht in Versuchung!«
Dennoch steht er, steht und schauet
Unverwandt nach den Geschwistern,
Wie ein Bettler, hungernd, frierend
An des Reichen Thür, durch welche
Fremdes, fernes, nie erreichtes,
Wonnereiches Glück ihm lächelt! –
»Wie nun, wär' sie eines Andern
Treue Hausfrau? – dies die Kinder – – «
Schwindelnd braust's durch seine Sinne,
Und ihm ist's, als müss' er zornig
Sich dazwischen werfen, rufen:
»Wehe Dir! und wehe ihnen!«
»Herr, mein Gott, erbarm' dich meiner,
Die Gedanken reden irre,
Fieber rast durch meine Glieder,
Malt mir tolle, wüste Bilder
Und verwirrt mit Teufelskünsten
Meiner Seele frommes Sinnen!
Nein! ich lüge, Gott – ich lüge! –
Hör' nicht solch' ein feig' Entschuld'gen!
Bin gesund, und die Gedanken
Hab' ich sündig längst geheget.
Gott der Gnade – des Erbarmens –
Warum hast Du jenes Mägdlein
Wundersam mir zugeführet?
Hab' sie nimmermehr gesuchet,
Ging nicht aus in falschem Trachten,
Du hast selber mich geleitet
In die Netze, die der Böse
Tückisch meinem Fuß gestellet! –
Nun ist's über mich gekommen,
Wie der gift'ge Hauch der Seuche,
Konnte mich davor nicht schützen,
Krankte heimlich, ohne Rettung;
Leib und Seel' verfiel dem Brande,
Der aus kleinen, schwachen Funken
So gewaltig lodernd aufwuchs,
Daß er nun mich ganz ergriffen,
Mich verzehrt in wilden Qualen!
Ja, ich liebe sie, – ich liebe!
Bin ich elend nicht genugsam,
Daß auch dieser Fluch noch treffe
Schwer mein Haupt, im Zorne Gottes? –
Ich bin Fleisch, und Fleisch ist sündig,
Wehe meinem schwachen Geiste,
Daß er einschlief, daß er hülflos
Der Versuchung mich anheim gab,
Diesem Fallstrick, der mich fällte! –
Der mich fällte? – nein! noch steh' ich,
Stehe mitten in dem Kampfe,
Und ich schrei' um Hülfe, Herrgott!
Ich bin schwach, zum Sterben elend,
Der Gefahr ins Auge schauen,
Als ein Held ihr kühnlich trotzen,
Hieße mich vernichten. – Feige
Bin ich, und ich kann's nicht.
Darum will ich Schwächling fliehen,
Fliehen mit dem Tod im Herzen,
Aber doch nicht als Meineid'ger,
Als ein Mann, der durch dies Fliehen
Doch zum Held wird! Was ist schwerer,
Als dem Glück den Rücken kehren?
Und mein Glück ist dieses Mägdlein. –
Lebe wohl denn, – lebe wohl denn!
Gudula, zum letzten Male
Sah ich Dich, und dieses Bild hier
Nehm' ich mit mir.« – Und die Arme
Weit und sehnend nach ihr breitend,
Bleich die Wangen wie ein Todter,
Neigt er vor sich, just als wollt' er
Mit den Blicken satt sich trinken
Für ein langes Pilgerfahren.
Da schlägt hell im Zweig ein Buchfink,
Und klein Heriberth dreht's Köpfchen.
»Guda!« ruft er angstvoll, »Guda!«
Und er weist erschreckt auf Gerhard.
Festgebannt steht der Karthäuser. –
Auge ruht in Auge, – fliehen
Kann er nicht mehr, nein, er kann's nicht!
Ihm entgegen tritt das Waldkind,
Bleicher, stiller wie gewöhnlich,
Reicht ihm ernst die Hand: »Gott grüß' Dich!
Habe recht auf Dich gewartet,
Freund Gerhardus, wicht'ge Dinge
Gilt es heute zu berathen!« – Jäh zusammen
Schrickt der Mönch. »Was soll es? rede!«
Stottert er mit hast'gem Athem. –
Nach dem Baumstamm weist die Dirne,
Setzt sich zu ihm, und die Buben
Schickt sie fort zum Kräutersuchen.
Dann beginnt von Nellas Vorschlag
Sie ihm ehrlich zu berichten.
Als sie Alles ihm erzählet,
Schweigt sie, angstvoll an ihn blickend:
»Wirst Du zürnen nicht, Gerhardus?
Soll ich bleiben, soll ich gehen? –
Ach, solch' Scheiden bricht das Herz mir!«
Himmelwärts blickt der Karthäuser,
Ein verklärend Lächeln strahlet
Auf den bleichen, schönen Zügen,
Und die Hände voller Demuth
Und Ergebenheit gefaltet,
Murmelt er: »Hab' Dank, o Vater,
Daß Du so die Zweifel schlichtest,
Deine Gnade offenbarest!«
Und die Hand zum Segen legend
Auf das Haupt des Mägdleins, blickt er
Lange, lange voller Wehmuth,
Aber doch gefaßt und friedlich
In die süßen Kinderaugen,
Und er spricht: »so hat's der Himmel
Ueber uns verfügt. Ohn' Grollen,
Liebe Freundin, laß uns scheiden,
Dir und mir zum Heil, Gott will es.« –
Glanzlos blickt die Maid, es rollen
Thränen über ihre Wangen,
Tonlos flüstert sie: »so sei es, –
Lebe wohl – leb' wohl für immer.«
Bebend hält er ihre Rechte,
Hülflos ringt er in dem Kampfe,
Und da sie sich von ihm wendet,
Wie verletzt von seinem schnellen
Rath, zu gehen und zu scheiden,
Wie ihr Blick so herzzerreißend
Unglücklich durch Thränen leuchtet,
Da ist seine kaum erkämpfte
Und verzweiflungsvolle Stärke
Jäh gebrochen, – Zittern faßt ihn –
»Gudula!« – ein Aufschrei, qualvoll
Außer sich, klingt von den Lippen,
Und er preßt die Hand in seiner,
Und er flüstert: »Glaub' nicht, Mädchen,
Daß ich leicht Dich gehen heiße,
Gott allein weiß, was mich's kostet!
Doch es muß sein,
muß, lieb Mägdlein,
Denn gehst
Du nicht – muß
ich gehen,
Soll ich meine Seele retten,
Soll ich nicht im bittern Ringen
Zwischen Glück und Pflicht und Eidschwur
Als Verworfner untergehen! –
Muß ich Dich auch ewig lassen,
Lebt mir dennoch aller Ferne,
Allem Scheiden kühn zum Trotze,
Dein lieb Bildniß fort im Herzen,
Bleibt mit allem trauten Segen
Als Vermächtniß Deiner Freundschaft.
Gott behüt' Dich! – Zieh' in Frieden!
Mein Gebet wird Dich begleiten,
Und die Engel Gottes werden
Beiden uns den Frieden bringen,
Der verheißen den Gerechten!« –
Ruhiger war seine Stimme,
Leuchtender sein Blick geworden,
Und die Hände über ihren
Beiden Händen treu gefaltet,
Murmelt er: »Der Herr des Himmels
Hat's gegeben, hat's genommen,
Gottes Namen sei gelobet!« –
Und er wandte sich und eilte
Tief gesenkten Haupts von dannen.
Regungslos am moos'gen Stamme
Kniete Gudula und weinte,
Weinte heiße, bittre Thränen
Süßer, jungverblühter Minne,
Ach, und ewigen Entsagens. –
Ueber ihr im Buchenwipfel
Gurrt ein Pärlein wilder Tauben,
Summt's und surrt's von zarten Flügeln,
Flüstert's wehmuthsvoll im Laube.
Und der Wind erhebt sich leise,
Streift mit kühlem Athem seufzend
Um die Stirn des Waldkinds, daß die
Goldbraunlock'gen Haare wehen,
Wie ein Heil'genschein, im Glanze
Zitternd klaren Sonnenlichtes,
Und er streift die Blüthenglocken
Und die Gräser auf der Halde,
Daß sie grün und lautlos wogen,
Wie ein Meer von Wehmuthsthränen.
Und die Hulden senken traurig
Ihre rosigen Gesichtlein,
Sprechen zu dem Schmetterlinge:
»Schmeichle tröstend um die Arme,
Bringe Du ihr uns're Küsse,
Sage ihr, die Liebesfeien
Schweben vor den Thron der Minne,
Süßes Glück ihr zu erflehen;
Tröste, tröste unsern Liebling.«
Und das bunte Pfauenauge
Flattert drauf um Guda's Wangen,
Flüstert leis ins Ohr den Auftrag;
Aber bittrer schluchzt das Mägdlein,
Und die blauen Glockenblumen
Tragen selt'nen Thau im Kelche,
Thau, der sie zu Boden drücket
Mit der Last geheimer Sehnsucht,
Thränenthau aus Mädchenaugen,
Still geweint im Leid der Liebe!
Hulden, Vögel, Blumen lauschten,
Ob die Maid all' ihren Jammer
Nun im Liede künden werde,
Ob nicht wehmuthvolle Klage
Von den Lippen strömt, die Fülle
Ihres Elends auszuschütten?
Gudula, die einst so selig
Jubelnd in die Welt geschmettert,
Daß sie einen Freund gefunden,
Die doch oftmals hier im Walde
Ihrer Seele Lust gesungen,
Warum schweigt sie nun im Schmerze?
Lang' vergeblich war das Lauschen,
Gudula hat viele Thränen,
Doch kein Wort, kein einzig Liedlein,
Und so ward es kund den Blumen
Und den Vögeln tief im Walde:
»Was ein Mädchenherz empfindet,
Weint es Thränen heil'ger Liebe,
Dafür ward kein Laut erschaffen,
Das muß man in eig'ner Seele
Leiden, um es zu begreifen.«